John Huston
John Marcellus Huston [5. August 1906 in Nevada, Montana, USA; † 28. August 1987 in Middletown, Rhode Island) war ein US-amerikanischer Filmregisseur, Drehbuchautor, Filmschauspieler und Filmproduzent.
] (*Wirken
Zu Hustons bekanntesten Regiearbeiten gehören vier der Filme, die er mit Humphrey Bogart in der Hauptrolle drehte. Herausragend ist Hustons Regie-Debüt von 1941, Die Spur des Falken. Dieser Film begründete Bogarts und Hustons Weltruhm und gilt Filmhistorikern als erster film noir. Als Klassiker gelten heute ebenfalls die Bogart-Filme Der Schatz der Sierra Madre (1948), für dessen Regie Huston einen Golden Globe und einen Oscar erhielt, Gangster in Key Largo (1948) sowie African Queen (1951).
Weitere renommierte Regiearbeiten von Huston sind Misfits – Nicht gesellschaftsfähig von 1961 (mit Marilyn Monroe und Clark Gable in den Hauptrollen); die Mafia-Persiflage Die Ehre der Prizzis von 1985, für deren Regie Huston mit einem Golden Globe und einer Oscar-Nominierung ausgezeichnet wurde (in den Hauptrollen: Jack Nicholson und Kathleen Turner); und schließlich Die Toten von 1987, ein Film, für den Huston zahlreiche Preise erhielt, vor allem in Europa.
Insgesamt hat Huston in 47 Filmen Regie geführt. Als seine Spezialität gilt die Verfilmung anspruchsvoller literarischer Vorlagen. Die Spur des Falken beruht auf einem Roman von Dashiell Hammett, Der Schatz der Sierra Madre auf einem Roman von B. Traven, das Drehbuch zu Misfits stammt von Arthur Miller und dem Film Die Toten liegt eine Erzählung von James Joyce zugrunde. Zu den Literaturverfilmungen gehören auch folgende Regiearbeiten: Die rote Tapferkeitsmedaille (1951) nach dem Roman von Stephen Crane (Drehbuch: Albert Band und John Huston); Schach dem Teufel (1953) nach einem Drehbuch von Truman Capote; Moby Dick (1956) nach dem Roman von Herman Melville (Drehbuch: Ray Bradbury); Die Nacht des Leguan (1964) nach dem Theaterstück von Tennessee Williams (Drehbuch: Anthony Veiller und John Huston); sowie Unter dem Vulkan (1984) nach dem Roman von Malcolm Lowry.
Zwischen 1942 und 1946 drehte Huston eine Reihe von dokumentarischen Propagandafilmen für die US-Armee.
Angefangen hat Huston als Drehbuchautor und Schauspieler. Der erste Film, an dessen Drehbuch er mitwirkte, kam 1930 in die Kinos. Huston war zunächst ausschließlich als Koautor tätig, nicht immer wurde seine Beteiligung im Film ausgewiesen. Die Drehbücher, an denen er beteiligt war, wurden meist von renommierten Regisseuren verfilmt, u.a. von William Wyler, Carol Reed, Wilhelm Dieterle, Raoul Walsh, Howard Hawks, Frank Capra, Joris Ivens, Orson Welles und Robert Siodmak.
Das Drehbuch für Die Spur des Falken von 1941 war das erste, für das er allein verantwortlich zeichnete, und es war zugleich das erste Drehbuch für einen Film, der von ihm selbst inszeniert wurde; 1942 erhielt er für dieses Script eine Oskar-Nominierung. Auch das Drehbuch von Der Schatz der Sierra Madre von 1948 stammt von Huston; es wurde mit einem Oscar ausgezeichnet. Wenn Huston nach 1948 an Drehbüchern mitwirkte, bezog sich das nahezu ausschließlich auf Filme, in denen er selbst Regie führte. Insgesamt hat er für 36 Filme die Drehbücher (mit)verfasst.
Als Schauspieler trat Huston zum ersten Mal 1929 in einem Film auf, danach erschien er in 47 weiteren Kino- und Fernsehfilmen, zuletzt in seinem Todesjahr, also 1987. Er glänzte u. a. in der Rolle des Kardinal Glennon in dem Film Der Kardinal von 1963 (Golden Globe und Oscar-Nominierung als bester Nebendarsteller; Regie: Otto Preminger) sowie als Der Gesetzgeber in Die Schlacht um den Planet der Affen von 1973 (Regie: Lee Thompson). Besonders beeindruckend war er in der Rolle des reichen Schurken Noah Cross in Polanskis Chinatown von 1974. Der Name und die Figur des Noah Cross spielen auf den Monumentalfilm Die Bibel von 1965 an; Huston führte hier nicht nur Regie, sondern verkörperte auch den Patriarchen Noah und verlieh darüber hinaus zwei höheren Wesen seine Stimme: Gottvater und der Schlange des Paradieses.

Einige von Hustons Filmen sind Familienerzeugnisse. Unter seiner Regie erhielt sein Vater Walter Huston für eine Rolle in Der Schatz der Sierra Madre einen Oscar als bester Nebendarsteller. Seine Tochter Anjelica Huston erhielt für ihre Leistung in Die Ehre der Prizzis ebenfalls einen Nebendarsteller-Oscar. In Die Toten spielt sie unter der Regie ihres Vaters eine der Hauptrollen; das Drehbuch stammt hier von Hustons Sohn Tony Huston. In dem Film Mr. North von 1988 sind die Rollen umgekehrt verteilt: die Regie führte hier ein anderer Sohn, nämlich Danny Huston; John Huston selbst beteiligte sich an der Abfassung des Drehbuchs und firmierte als ausführender Produzent (Executive Producer).
Insgesamt fungierte John Huston in neun Filmen als Produzent, außer in Mr. North führte er dabei immer auch Regie; für "Moulin Rouge" von 1952 hatte er darüber hinaus auch noch das Drehbuch verfasst.
Huston hatte viele Interessen, u. a. Kunst, Pferdezucht und Fuchsjagd, lebte lange in Irland und kultivierte das Image eines rauhen Mannes, für den Alkohol, Zigaretten und Frauen unverzichtbar sind. Daneben war er auch ein Liberaler, der mit seinem Freund Humphrey Bogart gegen die antikommunistischen Untersuchungen von Senator Joseph McCarthy protestierte.
Filmografie
Legende:
- 1 Jahr der ersten öffentlichen Aufführung
- 2 Produktionsland (Ländercodes siehe hier)
- 3 Art der Beteiligung: Produktion, Regie, Buch, Schnitt, Darsteller
- * ohne namentliche Nennung
bis 1959
ab 1960
Auszeichnungen
Academy Awards, USA
- 1949 Oscar für die beste Regie (Der Schatz der Sierra Madre)
- 1949 Oscar für das beste Drehbuch (Der Schatz der Sierra Madre)
Golden Globes, USA
- 1949 Golden Globe Award für den besten Regisseur von Der Schatz der Sierra Madre
- 1964 Golden Globe Award für die beste Nebenrolle in Der Kardinal
- 1986 Golden Globe Award für den besten Regisseur von Die Ehre der Prizzis
American Film Institute, USA
- 1983 Life Achievement Award
Bodil Awards
- 1989 Bodil für den besten (nicht europäischen) Film (Die Toten)
Boston Society of Film Critics Awards
- 1986 BSFC Award für den besten Regisseur von Die Ehre der Prizzis
Directors Guild of America, USA
- 1983 'Life Achievement Award
Film Society of Lincoln Center
- 1980 Gala Tribute
Fotogramas de Plata
- 1989 Fotogramas de Plata für den besten (ausländischen) Film (Die Toten)
French Syndicate of Cinema Critics
- 1989 Critics Award für den besten Film (Die Toten),
gemeinsam mit Out of Rosenheim
Guild of German Art House Cinemas
- 1987 Guild Film Award - Silver für den besten (ausländischen) Film Die Ehre der Prizzis
Independent Spirit Awards
- 1988 Independent Spirit Award für den besten Regisseur von Die Toten
Italian National Syndicate of Film Journalists
- 1957 Silver Ribbon für den besten Regisseur (ausländischer Film) von Moby Dick
London Critics Circle Film Awards
- 1989 ALFS Award für den besten Regisseur von Die Toten
Los Angeles Film Critics Association Awards
- 1979 Career Achievement Award
National Board of Review, USA
- 1948 NBR Award für das beste Drehbuch (Der Schatz der Sierra Madre)
- 1950 NBR Award' für den besten Regisseur von Asphalt Dschungel
- 1956 NBR Award für den besten Regisseur von Moby Dick
- 1984 Career Achievement Award
National Society of Film Critics Awards, USA
- 1948 NSFC Award für den besten Regisseur von 'Der Schatz der Sierra Madre
- 1956 NSFC Award für den besten Regisseur von Moby Dick
- 1985 NSFC Award für den besten Regisseur von Die Ehre der Prizzis
- 1986 NSFC Award für den besten Regisseur von Die Ehre der Prizzis
Tokyo International Film Festival
- 1987 Special Achievement Award für Die Toten
Venedig Film Festival
- 1953 Silver Lion für Moulin Rouge
- 1985 Career Golden Lion für sein Werk
Writers Guild of America, USA
- 1949 WGA Award (Screen) für das beste Drehbuch (amerik. Western) (Der Schatz der Sierra Madre)
- 1964 Laurel Award für Screen Writing Achievement
Walk of Fame (Jahr unbek.) Star on the Walk of Fame (Film): 1779 Vine Street
Literatur
- Stuart Kaminsky: John Huston. Seine Filme - sein Leben (OT: John Huston, Maker of Magic). Heyne, München 1981, ISBN 3-453-86037-3
Weblinks
Personendaten | |
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NAME | Huston, John |
KURZBESCHREIBUNG | Regisseur |
GEBURTSDATUM | 5. August 1906 |
GEBURTSORT | Nevada, Missouri, USA |
STERBEDATUM | 28. August 1987 |
STERBEORT | Middletown, Rhode Island, USA |