Narrenruf
Mit einem Narrenruf begrüßen sich die aktiven Narren und Jecken bei Karneval, Fastnacht und Fasching. Dieser Schlachtruf kann je nach Karnevalshochburg unterschiedlich sein.
Gebrauch
Narrenrufe bestehen im Regelfall aus zwei Teilen, wobei der erste Teil (Vorlage) meist ein zu würdigender Eigenname (vorwiegend der Name der Karnevalshochburg) ist, dieser wird vom Vorrufer angegeben. Der zweite Teil ist die Antwort auf den ersten Teil und stellt meist den eigentlichen Narrenruf dar, dieser wird von der anwesenden Narrenschar mitgetragen.
Am Beispiel von Helau seien hier einige Verwendungsarten von Narrenrufen dargestellt:
- Als einfach Zweigeteilter Ruf => He -> lau!.
- Als zweifacher Ruf => Karnevalshochburg -> Helau!.
- Als dreifach abgeändert wiederholter Ruf =>
- Darauf ein dreifach kräftiges|schallendes|donnerndes (zuweilen auch kräftig schallendes|donnerndes):
- Karnevalshochburg -> Helau!
- Wikipedia -> Helau!
- Portal Karneval -> Helau!
Einzelne Rufe
Deutschlandweit
- Helau
Der Ruf „Helau“ ist in allen Karnevalshochburgen verbreitet und somit der bekannteste unter den Narrenrufen. Irrtümlicherweise wird er oft mit „ll“ geschrieben, diese Schreibweise ist jedoch nicht zulässig.
Über seine Entstehung gibt es zahlreiche Erklärungsversuche: - Am Niederrhein soll das „Helau“ einmal ein Hirtenruf gewesen sein.
- Eine weitere Erklärung leitet „Helau“ von Halleluja ab.
- Die Deutung des Anrufs als „Hallo“ (englisch ausgesprochen – „hällou“) kommt dem Schlachtruf der Narren zumindest in der Aussprache am nächsten.
Nicht ganz ernst zu nehmen sind wiederum folgende Erklärungen: - Manche kalauern den Ruf mit „Hellblau“ oder „Halbblau“ im Gegensatz zu Ganzblau (Zustand).
- Ebenso zweifelhaft dürfte eine Herleitung vom alten Ruf „Hol-über“ sein, mit dem „Spätheimkehrer“ nach dem Besuch – nicht nur – karnevalistischer Veranstaltungen die Fähre von der anderen Rheinseite heranholten.
- Ahoi
Im Norddeutschen und teilweise in der Pfalz/Kurpfalz, aber auch vereinzelt im Badischen und Bayerischen, ruft man „Ahoi“. Der Ursprung liegt in der Schifffahrt: Die Mannschaft des Narrenschiffs im Karnevalsumzug begrüßt das närrische Volk am Straßenrand mit „Ahoi“ und wird mit demselben Ruf zurückgegrüßt. Dieses Wort bedeutet in der tschechischen Sprache „Hallo“.
Baden-Württemberg
Die Mitglieder der Narrenzünfte in der Schwäbisch-Alemannischen Fastnacht haben je nach Zunft meist unterschiedliche Narrenrufe
Einige Beispiele sind:
- „Schnarragges - Heidenei“ (Narrenzunft Kißlegger Hudelmale)
- „Breisgau - Ofaloch“ (Plätzlerzunft Altdorf Weingarten)
- „Hoorig, hoorig - isch dia Katz“ (Katzenzunft Meßkirch, Narrenzunft Leutkirch, ...).
- „Gockelores - Kikeriki“ (Narrenzunft Seegockel Friedrichshafen)
- Ajoo! (Emmendingen) seit 1939
- Komma Gschwomma! (Stuttgart-Hofen)
- Narri - Narro (Mittlerer Schwarzwald, Bodensee, Schwäbische Alb)
- So wird in Konstanz am Bodensee insbesondere zum Hemdglonker gerufen.
Berlin
- Hei-Jo
- Der Ausruf "Hei-Jo" ist abgeleitet von den Begriffen Heiterkeit und Jokus.
Franken
- Halex (Bischofsheim an der Rhön)
Hessen
- Diborsch-Äla (Dieburg) - Äla soll der Ruf beim Gänsehüten gewesen sein.
- Mörlau (Ober-Mörlen)
- In Ober-Mörlen gilt bei Narren die Symbiose des Helau mit dem Umgangssprachlichen Namen der Gemeinde "Mörle". Der verdreifachte Schlachtruf unterscheidet sich bei den beiden Karnevalsvereinen jedoch. So heißt es bei der 1. Karnevalsgesellschaft "Mörlau": Ein dreifach donnerndes Mörlau..., bei dem Mörlauer Carneval Club: Mirle-Mörlau,...
- Halt' die Gäul' (Flörsheim)
- Schurri (Volkmarsen)
- Hallau (Offenbach am Main)
- In Offenbach am Main rufen die Narren "Offebach - Hallau". Ein Offenbacher Prinz soll einmal zu später Stunde den Ruf nicht mehr so deutlich hinbekommen haben, und so haben die Gäste dieses "Hallau" übernommen und beibehalten.
Gud´ Stuss - Ahoi (Offenbach-Bürgel)
Nordrhein-Westfalen
Rheinland
- Alaaf (Köln, Bonn, Aachen)
Kölle Alaaf ist zum ersten Mal in einer Bittschrift des Fürsten Metternich an den Kölner Kurfürsten für das Jahr 1635 schriftlich belegt. Ursprünglich ein Trinkspruch, ist Kölle Alaaf seit der Erneuerung des Karnevals 1823 der Ruf der kölschen Jecken. Das Wort Alaaf stammt vom altkölnischen Begriff all af ("alles ab/alles weg") ab. Kölle Alaaf bedeutet daher soviel wie "(Außer) Köln alles weg!" bzw. "Köln vor allem (Anderen)!". Auch in der weiteren linksrheinischen Umgebung von Köln heißt es „Alaaf“, so z.B. „Oche Alaaf“ (Aachen), rechts des Rheins heißt es dagegen meist „Helau“. Im rechtsrheinischen Rhein-Sieg-Kreis, im rechtsrheinischen Bonn so wie im Rheinisch-Bergischen und Oberbergischen Kreis rufen die Jecken jedoch auch ALLE Alaaf!
siehe auch: Kölsch (Sprache)
- Aloha (Köln)

Die Schwulen und Lesben haben seit 1994 die Rosa Sitzung. Bei dieser Kölner Veranstaltung wird statt Alaaf Aloha gerufen. Dieser Ruf entstand während des CSD in Köln.
- Olau
In Koblenz rufen die Narren üblicherweise "Kuwelenz Olau". Hierbei steht "Kuwelenz" (Koblenz) als Vorgabe.
- Halt Pohl
In Mönchengladbach rufen die Narren "Halt Pohl!" was in etwa übersetzt "Halt die Stange" heißt.
- All Rheydt
In Rheydt ruft man "All Rheydt", was soviel heißt wie "Alle Rheydter".
- Nadda jöhh
In Herdorf wird "Nadda jöhh!" gerufen, d.h. "Na dann hü!" (Befehl an den Zugochsen zum Aufbruch).
- Mayoh
In Mayen wird "Mayoh" gerufen, d.h. "Mayen Hoch"
- I-a *
Im Düsseldorfer Stadtteil Unterbach wird "I-a", gemäß der lautmalerischen Umschreibung des Rufes eines Esels, gerufen. Das Wappen des Stadtteils ziert auch ein solches Tier.
- Wupp-di-ka *
In Wuppertal wird "Wupp-di-ka" als karnevalistischer Spruch gerufen.
- Rumskedi Helau
In Beckum bei Dortmund wird Rumskedi Helau gerufen, was so viel bedeutet wie pupsende Katze Helau.
Eifel
- Juh-Jah
In Blankenheim rufen die Jecken "Juh-Jah". Der Ursprung ist unbekannt, es existiert allerdings ein komplettes Lied hierzu. Die umliegenden Ortsteile dagegen verwenden meistens "Alaaf" oder: Ortsteil Uedelhoven ruft "Oh Äh", Ortsteil Lommersdorf ruft "Helau".
- Dajöh
In Stadtkyll rufen die Narren "Dajöh".
- Hinter'm Holz
In Stadtkyll-Niederkyll findet allerdings "Hinter'm Holz" Verwendung.
- Juchhei
Die Prümer rufen "Juchhei".
- Wau Wau
In Nettersheim hört man wohl nicht nur zur Karnevalszeit das "Wau Wau".
- Omm Berg
In Schüller lautet der Narrenruf "Omm Berg".
- O hü
In Kerschenbach hört man ein "O hü".
- Deunda
In Stadtlohn ruft man "Deunda" (vom Plattdeutschen "De unwiesen Dage", "Die verrückten Tage")
- He, geck, geck
In Delbrück ruft man "He, geck, geck" (vom mittelniederdeutsch "Hallo, Narr", "Du Narr, du Narr")
Sachsen
- Leila - Helau
ist der übergreifende Rufe aller Faschingsvereine der Stadt Leipzig, in Anlehnung an das Maskottchen des Leipziger Karnevals der Löwe.
Bei den einzelnen Vereinen gibt es eine Vielzahl von weiteren Rufen. So gibt es bei den 9 verschiedenen Vereinen des Leipziger Studentenfasching studienspezifische Rufe:
- Mediziner: "Gaudeamus - Igitur"
- Veterinäre: "TV - Helau"
- Biologen: "Bio - Top"
- Bauingeneure: "Ba - Hu"
- Wirtschaftswissenschaftler: "Geld rein - Sau raus"
- Physiker und Geologen: "Schlau, wie EinStein!"
die jeweils 3 mal gerufen werden.
Des weiteren gibt es noch folgende Rufe:
- Chemiker: "Chemiker wo seid Ihr - Hier, Wollt es was anderes - Nein, Was wollt Ihr dann Che - mie, Che - mie, Che - mie"
- Sportler: "DHfK - dicke da, DHfK - dicke da, DH - FKK"
- Sorben: "Sorabija - haleluja, Sorabija - haleluja, Zaklate - fufcich, Zaklate - fufcich, Hej!"
- Rabu
Der Schlachtruf wurde zum ersten Mal am 16. Februar 1958, beim ersten Karnevalsumzug der sächsischen Hochburg Radeburg gerufen. Er ist ein einfach zweigeteilter Ruf . Die Vorlage ist Ra! und das närrische Volk antwortet mit Bu! Die höchste Steigerungsform besteht aus drei einzelnen Vorlagen und drei einzelnen Antworten. Das närrische Volk wird aufgefordert zum "dreifach donnernden" Ra! - Bu! Ra! - Bu! Ra! - Bu!
Saarland
- Alleh hopp
Im Saarland und vereinzelt in anderen Regionen ist der Ausruf "Alleh hopp" verbreitet. Er ist abgeleitet vom französischen Begriff "allez hop!", der in etwa "los geht's!" bedeutet. Allerdings betont man das verballhornte "alleh" nach saarländischer Art auf der ersten Silbe.
Thüringen
- Technika - Fass die Sau
In Jena beim LNT ruft man "Technika - Fass die Sau, Hussassa - Küss die Sau". Der erste Teil kam erst in den 1980er Jahren hinzu. Der Ausruf "Technika" geht dabei auf den Ursprung des Vereins, der früheren Sektion Technologie an der Friedrich-Schiller-Universität Jena zurück.
Österreich
Villach
- Lei-Lei
Ostbelgien
Im deutschsprachigen Teil Belgiens Ostbelgien feiert man rheinischen Karneval. Klassische Narrenrufe sind Alaaf, vor allem in Eupen (nahe an Aachen), und Helau im südlichen Teil Ostbelgiens.
- Fahr'm dar
In St. Vith, einer Stadt im Süden Ostbelgiens ruft man "Fahr'm dar". "Fahr'm Dar" bedeutet soviel wie "Lange ordentlich hin!".