Waldkiefer
Waldkiefer | ||||||||||||||
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Wissenschaftlicher Name | ||||||||||||||
Pinus sylvestris | ||||||||||||||
L. |
Die Waldkiefer (Pinus sylvestris), Gemeine Kiefer, Rotföhre oder Forche ist ein Nadelbaum in der Gattung der Kiefern (Pinus) aus der Familie der Kieferngewächse (Pinaceae). Sie ist, durch Forstwirtschaft begünstigt, eine der meist verbreiteten Baumarten in Deutschland. Die Waldkiefer ist Baum des Jahres 2007.
Beschreibung
Habitus
Der Baum ist in der Wuchsform sehr variabel. Je nach Standort kommen schmale Kegelformen oder auch Schirmformen vor. Vor allem auf Standorten mit geringer Substratauflage und Felsen bildet sich eine ausladende Schirmform. Die Wuchshöhe beträgt 15 bis 40 Meter. Die Aststockwerke sind locker aufgebaut. Ältere Bäume haben oft eine halbkugelige Krone und einen langen Stamm, bei dem die unteren Äste abgestorben sind. Die Waldkiefer erreicht ein Höchstalter von etwa 500 Jahren.

Borke
Die Borke ist in der Jugend glatt graugelb. Später bilden sich im unteren Stammbereich braunrote, tiefrissige und grobe Schuppen, im oberen Stammbereich die orangefarbene, dünne Spiegelrinde. Die Stämme älterer Waldkiefern sind somit deutlich zweifarbig. Oft lösen sich von der Spiegelrinde glänzende Platten die pergamentartig dünn sind.

Nadeln
Die mehrjährigen Nadeln sind - mehr oder weniger gedreht - paarweise in einer Nadelscheide (Kurztrieb) zusammengefasst und 4 bis 7 Zentimeter lang. Ihre Farbe ist bläulich bis graugrün. Die Nadeln sind meist starr und spitz, im Schatten aber oft weicher.
Zapfen
Die männlichen Zapfen entstehen zahlreich um die Basis der jüngsten Langtriebe. Unreif sind sie zunächst kugel- bis eiförmig und grün-gelb. Aufgeblüht werden sie etwa zwei Zentimeter lang, sind walzenförmig ("würstchenartig") und rotbraun bis braun mit gelbem Blütenstaub.
Am Ende der Kurztriebe stehen ein bis drei weiblichen Zapfen. Diese sind rötlich und werden etwa 5 bis 8 Zentimeter lang. In den weiblichen Zapfen bilden sich nach der Bestäubung und Befruchtung die Samen. Die Stiele der weiblichen Zapfen biegen sich nach der Befruchtung zum Zweig hin. Blütezeit ist von April bis Mai. Die Verbreitung des Pollens erfolgt durch den Wind. Die befruchteten weiblichen Zapfen sind anfangs grün und reifen erst im November des zweiten Jahres. Die reifen, dunkelgraubraunen, eikegelförmigen Zapfen sind bis zu 8 Zentimeter lang und 3,5 Zentimeter breit. Sie sitzen zu zweit oder in Gruppen an gekrümmten Stielen. Nach Freigabe der geflügelten Samen, die durch den Wind verbreitet werden, fallen diese Zapfen als Ganzes ab.



Vorkommen
Verbreitung
Das Hauptverbreitungsgebiet umfasst Europa bis weit nach Sibirien. Im Norden bis Lappland, im Süden bis Spanien und die Türkei. In Westeuropa (Frankreich und Schottland) ist sie zerstreut anzutreffen
Standort
Die Waldkiefer ist tolerant gegenüber vielen Böden und Klimaten und daher eine anspruchslose Baumart. Mit ihrem Pfahlwurzelsystem kann sie auch zu tiefer liegenden Wasserschichten vordringen. Sie besetzt von Natur aus eher arme, trockene Böden sowie sandige und moorige Standorte, da hier das Durchsetzungsvermögen anderer Baumarten geschwächt ist. Ihr Zeigerwert für magerste Waldstandorte ist jedoch ohne Bedeutung, da sie vom Menschen auch auf bessere Standorte verbracht wurde und dort bestandsbildend ist.
Abgrenzung von ähnlichen Arten
Bei der Bestimmung der Wald-Kiefer kann es bei oberflächlicher Betrachtung zur Verwechslung mit der Schwarzkiefer kommen. Die Arten unterscheiden sich aber im Habitus. Da beide Baumarten außerdem eine unterschiedliche Drehung der Nadeln besitzen, ist es relativ einfach, sie daran zu unterscheiden. Bei der Wald-Kiefer lassen sich die beiden Nadeln am Kurztrieb nicht zu „einer Nadel“ zusammenfassen, wohingegen dies bei der Schwarzkiefer problemlos möglich ist. Die Schwarzkiefer bildet im oberen Stammbereich keine Spiegelborke aus; die Farbe der Rinde ist abweichend. Die Zapfen sind farblich und in der Größe stark verschieden; auch die Nadeln sind unterschiedlich groß.
Forstwirtschaftliche Schädlinge
Zu den häufigsten Schädlingen aus forstwirtschaftlicher Sicht zählen in Mitteleuropa
- Gemeine Kiefernbuschhornblattwespe (Diprion Pini)
- Blauer Kiefernprachtkäfer (Phaenops cyanea)
- Großer und Kleiner Waldgärtner (Tomicus piniperda und Tomicus minor)
- Kiefernrüsselkäfer (Pissodes spec.)
- Sechszähniger Kiefernborkenkäfer (Ips acuminatus)
- Kiefernspinner
- Kiefernspanner
- Kieferneule
Nutzung


In Europa wurden/werden Waldkiefern häufig in Monokultur bewirtschaftet. Sie sollten/sollen den großen Bedarf an Bauholz decken. Auch wurden sie zur Baumharzgewinnung (Pecherei) eingesetzt. Einige Produkte aus Kiefernbestandteilen haben angeblich Heilwirkung.
Holz
In der Forstwirtschaft werden sie nach einer Wachstumszeit („Umtriebszeit“) von 80 bis 140 Jahren geerntet. Waldkiefern sind wichtige Forstbäume und werden als Konstruktionsholz im Innen- und Außenbereich (Konstruktionsvollholz (KVH) und Bauholz), als Gartenholz (meist kesseldruckimprägniert (chromfrei)), für Möbel, Massivholzdielen und Hobeldielen, Profilholz, Leisten und Leimholz genutzt.
Heilwirkung
Aus den Ästen und Nadeln der Gemeinen Kiefer wird das Kiefernnadelöl gewonnen, das schleimlösend, durchblutungsfördernd und antiseptisch ist. Es wird innerlich und äußerlich bei katarrhalischen Erkrankungen der Luftwege eingesetzt, sowie äußerlich gegen neuralgische und rheumatische Beschwerden eingesetzt.
Harz
Kiefern produzieren reichlich Harz, das bei Verletzungen der Rinde den Wundabschluss bildet, zum Schutz vor eindringenden Pilzen und Feuchtigkeit. Früher (heute nur noch selten) nutzte man die Waldkiefern zur Gewinnung des Harzes. Um es zu „ernten“ wurden fischgrätenartig Schnitte, sogenannte Harzlachten, im unteren Stammbereich älterer Bäume geritzt. Das heraustropfende Harz wurde in kleinen Gefäßen aufgefangen. Aus dem Harz der Kiefern wurden Terpentinöl und Kolophonium gewonnen, als Rohstoffe für verschiedene Industriezweige. In der DDR bzw. den neuen Bundesländern wurden durch das Harzen noch bis Anfang der 1990er-Jahre chemische Grundstoffe im großen Stil erzeugt. Die Kiefern wurden hingegen durch das Harzen geschwächt. Sie weisen ein langsameres Dickenwachstum auf. Die unteren Stammabschnitte waren als Sägeholz meist wertlos.

Sonstiges
Auf einer Schildmauer der Ruine von Schloss Auerbach im Odenwald wächst eine Waldkiefer. Sie wurzelt in luftiger Höhe allein auf dem Bauwerk. Trotz der sehr kargen Lebensbedingungen hat sie ein Alter von mehr als 300 Jahren und eine Höhe von sieben Metern erreicht - ein eindrucksvoller Beleg für die ausgeprägte Anspruchslosigkeit der Pflanze.
Bildergalerie
- Gemeine Kiefer (Pinus sylvestris)
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Kiefernwald von oben in Gotland.
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Kiefernforst in Dänemark
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Typischer dichtgepflanzter Kiefernforst in Polen.
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160 Jahre alte Föhre in Polen.
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Sämling auf Totholz.
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Junger Stamm und Rinde.
- Weibliche Zapfen
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Nadeln und offene, reife Zapfen
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Junge, blühende, weibliche Zapfen.
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Reifer Zapfen, halbgeöffnet.
- Männliche Zapfen
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Männliche Zapfen.
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Männliche Zapfen mit Pollen.
Literatur
- M. A. Fischer, W. Adler, K. Oswald: Exkursionsflora für Österreich, Liechtenstein und Südtirol. Linz 2005, ISBN 3-85474-140-5
- Mayer, Bachhofer: Der neue Kosmos Baumführer. Stuttgart, 2006, ISBN 3-440-10217-3
- Burghard von Lüpke (Hrsg.): Waldbauliche Fragen der Kiefernwirtschaft. Kolloquium aus Anlass des 100jährigen Geburtstages von Adolf Olberg, Göttingen 1994. Schriften aus der Forstlichen Fakultät der Universität Göttingen und der Niedersächsischen Forstlichen Versuchsanstalt, Band 119. Sauerländer, Frankfurt am Main 1995, ISBN 3-7939-5119-7
- Gottfried Amann: Bäume und Sträucher des Waldes. ISBN 3-788-80758-X
- Andreas Roloff: Die Wald-Kiefer, Baum des Jahres 2007. Grünes Informationsblatt des Kuratoriums Baum des Jahres - siehe www.baum-des-jahres.de
- Silvius Wodarz: Wald - Kiefer, Baum des Jahres 2007 Gelbes, kingerechtes Informationsblatt des Kuratoriums baum des Jahres - siehe www.baum-des-jahres.de