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Kloster Lehnin

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Das Kloster Lehnin in der gleichnamigen Gemeinde südwestlich von Potsdam ist eine ehemalige Zisterzienserabtei. 1180 gegründet und im Zuge der Reformation 1542 säkularisiert, beherbergt es heute das Luise-Henrietten-Stift der Evangelischen Landeskirche von Berlin-Brandenburg. Es liegt im Zentrum der Hochfläche Zauche in wald- und wasserreicher Umgebung am Klostersee.

Das Kloster spielte im Hochmittelalter eine wichtige Rolle beim Landesausbau der jungen Mark Brandenburg unter deren ersten Markgrafen aus dem Haus der Askanier. Neben seiner historischen kommt dem Kloster auch eine große kulturelle Bedeutung zu: Seine Kirche zählt zu den wichtigsten romanisch-gotischen Backsteinbauten in Brandenburg. Deren Rekonstruktion in den Jahren von 1871 bis 1877 gilt als frühe Glanzleistung der modernen Denkmalpflege. Das heutige Lehniner Stift sieht sich mit seinen pflegerischen, medizinischen und ausbildenden diakonischen Einrichtungen in der klösterlichen Tradition und versteht sich als Schaufenster der Evangelischen Kirche.

Klosterkirche St. Marien

Geschichte bis zur Säkularisierung 1542

Stabilisierungsfaktor der jungen Mark Brandenburg

Denkmal Ottos I.

Die Gründung des Klosters Lehnin erfolgte durch den zweiten brandenburgischen Markgrafen Otto I. (1128-1184) im Jahr 1180. Dreiundzwanzig Jahre zuvor, im Jahr 1157, hatte der erste Markgraf Albrecht der Bär († 1170) den Slawenfürsten Jaxa von Köpenick entscheidend besiegt und die Mark aus der Taufe gehoben. Die Deutschen hatten die im Teltow, im Havelland und in der Zauche ansässigen Slawenstämme in den Jahrhunderten zuvor schon mehrfach geschlagen, konnten die Gebiete jedoch nie halten und ließen sich immer wieder zurückdrängen. Daher war den Askaniern Albrecht dem Bären und seinem Sohn Otto I. bewusst, dass mit dem Sieg von 1157 das Land keinesfalls gewonnen war.

Die Konsolidierung der neuen Gebiete mit ihrer slawischen Bevölkerung erreichten die Askanier durch eine Doppelstrategie. Zum einen riefen sie christliche Siedler, beispielsweise aus Flandern (der Name lebt im Begriff Fläming fort), in das Land, die schnell ein Gegengewicht zur "heidnischen" slawischen Bevölkerung bildeten. Zum anderen holten sie mit der Klostergründung der Zisterzienser besonders tatkräftige Christen in die Mark, deren wirtschaftlich erfolgreiche Tätigkeit sehr bald Vorbildfunktion gewann und dem Interesse der Askanier an einem Land, das Ihnen hohe Gewinne einbringt, entgegen kam.

Die Mark Brandenburg entsprach in ihrer territorialen Ausdehnung gegen Ende des 12. Jahrhunderts nicht dem heutigen Flächenstaat – neben der Altmark zählten im wesentlichen lediglich das östliche Havelland und die Zauche dazu. Erst in den folgenden 150 Jahren gelang es den Askaniern, die Mark Brandenburg bis zur Oder auszudehnen. Bei der schrittweisen Erweiterung nach Osten über die Flusslinie Havel-Nuthe in den Teltow, das Berliner Urstromtal und den Barnim flankierten die Mönche mit der Christianisierung der verbliebenen Slawen und mit ihren Kirchenbauten die askanische Siedlungspolitik. Daneben gewann Lehnin für Otto I. eine strategische "innerdeutsche" Funktion als Grenzschutz gegenüber Erzbischof Wichmann von Magdeburg, der sein Interesse an diesem Landstrich bereits 1170 mit der Gründung des Nachbarklosters Zinna bei Jüterbog deutlich gemacht hatte.

Gründungsgeschichte

Tochterkloster von Morimond

Die Klosterstiftung Lehnin durch Otto I. im Jahr 1180 war das erste Kloster in der Mark Brandenburg, denn das Nachbarkloster Zinna gehörte nicht zur Mark. Lehnin diente als Hauskloster und Grablege der Askanier, später auch der Hohenzollern und war Mutterkloster der folgenden Zisterzienserklöster:

Lehnin wurde als Tochterkloster (Filiation) von Morimond, einer der vier Primärabteien des Zisterziensischen Ursprungsklosters im französischen Cîteaux (lat. Cistercium; in der Nähe von Dijon), gegründet. Die ersten Mönche kamen nach einem Ruf Ottos I. 1183 aus dem Kloster Sittichenbach bei Eisleben im Harzvorland. Bei diesem Ruf kamen Otto die Kontakte zu Gute, die sein Vater Albrecht der Bär zu den Zisterziensern von Sittichenbach geknüpft hatte, als er in Quedlinburg am 11. April 1154 die Zeugenliste der für das Kloster Sittichenbach ausgestellten Königsurkunde eröffnete.

Wappen Lehnin, Zeichnung
Dom, verkieselter Eichenblock

Gründungslegende um Otto I.

Die Gründungslegende um das Kloster Lehnin fand Eingang in die deutsche Literatur, bildet die Grundlage für das heutige Wappen der Gemeinde und ist angeblich auch bestimmend für den Namen Lehnin. Der Legende nach gab es folgenden Grund für die Ortswahl des Klosterbaus: Otto I. war nach anstrengender Jagd unter einer Eiche eingeschlafen. Im Traum erschien ihm immer wieder ein Hirsch, der ihn mit seinem Geweih aufzuspießen drohte und den er mit seinem Jagdspieß nicht abwehren konnte. In seiner Not rief Otto den Namen Christi an, woraufhin die Traumerscheinung sich endlich auflöste. Als Otto seinen Begleitern den Traum erzählte, deuteten diese die Hirschkuh als Sinnbild für die heidnischen Slawenstämme und rieten ihm, an dieser Stelle eine Burg zu Ehren des Christengottes gegen die heidnischen Gottheiten zu errichten. Doch es sollte eine Burg Gottes, ein Kloster werden.

In den Altarstufen der Domkirche ist ein verkieselter Eichenblock eingelassen, der aus dieser Zeit stammen soll und als angeblicher Teil der "Eiche Ottos" der Gründungslegende zugeschrieben wird (eine dendrochronologische Untersuchung {Datierung mittels Jahresringen} ist noch nicht erfolgt). Eiche und Hirsch aus der Legende bilden heute das Wappen der Gemeinde Kloster Lehnin. Den Namen Lehnin soll Otto I. nach der Darstellung des Schriftstellers Theodor Fontane gewählt haben, weil Lanye im Slawischen Hirschkuh bedeutet. Fontane beruft sich in seiner Darstellung auf die Angaben in der Böhmischen Chronik von Pribik Pulkawa, der Historiograf Kaiser Karls IV. im 14. Jahrhundert war. Am ausführlichsten wurde die Legende von dem bedeutendsten märkischen Romancier vor Fontane, Willibald Alexis, in dem Roman Die Hosen des Herrn von Bredow aus dem Jahr 1846 dargestellt. Seine Romanperson Ruprecht lässt Alexis resümierend berichten:

Der grimmige Elenhirsch, der ihn im Schlafe umbringen wollte, könne nur der Satan gewesen sein, der Wut schnaube und zittere in seinem Ingrimm, weil der Markgraf in dem Lande schon so Großes vollbracht und noch mehr vollbringen wolle, dass seine, die Herrschaft der Finsternis, aufhöre. Der Markgraf ... gelobte ..., dass er ... auf derselben Stelle ... ein Kloster bauen wolle. Von da solle das Licht des Glaubens und die gute Sitte und ehrbarer Fleiß ausgehen über das ganze Heidenland ... .

Sumpf und Askese

Ausschnitt Pharus-Karte 1903

Das Gebiet Zauche, in dem die Zisterzienser das Kloster errichteten, wird nordwestlich durch den Flusslauf der Havel, südwestlich durch das Baruther Urstromtal und östlich durch die Nuthe-Nieplitz-Niederung begrenzt. Die flachwellige Hochfläche entstand vor rund 10.000 Jahren am Ende der Weichsel-Eiszeit. Die Wassermassen der abtauenden Gletscher hinterließen zwischen der Endmoräne Fläming bzw. dem vorgelagerten Baruther Urstromtal und dem Berliner Urstromtal mehrere flachwellige Ablagerungen aus Geröll, Mergel und Sand, darunter die Sanderhochfläche Zauche. Der Name der maximal rund 100 Meter hohen Zauche kommt aus dem Slawischen und bedeutet so viel wie trockenes Land – das von den Slawen auf Grund dieser Trockenheit fast ausschließlich an den Rändern der Hochfläche besiedelt wurde. Reste von angestauten Schmelzwasserseen sowie kleinere Stillgewässer, die aus Toteisblöcken entstanden, ließen in diesem ansonsten kargen Land tiefe, undurchdringliche Sümpfe entstehen, so auch um den Lehniner Klostersee.

Dass die Mönche das Kloster mitten in dieses unwirtliche und unwegsame Gelände hineinbauten, hatte einen Grund in der strengen, asketischen Lebensweise der Zisterzienser, die mit ihrer Charta Caritatis die ursprüngliche Strenge und die Regel "ora et labora" des Benediktinerordens, von dem sie sich 1098 getrennt hatten, wiederherstellen wollten. Einfache Kleidung, bescheidene Ernährung mit Gemüse ohne jedes Fleisch, strohgedeckte Betten ohne Polster prägten die Lebensweise der Mönche. Zu dieser Lebensweise passte eine Ortswahl, die den Mönchen besondere Härte abverlangte. Laut Fontane sollten die Klöster zudem auch deshalb in Sümpfen und Niederungen, d.h. in ungesunden Gegenden gebaut werden ..., damit die Brüder dieses Ordens den Tod jederzeit vor Augen hätten. ... An wenigen Orten mochten die Vorzüge dieses Ordens deutlicher hervortreten als in der Mark, weil sie nirgends ein besseres Gebiet für ihre Tätigkeit vorfanden. Wo die Unkultur zu Hause war, hatten die Kulturbringer ihr natürlichstes Feld. ... . ...mit dem Kreuz in der Linken, mit Axt und Spaten in der Rechten, lehrend und Ackerbauend, bildend und heiligend entwickelten die Mönche Lehnin zu einer der wohlhabendsten Abteien der Region.

Die wirtschaftliche Entwicklung des Klosters

Datei:Lehnin Kreuzgang.JPG
Klausur, Kreuzgang, Kirche

Den Mönchen kam sehr bald eine wirtschaftliche Vorbildfunktion zu, die in den märkischen Dörfern willkommen war. Ihre Klöster wurden zu Musterbetrieben, da die Zisterzienser immer auf dem neusten agrar- und wirtschaftstechnischen Stand waren, sei es bei der Urbarmachung der Sümpfe, der Anlage von Mühlen, beim Anbau von Wein oder bei Ackerbau und Viehzucht. Die Lehniner Mönche erweiterten ihr Einflussgebiet stetig. Um 1250 errichteten sie rund dreißig Kilometer entfernt die Gröbener Dorfkirche. 1317 kauften sie für 244 Mark Brandenburgischen Silbers die heutige Blütenstadt Werder an der Havel. Der bekannte Obstanbau in Werder, der jährlich im Frühjahr mit einem der inzwischen größten deutschen Volksfeste, dem Baumblütenfest, gefeiert wird, geht auf die Arbeit dieser Pflanzstätte aller Kultur in der Mittelmark (G. Sello) zurück. Aus einem 1415 vor den Klostermauern eingerichteten Markt entstand das Dorf Lehnin.

Auch die mit rund vierzig Kilometern verhältnismäßig weit entfernten Dörfer Blankensee und Stangenhagen im Süden des später von Fontane so genannten Thümenschen Winkels im Dreieck der Flussläufe von Nuthe und Nieplitz gehörten zu ihrem Besitz. Ein weiteres Lehniner Dorf war der heutige südliche Berliner Stadtteil Zehlendorf, ferner das seinerzeit von Zehlendorf getrennte slawische Slatdorp mit dem Slatsee (Schlachtensee), und selbst nördlich Berlins, rund achtzig Kilometer vom Kloster entfernt, gab es Lehniner Ländereien. Zur Unterstützung ihrer Geschäfte unterhielten die Mönche ferner Stadthäuser in Berlin und in Brandenburg an der Havel.

Zusätzlichen Reichtum erhielten die Zisterzienser durch verschiedene Besitzschenkungen der Askanier, die damit für die Unterstützung ihrer Kolonisationspolitik dankten. Um 1500 hatte das Kloster eine derartige Finanzkraft, dass Kredite an Städte wie Erfurt und Lüneburg vergeben werden konnten. Als das Kloster 1542 säkularisiert wurde, umfasste der Besitz rund 4.500 Hektar Wald- und Ackerfläche, 54 Seen, 9 Wind- und 6 Wassermühlen, 39 Dörfer sowie mit Werder eine Stadt. Ausdruck der Lehniner Prosperität waren ferner die drei erwähnten Klosterneugründungen im 13. Jahrhundert, die erlaubt waren, sobald ein Kloster die Stärke von 60 Mönchen überschritt.

Mit rund 1000 Bänden verfügte Lehnin bereits um 1450 über eine für die damalige Zeit außerordentliche – heute verschollene – Bibliothek. Die handschriftlichen Bände durften nach den Ordensregeln keine goldenen oder silbernen Schließen besitzen und die Buchstaben mussten frei von farbigen und figürlichen Darstellungen bleiben. Die Bibliothek hat die Jahrhunderte nicht überstanden, allerdings ist ein Katalog aus dem Jahr 1514 überliefert.

Von Sibold zu Luther

Dieser Reichtum wurde hart erarbeitet und teuer bezahlt. Mit welchen politischen Schwierigkeiten die Mönche in den ersten Jahren zu kämpfen hatten, verdeutlicht die Legende um den ersten Abt Sibold.

Mordlegende um den ersten Abt Sibold

Datei:Slawen Siedlung.JPG
Slawische Siedlung

Die archäologische Forschung konnte mehrere slawische Dörfer in der unmittelbaren Umgebung Lehnins nachweisen, deren Bevölkerung vor allem in den ersten Jahren nach Klostergründung bis etwa 1185/1190 den Mönchen erheblichen Widerstand bei ihrer Missionierung leistete und sich vor allem gegen die Zerstörung ihrer Kultstätten auflehnte. Neuere Forschungen weisen in die Richtung, dass das Kloster demonstrativ auf einer heidnischen Kultstätte errichtet wurde - der eingelassene Teil des Eichenstamms könnte aus einem ehemaligen slawischen Heiligtum stammen, der, wenn diese Analyse stimmt, dann fälschlich der Gründungslegende um Otto I. zugeschrieben würde. 1170 zerstörten Slawen das benachbarte Kloster Zinna und antworteten damit auf die Zerstörung der Stätte ihres Gottes Triglaw auf dem Harlunger Berg bei Brandenburg an der Havel. 1179 ermordeten Slawen im magdeburgischen Jüterbog den Zinnaer Abt Rizzo.

Während diese Angaben geschichtlich belegt sind, gibt es für die Legende um die Erschlagung des ersten Lehniner Abtes Sibold im Jahr 1190 keine Belege, dennoch ist es sehr wahrscheinlich, dass diese Legende angesichts der Verhältnisse dieser Zeit einen realen Kern enthält und damit die Herausforderungen verdeutlicht, die die Mönche Lehnins zu überwinden hatten. Die Geschichte wird ausführlich von Theodor Fontane weitergegeben: Im Wesentlichen wird berichtet, dass Sibold im benachbarten Dorf Nahmitz zur Rast in eine Hütte eintrat, unfreiwillig die Bewohner erschreckte und nach einem anzüglichen Missverständnis um die Frau des Fischers nach der Flucht auf einen Baum im Wald erschlagen wurde. Die Mönche sollen daraufhin beschlossen haben, den Standpunkt Lehnin aufzugeben, bis ihnen die Jungfrau Maria erschien und zurief: Redeatis! Nihil deerit vobis . Das Kehret um, es soll Euch an nichts mangeln flößte den Mönchen neues Gottvertrauen ein, so dass sie die Bauarbeiten am Kloster fortsetzten.

Erschlagung Sibolds

Stephan Warnatsch siedelt die mögliche Ermordung des Abtes eher um 1185 an und hält als realen Hintergrund einen Streit der Mönche mit den Nahmitzer Slawen um Fischerei- und Mühlenrechte für wahrscheinlich. Zwei erhaltene Gemälde aus der Klosterzeit, aus dem letzten Viertel des 15. Jahrhunderts beziehungsweise aus dem ersten Viertel des 16. Jahrhunderts, stellen die Ermordung Sibolds dar. Sie sind mit ihren Klosterabbildungen auch für die Baugeschichte von Interesse und wurden bei der Restaurierung 1871 herangezogen (Ausschnitt des älteren Gemäldes mit der Klosterkirche siehe unten; die nebenstehende Szene ist ein Ausschnitt aus dem jüngeren Bild). In dem ehemaligen Berliner Prachtboulevard Siegesallee, der von der Bevölkerung spöttisch als Puppenallee bezeichnet wurde, stand eine Büste des ersten Lehniner Abtes Sibold an der Seite des Denkmals für Otto I.

Konvent als verderbte Räuberbande

In der Mitte des 13. Jahrhunderts haben im Kloster nach übereinstimmenden Schätzungen mindestens 100 Zisterzienser gelebt, wahrscheinlich je zur Hälfte – baulich streng getrennte – Chormönche und Konversen (Laienbrüder mit verringerten Gebetspflichten). Bis zur Mitte des 14. Jahrhunderts stammten die Mönche ausschließlich aus dem Adel, danach traten auch zunehmend "Bürgerliche" in das Kloster ein. Einige Klosterbrüder gelangten zu erheblichem Einfluss innerhalb der Kirche. Der Mönch Dietrich von Portitz beispielsweise war Kanzler bei Kaiser Karl IV., dann Bischof von Minden und danach Erzbischof von Magdeburg.

Die politischen Wirren in den Jahren nach der rund 170-jährigen askanischen Herrschaft in der Mark Brandenburg, die 1320 endete, spiegelten sich in harten Auseinandersetzungen unter den Klosterbrüdern wieder, die bis zum Mord reichten. Der Konvent galt zeitweise als verderbte Räuberbande, einige Mönche hatten sich bewaffnet. Erst mit der Machtübernahme der Hohenzollern im Jahr 1415 gelangte Lehnin zu neuer Blüte. Der führende Widerstand des Abtes Heinrich Stich (1400-1432) gegen die Quitzowschen Raubritter und die Lehniner Unterstützung für Friedrich I. trug den Äbten vertrauensvolle und beratende Funktionen auch bei den neuen Machthabern ein; sie erhielten den Titel Kurfürstlicher Rat. Weiteres Ansehen erlangte das Kloster 1450, als der Papst den Rang eines Bischofs an die Äbte verlieh. Seitdem trugen sie , berichtet Fontane, bei feierlichen Gelegenheiten die bischöfliche Mitra, das Pallium und den Krummstab. Auf den Landtagen saßen sie auf der ersten Bank, unmittelbar nach den Bischöfen von Brandenburg und Havelberg. Der letzte Abt Valentin reiste 1518 im Auftrag des Brandenburger Bischofs nach Wittenberg zu Martin Luther, um dessen Veröffentlichung Über den Ablass zu verhindern.

Letzter Abt Valentin und Auflösung des Klosters

Datei:Lehnin Gemälde.JPG
Kloster um 1500 - Zeichnung

Unser Abt schien in der Tat , schreibt Fontane, vor jedem anderen berufen, durch die Art seines Auftretens, durch Festigkeit und Milde, dem «Umsichgreifen der Irrlehre», wie es damals hieß, zu steuern ... .Sein Erscheinen scheint nicht ohne Einfluß auf Luther gewesen zu sein, der nicht nur seinem Freunde Spalatinus bemerkte: «wie er ganz beschämt gewesen sei, dass ein so hoher Geistlicher (der Bischof) einen so hohen Abt so demütig an ihn abgesandt habe» ... .

Die vertrauensvolle beratende Stellung, die Abt Valentin bei Kurfürst Joachim II. innehatte, konnte die Säkularisierung Lehnins zwar nicht verhindern, aber immerhin bis zu seinem Tod 1542 aufschieben, auch wenn der Kurfürst bereits seit 1540 ein zunehmend offenes Ohr für Luthers Interpretation des Evangeliums gewann, zu der er sich 1555 offiziell bekannte. Auf seine Weisung ließen die protestantischen Visitatoren das Kloster des frommen alten Pater mit seinen 17 verbliebenen Mönchen, das sie 1541 in Augenschein genommen hatten, erst einmal unbehelligt. Nach Valentins Tod verhinderte der Kurfürst die Wahl eines neuen Abtes und löste das Kloster auf. Die laut Oskar Schwebel Gothische Stadt im Kleinen wurde in das kurfürstliche Domäneamt Lehnin umgewandelt, dem staatliche Amtmänner vorstanden.

Vaticinium Lehninense

Gegen Ende des 17. Jahrhunderts tauchte an verschiedenen Orten in der Mark Brandenburg eine gedruckte Weissagung auf, deren handschriftliches Original angeblich im Jahr 1683 im Beisein des Großen Kurfürsten im Kloster gefunden worden war. Der Klosterbruder Hermann, der den Text 1306 in seiner Zelle geschrieben haben soll, prophezeit darin in lateinischen Versen den Untergang der Hohenzollern-Dynastie und das Wiedererstehen von Kloster Lehnin. Dieses über Jahre immer wieder gedruckte und bis Mitte des 19. Jahrhunderts viel diskutierte Vaticinium Lehninense ist eine Fälschung und war mit einiger Sicherheit ein Racheakt eines Berliner Propstes, der an dem evangelischen Bekenntnis der herrschenden Dynastie Anstoß nahm. Das zeitgenössische große Echo der Prophezeiung resultierte aus der "hellseherischen", absolut genauen Vorhersage der Ereignisse bis 1680, was nicht weiter verwundert, da es erst in diesen Jahren verfasst wurde. Die Vorhersagen für die Zeit nach 1680 muten – zumindest aus heutiger Sicht – geradezu bizarr an. Ende des 18. Jahrhunderts rückten auch die glühendsten Verfechter von der Weissagung ab; die nicht weniger lebhaften Diskussionen in der Folgezeit drehten sich um die Frage, wer Urheber des Vaticiniums gewesen sein könnte.

Allgemeine Baugeschichte bis 1542

Überblick

Schematische Darstellung der Kirche um 1190

Die Baugeschichte der Klosteranlage wird zuerst in ihren allgemeinen Aspekten beschrieben. Die Details zu den einzelnen Gebäuden finden sich im letzten Abschnitt Die Gebäude und ihre heutige Nutzung.

Über die frühe Baugeschichte gibt es so gut wie keine sicheren Quellen und auch die wenigen Ausgrabungsfunde in der Wiederaufbauphase des 19. Jahrhunderts geben keine verlässliche Auskunft. Bis zum eigentlichen Baubeginn dienten den ersten Mönchen ab 1183 behelfsmäßige Unterkünfte und ein provisorisches Betkirchlein, die von Konversen und angeworbenen Arbeitern vorab erstellt wurden. Ungefähr fünf Jahre nach der Klostergründung, also um 1185, begann der Bau der Kirche und der zentralen Klosteranlage, der nach traditionellen Darstellungen bis 1260 im Wesentlichen zum Abschluss kam. Neuere Forschungen deuten eher darauf hin, dass die frühen Bauten schon um 1235 vollendet waren und um 1260 bereits erste Umbaumaßnahmen abgeschlossen werden konnten.

Vollendet waren um 1270 mit einiger Sicherheit ferner das "alte" Abtshaus mit dem angegliederten Torhaus am Westausgang. Eine 1372 erwähnte capella abbatis ist heute nicht mehr vorhanden. Im 14. Jahrhundert wurde die Anlage um das Hospital (das spätere Königshaus), den Kornspeicher und die Klostermauer mit Wehrturm im südwestlichen Teil erweitert. Das Falkonierhaus kam gegen Ende des 15. Jahrhunderts hinzu. Die Bauten wurden im spätromanischen Stil begonnen. Als sich gotische Elemente in Europa durchsetzten, blieb ihre Adaption in Lehnin im Einklang mit der klösterlichen Enthaltsamkeit eher zurückhaltend.

Die Kunst des Schlichten

Die strenge Lebensführung der Zisterzienser spiegelte sich in ihren schlichten Bauten wieder. Die Bauten sollten nüchtern und ohne Zierat, ohne Schmuck und Gold gehalten sein. 1218 verbot das Generalkapitel bunte Kirchenfußböden, in älteren Klöstern bereits vorhandene bunte Böden mussten entfernt werden. Zwar fand die asketische Disziplin ihre Entsprechung in einer einfachen, klar gegliederten Architektur, dennoch entstanden sehr ansehnliche und aus heutiger Sicht eindrucksvolle Bauten. Die Mönche setzten, um bei allen selbstauferlegten Beschränkungen eine dennoch ansprechende Ästhetik zu erreichen, neben verschiedenen Fries-Formen insbesondere zwei stilbildende Mittel ein: die Backsteintechnik und die Grisailletechnik des Fensterbaus.

Backsteintechnik

Datei:Lehnin Backsteinkunst.JPG
Backsteinkunst an der Westfassade der Klosterkirche

Die Zisterzienser nutzten den Backsteinbau, da er im Vergleich zu den zeitgenössischen Granitbauten stabilere Mauern hervorbrachte, Granitsteine wurden in der Regel nur noch für die Fundamente genutzt. Geeignete Ziegelerde fanden die Mönche im benachbarten Kaltenhausen. Der Ton wurde in ihren 1876 aufgefundenen Gruben mit Wasser eingesumpft und nach Beimengungen von Sand bis zu einer mörtelähnlichen Masse geknetet, die in hölzerne Kastenformen gegeben und glattgestrichen wurde. Nach einem Tag im Sonnenlicht war die Masse fest genug zur Weiterverarbeitung in den Brennöfen. Hier wurden bis zu 10.000 Steine gleichzeitig und von allen Seiten acht Tage lang mit schwachem Holz-/Torffeuer gebrannt. Während der anschließenden vier oder fünf Tage dauernden starken Erhitzung bis zu 1000 °C wurde aus dem gelblichen Eisenhydroxid der Ziegelerde das charakteristische rote Eisenoxid der Backsteine. Danach wurden die Öfen mit Erdreich abgedeckt und rund vier Wochen lang ausgekühlt. Die Kunst der Backsteinproduktion bestand in der richtigen Feuerstärke, zu schwaches Feuer lieferte bröckelnde, zu starkes Feuer verformte Steine. Der "Ausschuss" wurde als Füllmaterial genutzt. Die Steine waren durchschnittlich 11 cm hoch, 14 cm breit und 26 bis 31,5 cm lang. Unterschiede ergaben sich durch unterschiedliche Schrumpfung beim Brennen und Trocknen. Wenn die frühgotischen Zisterzienser-Bauten auch ein einheitliches Bild vermitteln, so gab es dennoch keine verbindlichen oder allgemeingültigen Baupläne. Die relativ gleichförmige Architektur resultiert aus den begrenzten gestalterischen Möglichkeiten, die die Backsteintechnik ermöglichte.

Grisailletechnik

Das zentrale Generalkapitel gab den Klöstern auch für die Fenster klare Regeln vor: sie sollten weiß, ohne Kreuze und ohne die üblichen farbigen Abbildungen biblischer Figuren gestaltet werden; Verstöße, die es immer wieder gab, wurden konsequent mit dem Zwang zur Änderung sanktioniert. Die Mönche halfen sich mit der in Frankreich entwickelten Grisaillemalerei (von französisch Gris - grau), die graues Glas oder auch Bücher mit einfarbigen Ornamenten schmückte. Die Zisterzienser entwickelten aus dieser Technik ihren eigenen Stil, indem sie weiß-milchige Scheiben mit verschiedensten Formen pflanzlicher Ornamente wie Ranken und Blattwerk bemalten. Als Farbe nutzten sie Schwarzlot, das in die Scheiben gebrannt wurde, so dass sich der typische grau-in-grau Ton ergab. In Lehnin ist kein derartiges Fenster erhalten, im Tochterkloster Chorin wurden verschiedene Fensterbruchstücke ausgegraben.

Nach den Mönchen

Verfall des Klosters (1543-1870)

Kurfürst Joachim II. ließ Gebäude und umliegende Flächen des seit 1542 kurfürstlichen Domänegutes Lehnin ausbauen; Teile dienten als Jagdlager. Gegen Ende des 15. Jahrhunderts richteten die Hohenzollern das Falkonierhaus als Gästehaus für die kurfürstlichen Jagdgesellschaften her. Während des Dreißigjährigen Kriegs (1618-1648) kam es mehrfach zu Plünderungen der Anlage und zu Bränden. Im 17. Jahrhundert erlebte das ehemalige Kloster einen zwischenzeitlichen Aufschwung. Der Große Kurfürst Friedrich Wilhelm ließ den Westflügel verlängern und die Klausur um 1650 zum Jagdschloss erweitern, was ein bescheidenes höfisches Leben mit sich brachte. Seine erste Frau, die Kurfürstin Luise Henriette von Oranien, machte Lehnin zu ihrer bevorzugten Sommerresidenz. Am 9. Mai 1667 nahm die kurfürstliche Familie in Lehnin von der schwer erkrankten Henriette Abschied, wenige Wochen später starb sie in Berlin. Der Name der Kurfürstin lebt im heutigen kirchlichen Luise-Henrietten-Stift fort.

Datei:Lehnin Ruine.JPG
Ruine um 1850

Als die Domäne nach den Pestjahren und noch fast fünfzig Jahe nach dem Dreißigjährigen Krieg wie viele Brandenburger Dörfer noch immer fast verwaist war, bot der Große Kurfürst 1685 mit dem Edikt von Potsdam den in Frankreich wegen ihrer Religion verfolgten Hugenotten auch in Lehnin freie und sichere Niederlassung an. Die Flüchtlinge erhielten großzügige Privilegien, unter anderem Befreiung von Steuern und Zöllen, Subvention für Wirtschaftsunternehmen und Bezahlung der Pfarrer durch das Fürstentum. Die religiöse Überzeugung der Franzosen führte mit einer eingezogenen Mauer zu einer baulichen Trennung der noch vorhandenen Klosterkirche in einen calvinistisch-reformierten und einen lutherischen Teil.

Mit dem allmählichen Aufschwung der Brandenburger Wirtschaft und der neuen Wasserverbindung zur Havel durch den Emsterkanal kam unter anderem die Lehniner Ziegelei zu neuer Blüte; Lehnin verfügte zu dieser Zeit über einen "richtigen" Hafen, in dem Lastkähne anlegten. Das Kloster profitierte von der Prosperität nicht, sondern geriet zunehmend in Vergessenheit und verfiel erneut. Zwischen 1770 und 1820 nutzten die Brandenburger die Anlage teilweise als Steinbruch und trugen große Teile ab. Die drei westlichen Mittelschiffsjoche der Kirche, das nördliche Seitenschiff, Kreuzgang, Klausur und Jagdschloss lagen in Trümmern. Der romanische Ostteil der Kirche blieb verschont und diente weiter als Gemeindekirche. 1811 ging das inzwischen preußische Domäneamt Lehnin in Privatbesitz über.

Wiederaufbau - frühes Meisterwerk moderner Denkmalpflege

Zu einer neuen Blüte kam die Anlage Mitte des 19. Jahrhunderts, als aufkommendes Nationalbewusstsein und Romantik das Königshaus und die gebildeten Stände auf das fast verfallene Kloster aufmerksam werden ließen. Der Romantiker auf dem Thron, König Friedrich Wilhelm IV., beauftragte die Architekten Friedrich August Stüler und Ludwig Persius, Pläne zur Restaurierung zu entwerfen. Den Gutachten folgten 1862 erste Aufgrabungen und Untersuchungen der Kirchenruine. Im Frühjahr 1871 begann der Wiederaufbau der Kirche, der bis zu seinem Tod im September 1871 unter der Leitung des königlichen Baumeisters Geiseler und anschließend unter der von Bauinspektor Köhler stand. Die zugrundeliegenden Pläne und Studien hat der Bauforscher Günter Sello 1881 in seinen ausführlichen "Beiträge(n) zur Geschichte des Klosters und Amtes Lehnin" beschrieben.

Das Ziel, die Gebäude so originalgetreu wie möglich wiederherzustellen, führte zu einer Öffnung der alten Tongruben, damit die Backsteine in den historischen Farbtönen gebrannt werden konnten. Es gelang, die zerstörten Teile und insbesondere das Längsschiff sehr nah an dem historischen Vorbild wieder aufzubauen. Nach der jüngeren vergleichenden Forschung handelt es sich zwar eher um eine Rekonstruktion und weniger um eine Restaurierung. Die wenigen kleineren Abweichungen vom Original, die für den Laien kaum zu bemerken sind, schmälern jedoch das Gesamtbild nicht, so dass die Arbeit der Baumeister als frühes Meistwerk moderner Denkmalpflege gilt. Am 24. Juni 1877 weihte der spätere Drei-Monats-Kaisers Friedrich III. die Kirche ein.

Luise-Henrietten-Stift

Im Jahr 1911 kaufte die Evangelische Landeskirche die Gebäude und gründete das Diakonissenmutterhauses Luise-Henrietten-Stift, mit dem nach langer Unterbrechung wieder eine geistliche Gemeinschaft in die Klosteranlage einzog. Das Stift sieht sich mit seinen verschiedenen helfenden und heilenden Einrichtungen in der Tradition des Zisterzienserklosters. Nach verschiedenen Umbauten und Erweiterungen waren auf seinem zahlenmäßigen Höhepunkt 1936 128 Diakonissen und Probeschwestern in der Einrichtung tätig. In der Zeit des Nationalsozialismus kam es zur Gleichschaltung der Stiftsleitung und im Zweiten Weltkrieg zur Schließung mehrerer Einrichtungen. 1949 begann der Umbau des ehemaligen Klosterwirstchaftshofes zu einem Krankenhaus, der erst nach knapp 20 Jahren zum Abschluss kam. Seit der Einrichtung einer geriatrischen Rehabilitationsklinik mit Alten- und Pflegeheim 1993 ist das Luise-Henrietten-Stift geriatrisches Zentrum in der Stiftung Evangelisches Diakonissenhaus Berlin Teltow Lehnin. Heute verfügt die Einrichtung ferner über eine Klinik für Innere Medizin und Palliativmedizin, über Hospiz, Krankenpflegeschule, Diakoniestation, und Kindergarten. Kirche und Anlage sind 2004 im Besitz der Evangelischen Kirche in Berlin-Brandenburg-schlesische Oberlausitz.

Die Gebäude und ihre heutige Nutzung

Klosterkirche St. Marien

Die dreischiffige Klosterkirche ist eine Pfeilerbasilika in Kreuzform und einer der bedeutendsten Backsteinbauten in der Mark Brandenburg. Stilistisch stellt die Kirche einen spätromanisch-frühgotischen Bau dar, denn erst ab 1230/1250, als die Kirche bereits im Wesentlichen vollendet war, setzten sich die gotischen Elemente allmählich durch.

Gebäude und Bauphasen

Datei:Dom Lehnin innen1.JPG
Kirche, Langschiff
Datei:Lehnin Kirche2.JPG
Kirche, Nebenkapelle

In einer ersten Bauphase von ungefähr 1185/1190 bis 1195/1200 errichteten die Mönche die Ostteile der Kirche mit Apsis, Sanktuarium, Vierung, Querschiff und Nebenkapellen, die originalen Grundmauern sind bis heute erhalten. Die zweite Bauphase 1195/1200 bis 1205 hatte nach einem wahrscheinlichen Bauplanwechsel im wesentlichen die Erhöhung der Apsis und die Errichtung eines Teils des östlichen Klausurflügels mit direkter Verbindung an die Kirchensüdseite zum Gegenstand. Ein erneuter Wechsel in der Planung führte in einer dritten Phase 1205 bis 1215/1220 zur Einwölbung der Kirche mit Kreuzrippengewölben, der Ostflügel und das erste Langhausjoch mit quadratischem Grundriß wurden vollendet. Spätestens zu diesem Zeitpunkt konnte die Kirche erstmalig genutzt werden. Wegen finanzieller Engpässe soll es anschließend zu einer rund dreißigjährigen Baupause gekommen sein, die neueren Überlegungen von Warnatsch gehen dagegen von einer vierten Bauphase 1220 bis 1235 aus, in der die restliche Klausur mit Sakristei, Kreuzgang und Konversenflügel gebaut wurde. Die Errichtung der Westfassade schloss das Hauptschiff und vollendete die Kirche.

Nach einer laut Warnatsch lediglich rund 15-jährigen Baupause folgten in einem fünften Abschnitt 1250 bis 1262/1270 bereits Umbauten, mit denen die Zisterzienser die drei westlichen Langhausjoche umgestalteten und eine neue imposante und repräsentative Westfassade hochzogen. Die neue Westfassade kann als Kompromiss zwischen den Selbstbeschränkungen der Mönche zur Schlichtheit und dem landesherrlichen Repräsentationsanspruch der askanischen Gründerfamilie (Hauskloster, Grablege) betrachtet werden. Um einem Statut des zisterziensischen Generalkapitels von 1157: Steinerne Türme für Glocken sollen nicht sein Genüge zu tun, erhielt die Kirche einen kupfergedeckten Dachreiter statt eines Glockenturms. Die gelungene Rekonstruktion des Dachreiters in den 1870er Jahren orientierte sich unter anderem an dem Bild aus dem ersten Viertel des 16. Jahrhunderts, das die Ermordung Sibolds darstellt. Mitte der 1990er Jahre erfolgte eine weitere umfassende Restaurierung der Kirche.

Innenausstattung

Von der historischen Einrichtung der Mönche blieben lediglich der gemauerte Hochaltar, zwei Grabplatten, der verkieselte Eichenblock in den Stufen zum Sanktuarium mit seiner ungeklärten Symbolik und die beiden Gemälde zur Legende um die Erschlagung des ersten Abtes Sibold erhalten. Der Grabstein an der Norwestwand zeigt den vorletzten Abt Peter († 6. März 1509) mit Stab und symbolischem Hündchen als Sinnbild christlicher Treue in Wachsamkeit und Kontemplation (Warnatsch). Die ältere Platte stammt aus dem Grab des askanischen Markgrafen Otto VI. (auch Ottoko oder der kleine Otto), der als Mönch am † 16. Juli 1303 im Kloster gestorben war. Die laut Warnatsch immer wieder ärgerliche Zuordnung in Literatur und Reiseführern zu Markgraf Otto IV. (mit dem Pfeil) ist falsch, denn dieser sei 1308/1309 im Tochterkloster Chorin begraben. Alle weiteren Platten aus der Grablege der Herrscherfamilie sind zerstört.

Ob zur Zeit des Klosterlebens eine Orgel existierte, ist nicht bekannt; die heute vorhandene Orgel ist jüngeren Datums. Der spätgotische holzgeschnitzte Flügelaltar von 1476 kam erst 1948 als Leihgabe des Domstifts Brandenburg in den Chorraum. Der ursprüngliche Lehniner Altar von 1518 schmückt bereits seit 1723 das Dommuseum der Stadt Brandenburg. Die hölzerne Taufe im Querschiff stammt aus dem 17. Jahrhundert. Das schlichte, eindrucksvolle Triumphkreuz kam 1952 aus der Dorfkirche Groß-Briesen bei Belzig. Sein ursprünglicher Standort ist unbekannt. Nach Schätzungen lag die Entstehung des Kreuzes um 1240.

Die Klosterkirche wird heute als Gemeindekirche genutzt. Gemeinsam mit dem Kloster Zinna wird als musikalische Besonderheit die Mittelalterreihe Musica Mediaevalis angeboten.

Zentrale Klosteranlage, Klausur

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Gebäude um 1744
Gebäude 2004

Von der ehemaligen Klausur sind einige Reste erhalten, die aus der zweiten (1195/1200-1205) und vierten Bauphase (1220-1235) stammen. Während der Schlafssaal (Dormitorium) eine direkte Verbindung zur Kirche hatte, war der westliche Konversenflügel streng getrennt von der übrigen Klausur. Im Südflügel befand sich der Speisesaal. Im Kreuzgang sind heute zwei Buchnischen der ehemaligen Bibliothek zu erkennen. Um 1650 folgte die Umgestaltung der Klausur zum Jadschloss. Der ehemalige Konversenflügel ist heute als sogenanntes Luise-Henrietten-Haus das Hospiz und das Wohnhaus der Diakonissen und Schwestern. Im Ostflügel mit dem Kreuzgang und Kapitelsaal, dem heutigen Cecilienhaus, befinden sich 2004 unter anderem die Stiftsverwaltung und die Küche. Der neue Südflügel beheimatet die geriatrische Rehabilitationsklinik.

Königshaus, Falkonierhaus, Abtshaus, Elisabethhaus

Das so genannte Königshaus war zu Klosterzeiten sehr wahrscheinlich das "Hospital". Die Mönche errichteten das Gebäude wie die Kirche in Backsteinkunst, allerdings im spätgotischen Stil. Der letzte Abt Valentin ließ das Haus um 1530 als Unterkunft für Joachim I. für die Tage herrichten, an denen der Kurfürst in den ausgedehnten Lehniner Wäldern auf die Jagd ging. Der Ausbau zum Königshaus fand unter Wilhelm IV. statt. Nach der Restaurierung im alten Stil 1993-1995 stellt sich das Haus heute als ein Kleinod märkischer Baukunst dar. Eine Lernwerkstatt nutzt das Gebäude für Fortbildungskurse und -Seminare, ferner finden Lesungen und kleinere Kammerkonzerte statt.

Direkt südlich vor dem Königshaus, hinter dem Südeingang der Klosteranlage, liegt das ähnlich ansehnliche Falkonierhaus. Das Gebäude, gegen Ende des 15. Jahrhunderts erbaut, diente sowohl dem Kloster als auch den späteren kurfürstlichen Jagdgesellschaften als Gästehaus. Heute ist hier die Kindertagesstätte des Stifts untergebracht. Das wahrscheinlich vor 1270 errichtete "alte" Abtshaus mit dem angegliederten Torhaus am Westausgang zählt zur historischen Bausubstanz. Eine Restaurierung und der fast rechtwinklige Anbau Leibnizhaus erfolgte in den Jahren nach 1877. Eine weitere denkmalgerechte Modernisierung 1995/1996 bewahrte viele historische Details und bezog sie behutsam in die moderne Ausstattung ein. Beide Gebäude beherbergen heute das Gästehaus Kloster Lehnin mit Zimmern für Jedermann.

Im angrenzenden seit 1911 so genannten Elisabethhaus, dem ehemaligen klösterlichen Brauhaus, sind heute der Besucherempfang, der Fest- und Speisesaal des Stifts sowie im ersten Stock Unterkünfte für die Schülerinnen der Krankenpflegeschule untergebracht. Daneben gibt es hier die Dauerausstellung Zisterzienser in Brandenburg. Das über die Jahrhunderte immer wieder veränderte Gebäude erfuhr besonders zu Beginn des 19. Jahrhunderts einen grundlegenden Umbau. Eine Restaurierung Anfang der 1990er Jahre legte besonderen Wert auf die Bewahrung der historischen Substanz.

Kornspeicher, Mauer, Tor und weitere Gebäude

Datei:Lehnin Kornspeicher.JPG
Kornspeicher

Östlich vom Elisabethhaus liegt das ehemalige Kornhaus aus der Mitte des 14. Jahrhundert mit einer schönen Backsteinfassade und einer großartigen Dachkonstruktion - eines der wenigen noch nicht sanierten Gebäude. Weiter östlich folgt die um die zweite Jahrtausendwende privatinitiativ rekonstruierte gotische Torkapelle, in der heute eine Patientenbibliothek untergebracht ist. Das anschließende Tetzeltor stammt wie die Torkapelle aus der Klosterzeit. Das westlich folgende Amtshaus aus dem Jahr 1696 diente als Wohnung des kurfürstlichen Domäneverwalters; zur Zeit (2004) findet eine Restaurierung des Hauses statt.

An der Stelle der mittelalterlichen Stallungen, der Scheune und des Backhauses am nordöstlichen Rand der Gesamtanlage befinden sich heute verschiedene Krankenhauseinrichtungen, unter anderem das Lindenhaus und das Katharinenenhaus. Das wenige Meter südlich gelegene Sonnenschlösschen beherbergt ein Jugendhilfeprojekt des Stiftes. Die südwestlich folgende Klostermauer gehört in einigen Teilen und mit der Ruine des klösterlichen Wehrturms aus dem 14. Jahrhundert zur historischen Bausubstanz. In der Domänezeit erhielt der Turm den Namen Hungerturm (oder auch Kuhbier), da hier vorübergehend das Gefängnis untergebracht war. Mauer und Turm umgrenzen den ehemaligen kurfürstlichen Thiergarten. Das im neugotischen Stil gehaltene Pfarrhaus in der Südwestecke nach einem Entwurf von Ludwig Persius stammt aus dem Jahr 1845 und ist heute Sitz der Superintendentur des Kirchenkreises Belzig-Lehnin. Verschiedene weitere Gebäude, die im 20. Jahrhundert hinzu kamen, sind Bestandteil der Kliniken.


Von links nach rechts: Cecilienhaus, Torkapelle, Elisabethhaus, Mauer

Hier haben Zisterzienser gebaut

Theodor Fontane hielt die Erinnerung an die Mönche mit folgenden Worten wach:
Das Gedächtnis an sie und an das Schöne, Gute, Dauerbare, das sie geschaffen, ist geschwunden; uns aber mag es geziemen, darauf hinzuweisen, daß noch an vielen hundert Orten ihre Taten und Wohltaten zu uns sprechen. Überall, wo in den Teltow- und Barnimdörfern, in der Uckermark und im Ruppinschen, alte Feldsteinkirchen aufragen mit kurzem Turm und kleinen, niedrigen Fenstern, überall, wo die Ostwand einen chorartigen Ausbau, ein sauber gearbeitetes Sakristeihäuschen ... zeigt, überall da mögen wir sicher sein – hier waren Zisterzienser, hier haben Zisterzienser gebaut ... .

Quellen

Literatur

  • Zisterzienser-Abtei Lehnin, Die Blauen Bücher, Text von Stephan Warnatsch, Karl Robert Langewiesche Nachfolger Hans Köster Verlagsuchhandlung KG, Königstein im Taunus 1998 ISBN 3-7845-0815-4
  • Gisela Gooß, Jaqueline Hennig (Hrsg.), Alle Brandenburger Zisterzienserklöster, Sonderedition Marianne-Verlag, 1997
  • Lutz Partenheimer: Albrecht der Bär. 2. Auflage. Böhlau Verlag, Köln 2003 ISBN 3-412-16302-3
  • Ernst Friebel und Oskar Schwebel, Bilder aus der Mark Brandenburg, Verlag von Otto Spamer, Leipzig 1881
  • G. Sello, Kloster Lehnin, in: Hie gut Brandenburg alleweg!, Richard George (Hrsg.), Verlag von W. Pauli's Nachf., Berlin 1900
  • Theodor Fontane, Wanderungen durch die Mark Brandenburg . Teil 3. Havelland. (1. Auflage 1873.) Zitate nach der Ausgabe Nymphenburger Verlagshandlung, München 1971, Frankfurt/M, Berlin. ISBN 3-485-00293-3
  • Willibald Alexis, Die Hosen des Herrn von Bredow, 1. Auflage 1846. Zitate nach der Ausgabe: Verlag Neufeld & Henius, Berlin (1925). Ausführliche Beschreibung über mehrere Seiten der Mordlegende um den ersten Abt Sibold siehe Kapitel "Kloster Lehnin", Seiten 126ff