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Thüringisch-obersächsische Dialektgruppe

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Datei:Deutsche Mundarten seit 1945.PNG
Die heutigen deutschen Mundarten

Thüringisch-Obersächsisch bzw. Th.-Kursächsisch, richtigerweise Thüringisch-Meißnerisch, ist eine Dialektgruppe des Mitteldeutschen, deren Dialekte ursprünglich nur Thüringisch genannt wurden und heute umgangssprachlich - aber sprachwissenschaftlich falsch - als Sächsisch bekannt sind. Thüringisch-Meißnerisch wird überwiegend in den bundesdeutschen Ländern Sachsen-Anhalt, Sachsen und Thüringen gesprochen.

Besonderheiten

Es gibt im thüringisch-meißnerischen Sprachraum weite regionale Unterschiede, die auf die Ausgleichssprache (Kolonialdialekt) der im Mittelalter eingewanderten Franken und Sachsen (Nieder-Sachsen) zurückgehen, deren Ostkolonisation etwa um 1100 begann. Sprachformen des "Meißner Kanzleideutsch" und reichlich mittelhochdeutsches Wortgut war die Schriftsprache von Martin Luther, die als wesentliche Grundlage der hochdeutschen Sprache gilt.

Gekennzeichnet ist das Thüringisch-Meißnerische durch eine Entrundung der Vokale, Palatisierung der Konsonanten "p", "t" und "k", eine stark differenzierte Aussprache des G-Lautes (vor allem in den sachsen-anhaltinischen und nordthüringischen Gebieten) und eine regional sehr unterschiedlich ausgeprägte melodische Betonung im Satz. Die zweite deutsche Lautverschiebung kam in diesem Raum in sehr von einander abweichenden Positionen im Hinblick auf einzelne Elemente zum Stehen. Basilekte werden kaum noch gesprochen. Die fließend erscheinenden Übergangsstufen zwischen Dialekt und Hochdeutschem, also Formen des Mesolektes, können sich auf bis zu fünf oder sieben belaufen.

  • Zum G-Laut: Man sagt, die Magdeburger sprechen das G auf 5 verschiedene Arten, aber G ist nicht dabei!
    Diese 5 Arten kommen zum Beispiel vor in der Wortgruppe "Vogelgesang in Magdeburg".
    (Sprich: Voreljesank in Machteburch. Das r wird nicht "gerollt", das erste ch ist im Rachen, das zweite "vorn" zu sprechen.)

Dialekte beziehungsweise Mundarten

Das "Linguasphere Register" (Ausgabe 1999/2000, Seite 431-432) führt unter Thüringisch-Obersächsisch zwölf unterschiedliche Dialekte auf:

Das sich im östlichen Kursachsen und in der Lausitz vermischende Meißenische und Ostmitteldeutsche nahmen auch die im Land verbliebenden Slawen an; lediglich in der Lausitz wird noch eine westslawische Sprache, das Sorbische, bis in unsere Zeit gesprochen. Andererseits wanderte slawisches Wortgut ins Deutsche (zum Beispiel Grenze), so dass auch das Sorbische seinen Anteil an der Ausbildung des Thüringisch-Meißnerischen hat.

Meißenisch, fälschlicherweise Sächsisch genannt, (da sächsisch/niedersächsisch die Sprache des Stammes der Sachsen ist) findet gelegentlich Anwendung im Kabarett sowie bei Comedians. Es wird eingesetzt, um Personen aus der ehemaligen DDR darzustellen oder um die nicht wenigen kulturell-mentalen, meist politisch-historisch bedingten Differenzen zwischen dem ehemaligen Preußen (Berlin und Brandenburg) und Kursachsen (mit den kulturellen Zentren Dresden, Leipzig und Chemnitz) sketchhaft zu skizzieren. Nicht selten sind die Sprecher jedoch keine gebürtigen Kursachsen und imitieren das Meißenische oder Osterländische in unterschiedlicher Qualität, somit wird dadurch ein falsches Bild dieses Sprachgebietes auf der Bühne und in den Medien gezeigt. Dabei galt das Thüringisch-Obersächsische - insbesondere das Anhaltische, Nordthüringische und Eichsfeldische - in vergangenen Jahrhunderten lange Zeit als vorbildlich für die hochdeutsche Aussprache.

Siehe auch:

Geschichte Sachsens, Geschichte Sachsen-Anhalts, Geschichte Thüringens, Geschichte Preußens, Deutsche Sprache