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Reichsbauernstadt

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Reichsbauernstadt ist ein nationalsozialistischer Ehrentitel für die Stadt Goslar in den Jahren 1936 - 1945.

In den Jahren der nationalsozialistischen Herrschaft in Deutschland war es eine Gepflogenheit bestimmten Städten im Deutschen Reich und in den annektierten Gebieten "Ehrentitel" zu geben. Neben

Im Januar 1934 erklärte der Reichsbauernführer und leiter des Reichsnährstandes Richard Walther Darré Goslar zum Sitz des Reichsnährstandes, zwei Jahre später erhielt die Stadt die offizielle Bezeichnung Reichsbauernstadt. Goslar war von nun an bis zum Kriegsende Ort der Reichsbauerntage, an denen der nationalsozialistische Staat seine Blut- und Bodenschwüre praktizierten. Die Kaiserpfalz Goslars bildete den "geeigneten" Aufmarschplatz für die Reichsbauerntage.

Der erste Reichsbauerntag wurde in Weimar begangen, deutsche Bauerntümelei passten aber nicht in das Bild der Stadt Goethes und Schillers, weshalb ein neuer Ort gesucht wurde. Goslar erschien dem Regime als geeigneter: Es war provinzieller als Weimar, hatte einen alten Stadtkern, eine tradtionsbewußte "nationale" Bevölkerung, es lag in Niedersachsen, dem "Kernland germanisch-deutschen Bauerntums", es war eine alte Kaiserstadt und lag in der Gegend, wo Otto I. im 10. Jahrhundert die Magyaren niedergerungen hatte und die große langsam ansteigende Wiese vor der Kaiserpfalz eignete sich hervorragend als Aufmarschplatz für die rituellen Führerhuldigungen zu den Erntedankfesten.

Die Feste fanden zwar bei Hameln statt, aber ab 1934 führte ein Autokorso von dort nach Goslar. In Goslar wurde dann eine Parade der SS, der SA und des Jägerbatallions vor der Kaiserpfalz durchgeführt. Bei einem Appell am Abend, beleuchtet von unzähligen Fackeln, unter dem Dach eines von Flugabwehrscheinwerfern gebildeten Lichtdoms leisteten hier Tausende in quasi-religiöser Andacht ihren Treueschwur auf den Führer. Jeweils zum Ausklang des Erntedankfestes Ende September/ Anfang Oktober und zu den Reichsbauerntagen im November wurde diese Zeremonie vor der Kulisse des 1. Deutschen Reiches abgehalten.

Die Reichsbauerntage fanden in Goslar 1934, 1935, 1936 und 1938 statt, 1937 fielen sie wegen der Maul- und Klauenseuche aus, ab 1939 fanden sie aufgrund des 2. Weltkrieges nicht mehr statt.

Literatur

  • Geyer, F., 1997; Goslar im Krieg und in den Jahren danach 1939-1965. Ein Bilddokumentation, Goslar
  • Krull, L., 1982; Wahlen und Wahlverhalten in Goslar während der Weimarer Republik. Beiträge zur Geschichte der Stadt Goslar. Band 24, Goslar
  • Schyga, P., 1999; Von der nationalen Stadt zur Reichsbauernstadt des Nationalsozialismus, Goslar 1918 - 1945 - Ein historisch-politischer Essay, Bielefeld