György Lehoczky
György Kàroly László Lehoczky (* 30. August 1901 in Vihnyepeszerény/Ungarn; † 16. Januar 1979 in Saarbrücken) war ein Architekt und Kirchenfenstermaler.
Leben
vor 1945
Als Kind ungarischer Eltern wurde György Lehoczky in Vihnye (Komitat Bara) geboren. Die Familie übersiedelte zuerst 1910/11 ins slowenische Fiume (heute Rijeka),danach ins kroatische Zagreb, wo sie bis zum Zusammenbruch der Donaumonarchie verblieb. Nach der Flucht nach Ungarn studierte Lehoczky an der TU Budapest von 1921 bis 1927 Architektur. Vier Jahre lang arbeitete er als Architekt im Angestelltenverhältnis bzw. als Assistent an der Universität, seit 1931 war er selbständig in Budapest tätig. In dieser Zeit nahm er an 95 Architektenwettbewerben teil, von denen er bei 32 den ersten Preis erhielt.
nach 1945
1945 flüchtete er nach Vorarlberg und war vorübergehend als künstlerischer Leiter einer Keramikfabrik tätig. Im Jahre 1947 kam Lehoczky, ein Jahr darauf seine Familie nach Saarbrücken. Da er als staatenloser Ausländer keine Arbeitserlaubnis bekam, arbeitete er als freier Künstler; erst 1955 wurde er eingebürgert. Von 1956 bis 1965 unterrichtete er außerdem an der Technischen Höheren Lehranstalt in Saarbrücken.
Werk
Überblick
Lehoczkys Werk wird in zwei Phasen gegliedert: In den ungarischen Jahren (1931 bis 1945) überwiegt seine Architektentätigkeit. Sein Büro in Budapest bestand zeitweise aus zehn Mitarbeitern. Lehoczky baute Wohnhäuser, Fabriken und Messebauten im In- und Ausland, aber auch Bahnhöfe sowie zwei Flugzeugfabriken für die Messerschmitt-Werke, außerdem sechs Kirchen, ein Gymnasium mit Internat und entwarf einen kompletten Luftkurort. Er war auch den denkmalpflegerischen Arbeiten an der Budapester Burg beteiligt.
In der zweiten, der Saarbrücker Periode suchte Lehoczky zunächst neue Aufgaben, aus denen sich dann auch neue Ausdrucksformen entwickelten. Zu seinen bedeutendsten Kirchbauten zählen zwei Klöster: In Bous baute György Lehoczky das Redemptoristenkloster Heiligenborn. An einer legendären Heiligenquelle, an der Anfang der 1940-er Jahre ein nationalsozialistisches Jugendheim mit Thingstätte begonnen wurde, errichtete man 1949 bis 1952 ein Kloster. Die Konventsgebäude wurden unter Verwendung der ausgeführten älteren Bauelemente entworfen und sehr schlicht ausgeführt. Lehoczky plante und baute die Klosterkirche und weite Teile der Inneneinrichtung. - Im nahegelegenen Püttlingen begann die Bauplanung für ein Redemptoristinnenkloster 1955; die Klosterkirche ist zweischiffig in Laien- und Schwesternschiff über Eck konzipiert.
Der Schwerpunkt seiner Arbeit in jener zweiten Schaffensperiode aber sind seine großartigen Glasfenster, die in zahlreichen saarländischen Kirchen, aber auch anderen öffentlichen und privaten Gebäuden und auch außerhalb des Saarlandes zu finden sind.
Bei der Einweihung der Glasfenster in der Saarbrücker Stiftskirche St. Arnual war auch Bundespräsident Theodor Heuss anwesend und zeichnete den Künstler aus bei dieser Gelegenheit aus.
Werkliste (Auszug)
Dieser Auszug aus der Werkliste gibt die öffentlich zugänglichen Werke (in Kirchen und anderen öffentlichen Gebäuden) wieder. Außer den im folgenden genannten Werken schuf Lehoczky eine große Anzahl von Gemälden, Zeichnungen und Kunstgegenständen, die sich heute in Privatbesitz befinden; auch Fenster und Wandgemälde für private Wohnhäuser sind bekannt.
ungarische Phase
Gasthaus Balaton am Plattensee; - Ungarischer Pavillon auf der Messe in Belgrad; - Haus der Christlich-nationalen Vereinigung (Magyar Keresztyen Leanyegyesületk Nemzeti Szövetsege); - Szekesfövaros in Budapest; - Allomasepület in Szabadbattyab; - Allomasepület in Agard; - Allomasepület in Kisvelence; - Entwurf zum Festspielplatz Bregenz; - Entwurf Magyar Udvar; - Fresco in der Kirche von Jaak/Ungarn.
Saarbrücker Phase
Die wichtigsten Werke Lehoczkys aus der Phase nach 1945 sind die beiden Klosterbauten: das Kloster Heiligenborn in Bous (Bau: 1949-52, Inneneinrichtung: 1953-60) und das Kloster Heilig Kreuz in Püttlingen (Bau und Inneneinrichtung 1956-63).
Daneben schuf er eine große Anzahl großer und kleiner Fenster (z.T. in Bleiverglasung, z.T als Betonfenster) in zahlreichen saarländischen Kirchen und öffentlichen Gebäuden (wie Krankenhäusern, Schulen, Friedhofshallen und -kapellen), sowie eine kleinere Anzahl von Fenstern und Wandbildern für private Gebäude (sowohl Geschäfts-, Bank- als auch Wohnhäuser).
In folgenden saarländischen Orten finden sich Werke von Lehoczky: Bexbach (Prot. Christuskirche); Blieskastel (Stadtteil Brenschelbach,: Prot. Kirche; Stadtteil Oberwürzbach, Pfarrkirche Herz Jesu; Stadtteil Wolfersheim, Prot. Kirche (ehemals St. Stephan)); Dillingen (Pfarrkirche Hl. Sakrament); Fischbach (Saar) (Ev. Kirche); Gersheim (Ortsteil Reinheim, Pfarrkirche St. Markus); Heusweiler (Ev. Kirche; Schwesternhaus; Pfarrkirche Mariae Heimsuchung; Friedhofshalle); Homburg (Saar) (Stadtteil Beeden, Pfarrkirche St. Remigius; Stadtteil Jägersburg, Prot. Kirche; Stadtteil Kirrberg, Pfarrkirche St. Marien); Illingen (Pfarrkirche St. Stefan; Ortsteil Wiesbach, Ev. Kirche; Höll-Fleischfabrik Speisesaal); Mandelbachtal (Ortsteil Heckendalheim, Pfarrkirche St. Joseph; Ortsteil Ormesheim, Pfarrkirche St. Mauritius; Ortsteil Ormesheim, Marienkapelle (früher St. Donatus)); Merzig (Pfarrkirche St. Peter; Kreditanstalt Merzig); Mettlach (Ortsteil Orscholz, Pfarrkirche St. Marien); Namborn (Kath. Kirche; Ortsteil Baltersweiler, Kath. Kirche); Neunkirchen (Ev. Pauluskirche; Mädchengymnasium); Ottweiler (Ev. Kirche; Ev. Kindergarten; Stadtteil Steinbach, Ev. Kirche); Quierschied (Ev. Kirche; Ortsteil Göttelborn, Bergmannsschule); Rehlingen (Jugendhaus); Riegelsberg (Ev. Kirche; Grundschule); Saarlouis (Ev. Kirche; St. Elisabeth-Krankenhaus); Schwalbach (Ortsteil Derlen, Pfarrkirche St. Josef); St. Ingbert (Kreditanstalt; Krankenhaus); St. Wendel (Stadtteil Niederlinxweiler, Ev. Kirche); Völklingen (Michaelskrankenhaus; Stadtteil Wehrden, Ev. Kirche; Stadtteil Heidstock, Friedhofshalle; Stadtteil Heidstock, Ev. Kirche).
Saarbrücken: Stadtteil Altenkessel Ev. Lutherkirche; Grundschule; Stadtteil Alt-Saarbrücken Notkirche am 40-er Grab; Kreiskulturhaus Speisesaal; Städtische Siedlungsgesellschaft; Stadtsparkasse Saarbrücken; Ev. Altenheim; Stadtteil Burbach Pfarrkirche St. Eligius; Schule; Stadtteil Dudweiler Kindergarten; Stadtteil Gersweiler Ev. Kirche; Ev. Gemeindehaus; Friedhofshalle; Stadtteil Güdingen Ev. Kirche; Stadtteil Klarenthal Pfarrkirche St. Bartholomäus; Stadtteil Malstatt Ev. Kirche; Realschule Ludwigspark; Stadtteil Schafbrücke Ev. Kirche Neuscheid; Stadtteil Scheidt Ev. Kirche; Stadtteil St. Arnual Pfarrkirche Christ König; Winterbergklinik; Stiftskirche St. Arnual; Stadtteil St. Johann Rathauskeller; Diakonissenhaus des ev. Krankenhauses; Alte Ev. Kirche; Höll-Fleischfabrik; Sozialpflegerisches Berufsbildungszentrum (Schmollerschule).
Außerhalb des Saarlandes finden sich Werke in: Le Chambon-sur-Lignon (Haute-Loire); Rastede (Oldenburg): Pfarrkirche St. Ulrich; Montreal (Kanada): ungarische Kirche, zwölf Fenster mit ungarischen Heiligen; Moulin-lès-Metz (Lothringen): Pfarrkirche Saint Pierre.
Weblink
- György Lehoczky. In: Biographisch-Bibliographisches Kirchenlexikon (BBKL).
- Kloster Heiligenborn in Bous/Saar (offizielle Seite)
- Kloster Heilig Kreuz in Püttlingen/Saar (offizielle Seite)
- Seite der Stadt Püttlingen mit Bildern vom Kloster Heilig Kreuz
Veröffentlichungen
- Lehoczky, György (Bilder) ; Bach, Michaela (Text): Mukis Wunderbaum. 30 S. ISBN 3-219-10316-2 (Annette Betz-Verlag).
- Dieselben: Mukis wunderbare Reise, München 1973 (vergriffen).
- Vom goldenen Überfluß der Welt. Bilder und Skizzen von György Lehoczky. Einführung und Text von Géza von Habsburg-Lothringen, Heilbronn 1978, 2. Auflage 1985 (vergriffen).
Personendaten | |
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NAME | Lehoczky, Gyorgy |
KURZBESCHREIBUNG | ungarischer Architekt und Künstler |
GEBURTSDATUM | (30. August 1901 |
GEBURTSORT | Vihnyepeszerény/Ungarn |
STERBEDATUM | 16. Januar 1979 |
STERBEORT | Saarbrücken |