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Liturgische Farben

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Liturgische Farben bezeichnen die Farben von Gewändern, Fahnen und Schmuck, die zu bestimmten Liturgien der christlichen Kirchen benutzt und getragen werden. Sie sollen eine Sinneswirkung auf Stimmung und Bewusstsein des Menschen ausüben.

In der christlichen Liturgie wurden für die Gewänder derer, die am Altar Dienste taten, zunächst die Farben der profanen Umwelt übernommen. Je nach Rang waren dies vor allem die unterschiedlich intensiven und unterschiedlich großflächig aufgebrachten Farbtöne des Purpurs.

Farbige Differenzierungen entsprechend der Zeit des Kirchenjahrs kamen in der Karolingerzeit auf und wurden durch das Konzil von Trient im 16. Jahrhundert verpflichtend gemacht.

Die liturgischen Farben für Gewänder und Paramente werden heute in der katholischen, anglikanischen und lutherischen Kirche etwa gleich verwendet.

Datei:CathLitYear.png
Die Feste im Jahreskreis mit den ihnen zugeordneten liturgischen Farben in der katholischen Kirche.

In der Frühzeit, bis zum 12. Jh. richtete sich die Auswahl der Gewänder vor allem nach deren Wert. Für hohe Feste verwendete man dementsprechend kostbare Gewänder. Erst später begann man, sich auch nach der Symbolik der Farben zu orientieren. In der mittelalterlichen Kirche waren die Riten der Messfeier lokal geregelt, entsprechend gab es auch unterschiedliche Anordnungen, was die an Festen jeweils zu tragende Farbe betraf. Auch die Symbolik der Farben wurde unterschiedlich gedeutet, im germanischen Raum galt etwa meist Rot anstatt Weiß als Festfarbe. Nach dem Erlass des Römischen Messbuchs von 1570 im Zuge des Konzils von Trient setzte jedoch mehr und mehr eine Vereinheitlichung der Liturgie zugunsten des Römischen Ritus ein. Auch die liturgischen Farben wurden dem angepasst, örtlich blieb es aber noch über diese Zeit hinaus bei der Beibehaltung des originären Farbenkanons.

Seit dem Zweiten Vatikanischen Konzil zu Beginn der 60er Jahre des 20. Jahrhunderts kennt die römisch-katholische Kirche nur noch fünf liturgische Farben für die Gewänder (Kasel bei Zelebranten, Dalmatik bei Diakonen, Talar bei Ministranten; Rochett, Kragen) von Priestern und Ministranten:

  • Grün, die Farbe des organischen Wachstums und der Hoffnung, ist die liturgische "Alltagsfarbe" und wird zu allen "normalen" Sonn- und Werktagen des Kirchenjahres getragen, also an den Tagen des Jahreskreises. Eine Deutung hierfür ist, dass der Alltag des Christen von Hoffnung durchdrungen sein soll.
  • Gold und Silber sind als besonders festliche Form der weißen Farbe zu verstehen und keine eigenständige Liturgiefarbe, können aber zu festlichen Anlässen getragen werden.
  • Rosa ist als Aufhellung der violetten Farbe zu verstehen und ebenfalls keine eigenständige Liturgiefarbe, sie kann nur zu den Sonntagen Gaudete (3. Adventssonntag) und Laetare (4. Fastensonntag) getragen werden, um den freudigen Charakter der Mittfastentage zur Hälfte der Bußzeit hervorzuheben.
  • Schwarz ist die Farbe der Trauer und wurde Karfreitag, Allerseelen und bei Begräbnissen getragen. Nach der Liturgiereform ist sie vorgesehen für Begräbnisse und Allerseelen, jedoch auch häufig durch Violett ersetzt. Am Karfreitag ist es nicht mehr möglich, Gewänder schwarzer Farbe zu verwenden.
  • Blau, (genau wie Gold und Silber keine eigenständige liturgische Farbe) die Farbe der Reinheit, galt früher (im römischen Ritus unbekannt) für Marien- und örtlich auch für Bekennerfeste (Bekenner sind Glaubenszeugen, die keine Märtyrer waren, wie etwa der Hl. Martin), sie wurde durch weiß ersetzt. Trotzdem werden auch heute noch in einigen Gegenden blaue Gewänder für Marienfeste verwendet, in spanischen Diözesen sind diese sogar vorgeschrieben. Blau war auch im englischen Ritus von Sarum (Salisbury) bekannt und ersetzte dort das adventliche Violett.

Neben den offiziellen Farben kann auch ein lokaler Farbkanon entsprechend der Kultur und Tradition eines Landes getragen werden.