Christa Meves
Christa Meves (* 4. März 1925 in Neumünster) ist eine deutsche Kinder- und Jugendpsychotherapeutin und Schriftstellerin.
Leben
Nach dem Studium der Geographie, Germanistik und Philosophie an den Universitäten Breslau und Kiel absolvierte sie ihr Staatsexamen in Hamburg, wo sie zusätzlich Psychologie studierte.
Christa Meves arbeitet in Uelzen. Sie hat mehr als 100 Bücher verfasst, die in bis zu 13 Sprachen übersetzt wurden. Seit 1978 ist sie Mitherausgeberin des Rheinischen Merkur. Ursprünglich im konservativen evangelischen Bereich angesiedelt, konvertierte sie 1987 zum Katholizismus. Sie vertritt ein konservatives Familien- und Menschenbild.
Denken
Christa Meves unterscheidet vier Persönlichkeitstypen:
- Darstellungstyp
- Ordnungstyp
- Einsiedlertyp
- Hingabetyp
An der Biologie des Menschen ausgerichtete Konzepte, die sie in den Erkenntnissen der modernen Hirnforschung bestätigt sieht, stehen im Mittelpunkt ihres Denkens. Ihre Lehrbücher für Pädagogik gehörten bis in die achtziger Jahre zur Standardliteratur der Ausbildung. Meves begrüßt den breitflächigen Ausbau von psychotherapeutischer Behandlung im Strafvollzug. Die Tendenz zu helfen, statt zu bestrafen entspräche einem sozialen Ethos und sei somit eine verpflichtenden Konsequenz für eine humane Gesellschaft. Gleichzeitig warnt sie jedoch, die „Reversibilität eingebahnter krimineller Verhaltensstörungen leichtfertig zu überschätzen.“ Wiederholungstäter seien häufig gar nicht in der Lage ihr Handeln zum Zeitpunkt der Tatbegehung situationsgerecht abzuschätzen, so dass ein vorsätzliches Begehen oft gar nicht vorläge und somit ein Strafvorwurf gar nicht gemacht werden kann.[1] Meves ist der Ansicht, dass die Erkenntnisse der US-amerikanischen Hirnforschung nicht hinreichend in die sozialpolitischen Debatten einflössen. Die wichtigste Erkenntnis der Hirnforschung sei, dass der „Entmutterung“ der Gesellschaft durch familienpolitische Maßnahmen entgegengewirkt werden müsse.[2] Meves sieht die Menschen nicht nur sozial, sondern auch biologisch bestimmt. Für den Nachweis ihrer These setzt sie ihre Hoffnung auf die Hirnforschung. Die „altbewährte“ nationale und die kulturelle „Substanz“ sieht Meves in einem sich vergrößerndem Europa gefährdet: „Vorsicht auf der ganzen Linie sollte bei allen jenen Öffnungsbestrebungen angezeigt sein, die altbewährte Grundstrukturen zu schleifen suchen – von den Konfessionen bis zu den Nationen.“[3]
Meves beklagt, dass in ihrer Heimat Schleswig-Holstein die Dorfkirchen eingestampft und die Gemeinden aufgelöst werden, nachdem sie mehr als die Hälfte ihrer Kirchenmitglieder verloren haben. Jahrelang sei dort esoterischer und heidnischer Unsinn in den heiligen Stätten getrieben worden statt der Anbetung unseres Herrn.
Danach spannt sie den Bogen zum dänischen Karikaturenstreit, der nach ihrer Meinung kein Zufall ist. „Hat nicht eine gottlose Journaille jahrzehntelang keinen Halt davor gemacht, das, was uns Christen heilig ist, ohne öffentliche Gegenwehr zu verunglimpfen? Und wie sollen diese Leute dann Respekt haben vor dem, was anderen Religionen anbetungswürdig erscheint?“[4]
Rezeption
Einige Werke Meves' wie "Geheimnis Gehirn. Warum Kollektiverziehung und andere Unnatürlichkeiten für Kleinkinder schädlich sind" erlangten vor allem in der Neuen Rechten Bedeutung. Die Theoriezeitschrift Nation und Europa weist besonders auf Meves' Tradition zu Konrad Lorenz, Nikolaas Tinbergen und Irenäus Eibl-Eibesfeldt hin, da Meves auf die "überragende Rolle der genetischen Mitgift bei der Ausprägung menschlichen Verhaltens"[5] behauptet und Homosexualität für unnatürlich halte. Bedauert wird von der Partei Die Republikaner (REP), dass Meves trotz ihrer zahlreichen Auszeichnung aus "ideologischer Verklemmung nicht gefolgt"[6] werde. Meves steht hier vor allem für die Forderung, den "Wertewandel" der "68er" zurückzudrängen, mit dem vor allem die Emanzipation der Frau und die damit verbundenen "Vernachlässigung der Familie" gemeint ist. Danach war für Meves die "Studentenrevolte einer der Universität von außen aufgedrückten Manipulation"[7].
Auszeichnungen
- 2005 Gregoriusorden
- 2005 Großes Verdienstkreuz des Niedersächsischen Verdienstordens
- 2004 Homo-Gurke des Online-Portals Queer
- 2001 Deutscher Schulbuchpreis
- 2000 Ehrenmedaille des Bistums Hildesheim
- 2000 „Goldene Rosine“ des Vereins „Bürger fragen Journalisten“
- 1996 Preis für Wissenschaftliche Publizistik
- 1995 Preis der Stiftung Abendländische Besinnung
- 1985 Bundesverdienstkreuz erster Klasse
- 1984 Medal of Merit
- 1982 Sonnenscheinmedaille der Aktion Sorgenkind
- 1979 Konrad-Adenauer-Preis der Deutschlandstiftung
- 1978 Niedersächsischer Verdienstorden
- 1977 Goldmedaille des Herder-Verlags
- 1976 Prix Amade
- 1974 Wilhelm Bölsche Medaille
Veröffentlichungen
Bücher
- Anima – verletzte Mädchenseele, Weißes Kreuz
- Antrieb – Charakter – Erziehung, Fromm
- Aus Vorgeschichten lernen, Herder
- Ausverkaufte Würde? Der Pornographie-Boom und seine psychischen Folgen (mit Thomas Schirrmacher) Hänssler, Holzgerlingen, 2000 ISBN 3-7751-3544-8
- Bedrohte Jugend, gefährdete Zukunft, Weißes Kreuz
- Bist Du David?, Herder
- Chancen und Krisen der modernen Ehe
- Damit Ihr Frucht bringt, Diözesanstelle
- Das Ehe-Alphabet, Christiania (ursprünglich Herder)
- Das Geringste gilt, Weißes Kreuz
- Das Großeltern-ABC, Herder
- Der alte Glaube und die neue Zeit, Herder
- Der Weg zum sinnerfüllten Leben, Herder
- Die Familie in der Zerreißprobe der Gesellschaft
- Die ruinierte Generation (mit H. Ortlieb), Herder
- Die Schulnöte unserer Kinder, Herder
- Dienstanweisunge für Oberteufel (mit Joachim Illies), Herder
- Ermutigung zum Leben (Bildband), Kreuz-Verlag
- Erziehen und Erzählen, Herder
- Erziehung zu Reife und Verantwortung, Weißes Kreuz
- Erziehung zur Frau, Adamas
- Es geht um unsere Kinder, Brunnen
- Freiheit will gelernt sein, Herder
- Geliebte Gefährten (mit Joachim Illies), Herder
- Glücklich ist, wer anders lebt, Christiana
- Ich reise für die Zukunft, Herder
- Im Schutzmantel geborgen, Christiana
- Jugend und Ehe, Brockhaus
- Kinderschicksal in unserer Hand, Herder
- Kleines ABC für Seelenhelfer, Herder
- Kraft, aus der du leben kannst, Herder
- Kurswechsel, Herder
- Lange Schatten, helles Licht, Herder
- Lebensrat von A–Z, Herder
- Lieben – was ist das? (mit Joachim Illies), Herder
- Macht Gleichheit glücklich?, Christiana
- Mit der Aggression leben (mit Joachim Illies), Herder
- Neue Schulnöte (mit D. Günter), Herder
- Ninive darf nicht untergehen, Weißes Kreuz
- Nußschalen im Ozean, Weißes Kreuz
- Manipulierte Maßlosigkeit,Herder
- Ohne Familie geht es nicht, Weißes Kreuz
- Plädoyer fürs Schamgefühl, Weißes Kreuz
- Seelische Gesundheit und biblisches Heil, Herder
- Sein wie Gott, Weißes Kreuz
- Sexuelle Freiheit und neue Moral, Weißes Kreuz
- So ihr nicht werdet wie die Kinder, Kreuz-Verlag
- Typisch Mutter!, Herder
- Unser Leben muß anders werden, Herder
- Unterwegs (mit Joachim Illies), Christiana
- Verhaltensstörungen bei Kindern, Piper
- Was unsere Liebe vermag, Christiana
- Wenn Ihr werdet wie die Kinder, Herder
- Wer einem Kinde begegnet, Weißes Kreuz
- Wer paßt zu mir?, Weißes Kreuz
- Wer wirft den ersten Stein?, Weißes Kreuz
- Wohin gehen wir?, Herder
- Wurzeln des Glücks, Herder
Beiträge zu Büchern
- Das Gesundheitsnetz. Berichte von Physiologen, Psychologen, Pädagogen, Theologen und Ärzten. Hrsg. von der Landeszentrale für Gesundheit in Bayern, 1990 (Christa Meves: „Bibelsprache als Gesundheitssprache“, S. 305–314).
- 9ème Congrès International de la Famille, Fayard, 1987 (Christa Meves: „Die Hausfrau – Motor der Gesellschaft“, S. 357–366, in französischer Sprache).
- Die Medien – das letzte Tabu der offenen Gesellschaft. Die Wirkung der Medien auf Politik und Kultur. Hase und Koehler, 1986 (Christa Meves: „Verändert das Fernsehen die Moral?“, S. 115–130).
- Die Freiheit, die sie meinen ... 200 Jahre Französische Revolution oder das Befreiende des Christseins. Hase und Koehler, 1989 (Christa Meves: „Mißbrauchte Freiheit, Folgen für Familie, Gesellschaft und Staat“, S. 94–104).
- Familie, Herausforderung der Zukunft. Universitätsverlag Freiburg, Schweiz, 1982 (Christa Meves: „Typische Binnenprobleme der heutigen Familie“, S. 47–60).
- Wahrheit und Wirklichkeit. Das Bild vom Menschen – wie ist es heute, wie soll es werden? Engadiner Kollegium. Novalisverlag, 1982 (Christa Meves: „Die Frage nach der Wahrheit in der jugendpsychotherapeutischen Praxis“, S. 245–254).
- Nachdenken über Politik – jenseits des Alltags und diesseits der Utopie. Styria, 1995 (Christa Meves: „Wegweiser und Dornenhecken“, S. 139–158).
- Axel Springer: Die Freunde dem Freund. Ullstein, 1986 (Christa Meves: „Der Homo Religiosus“, S. 172–174).
- Starke Frauen. Ein Frauenbuch (auch) für Männer. MM-Verlag, 1994 (Christa Meves: „Eine neue Frauenkultur, Aufbruch zu echter Selbstverwirklichung“, S. 135–150).
- Von der Lust, katholisch zu sein. MM-Verlag, 1993 (Christa Meves: „Freude am Katholischsein“, S. 231–252).
- Geographische Querschnitte. Themen und Menschen um Wilhelm Brünger. Frankfurt/Main 1981 (Christa Meves: „Die Lehrerpersönlichkeit Wilhelm Brünger“, S. 24–27).
- Zeichen unserer Zeit. Deutscher Instituts-Verlag, 1984 (Christa Meves: „Macht Gleichheit glücklich?“, S. 173–188).
- Grzimeks Tierleben. Verhaltensforschung. Kindler, 1974 (Christa Meves: „Prägung als frühkindliches Lernen“, S. 337–353).
- De cultu Mariano Saeculis XIX–XX, Mariologischer Kongress. Rom 1991 (Christa Meves: „Die Rechtfertigung der Vorbildhaftigkeit der Gottesmutter Maria gegen die aufklärerische Geschlechterpsychologie“, S. 167–183).
- Kirche und Sex. Mein Körper gehört mir. MM-Verlag 1994 (Christa Meves: „Let’s talk about sex“, S. 133–150, und: „Zur Fremderlösung in Psychotherapie und Beichte“, S. 205–212).
- Staatsphilosophie und Rechtspolitik. Beck, 1997 (Christa Meves: „Gewalt an Kindern, Gewalt von Kindern, Ursachen und Hilfen“, S. 749–760).
- Danken und Dankbarkeit. Eine universale Dimension des Menschseins. Heidelberg 1992 (Christa Meves: „Vom Sinn der Erziehung zur Dankbarkeit“, S. 149–158).
- Deutschland als Kulturstaat. Bonifatius, 1993 (Christa Meves: „Die Krise der katholischen Kirche in Deutschland“, S. 363–370).
- Hamburger Jahrbuch für Wirtschafts- und Gesellschaftspolitik. Tübingen 1982 (Christa Meves: „Psychisch bedingte Voraussetzungen für die Gefährdung der Freiheit in der Bundesrepublik Deutschland“, S. 135–144).
- Hamburger Jahrbuch für Wirtschafts- und Gesellschaftspolitik. Tübingen 1977 (Christa Meves: „Die Entglückung des Menschen durch das Egalitätsprinzip“, S. 259–280).
- Hamburger Jahrbuch für Wirtschafts- und Gesellschaftspolitik. Tübingen 1972 (Christa Meves: „Zwischen Freiheit und Gesetz“, S. 285–293).
- Was ist Liebe? TVZ, 1980 (Christa Meves: „Entwicklungsweisen des Liebens in der Ontogenese“, S. 29–40).
- Das Kind. Eine Anthropologie des Kindes. Herder, 1971 (Christa Meves: „Zur Tiefenpsychologie des Kindes“, S. 289–324; „Kind und Krankheit“, S. 325–358).
- Das Kind im Vorschul- und Grundschulalter. Herder, 1973 (Christa Meves: S. 127–167).
- Frauen im Wehrdienst. Hrsg. Koepcke, Herder, 1982 (Christa Meves: S. 22–46).
- Aggression und Autorität. Kreuz-Verlag, Stuttgart 1969 (Christa Meves: S. 57–70).
- Mehr als man glaubt. Christliche Fundamente in Recht, Wirtschaft und Gesellschaft. Resch, 2000 (Christa Meves: S. 275–292).
- Mein Vater – Euer Vater. Stella Maris, 2000 (Christa Meves: S. 167–191).
Weblinks
- Offizielle Webseite Christa Meves
- Verein Verantwortung für die Familie
- Elterncolleg Christa Meves (ECCM)
- Vorlage:PND
- Die Publizistin und Kinderpsychotherapeutin Christa Meves feiert morgen ihren achtzigsten Geburtstag
Quellen
- ↑ Rheinischer Merkur, Nr. 40, 4. Oktober 1996
- ↑ Durchbruch in der Hirnforschung, die amerikanische Wende von Christa Meves. Publiziert auf ihrer Heimatseite.
- ↑ Rheinischer Merkur, Nr. 34, 22. August 1997
- ↑ Kath.net: Steht auf, habt keine Angst! 8. Januar 2007
- ↑ Nation und Europa [1]
- ↑ Zeit für Protest - Buchtips 11/06 [2], eingesehen zuletzt am 23. Dezember 2006
- ↑ Warten auf den Widerstand von Christa Meves. Kolumne auf ihrer Website, eingesehen am 23. Dezember 2006
Personendaten | |
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NAME | Meves, Christa |
KURZBESCHREIBUNG | deutsche Kinder- und Jugendpsychotherapeutin |
GEBURTSDATUM | 1925 |
GEBURTSORT | Neumünster |