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Luis Carrero Blanco

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Luis Carrero Blanco (* 4. März 1903 in Santoña, Kantabrien; † 20. Dezember 1973 in Madrid) war ein spanischer Militär (Admiral) und Politiker. Er war während des Franquismus die rechte Hand von Francisco Franco und wurde von diesem 1973 als Regierungschef (Presidente del Gobierno) vereidigt. Sechs Monat später starb er durch ein Attentat, das der ETA zugeschrieben wird.

Carrero Blanco trat 1918 in die Seefahrtsschule der Marine ein und bekleidete seit 1922 einen Offiziersrang. Zwischen 1924 und 1926 nahm er an der Militärkampagne in Marokko teil und spezialisierte sich anschließend auf U-Boote. Seit 1934 lehrte er an der Seefahrtsschule in Madrid. Bei Ausbruch des spanischen Bürgerkriegs flüchtete er sich aus Furcht vor republikanischen Milizen in die Botschaften von Mexiko bzw. Frankreich. Im Juni 1937 gelang es ihm, von nationalistischen Truppen besetztes Gebiet zu erreichen. Im Krieg war er Kommandant des Zerstörers Huesca und später des U-Bootes Sanjurjo. Danach stieg er auf zum Stabschef für Operationen der Marine.

Während des Zweiten Weltkriegs vertrat er die Position der Neutralität Spaniens und stand damit Gegensatz zum falangistischen Aussenminister Ramón Serrano Súñer, der einen Kriegseintritt an der Seite der Achsenmächte forderte. Während Serrano Súñer 1942 seine Regierungsämter verlor, wurde Carrero Blanco schrittweise zum Vertrauten Francos. 1941 wurde er zum Staatssekretär und 1951 zum Präsidentschafts-Minister ernannt. In diesem Amt wirkte er als Koordinator zwischen den verschiedenen Ministerien und Staats- und Regierungschef Franco. Er war daher an allen bedeutenden politischen Entwicklungen unmittelbar beteiligt. Er wirkte an der Zurückdrängung des politischen Einflusses der Falange mit und stieß eine grundlegende Reform des Verwaltungsapparats an. Ende der fünfziger Jahre unterstützte er die Neuorientierung der Wirtschaftspolitik und die bedingte wirtschaftliche Öffnung des Landes nach Europa hin. Er vertrat eine Politik vor allem wirtschaftlicher Modernisierung, die aber klar durch die Grenzen des Franquismus beschränkt war. Demokratische und soziale Liberalisierungstendenzen hatten innerhalb derselben keinen Raum.

1963 wurde Carrero Blanco zum Vizeadmiral, 1966 zum Admiral erhoben. 1967 ernannte ihn General Franco zum Vize-Regierungschef. Carrero Blanco übernahm in immer stärkerem Maße Regierungsaufgaben von Franco. Am 11. Juni 1973 wurde er als Nachfolger Francos als Regierungschefs vereidigt. Der 80-jährige Franco zog sich offiziell aus dem operativen Regierungsgeschäft zurück und fungierte nur noch als Staatsoberhaupt. Carrero Blanco, der schon zuvor an exponierter Stelle an den Planungen zur Überführung des Regimes in eine Monarchie mit König Juan Carlos I. mitgewirkt hatte, wurde als "starker Mann" und Garant für politische Konitinuität in Spanien über den Tod Francos hinaus angesehen.

Tatsächlich aber starb Carrero Blanco knapp zwei Jahre vor Franco: Am 20. Dezember 1973 explodierte in Madrid eine unterirdische Bombe unter seinem gepanzerten Auto. Die Wucht der Explosion war so heftig, dass sein Wagen 35 Meter in die Höhe und über die Kirche des Hl. Franz von Borgia hinweg geschleudert, in der Carrero Blanco kurz zuvor an einer Messe teilgenommen hatte. Obwohl sich niemand zum Attentat (der so genannten Operation Ogro) bekannte, wurde und wird es allgemein als Racheakt der baskisch-separatistischen Terrororganisation Euskadi Ta Askatasuna (ETA) für die repressiven Maßnahmen (u.a. Todesurteile und Hinrichtungen) der Diktatur gegen die Gruppe und andere Regimegegner angesehen.

Weblink: Bericht über das Attentat bei BBC On This Day

Literatur: Julen Agirre (Pseudonym von Eva Forest): Operación Ogro: cómo y por qué ejecutamos a Carrero Blanco, Hendaye: Ediciones Mugalde/Paris: Ruedo Ibérico, 1974. Auf englisch (übersetzt und kommentiert von Barbara Probst Solomon) als: Operation Ogro: the execution of Admiral Luis Carrero Blanco, New York: Quadrangle/New York Times Book Co., 1975 (ISBN 0812905520). Dieses Buch ist eine Darstellung der Planung und Ausführung des Attentats aus dem Umfeld der ETA.