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Reichsschwert

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Das Reichsschwert von beiden Seiten, in der Mitte das Zeremonienschwert, kolorierter Kupferstich von Johann Adam Delsenbach aus dem Jahre 1791

Als Reichsschwert wird im deutschsprachigen Raum häufig das zu den Reichskleinodien der deutschen Könige und Kaiser des Heiligen Römischen Reiches gehörende Schwert bezeichnet.

Im allgemeinen bezeichnet man damit ein Schwert als Staatssymbol einer Monarchie das Macht, Stärke und Wehrhaftigkeit des Landes darstellt. So existieren bzw. existierten auch Reichsschwerter z.B. in England, Schottland, Preußen, Dänemark, Norwegen und den Niederlanden.

Der Schwerpunkt dieses Artikels liegt jedoch auf einer Beschreibung des Reichschwertes des Heiligen Römischen Reiches, mit seiner Geschichte, seinem Aussehen und seiner Bedeutung für das Reich.

Dieses auch als Mauritiusschwert bezeichnete Schwert wurde dem Römisch-deutschen Kaiser bei seiner Krönung vom Papst überreicht. Beim anschließenden Auszug aus der Kirche wurde es dem neuen Kaiser vom Schwertführer, mit der Spitze nach oben, als Zeichen der weltlichen Macht und Gewalt vorangetragen. Es galt als das Schwert des heiligen Mauritius.

Es wird heute in der Weltlichen Schatzkammer der Wiener Hofburg ausgestellt.


Aussehen

Griff, Parierstange und Klinge

Das Schwert hat insgesamt eine Länge von 110 cm und die 95,3 cm lange Klinge besteht aus Stahl. Die Parierstange und der Knauf sind schwach vergoldet und der Griff wurde mit einem gestückelten Silberdraht umwickelt. Dieser Draht ist wohl eine neuzeitliche Ergänzung aus dem 16. oder 17. Jahrhundert, könnte aber bereits zur Zeit der Entstehung angebracht worden sein.

Das Schwert war zum feierlichen Tragen mit der Spitze nach oben bestimmt, dies kann man aus der Anordnung der Arbeiten auf der Scheide deutlich erkennen. Außerdem ist nur in dieser Haltung eine der auf beiden Seiten der Parierstange eingravierten Inschriften lesbar, zwischen deren Wörtern einfache Punkte stehen:

CHRISTVS · VINCIT · CHRISTVS · REIGNAT · CHRISTVS · INPERAT
(deutsch: „Christus siegt - Christus herrscht - Christus gebietet“)

Wenn das Schwert abwärts gerichtet wird oder es am Schwertgurt hing, ist die auf der anderen Seite angebrachte kürzere Inschrift lesbar:

CHRISTVS : VINCIT : CHRISTVS : REINAT.
(deutsch: „Christus siegt - Christus gebietet“)

Die erste Inschrift müßte aber eigentlich lauten: "Christus vincit - Christus reginat - Christus imperat" (fett geschrieben: die korrekte lateinische Schreibweise). Der Historiker von Schlosser vertrat auf Grund dieser sprachlichen Eigentümlichkeit im Jahre 1918 die Ansicht, dass dies auf eine Herkunft des Schwertes aus dem romanischen Srachraum, speziell Sizilien, hindeutet. Nach Auskunft heutiger Forscher handelt es sich jedoch um das Mittellatein eines Schreibers, dessen Sprache nord- oder auch südfranzösich sein kann, wobei die Schreibung des Lateins der dortigen tatsächlichen Aussprache angepasst wurde.

Die Inschrift ist der Name eines dreiteiligen christlichen Lobgesanges, mit dem im Mittelalter das Volk nach der Krönung dem Herrscher huldigte.

Die spitz zulaufende Klinge ist mehrfach neu geschliffen worden und zeigt auf jeder Seite je eine eingeschlagene Schwertfegermarke in Form eines Kruckenkreuz, einem Kreuz mit Querbalken an den 4 Enden, in einem Kreis.

Scheide

Die Scheide des Schwertes ist 101 cm lang und aus Olivenholz gefertigt. Sie ist mit 14 goldgetriebenen Platten, auf denen Herrschergestalten dargestellt sind, geschmückt. Zwischen den Platten sitzen Emailplättchen. Dieses Bildprogramm ist mehr als 100 Jahre älter als das Schwert selbst und zählt zweifellos zu den schönsten Arbeiten ihrer Art.

Die Goldplatten zeigen wahrscheinlich die historische Reihe der deutschen Könige und Kaiser von Karl dem Großen bis zu Heinrich III., dem salischen Kaiser aus dem Wormser Raum. Alle Herrscher tragen eine Krone auf ihrem Haupt, wobei einer von ihnen die bis heute erhalten gebliebene Reichskrone tragen könnte. Nur bei dieser Darstellung ist links und rechts vom der Schriftzug „L - REX“ eingraviert. Auf Grund der Flüchtigkeit der Gravur, die in einem erkennbaren Widerspruch zum Rest der Arbeit steht, wird vermutet, dass dies eine spätere Hinzufügung ist. Die Platten selbst sind eine deutsche Arbeit des 11. Jahrhunderts. Die Emailplättchen dagegen stammen wohl aus dem Sizilien des 13. Jahrhunderts.

Einige der Herrscher sind mit einem Zepter und einem Reichsapfel dargestellt.

Geschichte

Entstehung

Wahrscheinlich hatten bereits Otto I. und seine Nachfolger ein oder mehrere wertvolle Schwerter in ihrem Kronschatz besessen. Diese wurden dann später durch das heute erhaltene ersetzt. So befindet sich zum Beispiel im Essener Damenstift ein reich geschmücktes Schwert mit goldbeschlagener Scheide, das vermutlich Otto III. gestiftet hat. Diese Waffe könnte ein Vorgänger des Reichsschwertes sein, denn die Darstellungen auf den Scheiden der beiden Schwerter ähneln sich.

Nach Untersuchen von Schulze-Dörlamm (2) stammt das gesamte Schwert vom Ende des 12. Jahrhunderts. Es wurde für Kaiser Otto IV. angefertigt. Diese Datierung legt das Wappen Ottos im Knauf nahe. Sehr wahrscheinlich wurde das Schwert für sein Krönung zum Römisch-deutschen König am 12. Juli 1198 in Aachen hergestellt. Es diente wohl als Ersatz für das alte Schwert aus der Salierzeit, das sich, wie die anderen Reichskleinodien, noch im Besitz des Gegenkönigs Philipp von Schwaben befand.

Auf Grund der Inschriften auf der Parierstange im romanischen Mittellatein könnte als Ursprungsland Frankreich in Frage kommen. Damit in Zusammenhang könnte der Umstand stehen, dass Otto IV. der zweite Sohn Heinrich des Löwens war und seine Jugend am Hof seines Onkels, des König von Englands, verbracht. Von diesem wurde er bereits vier Jahre vor seiner Wahl zum König, zum Grafen von Poitou und Herzog von Aquitanien ernannt.

Wie oben erwähnt besitzt das Schwert aus dem Essener Damenstift wie das Reichschwert eine goldbeschlagene Scheide auf der ebenfalls vierzehn Herrscher dargestellt sind. Dies führte zu der Annahme, dass es sich dabei in beiden Fällen um die Darstellung einer Herrscherreihe handelt, die im Falle des Reichsschwertes höchstwahrscheinlich mit Karl dem Großen beginnt. Der letzte Dargestellte wäre demnach Konrad II., so dass die Scheide für seinen Nachfolger Heinrich III. angefertigt wurde. In die Zeit Heinrichs passt jedenfalls der Stil der Arbeiten. Diese ließ wohl Heinrich IV. oder Friedrich II. in Sizilien unter Verwendung der älteren Goldplatten aus der Zeit Heinrichs III. neu anfertigen.

Die zusätzliche Bezeichnung als Mauritiusschwert trägt das Schwert seit Karl IV. der auch die anderen Teile der Reichskleinodien gern in Zusammenhang mit bedeutenden Heiligen brachte.

Erste Erwähnungen

Nürnberg und Wien

Für eine Darstellung der weiteren Geschichte der Reichskleinodien, die ab diesem Zeitpunkt mit der des Schwertes untrennbar verbunden ist, siehe: Geschichte der Reichskleinodien

Nach dem Ende des Heiligen Römischen Reiches

Im Gegensatz zu den anderen Reichskleinodien wurde das Reichschwert auch nach dem Ende des Heiligen Römischen Reiches im Jahre 1806 noch einige Male für representative Zwecke verwendet. So wurde es z.B. im Jahr 1838 bei der Krönung Ferdinands I. in Mailand, bei der Tiroler Erbhuldigung im gleichen Jahr, bei der Eröffnung des österreichischen Reichsrates und anderen offiziellen Anlässen und letztmalig bei der Krönung des Kaisers Karl I. als Karl IV. zum König von Ungarn im Jahr 1916 eingesetzt.

Um Adolf Hitlers Interesse zu wecken, die Rückführung der Reichskleinodien nach Nürnberg heribeizuführen, überreichte ihm 1935 der damalige Oberbürgermeister Willy Liebel ihm eine Nachbildung des Reichsschwertes mit den markigen Worten „Das deutsche Reichsschwert dem Führer aller Deutschen“.

Bedeutung

Erst mal eine recht lose Sammlung von Fakten, die noch sinnvoll mit einander verbunden werden müssen:

Das Überreichen des Schwertes bei der Krönung durch den Papst sollte den Herrscher daran erinnern, dass er der Verteidiger des Reiches und der Kirche war. Er empfing es im übertragenen Sinne also aus den Händen der Apostel Petrus und Paulus

Die Darstellung der Herrscher auf der Scheide war politisches Programm: Heinrich IV. musste zu Zeiten des Investiturstreites, angesichts des über ihn verhängten Kirchenbanns und nach Kämpfen gegen zwei Gegenkönige, auf die Rechtmäßigkeit seines Herrschaftsspruches besonderen Wert legen. Mit der lückenlosen Herrscherreihe von Karl dem Großen bis zu seinem Vorgänger Heinrich III., demonstrierte Heinrich IV., daß er der einzig legitime Nachfolger der karolingischen Herrscher war.

Daneben hat die Darstellung der vierzehn Herrscher wahrscheinlich auch eine religiös-symbolischen Charakter. Die vierzehn als Verdoppelung der „heiligen“ Zahl 7 und dreimal 14 ist die Zahl der Ahnen die Matthäus in seinem Stammbaum von Abraham bis Jesus erwähnt. Da ist solch eine biblische Vorlage für die Herrscherreihe nicht ausgeschlossen, zumal die Zahl Vierzehn so gut zur Zahl der „Vorfahren“, die den Thron des Heiligen Römischen Reiches bis Heinrich III. innehatten, passt.


Zusammenfassung

Heiliges Römisches Reich

Norwegen

Literatur

  • (1) Hermann Fillitz, Die Insignien und Kleinodien des Heiligen Römischen Reiches, Wien und München, 1954
  • (2) Mechthild Schulze-Dörlamm, Das Reichsschwert, Ein Herrschaftszeichen des Saliers Heinrich IV. und des Welfen Otto IV.,Sigmaringen, 1995