Erwin Ratz
Erwin Ratz (* 22. Dezember 1898 in Graz, Steiermark; † 12. Dezember 1973 in Wien) war ein österreichischer Musiktheoretiker und Musikwissenschaftler.
Biographie
Ratz studierte 1918-22 bei Guido Adler am Institut für Musikwissenschaft der Universität Wien. Zur gleichen Zeit, 1917-20, besuchte er bei Arnold Schönberg das Seminar für Komposition. Zu Schönbergs Schülerkreis gehörten neben anderen die Pianistin Olga Novakovic und Hanns Eisler, mit denen Ratz befreundet war. Für Ratz war Schönberg, die zentrale Persöhnlichkeit seiner Jugend. Der Unterricht bei ihm gehörte zu den entscheidenden Grundlagen von Ratz`Denken. Um das Schaffen Schönbergs einer breiten Öffentlichkeit vorzustellen , organisierte er 1918 „zehn öffentliche Proben zu Schönbergs Kammersymphonie“, eine Veranstaltungsreihe, aus der im November 1918 der Verein für musikalische Privataufführungen hervorging.
Finanzielle Problem veranlassen Ratz 1921 eine Stelle als Sekretär am Bauhaus in Weimar anzunehmen. Für Ratz war diese Zeit intensivsten künstlerischen Lebens äußerst prägend. Die Vielzahl und Reichhaltigkeit der Eindrücke und die lebensumfassende Kunsthaltung am Bauhaus, die auch ein Interesse an den neuesten musikalischen Entwicklungen einschloss, gehörten zu den entscheidenden Impulsen seines Lebens. 1923 erfolgt die Rückkehr nach Wien. Nach dem zweiten Weltkrieg übernahm Ratz 1945 einen Lehrauftrag für Formenlehre an der Akademie für Musik und darstellende Kunst in Wien.1957 erhielt er den Professorentitel. Von 1949 bis 1968 engagierte er sich (ab 1952 in leitender Position) bei der österreichischen Sektion der Internationalen Gesellschaft Neuer Musik (IGNM).
Internationales Renommee erlangte Ratz als Präsident der 1955 gegründeten Gustav Mahler-Gesellschaft. Unter seinen musiktheoretischen und –wissenschaftlichen Werken ist besonders die Herausgabe der Gesamtausgabe Gustav Mahlers und die "Einführung in die musikalische Formenlehre" hervorzuheben. Erwin Ratz geht in seiner Einführung in die musikalische Formenlehre (1951) von der Vorstellung einer »Urform« aus, die analog »der Urpflanze in der Metamorphosenlehre« Goethes allen musikalischen Formen zugrunde liege. Eine Fuge besteht nach Ratz aus drei, durch Zwischenspiele verbundene Durchführungen; daß sich Literaturbeispiele dem kaum fügen, ändere nichts an dieser »Idee der Fuge«. Und indem Ratz’ Formenlehre ausschließlich Bach und Beethoven aus wechselseitiger Perspektive betrachtet – um nachzuweisen, daß Bachs Inventionen und Beethovens Klaviersonaten auf gemeinsamen Schaffensgrundlagen beruhen –, geht es ihm letztlich darum, Prinzipien zu finden, die allen Formen gemeinsam sind.
Literatur
- J. Kretz, E. Ratz - Leben und Wirken, 1996.