Unrast Verlag
Der Unrast Verlag ist ein kleiner Wissenschafts- und Sachbuchverlag mit Sitz in Münster (Westfalen). Er wurde Anfang der 1990er Jahre für linksgerichtete und antifaschistische Literatur gegründet. Sein Motto lautet „Bücher der Kritik“.
Selbstverständnis
Die Mitarbeiter sehen sich als politisch engagiertes Verlagskollektiv und verfolgen eine „undogmatische politische Linie“ mit dem Anspruch, sich rastlos gegen jede Form von Unterdrückung, Diskriminierung, gegen Nationalismus, Faschismus und Sexismus zu wenden. Dabei sollen die Bereiche Politik und Kultur kritisch verbunden werden.
Demgemäß publiziert der Verlag nicht nur politische Theorie- und Sachbücher, sondern auch internationale belletristische Literatur, vielfach von in Deutschland lebenden Autoren ausländischer Herkunft, und Länderbeschreibungen wie z.B. den „Irland-Almanach“. Mit anderen linksgerichteten Verlagen gemeinsam versuchen die Unrast-Verleger den vorherrschenden Diskursen gemeinsam emanzipatorische Literatur und Publizistik entgegenzustellen.[1]
Organisation
Gemäß der gesellschaftskritischen Ausrichtung wird verlagsintern ohne Chef oder Chefin gearbeitet. Träger des Verlags ist der Kulturverein unrast e.V.. Er gründete mit anderen politischen Verlagen 1994 eine Assoziation_Linker_Verlage (aLiVe). Gemeinsam unterstützen die zu aLiVe gehörenden Verlage die Kampagne zur Freilassung Mumia Abu-Jamals. Die Autorenliste des Verlags umfasst etwa 560 Einzelpersonen und Gruppen, deren Beschreibung und Veröffentlichungen über einen direkten Link erreichbar sind. Die im Verlag veröffentlichenden Autoren und Gruppen bieten auch öffentliche Vorträge, Diskussionen und Informationsvranstaltungen zu verschiedenen politischen Themen an, auf die der Verlag aufmerksam macht.[2]
Politische Themenbereiche
Die zentralen Programmthemen des Verlags sind:
- Medienkritik
- Diskursforschung
- Antifaschismus
- Entwicklungen in der Neuen Rechten und der rechtsextremen Musikszene (Rechtsrock)
- Antirassismus und Kritische Weißseinsforschung
- Holocaust-Forschung
- Antisemitismusforschung
- radikale Gesellschaftskritik und Geschichte sozialer Bewegungen
- Kapitalismuskritik
- Feminismus und Gender Studies
- Anarchie
- Postkolonialismus und Globalisierung
- undogmatische Abweichler in der Arbeiterbewegung
und viele weitere Themen.
Das Verlagsprogramm beschränkt sich nicht allein auf die deutsche Gesellschaft, sondern beschäftigt sich unter anderem auch mit der Situation und Konflikten im Nahen Osten, der Türkei und Kurdistan, in Irland, den USA, Afrika, Mexiko und den dort unterdrückten indigenen Gesellschaften in Chiapas.
Reihen
Einige Herausgeber veröffentlichen ihre Reihen und Editionen im Unrast-Verlag:
- rat - reihe antifaschistischer texte hamburg
- jour fixe initiative berlin
- Klassiker der Sozialrevolution
- Berliner Gesellschaft zur Förderung der Kurdologie e.V.
- Edition DISS - Bücher des Duisburger Institut für Sprach- und Sozialforschung
- Edition arArat
Eine Vielzahl der wissenschaftlichen und politischen Sachbücher sind Einführungen in komplexe Themen.
Eine Reihe ausgewählter internationaler Literatur ergänzt oder beleuchtet die politischen Sachthemen. Sie nimmt im Verlagsprogramm einen kleineren Raum als das politische Sachbuch ein. Dazu gehören unter anderen:
- Jaime Saenz aus Bolivien
- Michaela Seul, eine Autorin aus München
- Sükrü Gülmüs, ein in Deutschland lebender Exilant aus der Türkei und PKK-Kritiker
- Kaan Arslanoğlu, Psychiater und Literat aus Istanbul
- Mahmut Baksi, kurdischer Exilant aus Schweden
- Pádraic Ó Conaire, ein gälischsprachiger Autor
- Katharine Burdekin, eine feministisch-antifaschistische Dysutopikerin aus England
- Hein Grosskopf, Thriller-Autor aus Südafrika/Großbritannien
- Danny Morrison, ein nordirischer Autor, der seinen ersten Roman im Gefängnis niederschrieb
- Horst Geßler, ein Autor mit DDR-Hintergrund
- Jeannette Armstrong: Sie schrieb mit Slash ihren ersten vielbeachteten indigenen Roman aus Kanada.
Geschichte
Der Verlag entstand im Kontext der undogmatischen Linken und antifaschistischen Bewegung in der Bundesrepublik Deutschland 1990 [3] Einige seiner öffentlichen Veranstaltungen wurden vom Verfassungsschutz beobachtet und besucht: so eine Diskussion in der Zeche Carl in Essen am 10. November 1997. Thema war die Vorstellung eines im Unrast-Verlag erschienenen Eigenberichts zum Thema Glut und Asche? Was bleibt nach dem Ende der Autonomen Bewegung? Dabei ging es auch um die Rolle, die die Beobachtung durch Verfassungschützer und in autonome Gruppen eingeschleuste Agenten für deren Entwicklung hatte. Der Buchautor namens „Geronimo“ berichtete von seinen Erfahrungen beim Enttarnen von Staatsschützern und vom politisch nötigen Umgang mit den „unvermeidlichen Spitzeln“. Auch der Verfassungschutz berichtete über sein Buch.[4]
Quellen
- ↑ Selbstdarstellung des Unrast-Verlags
- ↑ Veranstaltungen beim Unrast-Verlag
- ↑ Erste Publikation [1]
- ↑ verschiedene Rezensionen zum 3. Teil von Glut und Asche Geronimos
Literatur
- Geronimo: Glut & Asche. Reflexionen zur Politik der autonomen Bewegung. Unrast-Verlag, ISBN 3-928300-63-6