Kunst im Nationalsozialismus
Kunst im Nationalsozialismus bezeichnet keinen einheitlichen Stil oder Richtung. Es ist ein Sammelbegriff für die in der Zeit des Nationalsozialismus entstandene bildende Kunst.
Vorgeschichte
In der Parteizeitung Völkischer Beobachter schlug Alfred Rosenberg 1923 den Expressionismus als wegweisenden deutschen Stil vor. Dem widersprach heftig Edmund Steppes, der eine Rückwende zur altdeutschen Kunst einforderte, etwa in der Art der Donau-Schule eines Albrecht Altdorfer.
Nach der "Machtergreifung"
In „Mein Kampf“ hatte Adolf Hitler schon früh verkündet, dass es angesichts der „krankhaften Auswüchse irrsinniger und verkommener“ Künstler Aufgabe der nationalsozialistischen Führung sein müsse, zu „verhindern, dass ein Volk dem geistigen Wahnsinn in die Arme getrieben werde“.(Mein Kampf, S.283) Die „hässliche Kunst“ gehöre in „ärztliche Verwahrung“, in eine „geeignete Anstalt“, da sie eine Gefahr für den gesunden Sinn des Volkes darstelle (Hitler auf einer Kulturtagung der NSDAP, 1. September 1933) "Kunst ist immer die Schöpfung eines bestimmten Blutes, und das formgebundene Wesen einer Kunst wird nur von Geschöpfen des gleichen Blutes verstanden“ (so Alfred Rosenberg in seinem 1930 erschienenen Buch „Der Mythus des 20. Jahrhunderts“).
Am 23. März 1933 verkündet Hitler in seiner Regierungserklärung zum sog. Ermächtigungsgesetz: „Blut und Rasse werden wieder zur Quelle der künstlerischen Intuition“.
Gleich nach der sog. Machtergreifung am 30. Januar 1933 wird der gesamte Kulturbereich von den Nazis zentralisiert, mit einem allumfassenden Kontrollapparat überzogen. Dem am 13. März 1933 errichteten Reichsministeriums für Volksaufklärung und Propaganda (Joseph Goebbels) kommt dabei eine zentrale Rolle zu. Das neue Ministerium ist zuständig „für alle Aufgaben der geistigen Einwirkung auf die Nation, der Werbung für den Staat, Kultur und Wirtschaft, der Unterrichtung der in- und ausländischen Öffentlichkeit über sie und der Verwaltung aller diesem Zweck dienenden Einrichtungen“ (Verordnung Hitlers vom 30.Juni 1933). Mit Gesetz vom 22. September 1933 folgt die Bildung der nach dem Führerprinzip aufgebauten Reichskulturkammer. Sieben Einzelkammern erfassen sämtliche kulturellen Bereiche: Musik, Theater, Schrifttum, Presse, Rundfunk, Film - so auch die bildenden Künste (Reichskammer der bildenden Künste). Berufsausübung ist jetzt nur noch den Mitgliedern dieser Kammern gestattet, Voraussetzung für eine Aufnahme ist u.a. die deutsche Staatsangehörigkeit und „arische“ Abstammung. Jüdische, kommunistische und „unerwünschte“ Künstler, werden als „entartet“ aus ihren Ämtern gedrängt, erhalten Berufsverbot (u.a. Käthe Kollwitz, Ernst Barlach usw). Unzählige Kulturschaffende verlassen dieses Deutschland, oder – sofern noch geduldet - resignieren in innerer Emigration.
Gleich nach der sog. Machtergreifung im Januar 1933 setzt – mittels staatlicher Kreditschöpfung und öffentlicher Bauaufträge - eine umfangreiche Bautätigkeit ein. Es werden vor allem Staats- und Parteibauten, die überwiegend der Selbstdarstellung der NSDAP dienen (Repräsentationsarchitektur), mit teils gigantischen Ausmaßen, errichtet. Die öffentlichen Bauaufträge boten darüberhinaus die Möglichkeit, die hohe Arbeitslosigkeit zu mindern, die Konjunktur zu beleben. So wird etwa der Königsplatz in München, ab 1933 zum „Parteiforum“ umgestaltet, zahlreiche neue Gebäude errichtet: „Haus der Deutschen Kunst“, „Führerbau“, Verwaltungsgebäude der NSDAP, „Ehrentempel“ (für die Toten des Putschversuches vom November 1923) gehören zu den frühesten Architekturprojekten der Nazis. Das Reichsparteitagsgelände in Nürnberg wird unter Albert Speers Leitung zum größten Bauplatz Deutschlands (30 km² Gesamtfläche / 16,5 km² bebaute Fläche) mit „Märzfeld“, „Zeppelinfeld“, „Deutsches Stadion“ und „Kongresshalle“. Es soll eine Anlage entstehen, „im gewaltigsten Ausmass...ein Dokument stilbildender Art“ (Adolf Hitler). Ein „Wort aus Stein“ (Adolf Hitler). Die Bauwerke wurden in die Sphäre des architektonischen Kunstwerkes erhoben. „Niemals wurden in der deutschen Geschichte größere und edlere Bauwerke geplant, begonnen und ausgeführt als in unserer Zeit.“ (Adolf Hitler 1938) Bildhauerei, baugebundener Plastik kam dabei eine bedeutende Rolle zu. Die Plastiken sollen „mit der würdigen Architektur zusammen einen hoheitsvollen Eindruck ergeben.“ Das Gesetz über Kunst am Bau ( besteht in veränderter Form noch heute), schrieb einen Prozentsatz der Bausumme von öffentliche Bauten für Kunst vor.
Siehe auch: Nationalsozialistische Filmpolitik
- 18. Juli 1937 im "Haus der Deutschen Kunst" mit insgesamt acht Ausstellungen der "Vorbildlichen Kunst".
- Die Ausstellung "Entartete Kunst" wurde am 19. Juli 1937 in München eröffnet.
Zitat
- Kunst im Nationalsozialismus,..., entpuppt sich als ein ebenso qualitativ vielschichtiges wie inhomogenes Unternehmen. Keineswegs aber sei die These aufrechtzuerhalten, der Nationalsozialismus habe zu einem vollständigen Bruch mit der Moderne geführt.[1]
- Die Regierung als Künstler. Für den Bau von Palästen und Stadien wird viel Geld ausgegeben. Die Regierung gleicht dabei einem jungen Künstler, der den Hunger nicht scheut, wenn es gilt seinen Namen berühmt zu machen. Allerdings ist der Hunger, den die Regierung nicht scheut, der Hunger der anderen, nämlich des Volkes. B.Brecht
Maler
- Thomas Baumgartner
- Fritz Erler
- Sepp Hilz
- Walther Hoeck
- Conrad Hommel (1883-1971)
- Julius Paul Junghanns
- Georg Lebrecht
- Leopold Schmutzler (1864-1940)
- Edmund Steppes
- Paul Mathias Padua
- Werner Peiner
- Karl Truppe (1887-1952)
- Wolfgang Willrich
- Adolf Wissel
- Adolf Ziegler
Bildhauer
- Karl Albiker
- Arno Breker
- Fritz Klimsch
- Fritz Koelle
- Georg Kolbe
- Richard Scheibe
- Adolf Wamper
- Josef Thorak
Kunstdrucker
Literatur
- Mortimer G. Davidson: Kunst in Deutschland 1933 - 1945 - eine wissenschaftliche Enzyklopädie der Kunst im Dritten Reich.. Tübingen 1991
- Städtisches Museum Braunschweig und Hochschule für Bildende Künste (Hrsg.): Deutsche Kunst 1933-1945 in Braunschweig. Kunst im Nationalsozialismus. Katalog der Ausstellung vom 16. April 2000 – 2. Juli 2000. Braunschweig 2000
- Werner Rittich: Architektur und Bauplastik der Gegenwart, 1938
- Elke Frietsch: Kulturproblem Frau. Weiblichkeitsbilder in der Kunst des Nationalsozialismus. Köln 2006 (ISBN 3412355054).
- Frankfurter Kunstverein ud Arbeitsgruppe des Kunstgeschichtl. Instituts der Universität Frankfurt: Kunst im Dritten Reich - Dokumente der Unterwerfung. 1. Aufl. 1979, 4. Aufl. 1980 (Dem Buch liegt ein Ausstellungskatalog zugrunde, der 1974 zur Ausstellung "Kunst im Dritten Reich - Dokumente der Unterwerfung" im Frankfurter Kunstverein herausgegeben wurde)