Aktuelle Kamera
Die Aktuelle Kamera war die Nachrichtensendung des DDR-Fernsehens.
Geschichte
Vor der Wende
Die Aktuelle Kamera war seit dem Sendestart des Deutschen Fernsehfunks am 21. Dezember 1952 die tägliche Nachrichtensendung der DDR-Fernsehens. Allerdings wuchs ihre Bedeutung erst mit der zunehmenden Verbreitung von Empfangsgeräten. Zunächst war die ostdeutsche Wochenschau Der Augenzeuge das wichtigere Nachrichtenmedium.
Die Sendung wurde wie alle DDR-Medien der SED kontrolliert und war ein wichtiges Propaganda-Instrument. Der ZK-Sekretär für Agitation bestimmte bis ins Detail die tägliche Berichterstattung. Inhalt der Sendung waren meist eine ausführliche Berichterstattung über Tagungen des Zentralkomitees, Parteitage der SED, Staatsbesuche, Auszeichnungsverleihungen, Besuche von Funktionären in Betrieben und andere offizielle Anlässe. Außerdem wurde sehr ausführlich über vermeintliche Verbesserungen der sozialistischen Produktion in den Industriebetrieben und in der Landwirtschaft und das soziale Wohnungsbauprogramm berichtet. Im Mittelpunkt stand dabei immer die Planerfüllung.
Die internationale Berichterstattung war ebenfalls stark politisiert. Ereignisse, die die Regierung verschweigen wollte (wie z. B. die Republikflucht prominenter DDR-Bürger), fanden keine Erwähnung. Berichte über das nicht-sozialistische Ausland beschäftigten sich oft mit sozialen und gesellschaftlichen Problemen wie Armut und rechtsradikale Entwicklungen, typisch war auch die regelmäßige Erwähnung von Drogentoten in der damaligen Bundesrepublik oder West-Berlin.
Der Sprachstil (u.a. in Good bye, Lenin! parodiert) war durch äußerst lange und verschachtelte Sätze gekennzeichnet, die dem Sprecher eine gute Atemtechnik und dem Zuhörer äußerste Konzentration abverlangten und stark an juristische Dokumente erinnerten. Teilweise wurden amtliche Verlautbarungen im betont sachlich-ernsten Stil verkündet. Neben dem geringen Informationsgehalt war dies wohl einer der Hauptgründe für die niedrige Popularität der Sendung. Für ein umfassendere Information bedienten sich viele DDR-Bürger − dort wo es technisch möglich war − der Nachrichtensendungen des „Westfernsehens“. Da dies bekannt war, wurden diese in der wöchentlichen Sendung Der schwarze Kanal agitatorisch kommentiert.
Die wichtigste Ausstrahlung der Aktuellen Kamera begann jeden Tag um 19:30 Uhr und endete um 20:00 Uhr. Die Hauptausgabe wurde um 21:30 Uhr im 2. Programm und am nächsten Morgen um 09:30 Uhr im 1. Programm wiederholt. Über den Tag verteilt gab es weitere kürzere Ausgaben. Im 1. Programm wurden mit Ausnahme der Wiederholung der Hauptausgabe nur Kurznachrichten gesendet, die häufig auch von den Fernsehansagern dieses Kanals verlesen wurden.
Als Symbol für die Aktuelle Kamera (ak) fungierten ein kleines a und ein kleines k, die ineinander verwoben waren.
Nach der Wende
Die Wendezeit beeinflusste auch das DDR-Fernsehen und die Sendung Aktuelle Kamera. Zunehmend gelang es der Redaktion, sich von der Kontrolle der Staatsmacht zu lösen und freier zu berichten. Am 30. Oktober 1989 startete im 2. Programm um 22:00 Uhr die neue Spätausgabe Ak Zwo. Die Sendung unterschied sich sowohl optisch als auch in der redaktionellen Gestaltung von den anderen Ausgaben der Aktuellen Kamera und war im Stil wie die Nachrichtenmagazine Tagesthemen (ARD) und heute-journal (ZDF). Es gab keinen Sprecher, sondern einen Moderator, der durch die Sendung führte. Kurzmeldungen wurden weiterhin durch die gewohnten Sprecher der Aktuellen Kamera verlesen. Grafische Elemente, wie Logo, Vorspann, Hintergrundgrafiken und Studiodekoration, waren lockerer gestaltet. Das Logo war in einer Schreibschrift gehalten, und im Vorspann wurde im Hintergrund live das Studio eingeblendet. Dadurch entstand auch gestalterisch ein gewisser Kontrast zu den anderen Ausgaben, und die Sendung wirkte offener. Die Wiederholung der Hauptausgabe um 21:30 Uhr wurde aufgegeben. Die Ak Zwo wurde auch auf 3sat zum Sendeschluss ausgestrahlt.
Als am 14. März 1990 das "Fernsehen der DDR" wieder in "Deutscher Fernsehfunk" umbenannt wurde, übernahmen alle Ausgaben der Aktuellen Kamera das Design der Sendung Ak Zwo. Die Hauptausgabe um 19:30 Uhr hieß fortan Ak am Abend. Es wurden später auch eine Ak am Morgen und eine Ak am Mittag gestartet. Kürzere Ausgaben hießen Ak Kurznachrichten bzw. Ak Nachrichten. Am 15. Dezember 1990 wurden die beiden Programme DFF 1 und DFF 2 durch das Programm DFF Länderkette ersetzt. Damit war die Ära der Sendung beendet. Die Nachrichtensendung auf dem Sender DFF Länderkette hieß Aktuell, und ihre Hauptausgabe wurde ebenfalls um 19:30 Uhr ausgestrahlt. Einige der Sprecher der "Aktuellen Kamera" waren hier weiterhin auf Sendung, bis am 31. Dezember 1991 auch dieser Sender eingestellt wurde.
Mitarbeiter
- 1954 - 1956 Günter Nerlich
- 1956 - 1964 Heinrich Grote
- 1964 - 1966 Hubert Kröning
- 1966 - 1978 Erich Selbmann (veröffentlichte 1998 ein Buch über die Geschichte des Fernsehens der DDR)
- 1978 - 1984 Ulrich Meier
- 1984 - 1990 Klaus Schickhelm (bis 18. Juli)
- 1990 - 1991 Manfred Pohl
- Klaus Ackermann
- Klaus Feldmann 1963 - 1989 (anschließend Sprecher beim Cottbuser Lokalsender LTV)
- Renate Krawielicki 1980er - 1990 (anschließend Moderation und Redaktion beim WDR für Familiensendungen)
- Christel Kern
- Peter Kessel
- Herbert Köfer
- Hans-Dieter Lange 1963 - 1989
- Wolfgang Lippe
- Wolfgang Meyer 1970er - 1990
- Anne-Rose Neumann
- Matthias Schliesing 1980er - 1990 (anschließend Nachrichtensprecher in der MDR-Regionalsendung Sachsen-Anhalt Heute)
- Heidrun Schulz - 1990
- Elisabeth Süncksen 1960er - 1989
- Angelika Unterlauf 1977 - 1989 (anschließend Off-Sprecherin bei Spiegel TV und Reporterin beim Sat.1-Frühstücksfernsehen)
- Michael Schmidt AK Zwo (heute beim NDR)
Ausschließlich bei der Nachfolgesendung Aktuell der DFF Länderkette arbeiteten:
- Christiane Gerboth, 1990 - 1991 (anschließend bei den ProSieben Nachrichten und bei Focus TV sowie bei der MDR-Sendung Riverboat )
- Christine Meister 1990 - 1991 (anschließend Sprecherin, später auch Moderatorin bei Brandenburg Aktuell beim ORB/RBB, derzeit hinter den Kulissen)
- Jan Fromm, 1990 - 1991 (anschließend ebenfalls einige Jahre den bei ProSieben Nachrichten)
- Ronald Lässig, 1990 - 1991 (anschließend Moderator und Redakteur bei MDR-aktuell; seit 2003 Reporter, erst beim SWR, später bei Deutsche-Welle-TV)
Sportsprecher
- Hans-Dieter Jancker (heute freier Radiojournalist beim MDR in Leipzig)
AK-Korrespondenten in den Bezirksstädten
- Dresden
- Hans-Dieter Jancker (heute frei beim MDR)
- Rostock
- Michael Schmidt (1987 – 1991, heute NDR)
- Schwerin
- Michael Schmidt (1984 – 1987, heute NDR)
- Dagmar Mielke (heute RBB)
- Suhl
- Michael Schmidt (1982 – 1984, heute NDR)
Literatur und Filme
- Jost A. Bösenberg: Die Aktuelle Kamera (1952-1990). Lenkungsmechanismen im Fernsehen der DDR. Berlin, 2004 ISBN 3935035667
- Klaus Feldmann: Das waren die Nachrichten. Berlin, 2006. ISBN 3360012771
- Erich Selbmann: DFF Adlershof: Wege übers Fernsehland, Edition Ost, Berlin 1998, 473 S., Rezension, ISBN 3932180526
- Ak Zwo, Film von Silvia Kauffeldt, Ventana Film, D 1994, 15 min.
- AK-Korrespondent Michael Schmidt erinnert sich