Schwangerschaftserbrechen
Als Schwangerschaftserbrechen wird eine Form der Befindklichkeitstörung in der Frühschwangerschaft bezeichnet, die durch Unwohlsein mit Übelkeit und zum Teil morgendlichem Erbrechen gekennzeichnet ist.
70-80% aller Schwangeren geben in den ersten 3 Monaten der Schwangerschaft an, an diesen Beschwerden zu leiden. Bei 0.5 - 1% kann es dabei zu der klinisch bedeutsamen Form, der Hyperemesis gravidarum kommen.
Die Ursache des Schwangerschaftserbrechens ist unklar, da es jedoch so häufig anzutreffen ist, darf ein der Evolution dienlicher Selektionsvorteil angenommen werden, der der Schwangeren verbietet, in den wichtigen ersten 3 Monaten der Schwangerschaft potentiell fruchtschädigende Nahrungsmittel zu sich zu nehmen.
Dabei dürfte allerdings das vom Embryo selbst produziert hCG eine bedeutsame Rolle in der Entstehung spielen.
Von einer medikamentösen Therapie ist ab zu raten - und die meisten Schwangeren stehen dieser auch äußerst skeptisch gegenüber. Umso mehr Gewicht sollte auf die Diätberatung gelegt werden: Verteilen von kleineren Mahlzeiten über den Tag, Verzicht auf oder Einschränken von koffein- und kohlensäurehaltigen Getränken und keine weitere Einnahme von Eisentabletten.
Ist mit diesen Maßnahmen keine ausreichende Besserung von Übelkeit und Erbrechen zu erzielen, können den Patientinnen bei deutlich gestörtem Befinden bedenkenlos die "alten" Antihistaminika Cyclizin, Dimenhydrinat, Doxylamin und Meclozin mit oder ohne Zusatz von Vitamin B6 verabreicht werden, da in numehr fünfzigjähriger Beobachtungszeit kein Zusammenhang mit kindlichen Fehlbildungen hergestellt werden konnte. Die Warnhinweise in den Beipackzetteln sind als rechtliche Absicherung der Anbieterfirmen zu verstehen. Vitamin B6 dürfte kaum nützen, wird allerdings auch nicht schaden.
Möglicherweise von Nutzen sein dürfte Metoclopramid, allerdings ohne dass dabei auf gute Studien verwiesen werden könnte.
Bei weiterhin fehlender Besserung des Befindens kann schließlich auf Phenothiazine ausgewichen werden, für die Wirksamkeit und Sicherheit der Anwendung zumindest bei der Hyperemesis gravidarum belegt wurden.
Alternativmedizinische Maßnahmen wie Akkupressur haben bei dafür empfänglichen Patientinnen zumindest einen guten Placeboeffekt.