Benutzer Diskussion:Realulim/Baustelle
Das goldene Zeitalter der Golfarchitektur war eine Periode zu Beginn des 20. Jahrhunderts, in der ungewöhnlich viele der heute als Klassiker geltenden Golfplätze enstanden. In Großbritannien ist diese Zeit gekennzeichnet durch das Aufkommen der ersten Inlandsplätze von Qualität, bis dahin lag ein Meisterschaftsplatz grundsätzlich an der Küste und war ein Links. Im Rest der Welt, wo es keine vergleichbare Tradition gab, fällt das goldene Zeitalter der Golfarchitektur zusammen mit der Entwicklung des Golfsports überhaupt.
Den vergleichsweise simplen und rein zweckorientierten Konstruktionen des viktorianischen Zeitalters wurde eine Philosophie entgegengesetzt, die erstmals ästhetische Aspekte einbezog und somit als Architektur im Sinne einer Abgrenzung zum bloßen Bauen klassifizierbar ist. Aber auch technologische Fortschritte und Entwicklungen auf sozialem Gebiet hatten großen Einfluß auf die neuen Gestaltungsprinzipien.
Terminologie und Abgrenzung
Der Ausdruck Goldenes Zeitalter bezeichnet im Allgemeinen eine Periode besonderer Schaffenskraft und großer Erfolge auf einem bestimmten Gebiet. In diesem übertragenen Sinne wurde das „goldene Zeitalter“ auch im Bereich des Golfsports in verschiedenen Kontexten benutzt, so etwa 1929 hinsichtlich technologischer, agronomischer und sozialer Fortschritte seit der Jahrhundertwende.[1] In Bezug auf eine Periode der Golfarchitektur jedoch datiert die Erstverwendung von 1976, als der Golfarchitekt Donald Steel den Begriff in der Erstausgabe des World Atlas of Golf [2] für die Zeit zwischen den beiden Weltkriegen einführte.
Diese zeitliche Abgrenzung ist jedoch umstritten, es besteht lediglich Einigkeit darüber, dass das goldene Zeitalter der Golfarchitektur frühestens um 1900 begann und spätestens mit dem Ausbruch des zweiten Weltkriegs endete. Eine speziell in den USA verbreitete Sicht datiert das goldene Zeitalter zwischen 1909 (National Golf Links of America) und 1937 (Prairie Dunes), da fast alle bedeutenden amerikanischen Golfplätze in diesen Jahren entstanden. Michael J. Hurdzan geht sogar nur von einem „goldenen Jahrzehnt“ aus, da in dieser Zeit, gemeint sind die 1920er Jahre, die drei seiner Meinung nach bis heute maßgeblichen Bücher über Golfarchitektur erschienen sind.[3]
Für eine umfassende Betrachtung sprechen hingegen zwei Tatsachen: zum einen entstanden während des gesamten Zeitraums bedeutende Golfplätze, da die für das goldene Zeitalter charakteristischen Veränderungen nicht in allen Ländern gleichzeitig eintraten. Bis zum ersten Weltkrieg war Großbritannien führend, danach erfolgte der Aufschwung in den USA und in den 1930er Jahren enstanden wichtige Plätze in Kontinentaleuropa, Kanada und Japan. Zum anderen hatte die jeweilige produktive Phase von Harry Shapland Colt und Donald Ross, zwei der wichtigsten Protagonisten des goldenen Zeitalters, über die ganze Periode hinweg Bestand.
Golfarchitektur im viktorianischen Zeitalter




Vor 1880 gab es nicht mehr als ein paar Dutzend Golfplätze in Großbritannien, erst die industrielle Revolution im späten viktorianischen Zeitalter sorgte für einen nachhaltigen Bauboom. Bis dahin wurden neue Golfplätze vom lokalen Professional oder Greenkeeper abgesteckt. Dieser verfügte in der Regel nur über eine einzige, jedoch nicht zu unterschätzende Qualifikation: er war auf den legendären Links-Kursen des britischen Königreichs aufgewachsen. Diese Naturplätze hatten sich jedoch über Jahrhunderte hauptsächlich durch den Einfluss von Wind, Wetter und Tieren entwickelt, sie folgten also nicht einer stringenten, menschlichen Planung. Aus diesem Grund gelang es zunächst niemandem die entscheidenden architektonischen Merkmale zu abstrahieren, die aus einer Naturfläche einen Meisterschaftsplatz machten. Den im 19. Jahrhundert aufkommenden Inlandsplätzen mangelte es somit nicht nur an den wichtigen natürlichen Gegebenheiten wie Sandboden und Wind, sondern auch an den spieltechnischen Qualitäten der alten Küstenplätze.
Dennoch waren Männer wie Old Tom Morris oder die Brüder Tom und Willie Dunn überaus gefragt, sie bereisten das ganze britische Inselreich und entdeckten dort, wo die Natur geeignete Landformen zur Verfügung stellte, auch durchaus spektakuläre Golflöcher. Im Großen und Ganzen beherrschte jedoch das viktorianische Ideal der geraden Linien und symmetrischen Formen die Golfplatzarchitektur. Den Vertretern dieser ersten Generation von Golfarchitekten fehlte es schlichtweg an theoretischem Wissen, technischen Mitteln und ausreichendem Budget, um einen hochrangigen Golfplatz quasi aus dem Nichts zu erschaffen. Jedoch kann in einer Reihe von Fällen auch eine bewußte, gestalterische Entscheidung für das Formelhafte belegt werden.
So schreibt Willard H. Moss 1886, dass man von anderen Sportarten regelmäßige Spielfelder gewohnt sei und deshalb auf Golflöcher fester Länge (100, 200 und 300 Yards) setze.[4] Später spricht der mehrfache amerikanische Amateurmeister, Golfarchitekt und Autor Walter J. Travis von einer „wissenschaftlichen“ Art und Weise einen Golfplatz zu bauen, bei der die Längen der Spielbahnen und das Layout der Hindernisse nicht den natürlichen Gegebenheiten folgen, sondern einem „bewährten“ Schema, das für ein ausgewogenes Spiel sorgen soll.[5] Joseph E. G. Ryan hält aus ähnlichen Gründen das Golfspiel auf amerikanischen Plätzen für erbaulicher als anderswo, deren „wissenschaftliche“ Platzierung der Bunker sei konsequenter in der Belohnung des guten und der Bestrafung des schlechten Spiels.[6] In einem Artikel über private Golfplätze aus dem Jahr 1900 wird sogar der Gärtner als Erzfeind des Golfplatzes bezeichnet, da er Bäume und Sträucher aus rein ästhetischen Gründen den spieltechnisch effektiveren künstlichen Hindernissen vorzöge. „Landschaftseffekte“ wären jedoch nicht das Ziel des Golfsports.[7]
Eine typische „viktorianische“ Spielbahn bestand aus einem blinden Abschlag – die wenigen natürlichen Hindernisse und Erhebungen des Geländes wurden fast ausschließlich dazu genutzt die Abschläge genau dahinter zu platzieren. Gab es keine solche Möglichkeit, dann legte man in rechtem Winkel zur Spielbahn und über deren gesamte Breite einen mit Sand oder Lehm gefüllten Graben an und dahinter erhob sich eine Art Wall von exakt 6 Fuss und 3 Zoll (ca. 115 cm) Höhe. Dieser Wall verhinderte zumeist ein Herausspielen nach vorne, so dass auf jeden Fall ein zusätzlicher Schlag auf die Scorekarte kam. Auch mit dem zweiten und gegebenenfalls dritten Schlag musste jeweils ein solches Hindernis überspielt werden, so dass sich das Par (damals noch: Bogey) eines Loches häufig nach der Anzahl dieser sogenannten „Cop Bunker“ plus zwei Putts berechnen ließ. Die Grüns waren oval oder rechteckig, flach und nach Schema F anzuspielen, da sie nicht verteidigt wurden. Grünbunker oder Wasserhindernisse gab es fast nirgendwo, eingekesselte oder erhöhte Grüns waren die absolute Ausnahme. Einzig konische Erdhügel („Mounds“) wurden gelegentlich aufgeschüttet, wobei sich diese Praxis nicht selten auf den gesamten Platz erstreckte. Insgesamt ergab sich daraus eher das Bild eines Hindernisparcours' denn das einer Naturfläche oder Parklandschaft.
Wegbereiter des Umbruchs
Eine Reihe von spezifischen Ereignissen beschleunigte gegen Ende des 19. Jahrhunderts den Übergang zum goldenen Zeitalter.

Der Haskell Ball
Im Jahr 1898 erfand Coburn Haskell einen neuen Golfball, der sich durch eine Konstruktion in drei Schichten auszeichnete. Ein Gummikern wurde unter Druck mit Gummifäden umwickelt und schließlich mit einer Hülle aus Guttapercha versehen. Im Vergleich zum vorher gebräuchlichen, reinen Guttapercha Ball ermöglichte der sogenannte Haskell Ball deutlich längere Abschläge (oft ist von 20 Metern die Rede) und vor allem einen fast ebenso großen Längengewinn mit den Eisen. Haskells Partner Bertram Work, der eine Fabrik der B. F. Goodrich Company leitete, führte eine industrielle Produktionsmethode ein, so dass sich bald jeder Golfspieler den neuen „Wunderball“ leisten konnte. Als Walter Travis mit dem Haskell Ball die US Amateurmeisterschaften von 1901 gewann und auch die besten Profis umschwenkten, verschwand der „Gutty“ endgültig vom Markt. Infolge dieser Entwicklung waren quasi über Nacht viele Golfplätze schlichtweg zu kurz geworden und mussten dementsprechend ausgebaut werden. Nicht zuletzt diese steigende Nachfrage ermöglichte es erstmals alleine von der Tätigkeit als Golfarchitekt zu leben, was zur Professionalisierung und sozialen Anerkennung des Berufsbildes führte.
Golfjournalismus
Die in weiten Teilen beliebige und eher beiläufig betriebene Golfarchitektur des 19. Jahrhunderts nährte sich auch aus der Vorstellung vom Bau eines Golfplatzes als notwendiges Übel, das möglichst günstig zu bewerkstelligen sei. Obwohl es in Großbritannien eine bedeutende Tradition der Landschaftsparks und Gartenkunst gab, spielten ästhetische Faktoren beim Golf praktisch keine Rolle. Die dazu notwendige Sportstätte wurde nach zweckmäßigen Gesichtspunkten errichtet. Einen entscheidenden Anstoß zum Umdenken gab die am 8. Januar 1897 erstmals erschienene Zeitschrift Country Life, die George Riddell und Edward Hudson nach einer gemeinsamen Golfrunde in Woking aus der Taufe hoben. Darin sollte das „Leben auf dem Land“, wie es in den urbanen Zentren zu Wohlstand gekommene Bürger gerade zu praktizieren begannen, ansprechend präsentiert werden. Neben der Beschreibung und Vermittlung von Landhäusern ging es auch um ländliche Freizeitbeschäftigungen wie Pferdesport, Jagd, Gartengestaltung und eben Golf.

Für diesen Bereich zeichnete zunächst Horace Hutchinson verantwortlich, der 1886 mit Hints on Golf das erste Golflehrbuch überhaupt geschrieben hatte. Famous Golf Links, das erste Buch über Golfplätze, folgte fünf Jahre später und 1906 brachte er Golf Greens and Green-Keeping heraus, das erste Buch über Golfarchitektur und Platzpflege. Von ihm stammen die wahrscheinlich frühesten, kritischen Äußerungen bezüglich des „viktorianischen“ Stils oder, wie Tom Simpson später schreiben sollte, des „dunklen Zeitalters“ der Golfarchitektur. 1898 bezeichnet Hutchinson es als großen Fehler, dass in England die künstlichen Bunker der Inlandsplätze in absolut geraden Linien über den Kurs gezogen werden. Diese Bauweise sei von abscheulicher Ästhetik und so weit von der Natur entfernt wie irgend möglich, dazu reduziere sie alle Golfer gleichermaßen auf eine identische Spielweise.[8]
Im Jahr 1908 begann Bernard Darwin, ein Enkel des Forschers Charles Darwin, als Golfredakteur von Country Life und entwickelte sich in der Folge zum einem der bedeutendsten Golfautoren des 20. Jahrhunderts. Seine Wirkung auf den Sport wurde derart hoch eingeschätzt, dass er 2005 als zweiter Autor überhaupt in die World Golf Hall of Fame aufgenommen wurde. Mit Hilfe der Plattform Country Life gelang es erstmals eine Sensibilität für Golfarchitektur im allgemeinen Bewusstsein zu erzeugen. Ein Beispiel dafür ist der Designwettbewerb in der Ausgabe vom 20. Juni 1914, als die Leser aufgerufen waren das „beste Par 4 Loch“ zu entwerfen für den gerade entstehenden Lido-Golfplatz. Vor Country Life wäre solch ein Wettbewerb nicht als relevant angesehen und schon gar nicht in einem Mainstream-Magazin thematisiert worden. Der Sieger (Alister MacKenzie) und die tatsächliche Umsetzung (als Loch 18) zeugen vom Einfluß der Zeitschrift auf die Golfszene.
Andere Zeitschriften, wie etwa Outing (Golfartikel ab 1886), The Golfer (ab 1894) und Golf (ab 1898), spielten ebenfalls eine wichtige Rolle, verfügten aber weder über vergleichbar talentierte Autoren und Fotografen, noch erschienen sie annähernd so häufig wie das wöchentliche Country Life. Erst spätere Gründungen, wie The American Golfer (ab 1908) und Golf Illustrated (ab 1914), hatten einen vergleichbaren Qualitätsanspruch.

Die Entdeckung der Heide
Vor dem goldenen Zeitalter wurden Golfplätze dort angelegt, wo das Gelände bereits „vorbereitet“ war und man auf weiten Rasenflächen praktisch nur Abschläge und Grüns abstecken musste. Im Landesinneren kamen somit in erster Linie unrentable Viehweiden in Frage, was fast zwangsläufig zu wenig attraktiven Golfplätzen führte. Dazu kamen die abseits der Küste vorherrschenden Lehmböden, die im Winter schlammig und im Sommer extrem hart sind, was das Golfspiel die meiste Zeit des Jahres unattraktiv machte. Größere Rodungsarbeiten oder sonstige Geländetransformationen, wie sie bei der Erschließung von ästhetisch und spieltechnisch interessantem Terrain vonnöten sind, wurden erst durch das Aufkommen von Landmaschinen möglich. Auch aufgrund dieser Entwicklungen rückte um 1900 die britische Heidelandschaft in den Fokus.
Etwa 20% des weltweiten Heidevorkommens entfällt auf Großbritannien[9], ein großer Teil davon wiederum auf die Grafschaften rund um London. In Surrey, Berkshire und Oxfordshire finden sich große Gebiete mit Sand- oder Kalkböden. Diese werden im Englischen als „Heathland“ (Heidelandschaft) und „Downland“ (Kreidehügel, siehe auch Südenglische Kreideformation) bezeichnet. Ähnlich dem Linksland an den britischen Küsten konnten diese kargen Böden mit den damaligen Mitteln nicht rentabel bewirtschaftet werden und dienten, wie etwa in Ascot, allenfalls als Gelände für den Pferdesport. Die schnell wachsende Gemeinde der Golfspieler konnte ihre Anforderungen an die Erschließung neuer Flächen in dieser Region decken. Erstmals stand ein ideales Terrain zum Bau von Golfplätzen im Landesinneren zur Verfügung: schnell drainierende, elastische Böden, offenes, dem Wind ausgesetztes, stark onduliertes Gelände und natürliche Hindernisse in einer rauhen und weitgehend unberührten Landschaft.
Noch im April 1899 war der Heidegürtel rund um London weitgehend unbekannt, denn Horace Hutchinson bezeichnete da noch das englische Downland als zweitbestes Areal für Golf. Er begründete dies damit, dass dort das Gras fast so dicht und kurz wachse wie auf Linksland und sich gute Lagen für den Golfball ergäben. Jedoch wären die Böden lehm- oder tonhaltig und voller Würmer, außerdem gäbe es keinen Sand und somit auch keine Sandbunker.[10] Zwar erwähnte er auch zwei Golfplätze in Surrey (Richmond Club und Mid Surrey Club), die aufgrund sandhaltigen Bodens über Links-Qualitäten verfügten. Die Verbindung zu einem möglicherweise größeren Heidegebiet zog er jedoch nicht, vielmehr brachte er das „strange phenomenon“ (seltsame Phänomen) mit der Themse in Verbindung, die den Sand dort deponiert haben soll.
Das goldene Zeitalter
Sunningdale und Huntercombe
Der Startschuß zum goldenen Zeitalter fiel 1899, als Willie Park Junior den ersten Auftrag für einen Heideplatz erhielt: Sunningdale in der Grafschaft Surrey. Das Gelände war stark verwachsen, der Boden fast reiner Sand und lange Zeit war es unsicher, ob dort überhaupt Gras wachsen würde. Unter großen Anstrengungen gelang es schließlich genug Spielfläche freizulegen und erstmals einen ganzen Golfplatz aus Grassamen wachsen zu lassen. Während die Arbeiten in Sunningdale in vollem Gang waren, kaufte Willie Park Junior zusammen mit einer Handvoll Investoren ein anderes Grundstück in der Nähe von Oxford und begann dort im Herbst 1900 mit dem Bau des Golfplatzes Huntercombe. Da das dortige Gelände deutlich offener war und bereits über Grasbewuchs verfügte, konnte er 1901 gleich zwei revolutionäre Inlandsplätze eröffnen: Huntercombe im Mai und Sunningdale im September. Schon bald wurde deutlich, dass Park hier tatsächlich ein neues Kapitel aufgeschlagen hatte: Horace Hutchinson nannte Sunningdale den besten Inlandskurs überhaupt, während Huntercombe von Walter J. Travis als der beste Platz bezeichnet wurde, den dieser jemals gespielt habe.
Beide Plätze spielten in der Folge nicht nur als gestalterisches Vorbild eine große Rolle, sondern fungierten auch als Keimzelle der Gründergeneration des goldenen Zeitalters. So zog sich Willie Park Junior bald nach der Eröffnung aus Sunningdale zurück, um sich auf seinen eigenen Platz in Huntercombe zu konzentrieren. Dies machte den Weg frei für Harry Shapland Colt, der als erster Sekretär in Sunningdale eingestellt wurde und aus dieser sicheren Stellung heraus seine überaus produktive Karriere als Golfarchitekt begann. In seinem Fahrwasser folgten wiederum Alister MacKenzie, Charles Hugh Alison und John Morrison. Huntercombe brachte John Frederick Abercromby hervor, der später eine Partnerschaft einging mit Tom Simpson und Herbert Fowler. Letzterer wiederum bekam seinen ersten Auftrag in Walton Heath als direkte Reaktion auf den Erfolg von Sunningdale und Huntercombe.
Old Course


Das zweite große Vorbild für die Architekten des goldenen Zeitalters war, quasi stellvertretend für die bedeutenden Links-Kurse Großbritanniens, der Old Course in St Andrews. Ohne auffällige natürliche Landformen ausgestattet, entwickelte sich dieses Gelände über Jahrhunderte hinweg zu einem Platz von höchster strategischer Qualität, der sich gleichzeitig mit größtmöglicher Subtilität in die Natur integrierte. Die zahlreichen Facetten und Optionen erschließen sich dem Spieler erst nach vielen Runden, so dass der Platz auf Dauer interessant bleibt und – auch wenn er weniger berühmt wäre – alleine deshalb schon als erhaltenswert eingestuft würde.
Wie unüblich das strategische Spiel, das der Old Course forderte, damals noch war, zeigt ein Artikel von Walter Travis zum Thema Hindernisse. Darin kritisiert er einige Bunker des Old Course als unfair, da sie vom Abschlag aus nicht sichtbar seien und einen langen, geraden Drive – mithin also einen guten Schlag – bestraften. Immerhin hatte Travis zu diesem Zeitpunkt schon einige Erfahrung als Golfarchitekt in den USA, kann also in dieser Hinsicht nicht als uninformierter Laie gelten. Tatsächlich erkannte er in dieser „Unfairness“ auch eine große Faszination, die darin bestände, dass der Spieler zum Nachdenken über den richtigen Weg zum Grün angeregt würde.[11]
Geoff Shackelford beschreibt diese Auseinandersetzung der Golfarchitekten mit dem Meisterschaftsplatz von St Andrews so, dass man auf beiden Seiten des Atlantiks ein gemeinsames Ziel verfolgte: nämlich herauszufinden welche Elemente und Prinzipien den Old Course so faszinierend machten und diese dann auf neue Golfplätze zu übertragen.[12]
Gestaltungsprinzipien
Nicht jeder Architekt des goldenen Zeitalters arbeitete nach genau demselben Schema, aber über eine Reihe von Gestaltungsprinzipien war man sich weitgehend einig. Zwar waren nicht alle Golfplätze und Golfplatzbauer dieser Zeit auch Teil dieser neuen Strömung, jedoch spielen die „Abweichler“ und „Traditionalisten“ in der heutigen Rezeption keine Rolle mehr, ihre Plätze wurden als nicht erhaltenswert eingestuft und verschwanden im Lauf der Zeit fast alle oder wurden komplett umgestaltet. Letzteres gilt auch für viele dem goldenen Zeitalter zugerechneten Layouts, jedoch setzten sich in den letzten Jahren vermehrt konservative Renovierungen bis hin zur Restaurierung durch. Die wohl bekannteste Ausnahme ist Augusta National, der fortlaufend modernisiert wird, um den heutigen Spielern beim Masters standhalten zu können.
Die Designphilosophie des goldenen Zeitalters setzt sich aus mehreren Grundsätzen zusammen, die teilweise revolutionär neu waren und teilweise schon länger bekannt, aber bis dahin nicht durchsetzungsfähig.
Natürliche Anmutung
Bereits Old Tom Morris postulierte, dass der Golfplatz der Natur anzupassen sei statt umgekehrt. Jedoch ist aus heutiger Sicht nicht mehr nachvollziehbar was er im Detail darunter verstand, da er keine Bücher veröffentlichte und einige seiner Layouts diesem Prinzip auch nicht zu folgen scheinen. Von Willie Park Junior ist hingegen überliefert, dass ein Golfloch nicht auf dem Reißbrett zu konstruieren, sondern in der Natur „zu finden“ sei – eine Metapher, die auch heute noch oft verwendet wird. Herbert Fowler setzte hinzu, dass Gott die Golfplätze baue und je weniger der Mensch sich einmische, desto besser. Perry Maxwell hielt es für vergebliche Mühe aus einem ungeeigneten Gelände einen guten Golfplatz machen zu wollen. Charles Blair MacDonald sprach von „Monstrositäten“ und „Travestien der Natur“, die im Namen der Innovation auf manchen Golfplätzen geschaffen würden.[12].
Auch der einflussreiche Amerikaner Walter J. Travis, der noch wenige Jahre zuvor und in Unkenntnis der britischen Plätze ganz anders argumentierte, schlug sich auf die Seite der Natur. Gerade erst, so schrieb er noch 1909, beginne man zu begreifen, dass das „Willie Dunn System“ in jeglicher Hinsicht falsch sei. Es habe den Anschein man hatte versucht sich mit Rampenabschlägen, den allgegenwärtigen Querbunkern und rechteckigen, plattgewalzten Grüns soweit wie irgend möglich von den echten, natürlichen Küstenplätzen zu entfernen. Es sei ihm unerklärlich warum man dies getan hätte.[13]
Das naturnahe Gestaltungsprinzip stellte jedoch höhere Ansprüche an die Beschaffenheit des zu bebauenden Geländes. Bis dahin standen einförmig flache, ehemals landwirtschaftlich genutzte Grundstücke ohne natürliche Landformen im Vordergrund, da diese günstig zu erwerben waren. Aufgrund des allgemeinen Golfbooms stand nun jedoch mehr Geld zur Verfügung, so dass viele landschaftlich sehr reizvolle Gebiete erschlossen werden konnten. Dazu kam, dass es zu Beginn des 20. Jahrhunderts fast keine behördlichen Auflagen gab, so dass die Golfarchitekten bei der Gestaltung praktisch freie Hand hatten. Insbesondere der Umwelt- und Tierschutz, der heutzutage dem Golfplatzbau klare Schranken auferlegt und landschaftlich attraktives Gelände in der Regel als Schutzgebiet ausweist, spielte damals noch keine Rolle. Aus diesem Grund wird gelegentlich die Meinung vertreten, dass die auffallend hohe Qualität der damals gebauten Golfplätze weniger dem Talent der Architekten des goldenen Zeitalters zu verdanken sei, sondern eben der Tatsache, dass sie sich die besten Flächen aussuchen und diese nach Belieben verwenden konnten.
Strategisches statt bestrafendem Design
Es gibt eine Reihe verschiedener Klassifizierungssysteme von Golflöchern bezüglich ihrer Spieleigenschaften. Forrest Richardson unterscheidet fünf Typen[14], Michael J. Hurdzan vier[3], die meisten Golfarchitekten beschränken sich jedoch auf die drei traditionellen Philosophien: bestrafende, heroische und strategische Gestaltung.
Die ersten von Menschen gebauten Plätze – im Unterschied zu den von der Natur geformten Links – zeichneten sich durch bestrafendes Design aus. Dies bedeutet, dass grundsätzlich ein ganz bestimmter Golfschlag gefordert und jegliche Abweichung davon durch Hindernisse bestraft wird. Da der häufigste Fehlschlag damals der getoppte Schlag (ein nur knapp über dem Boden fliegender Ball) war, wurden die Bunker mit hohen Wällen versehen. Dadurch sollte verhindert werden, dass ein eigentlich misslungener Ball über den Bunker hinausrollte und annähernd dieselbe Position erreichte wie ein guter Treffer. Walter J. Travis empfahl in Practical Golf die Spielbahnen so anzulegen, dass man je nach Loch einen, zwei bzw. drei perfekte Schläge benötigte, um das Grün zu erreichen. Weniger perfekte Schläge sollten durch Bunker abgefangen werden, so dass der bessere Spieler auf jeden Fall mit einer niedrigeren Schlagzahl auf dem Grün wäre und das Loch nur noch durch schlechtes Putten verlieren könne.[5] Vor Travis' erfolgreichem Buch wies bereits Horace Hutchinson in einem Artikel darauf hin, dass Spielbahnen, deren Länge nicht ein Vielfaches von einem perfekten Drive (damals etwa 180 Yards) betrage, inhärent unfair seien. Wäre ein Loch beispielsweise anderthalb oder zweieinhalb Drives lang, so könne ein Spieler einen schlechten Schlag kompensieren und dennoch mit demselben Score auf dem Grün sein wie der Spieler, der gar keinen Fehler gemacht hätte.[10]
Eines der bekanntestesten Beispiele für bestrafendes Design ist der Oakmont Country Club, der 1903 von Henry C. Fownes entworfen wurde. Zahlreiche Entwässerungsgräben, enge Fairways, extrem schnelle und ondulierte Grüns, sowie fast 220 Bunker sollten dafür sorgen, dass ein schlechter Schlag unwiderruflich ein verlorener Schlag war.[15] Trotz der hohen Reputation dieses Platzes, der seit seiner Eröffnung regelmäßig für die bedeutendsten Turniere ausgewählt wurde, konnte sich die bestrafende Designphilosophie in der Fläche nicht durchsetzen. Statistisch betrachtet bestehen Golfclubs hauptsächlich aus Freizeitspielern durchschnittlicher Spielstärke, die zumeist nicht bereit sind als Mitglied einen Platz zu finanzieren, den sie selbst kaum bewältigen können.

Die strategische Designphilosophie, die im goldenen Zeitalter aufkam, adressiert dieses Problem der unterschiedlichen Spielstärken dadurch, dass auf jeder Spielbahn mehrere Wege zum Grün angeboten werden. Sie unterscheiden sich durch Art und Schwierigkeit der Hindernisse bzw. der Schläge, die notwendig sind, um diese zu überwinden. Bereits am Abschlag wird der Golfer gezwungen sich Gedanken über die Strategie des Loches zu machen und eine Route auszusuchen, die entsprechend seiner Spielstärke ein gutes Verhältnis von Risiko zu Belohnung verspricht. Zumeist ist der kürzeste Weg zum Grün der schwierigste, so dass nur ein guter Spieler ihn ohne Schlagverlust bewältigen kann. Der durchschnittliche Spieler soll eine einfachere Variante wählen und dadurch trotz des zusätzlichen Schlages, den die längere Strecke bedingt, einen für ihn optimalen Score erzielen.[16]
Aber auch der gute Spieler soll nicht stereotyp gezwungen werden lang und gerade zu schlagen, vielmehr soll er im Verlauf einer Runde jeden Schläger in seinem Bag einsetzen müssen, so dass im Idealfall der vielseitigste Golfer am Ende das beste Ergebnis erzielt. Außerdem ist ein Golfplatz, der ganz unterschiedliche Herausforderungen bietet, wesentlich abwechslungsreicher und damit interessanter zu spielen. Golfplätze wie der Old Course in St Andrews konnten sich ihre Faszination hauptsächlich aus diesem Grund über die Jahrhunderte hinweg bewahren.
Konkrete Auswirkungen der strategischen Gestaltungsweise auf Hindernisse beschreibt Walter Travis so, dass sich beispielsweise an einem Loch ein Hindernis rechts der Spielbahn befinden soll, am nächsten Loch könnte es dann links eines geben und später eines, das den zu langen Ball durch die Mitte abfange. Der lange Spieler solle durch das riskante Überspielen eines Bunkers einen freien Schlag ins Grün haben, wohingegen der kurze Spieler seinen Ball zwar sicher vor dem Bunker ablegen könne, dann jedoch beim zweiten Schlag mit einer Schwierigkeit konfrontiert werden solle, die von der Position des langen Abschlägers aus nicht ins Spiel käme.[11] Ein weiteres architektonisches Merkmal eines strategisch gestalteten Platzes sind die breiten Fairways, denn mehrere Wege zum Grün benötigen naturgemäß mehr Raum. Aus demselben Grund ist auch größerer Baumbestand eher hinderlich. So manches strategische Golfloch wurde im Lauf von Jahrzehnten durch das Einwachsen der Jungbäume zu einem bestrafenden, da es nur noch durch eine Schneise im Wald gespielt werden konnte.<example needed>
Trotz der offensichtlichen Vorteile einer strategischen Gestaltung wird auch heute noch aus Kostengründen häufig darauf verzichtet.
Das Par am Grün verteidigen

- vom Grün zum Abschlag planen, daraus folgend große, ondulierte Grüns
playable for all, yet challenging for good player
Alister MacKenzie
TODO
Max Behr: Art in Golf Architecture. In: The American Golfer, Ausgabe August 1927.
The novice at landscape gardening cannot see the planting of trees otherwise than in rows, nor the lawn in front of his house otherwise than in a series of terraces.
Devereux Emmet: A Test of Skill. In: Golf. Official Bulletin USGA. Ausgabe Februar 1902. Harper & Brothers Publishers, New York.
I believe in placing hazards in front of some of the tees to compel reasonably good driving. But in the ordinary every-day play a moderately good drive from the tee should not be punished, if straight. [...] It seems a good idea to have two sets of tees, as we have at Garden City, one set placed forward for ordinary play, the other further hack for first-class matches and competitions.
Obschon sie im Kontext des goldenen Zeitalters als wichtige Protagonisten zu nennen sind, waren Horace Hutchinson und vermutlich auch Willie Park Junior (?) noch Anhänger der bestrafenden Designphilosophie.
Van Tassel Sutphen: Editorial. In: Golf. Official Bulletin USGA. Ausgabe Januar 1904. Harper & Brothers Publishers, New York:
The "multiple of a full shot" hole is largely responsible for the monotony of which Mr. Bramston complains, and the cop-bunker stretching clear across the line of play places a distinct premium upon mediocrity.
J. H. Taylor: The Evolution of the Bunker. In: The Art of Golf by Josh Taylor (his brother).
The cross bunker popularized by the late Tom Dunn.
Später:
The doing away with the cross bunker was, in my opinion, a great mistake, and there are signs that before long the merits of this means of trapping shots will be recognized, and that we shall see a reinstatement of the old order of things.
- Cop Bunker == stereotyp ein zusätzlicher Schlag
- The effort to "build" courses which imitated nature.
- An advantage that the Golden Age architects enjoyed over modern ones is that they could incorporate out of bounds into their designs. In today's litigious society, that is not possible.
- Architekten des goldenen Zeitalters
Plätze
The Addington is an 18-hole course that was originally designed and laid out in 1914 by the famous golf course architect J.F. Abercromby. The design of the course makes use of the natural contours of the land and the numerous areas of heathland rough are integral to the course as an important playing hazard. The course is enclosed by predominately oak and birch woodlands and lies adjacent to the neighbouring Addington Palace golf course with both courses forming an extensive area of open land.
Quellen
- ↑ Herbert Newton Wethered, Tom Simpson: The Architectural Side of Golf. Longmans, Green and Co., London 1929.
- ↑ Pat-Ward Thomas (Hrsg.): World Atlas of Golf. Mitchell Beazley, 1976, ISBN 0855330880
- ↑ a b Dr. Michael J. Hurdzan: Golfplatz Architektur. E. Albrecht Verlags-KG, 1999, ISBN 3-87014-090-9
- ↑ Willard H. Moss: The American Naturalization of Golf. In: Outing. Ausgabe Dezember 1886.
- ↑ a b Walter J. Travis: Practical Golf. In: Golf. Official Bulletin USGA. Ausgabe Mai 1901. Harper & Brothers Publishers, New York.
- ↑ Joseph E. G. Ryan: Bunker Architecture. In: Golf. Official Bulletin USGA. Ausgabe April 1901. Harper & Brothers Publishers, New York.
- ↑ Richmond: The „Pocket“ Golf-Course. In: Golf. Official Bulletin USGA. Ausgabe November 1900. Harper & Brothers Publishers, New York.
- ↑ Horace Hutchinson: Artificial Bunkers. In: Golf. Official Bulletin USGA. Ausgabe Februar 1898. Harper & Brothers Publishers, New York.
- ↑ N. Michael: Lowland Heathland: Wildlife Value And Conservation Status. English Nature Research Report No. 188. English Nature, Peterborough 1996. ISSN 0967-876X
- ↑ a b Horace Hutchinson: On Links and Style. In: The Golfer. Ausgabe April 1899. Golf Publishing Company, Boston.
- ↑ a b Walter J. Travis: Hazards. In: Golf. Official Bulletin USGA. Ausgabe April 1902. Harper & Brothers Publishers, New York.
- ↑ a b Geoff Shackelford: Lines of Charm. Sports Media Group, Ann Arbor 2005. ISBN 1587262606
- ↑ Walter J. Travis: The Care of Golf Courses. In: The American Golfer. Ausgabe März 1909. The American Golfer Inc., New York.
- ↑ Forrest Richardson: Routing the Golf Course. Wiley & Sons, 2002, ISBN 0471434809
- ↑ Michael V. Uschan: Golf. Lucent Books, November 2000, ISBN 1560067446
- ↑ Walter J. Travis: Course Architecture. In: The American Golfer, Ausgabe April 1909. The American Golfer Inc., New York.
Literatur
- Geoff Shackelford: The Golden Age of Golf Design. Clock Tower Press, 2005, ISBN 1886947317
- Stephen Walter: Willie Park Junior: The Man Who Took Golf to the World. Luath Press Ltd, 2006. ISBN 1905222211