Eritrea
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Amtssprache | Tigrinya und Arabisch | ||||
Hauptstadt | Asmara (Asmera) | ||||
Staatsform | Republik | ||||
Staatsoberhaupt, zugleich Regierungschef | Präsident Isayas Afewerki | ||||
Fläche | 121.144 km² | ||||
Einwohnerzahl | 4.447.307 (Stand Juli 2004) | ||||
Bevölkerungsdichte | 36,7 Einwohner pro km² | ||||
Bruttoinlandsprodukt pro Einwohner | 132 US-$ (2004) | ||||
Währung | Nakfa (Nfa) | ||||
Unabhängigkeit | 24. Mai 1993 (Unabhängigkeitserklärung) | ||||
Nationalhymne | Ertra, Ertra, Ertra | ||||
Zeitzone | MEZ + 2 (UTC+3) | ||||
Kfz-Kennzeichen | ER | ||||
Internet-TLD | .er | ||||
Telefonvorwahl | +291 | ||||
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Eritrea ([Tigrinya: ኤርትራ Ertra, arabisch: إيريتريا Iritriyya) ist ein Staat im östlichen Afrika und grenzt an das Rote Meer, Äthiopien, den Sudan und Dschibuti. Der Jemen liegt nur wenige Kilometer entfernt am gegenüberliegenden Ufer des Roten Meeres. Der Name Eritrea leitet sich vom griechischen Ερυθραία und dieses wahrscheinlich von ερυθρά θάλασσα, erythrá thálassa - Rotes Meer ab. Dafür spricht auch die Eigenbezeichnung "Ertra", welche von Ge'ez "bahïrä ertra" - "Rotes Meer" - stammt.
];Geographie
- Die Trockensavanne am Roten Meer ist sehr heiß und trocken.
- Im Hochland des Landesinneren dagegen fallen jährlich bis zu 600 mm Regen, vor allem in der Zeit von Juni bis September.
- Die größten Städte sind (Stand 1. Januar 2005): Asmara 563.930 Einwohner, Assab 72.114 Einwohner, Keren 57.604 Einwohner, Massawa 37.077 Einwohner und Nakfa 6.662 Einwohner.
- Siehe auch: Liste der Städte in Eritrea.
Bevölkerung
- Die Wachstumsrate der Bevölkerung beträgt 3,8 % (Schätzung 2002).
- Altersstruktur der Bevölkerung (Schätzung 2002):
- 0-14 Jahre: 42,9 % (männlich 958.564 / weiblich 955.625)
- 15-64 Jahre: 53,9 % (m 1.192.454 / w 1.213.313)
- 65+ Jahre: 3,2 % (m 73.017 / w 72.678)
Ethnische Gruppen
Innerhalb Eritreas gibt es neun ethnische Gruppen. Die einzelnen Gruppen und ihre Verbreitung sind Tigrinya (41 %), Tigré (32 %), Afar (8 %), Kunama (5 %), Saho (4 %), Bilen (3 %), Hedareb (3 %), Nara (2 %) und Rashaida (2 %). Außerdem gibt es noch sehr kleine Gruppen westafrikanischen Ursprung (meist Hausa-Sprecher), die in Eritrea Tukrir genannt werden und zur Volksgruppe der Nara zählen. Die Volksgruppe der Tigrinya wird in Äthiopien Tigray genannt; sie sind ethnisch zwar identisch, sind aber aufgrund einer über längere Zeit getrennten politischen Geschichte nicht mehr als eine einheitliche Gruppe zu betrachten.
Religion
Die Bevölkerung Eritreas teilt sich zu fast gleichen Teilen in rund 50 % Christen (Eritreisch-Orthodoxe Tewahedo Kirche, Protestanten, Katholiken, Orthodoxe) und ebenfalls 50 % Muslime (Sunniten). Daneben bestehen noch einige kleine einheimische Naturreligionen. Trotz der sehr unterschiedlichen Anschauungen und dem daraus resultierenden Konfliktpotenzial bildet die Bevölkerung eine nationale Einheit. Die christliche Bevölkerung hat sich vorwiegend in der Hochebene um Asmara und die muslimischen Teile der Bevölkerung hauptsächlich im Tiefland und in Küstennähe angesiedelt. Alle Religionen, welche nicht zu den offiziell zugelassenen gehören, werden vom Staat verfolgt.
Sprache
Es gibt keine offizielle Amtssprache Eritreas, sondern drei allgemeine Arbeitssprachen, Verkehrssprachen nämlich Tigrinya, Englisch und Arabisch. Die Sprachen der neun Ethnien Eritreas sind Tigrinya (1,9 Mio.), Tigré (0,8 Mio.), Afar (0,3 Mio.), Saho, Kunama, Bedawi, Bilen und Nara (je 0,1 Mio.). Diese Sprachen werden in drei Sprachfamilien eingeteilt: als semitische Sprachen werden Tigrinya, Tigre und Arabisch bezeichnet, die vier hamitischen Sprachen sind Saho, Bilen, Afar und Hedareb und als nilotische Sprachen gelten Nara (Baria) und Kumana/Baza. Die Ethnien dieser Sprachfamilien sind ursprünglich kulturell miteinander verwandt, bzw. gehören zu einer Völkerwanderungsgruppe.
Beschneidung
Fast 90 % aller Mädchen werden heute noch durch die "Beschneidung" ihrer Genitalien verstümmelt, mit erheblichen Folgen nicht nur für ihre sexuelle Erlebnisfähigkeit, sondern auch mit gravierenden gesundheitlichen Folgen für sie selbst und - bei späteren Geburten - für ihre Kinder. Die Regierung versucht jedoch seit Jahren durch Aufklärung und durch spezielle Ausbildung der Hebammen die Beschneidung einzudämmen.
Geschichte
Hauptartikel: Geschichte Eritreas
Bevor Eritrea 1890 als italienische Kolonie konstituiert wurde, herrschten verschiedene andere Mächte über das Land. Während das christliche Hochland den äthiopischen Kaisern unterstand, herrschten in den Küstengegenden lokale Fürsten und die Osmanen.
Erst 1941 wurde die Zugehörigkeit zu Italien durch alliierte Streitkräfte beendet. Das Gebiet wurde britisches Protektorat. Nach dem Zweiten Weltkrieg entschieden die Vereinten Nationen auf eine Föderation mit Äthiopien. Nachdem der äthiopische Kaiser Haile Selassie die politischen Rechte der eritreischen Bevölkerung von 1952 bis 1961 systematisch ausgehöhlt und anschließend 1961 durch die (Selbst-)Auflösung des eritreischen Parlaments Eritrea annektiert hatte, griffen die eritreische Separatisten zu den Waffen. Die Unabhängigkeitsbewegungen erhielten in den 1960ern und den darauffolgenden Jahren großen Zulauf.
Nach dem dreißigjährigen Unabhängigkeitskrieg, der erst 1991 mit dem Sieg der Eritrean People's Liberation Front (EPLF) und verschiedener äthiopischer Widerstandsgruppierungen (u.a. die Ethiopian People's Revolutionary Democratic Front) über die Zentralregierung Äthiopiens endete, folgte die Unabhängigkeit Eritreas.
Am 24. Mai 1993 wurde nach einer Volksabstimmung die Unabhängigkeit erklärt. Dieser Tag ist der Nationalfeiertag Eritreas.
1998 brach ein Grenzkrieg mit Äthiopien aus, der in einer Patt-Situation endete. Seitdem sind UN-Beobachter in die Grenzregion entsandt worden, um den rechtmäßigen Grenzverlauf zu markieren.
Politik
Die Politik Eritreas wird durch die People's Front for Democracy and Justice (PFDJ) dominiert. Die PFDJ, die aus der einstmaligen Kriegspartei Eritrean People's Liberation Front (EPLF) hervorgegangen ist, nimmt mit ihrem Parteivorsitzenden Isayas Afewerki auch gleichzeitig den Posten des Staatspräsidenten und Regierungschefs in Anspruch. Andere Parteien sind derzeit nicht zugelassen. Auch wenn von offizieller Seite bekräftigt wird, dass man sich für ein Parteiengesetz einsetze, sind diese Bemühungen eher kritisch zu sehen. Innerhalb des Landes gibt es noch einige oppositionelle Splittergruppen, die aber bisher keinen größeren Einfluss auf die Politik des Landes nehmen konnten.
Politische Struktur
Das Staatsoberhaupt und der Regierungschef sind die höchsten Instanzen der eritreischen Regierung. Zusammen mit der 24-köpfigen Staatsvertretung, bestehend aus 16 Ministern und weiteren Staatsvertretern, bilden sie die Exekutive Eritreas.
Die Legislative wird von einer 150 Mitglieder umfassenden Nationalversammlung gebildet. Die 150 Mitglieder sind 75 Mitglieder des Zentralkomitees der PFDJ und 75 Volksvertreter, die direkt vom Volk gewählt werden. Unter diesen 75 Vertretern des Volkes müssen elf Frauen und 15 Emigranten sein. Die Nationalversammlung wählt den Präsidenten, erlässt Gesetze und Verordnungen und kümmert sich um deren Einhaltung.
Die Judikative Eritreas besteht aus einem Obersten Gerichtshof, 10 Provinzgerichten und 29 Bezirksgerichten. Um den Bedürfnissen der muslimischen Bevölkerung gerecht zu werden, gibt es außerdem noch eine kleine Anzahl von Gerichten, die die Gesetze der Schari'a durchsetzen.
Informationsfreiheit
Laut Reporter ohne Grenzen nimmt das Land 2006 im Ranking der Pressefreiheit den drittletzten Platz ein - vor Turkmenistan und Nordkorea.
Politische Gliederung

Bis 1996 war Eritrea in zehn Provinzen gegliedert. Diese, noch aus der Kolonialzeit stammenden Provinzen und ihre Provinzhauptstädte waren Akule Guzai (Adi Qayeh), Asmara (Asmara), Barka (Agordat), Denkalia (Assab), Gash Setit (Barentu), Hamasien (Asmara), Sahel (Nakfa), Semhar (Massawa), Senhit (Keren) und Seraye (Mendefera).
Seit der Verwaltungsreform vom 15. Juli 1996 wurde die Zahl der Provinzen auf sechs reduziert. Diese sechs Provinzen sind:
- Maekel (Central Region) (Asmara)
- Debub (Southern) (Mendefera)
- Gash-Barka (Barentu)
- Anseba (Keren)
- Semienawi Kayih Bahri (Northern Red Sea) (Massawa)
- Debubawi Kayih Bahri (Southern Red Sea) (Assab)
Infrastruktur
Das Straßennetz in Eritrea ist für afrikanische Verhältnisse relativ gut ausgebaut. Die meisten Straßen sind allerdings Schotterpisten. Zwischen Massawa und Asmara gibt es eine Eisenbahnverbindung. Eine weitere zwischen Asmara und Agordat (westliches Tiefland) wird gerade erweitert. Große Tiefseehäfen sind Massawa und Assab, in Tio befindet sich ein kleinerer Hafen im Aufbau. Flughäfen finden sich in Asmara, außerdem in Massawa, Sawa und Assab. In Nakfa gibt es eine lange Schotterpiste, die jedoch kaum angeflogen wird. Allerdings wurde die von den Italienern sehr gut ausgebaute Infrastruktur zunächst von den Briten und später von den Äthiopiern weitestgehend zerstört, so dass heute nur noch ein kleiner Teil des ehemals für afrikanische Verhältnisse gut entwickelten Landes übriggeblieben ist. Gute Flugverbindungen bestehen zu den europäischen Metropolen Frankfurt, Amsterdam und Rom mit Eritrean Airlines, nach Frankfurt mit Lufthansa und über Sanaa bzw. Khartoum mit Yemenia.
Wirtschaft
Landwirtschaft
Etwa 75 % der Bevölkerung sind in der Landwirtschaft beschäftigt. Trotzdem müssen Nahrungsmittel importiert werden, da etwa 50 % der Personen in den Militärdienst eingezogen wurden. Das Hauptanbaugebiet ist das westliche Tiefland und das Hochland (Getreide, Kaffee, Baumwolle, Rohrzucker, Mais, Gemüse wie auch eine Vielzahl von Obst).
Industrie
Eritrea verfügt über Bodenschätze wie Gold, Silber, Kupfer, Schwefel, Nickel, Pottasche, Marmor, Zink und Eisen. Es gibt auch Erdöl und Erdgas. Salz wird in großem Umfang produziert. Es gibt Zement-, Textil- und Nahrungsmittelindustrie, darunter mehrere Brauereiunternehmen, Alkohol- und Weinproduktion. Eritrea verfügt über eine Vielzahl von Ersatzteil- und Möbelunternehmen. Seit einigen Jahren werden in der eritreischen Industriestadt Dekemhare Busse, Transport-, Reinigungs- und Müllwagen von dem eritreischen Unternehmen Tesima produziert.
Literatur
- Fengler, Wolfgang (2001) Politische Reformhemmnisse und ökonomische Blockierung in Afrika – Die Zentralafrikanische Republik und Eritrea im Vergleich (Baden-Baden, Nomos Verlagsgesellschaft).
- Iyob, Ruth (1995) The Eritrean Struggle for Independence – Domination, Resistance, Nationalism 1941-1993 (Cambridge, Cambridge University Press).
- Klingebiel, S./Ogbamichael, H. (2004) ‚Eritrea’ in Michael Neu, Wolfgang Gieler, Jürgen Bellers (Hg.) Handbuch der Außenwirtschaftspolitiken: Staaten und Organisationen (Münster, LIT-Verlag), S. 66-67.
Weblinks