Berliner Mauer
Die Berliner Mauer war Teil der Innerdeutschen Grenze und trennte vom 13. August 1961 bis zum 9. November 1989 West-Berlin vom Osten der Stadt und dem sie umgebenden Gebiet der DDR. Sie war das bekannteste Symbol für den Kalten Krieg und die Teilung Deutschlands. Bei Versuchen, die schwer bewachten Grenzanlagen in Richtung West-Berlin zu überwinden, kamen mindestens 239 Menschen ums Leben.
Vorgeschichte
Nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs 1945 wurde Deutschland auf Beschluss der Jaltakonferenz in vier Besatzungszonen aufgeteilt, die von den Besatzungsmächten USA, Sowjetunion, Großbritannien und Frankreich kontrolliert und verwaltet wurden. Analog wurde Berlin als ehemalige Hauptstadt des Deutschen Reiches in vier Sektoren geteilt. (Genaue Aufteilung der Berliner Stadtbezirke siehe Vier-Sektoren-Stadt.) Gleichzeitig begann auf verschiedensten Ebenen der Kalte Krieg zwischen West und Ost. Berlin wurde zu einem zentralen Platz im Kampf der Geheimdienste. In den USA machte der Begriff von Berlin als der "billigsten Atombombe" und "Pfahl im Fleische" der Sowjetzone die Runde.
Als 1949 in den drei Westzonen zuerst die Bundesrepublik Deutschland und in der Sowjetischen Besatzungszone (SBZ) kurz darauf die DDR gegründet wurde, begann man auf beiden Seiten die Grenzen intensiver abzusichern und auszubauen. Durch die Gründung zweier Staaten wurde die Teilung politisch untermauert. Zwischen DDR und Bundesrepublik wurden zuerst nur Grenzpolizisten und Grenzsoldaten eingesetzt, später auf DDR-Seite vorwiegend Zäune aufgebaut. Formal hatte Berlin den Status einer entmilitarisierten Vier-Sektoren-Stadt und war unabhängig von den beiden deutschen Staaten, was jedoch in der Praxis wenig Bedeutung hatte – West-Berlin näherte sich in vielem dem Status eines Bundeslandes an, z.B. mit nicht abstimmungsberechtigten Vertretern im Bundestag. Ost-Berlin wurde vertragswidrig sogar zur Hauptstadt der DDR erklärt.
Mit der Verschärfung des Kalten Krieges, der u.a. zu Handelsbeschränkungen gegenüber dem Ostblock, einem permanenten diplomatischen Kleinkrieg und militärischen Drohgebärden führte, wurde auch die Sicherung der Staatsgrenzen intensiviert. Die DDR-Grenze war damit nicht mehr nur eine Grenze zwischen den Teilen Deutschlands, sondern Teil der Grenze zwischen dem RGW und der EG, zwischen der NATO und dem Warschauer Pakt, also zwischen zwei unterschiedlichen politisch-ideologischen, wirtschaftlichen und kulturellen Machtblöcken.
Seit der Gründung der DDR wanderten Bürger in steigenden Zahlen in die Bundesrepublik aus, vor allem über Berlin, wo die Grenze mitten durch die Stadt kaum zu kontrollieren war. Zwischen 1949 und 1961 verließen knapp drei Millionen Menschen die DDR. Da es sich dabei oft um gut ausgebildete Menschen handelte, bedrohte diese Abwanderung die Wirtschaftskraft der DDR und letztlich den Bestand des gesamten Staates. Schon vor dem Mauerbau wurden daher in Ostberlin die nach Westberlin führenden Straßen und Verkehrsmittel intensiv auf verdächtige "Republikflüchtlinge" und "Schmuggler" kontrolliert. Außerdem kauften viele Westberliner und in Westberlin arbeitende Ostberliner (so genannte Grenzgänger) mit auf dem Devisenschwarzmarkt günstig getauschter Mark der DDR die vergleichsweise billigen Grundnahrungsmittel und die wenigen hochwertigen Konsumgüter in Ost-Berlin und schwächten so zusätzlich die Wirtschaftskraft der DDR. Die Mauer sollte dazu dienen, durch Abriegelung der Grenzen die Abwanderung endgültig zu stoppen.
Mauerbau

Der Plan zum Bau der Mauer in Berlin war ein Staatsgeheimnis der DDR-Regierung. Die Mauer wurde auf Geheiß der SED-Führung unter Schutz und Überwachung durch Volkspolizisten und Soldaten der Nationalen Volksarmee von Bauarbeitern errichtet – entgegen den Beteuerungen des Staatsratsvorsitzenden der DDR, Walter Ulbricht, der auf einer internationalen Pressekonferenz in Ost-Berlin am 15. Juni 1961 auf die Frage einer westdeutschen Journalistin geantwortet hatte:
- Ich verstehe Ihre Frage so, dass es Menschen in Westdeutschland gibt, die wünschen, dass wir die Bauarbeiter der Hauptstadt der DDR mobilisieren, um eine Mauer aufzurichten, ja? Mir ist nicht bekannt, dass eine solche Absicht besteht; dass sich die Bauarbeiter in der Hauptstadt hauptsächlich mit Wohnungsbau beschäftigen und ihre Arbeitskraft voll eingesetzt wird. Niemand hat die Absicht, eine Mauer zu errichten!
Ulbricht war damit der erste, der den Begriff Mauer in diesem Bezug verwendete – zwei Monate, bevor sie überhaupt stand.
Zwar wurden die Westalliierten durch Gewährsleute über die Planung "drastischer Maßnahmen" zur Abriegelung von Westberlin informiert, von Zeitpunkt und Ausmaß der Absperrung waren sie gleichwohl überrascht. Auch der BND (Bundesnachrichtendienst) hatte ähnliche Informationen bereits Mitte Juli erhalten. Nach Ulbrichts Besuch bei Chruschtschow während des hochrangigen Treffens der Warschauer Vertragsstaaten in Moskau vom 3. bis 5. August stand im BND-Wochenbericht vom 9. August: „Vorliegende Meldungen zeigen, daß das Pankower Regime sich darum bemüht, die Einwilligung Moskaus für die Inkraftsetzung durchgreifend wirksamer Sperrmaßnahmen – wozu insbesondere eine Abriegelung der Berliner Sektorengrenze und die Unterbrechung des S- und U-Bahn-Verkehrs in Berlin gehören würde – zu erhalten ... Es bleibt abzuwarten, ob und wie weit Ulbricht ... in Moskau ... mit entsprechenden Forderungen durchzudringen vermochte.“
In der veröffentlichten Erklärung der Teilnehmerstaaten des Treffens des Warschauer Vertrags wurde vorgeschlagen, „an der Westberliner Grenze der Wühltätigkeit gegen die Länder des sozialistischen Lagers den Weg zu verlegen und um das Gebiet Westberlins eine verlässliche Bewachung und wirksame Kontrolle zu gewährleisten.“ Am 11. August billigte die Volkskammer der DDR die Ergebnisse der Moskauer Beratung und bevollmächtigte den Ministerrat zu allen entsprechenden Maßnahmen. Der Ministerrat der DDR beschloss am 12. August den Einsatz der „bewaffneten Organe“ zur Besetzung der Grenze zu West-Berlin und zur Errichtung von Grenzsperren.
Am Samstag, dem 12. August, ging beim BND aus Ost-Berlin folgende Information ein: „Am 11.8.1961 hat eine Konferenz der Parteisekretäre der parteigebundenen Verlage und anderer Parteifunktionäre beim ZK der SED stattgefunden. Hier wurde u.a. erklärt: ... Die Lage des ständig steigenden Flüchtlingsstroms mache es erforderlich, die Abriegelung des Ostsektors von Berlin und der SBZ in den nächsten Tagen – ein genauer Tag wurde nicht angegeben – durchzuführen und nicht, wie eigentlich geplant, erst in 14 Tagen.“

In der Nacht vom 12. auf den 13. August 1961 begannen die NVA, die Deutsche Grenzpolizei der DDR, die Volkspolizei und die Betriebskampfgruppen, die Straßen und Gleiswege nach West-Berlin abzuriegeln. Sowjetische Truppen hielten sich in Bereitschaft. Alle Verkehrsverbindungen zwischen den beiden Teilen Berlins wurden unterbrochen. Im September 1961 fuhren jedoch bereits wieder einige West-Berliner S- und U-Bahn-Linien auf Tunnelstrecken unter Ost-Berliner Gebiet – ohne Halt auf den nun so genannten Geisterbahnhöfen. Erich Honecker war als damaliger ZK-Sekretär für Sicherheit für die gesamte Planung und Umsetzung des Mauerbaus politisch im Namen der SED-Führung verantwortlich.
Die 156,4 km lange Berliner Mauer wurde ergänzt durch ausgedehnte Befestigungen der Grenze zur Bundesrepublik und – in geringerem Umfang – anderer Westgrenzen der Staaten des Warschauer Paktes, wodurch der so genannte Eiserne Vorhang materielle Gestalt annahm. Wie die restliche innerdeutsche Grenze wurde auch die Berliner Mauer über weite Strecken mit umfangreichen Systemen von Stacheldrahthindernissen, Gräben, Panzerhindernissen (Reitern), Kontrollwegen und Wachtürmen versehen. Allein ca. 1.000 Diensthunde waren in Hundelaufanlagen eingesetzt. Dieses System wurde über Jahrzehnte ständig ausgebaut, dazu gehörte, dass nahe an der Mauer stehende Häuser und gar Kirchen gesprengt wurden, so dass sich letztlich eine breite nachts taghell beleuchtete Schneise durch die einst dicht bebaute Stadt zog. Im Zentrum Berlins zog sich die Mauer u.a. am Brandenburger Tor (stand auf DDR-Gebiet, war aber nicht zugänglich) und unmittelbar am Osteingang des Reichstagsgebäudes entlang.
Für die ostdeutschen Grenzsoldaten galt der Schießbefehl, der von ihnen verlangte, einen Fluchtversuch auch auf Kosten des Lebens des Flüchtlings zu verhindern. Auch an der Berliner Mauer wurde dieser Schießbefehl mehrfach ausgeführt. Vor hohen Feiertagen oder Staatsbesuchen wurde dieser Schießbefehl auch zeitweilig ausgesetzt, um eine negative Westpresse zu vermeiden. Von Westberlin wurde die Grenze ständig von der Westberliner Polizei und Alliierten Militärstreifen beobachtet und alle auffälligen Aktivitäten dokumentiert.
Geteiltes Land

West-Berliner durften bereits seit dem 1. Juni 1952 nicht mehr frei in die DDR einreisen. Nach langen Verhandlungen wurde 1963 das Passierscheinabkommen getroffen, das mehreren hunderttausend West-Berlinern zum Jahresende den Besuch ihrer Verwandtschaft im Ostteil der Stadt ermöglichte.
Ab Anfang der 1970er Jahre wurde mit der durch Willy Brandt und Erich Honecker eingeleiteten Politik der Annäherung zwischen der DDR und der Bundesrepublik Deutschland die Grenze zwischen den beiden Staaten etwas durchlässiger. Die DDR gewährte nun Reiseerleichterungen, insbesondere für "unproduktive" Bevölkerungsgruppen wie Rentner, und erlaubte Bundesbürgern einfachere Besuche aus grenznahen Regionen. Eine umfassendere Reisefreiheit machte die DDR von der Anerkennung ihres Status als souveräner Staat abhängig und verlangte die Auslieferung von nicht rückkehrwilligen DDR-Reisenden. Diese Forderungen konnte die Bundesrepublik Deutschland aufgrund ihres Grundgesetzes nicht erfüllen.
Die DDR-Propaganda bezeichnete die Mauer wie auch die gesamte Grenzsicherung zur Bundesrepublik als antifaschistischen Schutzwall und Friedengrenze, die die DDR vor „Abwanderung, Unterwanderung, Spionage, Sabotage, Schmuggel, Ausverkauf und Aggression aus dem Westen“ schützen sollte. In Wirklichkeit richteten sich die Abwehranlagen vorwiegend gegen die eigenen Bürger.
Grenzübergänge
Zwischen Ost- und West-Berlin gab es einige Grenzübergänge:
- Grenzübergang Bornholmer Straße an der Bösebrücke zwischen Prenzlauer Berg und Wedding (ab 1961)
- Chausseestraße/Reinickendorfer Straße zwischen Mitte und Wedding
- Invalidenstraße/Sandkrugbrücke zwischen Mitte und Tiergarten
- Checkpoint Charlie/Friedrichstraße zwischen Mitte und Kreuzberg (ab 1961)
- Heinrich-Heine-Straße/Prinzenstraße zwischen Mitte und Kreuzberg
- Oberbaumbrücke zwischen Friedrichshain und Kreuzberg (ab 1963)
- Sonnenallee zwischen Neukölln und Treptow
dazu, gänzlich in Ost-Berlin gelegen:
- Bahnhof Friedrichstraße (ab 1961)
Diese Grenzübergänge waren zum Teil auf bestimmte Personengruppen beschränkt. Für Ausländer waren z.B. nur die Übergänge Checkpoint Charlie und Bahnhof Friedrichstraße zugelassen.
Nach dem Fall der Berliner Mauer am 9. November 1989 wurden bis zur Wiedervereinigung am 3. Oktober 1990 kurzfristig zahlreiche weitere Grenzübergänge im Stadtgebiet eingerichtet, der berühmteste hiervon war der Grenzübergang Brandenburger Tor.
Außerdem gab es Übergänge, die sich an Autobahnen oder großen Ausfallstraßen (z.B. Waltersdorfer Chaussee am Flughafen Berlin-Schönefeld und Heerstraße in Berlin-Staaken) befanden und überwiegend dem Transitverkehr mit der Bundesrepublik Deutschland dienten.
Desweiteren gab es Grenzübergänge, die nicht für die Öffentlichkeit bestimmt waren, so zum Beispiel in Berlin-Lichtenrade an der Bundesstraße 96. Hier fuhren zeitweise im Minutentakt die orangefarbenen LKW der Westberliner Stadtreinigungsbetriebe (BSR) von West nach Ost, um Westberliner Abfall auf eine Deponie in der DDR zu bringen.
Mauerfall
Die Berliner Mauer fiel am 9. November 1989 nach mehr als 28 Jahren.
Zur Öffnung der Mauer führten zum einen Massenkundgebungen in der Wendezeit und die Forderung nach Reisefreiheit in der damaligen DDR sowie die anhaltende Republikflucht großer Bevölkerungsteile der DDR in die Bundesrepublik Deutschland über das Ausland, teils über Botschaften in verschiedenen osteuropäischen Hauptstädten (u.a. Prag), teils über die in Ungarn mittlerweile offene Grenze zu Österreich.
Auslöser war eine Pressekonferenz mit SED-Politbüro-Mitglied Günter Schabowski im Internationalen Pressezentrum in Ost-Berlin, die über das Fernsehen live übertragen und so von vielen gesehen wurde. Schabowski las gegen Ende der Pressekonferenz um 18:57 Uhr eher beiläufig von einem Zettel einen Ministerratsbeschluss über eine neue Reiseregelung ab, die, wie sich später herausstellte, noch gar nicht verabschiedet worden war:
- Mit anwesend auf dem Podium neben Schabowski die Mitglieder des ZK der SED: Helga Labs, Gerhard Beil, Manfred Banaschak.
- Schabowski liest von einem ihm zugesteckten Beschlussentwurf für den Ministerrat ab (Sperrfrist war eigentlich bis 4:30 Uhr des Folgetages): „Privatreisen nach dem Ausland können ohne Vorliegen von Voraussetzungen – Reiseanlässe und Verwandtschaftsverhältnisse – beantragt werden. Die Genehmigungen werden kurzfristig erteilt. Die zuständigen Abteilungen Pass- und Meldewesen der VP – der Volkspolizeikreisämter – in der DDR sind angewiesen, Visa zur ständigen Ausreise unverzüglich zu erteilen, ohne dass dafür noch geltende Voraussetzungen für eine ständige Ausreise vorliegen müssen. Ständige Ausreisen können über alle Grenzübergangsstellen der DDR zur BRD erfolgen ...“
- Frage eines Journalisten: „Wann trifft das in Kraft?“
- Schabowski (blättert in seinen Papierstapeln): „Das tritt nach meiner Kenntnis „ ist das sofort, unverzüglich.“ (blättert weiter)
- (zitiertes Transkript nach: Hertle, Hans-Hermann/Elsner, Katrin: Mein 9. November. Verlag Nicolai Berlin 1999)
Daraufhin zogen mehrere Tausend Berliner zu den Grenzübergängen und verlangten die Öffnung. Zu diesem Zeitpunkt waren weder die Grenztruppen noch die für die eigentliche Abfertigung zuständigen Passkontrolleinheiten (PKE) des Ministeriums für Staatssicherheit darüber informiert. Ohne konkrete Befehle oder Anweisungen und unter dem Druck der Massen wurden kurz nach 23:00 Uhr zunächst der Grenzübergang Bornholmer Straße in Berlin, später weitere im Berliner Stadtgebiet sowie an der innerdeutschen Grenze geöffnet. Bereits am späten Abend verfolgten viele die Öffnung der Grenzübergänge im Fernsehen und machten sich teilweise dann noch auf den Weg. Der große Ansturm setzte am Vormittag des 10. November 1989 ein, da die Grenzöffnung um Mitternacht vielfach "verschlafen" wurde.
Die DDR-Bürger wurden von der Bevölkerung West-Berlins begeistert empfangen. Die meisten Kneipen in der Nähe der Mauer gaben spontan Freibier aus und auf dem Kurfürstendamm gab es einen großen Volksauflauf mit hupendem Autokorso und wildfremden Menschen, die sich in den Armen lagen.
Der Fall der Mauer war ein herausragendes Ereignis der Weltgeschichte und wurde unter anderem Weihnachten 1989 mit einem Konzert Leonard Bernsteins gefeiert.
Maueropfer

In den 28 Jahren ihres Bestehens starben an der Berliner Mauer mindestens 239 Flüchtende. Der erste Mauertote war der 24-jährige Günter Litfin, der am 24. August 1961 in der Nähe des Bahnhofs Friedrichstraße von Transportpolizisten bei einem Fluchtversuch erschossen wurde. Peter Fechter verblutet am 17. August 1962 im Todesstreifen, ohne dass die DDR-Grenzer den Angeschossenen behandeln. Letztes Todesopfer wurde Chris Gueffroy am 5. Februar 1989.
Nach Schätzungen mussten sich rund 75.000 Menschen wegen so genannter Republikflucht vor DDR-Gerichten verantworten. Republikflucht wurde nach § 213 Strafgesetzbuch der DDR mit Freiheitsstrafen bis zu zwei Jahren geahndet. Wer bewaffnet war, Grenzanlagen beschädigte oder als Armeeangehöriger oder Geheimnisträger bei einem Fluchtversuch gefasst wurde, kam selten mit weniger als fünf Jahren Gefängnis davon.
Mauerschützen-Prozesse
Die juristische Aufarbeitung des Schießbefehls in den so genannten Mauerschützenprozessen dauerte bis zum Sommer 2004. Zu den angeklagten Verantwortlichen gehörten u. a. der Staatsratsvorsitzende Erich Honecker, Egon Krenz, die Mitglieder des Nationalen Verteidigungsrates Erich Mielke, Willi Stoph, Heinz Keßler, Fritz Streletz und Hans Albrecht, der SED-Bezirkschef von Suhl sowie einige Generäle; die angeklagten Ausführenden rekrutierten sich zum Großteil aus Mannschaftsdienstgraden der NVA oder der DDR-Grenztruppen. Insgesamt wurden 35 Angeklagte freigesprochen, 44 Angeklagte wurden zu Bewährungsstrafen und elf Angeklagte zu Haftstrafen verurteilt, u. a. Albrecht, Streletz und Keßler zu viereinhalb bis siebeneinhalb Jahren. Im August 2004 wurden im letzten Prozess Hans-Joachim Böhme und Werner Lorenz als ehemalige Politbüromitglieder zu Bewährungsstrafen vom Landgericht Berlin verurteilt.
Mauermuseum
Am 14. Juni 1963 wurde das Mauermuseum - Haus am Checkpoint Charlie direkt vor der Grenze eröffnet. Es wurde und wird das "beste Grenzsicherungssystem der Welt" (DDR-Armeegeneral Karl Heinz Hoffmann) und der Beistand der Schutzmächte veranschaulicht. Gezeigt werden neben Fotos und Dokumentationen geglückter Fluchtversuche auch die Fluchtmittel: Heißluftballons, Fluchtautos, Sessellifte und ein Mini-U-Boot.
== Reste der Mauer ==Fjen Alta!
Heute gibt es nur noch wenige Reste der einstigen Maueranlagen. Der bekannteste Rest der Mauer steht an der Spree zwischen dem Hauptbahnhof und der Oberbaumbrücke und war gar nicht die eigentliche Mauer (die gab es an dieser Stelle gar nicht, denn die Grenze war hier die Spree), sondern die so genannte Vor-Mauer, die das Grenzgebiet nach Ost-Berlin hin begrenzte. Sie wurde 1990 von internationalen Künstlern zur East Side Gallery gestaltet und unter Denkmalschutz gestellt wurde. Ein weiteres Reststück der (wirklichen) Mauer steht an der Niederkirchnerstraße im Berliner Bezirk Mitte in der Nähe des Berliner Abgeordnetenhauses. Hingegen sind die Grenzanlagen der Mauergedenkstätte in der Bernauer Straße nicht original, sondern wurden zu Anschauungszwecken wieder neu aufgebaut. An einigen Stellen stehen noch ehemalige Grenzwachtürme, zum Beispiel in Treptow in der Nähe der Sonnenallee. Der einstige Grenzstreifen ist noch heute an vielen Stellen gut erkennbar. Auf großen Teilen dieses Streifens führt heute ein Radweg entlang.
In den 1990er Jahren gab es in der Berliner Politik eine Diskussion über verschiedene Ideen zur Markierung und Sichtbarmachung des einstigen Mauerverlaufs. Vorgeschlagen wurden zum Beispiel eine Doppelreihe in den Straßenbelag eingelassener quadratischer Pflastersteine, ein in den Bodenbelag eingelassenes Bronzeband und eine Markierung beider Mauern (der eigentlichen und der Vor-Mauer) durch verschiedenfarbige Streifen. Alle drei Varianten wurden am Abgeordnetenhaus zu Anschauungszwecken jeweils auf einem kurzen Stück ausgeführt. Im Ergebnis dieser Diskussion wurde danach vor allem im Innenstadtbereich an mehreren Stellen der Mauerverlauf durch eine Doppelreihe von Pflastersteine markiert.
Siehe auch
Bahnhof Berlin Friedrichstraße, Bahnhof Zoo, Brandenburger Tor, Prenzlauer Straße, Entenschnabel, Geisterbahnhof, Glienicker Brücke, Haus am Checkpoint Charlie, Mauerpark, Minen, Neue Weltordnung, Ost-Berlin, Potsdamer Platz, Schießbefehl, Selbstschussanlagen, Todesstreifen, Versöhnungskirche, West-Berlin, Die PARTEI
Literatur
- Die Berliner Mauer, Peter Feist, (Der historische Ort Nr. 38), Kai Homilius Verlag, Berlin 1997, 4. Auflage 2004, ISBN 3-931121-37-2, (Leseprobe)
- Berlin zwischen Ost und West. Erinnerungen eines Diplomaten, Joachim Mitdank, (Edition Zeitgeschichte - Band 14), Kai Homilius Verlag, Berlin 2004, ISBN 3-89706-880-X, (Leseprobe)
Weblinks
- Wissenswertes und Interessantes über die Berliner Mauer
- Chronik der Mauer - 15. Juni bis 24. August 1961 (erstellt von der Bundeszentrale für politische Bildung und DeutschlandRadio)
- http://www.berliner-mauer.de/
- East Side Gallery - Panoramafahrt entlang der Berliner Mauer 2004
- http://www.passkontrolle-ddr.de
- Berliner Mauer
- Doku & Fotos des ehem. Maustreifens vom Juli 2001
- Fotos und Informationen zur Berliner Mauer
- http://www.deutsch-deutsche-grenze.de