Dies ist eine alte Version dieser Seite, zuletzt bearbeitet am 2. Februar 2007 um 19:36 Uhr durch 89.52.53.196(Diskussion)(→Elia). Sie kann sich erheblich von der aktuellen Version unterscheiden.
Das 1. Buch der Könige (abgekürzt 1 Kön) ist ein Buch des (jüdischen) Tanach bzw. des (christlichen) Alten Testamentes. Ursprünglich, in der wechselvollen Geschichte seiner Entstehung mit seinen mehrfachen Überarbeitungen, bilden das 1. und das 2. Buch der Könige (2 Kön) eine Einheit, also nur ein biblisches Buch. Bei der Beschreibung der Entstehungsgeschichte und seiner (theologischen) Inhalte ist es also sinnvoll, die beiden Bücher als Einheit zu betrachten.
Das Buch erzählt die Geschichte vom betagten König David und seinem Sohn Salomo, der ihm auf den Thron Israels folgt, als weiser Richter "salomonische Urteile" fällt, dem Reich Wohlergehen und eine lange, 40-jährige Friedenszeit beschert (Schalom - Salomo / Frieden) und für Israel den (ersten) Tempel auf dem Berg Moria in Jerusalem bauen läßt. Nach dem Tode Salomos zerfällt das seit David bestehende Reich in ein Nordreich (Israel) und ein Südreich (Juda). Könige kommen und gehen, die ProphetenElia und Elisa treten auf. Das erste Buch der Könige endet (etwas abrupt) damit, dass Ahasja, der Sohn Ahabs, König über Israel wird und wie schon sein Vater dem Gott Baal und nicht JHWH dient.
Teilung und Bezeichnung des Buches der Könige
Der Schluss von 2 Kön (25,27-30) legt nahe, dass die beiden Bücher der Könige nur ein Buch darstellen. Dies belegt auch die Zäsur (hinter 1 Kön 22,54) am Ende vom 1. Buch, die vom Erzählverlauf nicht gerechtfertigt ist, da hier die Geschichte Ahasjas von Israel in zwei Teile (1 Kön 22,52-54 und 2 Kön 1,1-18) unterbrochen wird.
Erstmals findet sich diese Aufteilung des Königsbuches im 3. / 2. vorchristlichen Jahrhundert bei den Übersetzern der LXX, wo sie -wie bei den Samuelbüchern- vom Umfang der Buchrollen motiviert war. Dass die Königsbücher ursprünglich eine Einheit bildeten, belegen die Angaben über die Zahl der biblischen Bücher bei Flavius Josephus (Ap. 1,8) und im baylonischen Talmud (BB 14b). Die Aufteilung der Septuaginta wurde später in die Vulgata und im 15./16. Jahrhundert in die hebräische Bibel übernommen.
In der LXX werden die Samuel- und die Königsbücher (1 Sam, 2 Sam, 1 Kön und 2 Kön) als die vier Bücher der Königsherrschaften (bzw. Königreiche) (1. bis 4. Buch) bezeichnet. Dieser Name wurde von den christlichen Ostkirchen und auch der Vulgata übernommen.
Einordnung des Buches in den biblischen Kanon
Der hebräischer Tanach zählt das Buch 1./2.Kön zu den Prophetenbüchern (Nebiim), während es im christlichen Kanon in die Bücher der Geschichte eingeordnet wird. Der Tanach unterscheidet die "vorderen" und die "hinteren" Propheten. Zu den vorderen Propheten zählt er die Bücher Josua, Richter, Samuel und Könige, die hinteren Propheten bilden die Bücher Jesaja, Jeremia und Ezechiel sowie die Propheten des Dodekaprophetons.
Zunächst geht es im Josuabuch um die Landnahme der 12 Stämme Israels. Darauf folgt die Richterzeit und dann die Königszeit, die für Israel bzw. Juda im Jahre 587 v. Chr. mit dem Babylonischen Exil in der Katastrophe endet. Die Zeit der Monarchie in Israel bzw. Juda, die in den Samuel- und Königsbüchern beschrieben wird, dauert also etwa 400 Jahre, angefangen bei den Königen Saul (um 1020 v. Chr.), David und Salomo. Im Jahr 926 v. Chr. erfolgt die Reichsteilung in Nord- und Südreich (Israel und Juda), und 722 v. Chr. geht das Nordreich unter. Das Königreich Juda besteht bis zum König Jojachin, der im Jahr 587 v. Chr. samt Oberschicht ins Exil gehen muss.
Aufbau
Die drei Hauptabschnitte
Die Bücher der Könige beginnen im ersten Teil mit dem betagten König David, dem König Salomo auf den Thron folgt. Nach dessen Tod erzählt der zweite Hauptteil die Geschichte der getrennten Reiche. Im dritten Teil wird die Geschichte der Könige Juda (Südreich mit Jerusalem) behandelt, die (in 2 Kön 25,30) mit der Begnadigung Jojachins endet.
Jeder der 3 Hauptteile enthält eine Rahmung sowie Leitwörter bzw. Leitmotive, die das Buch gliedern.
1. Geschichte Salomos (1 Kön 1,1 - 11,43)
Rahmung: 1 Kön 1,1 König David war alt ...; 1 Kön 11,43 Salomo entschlief zu seinen Vätern
Leitmotive: Salbung Salomos; Salomo saß auf seinem Thron; die Herrschaft war fest in seiner Hand.
2. Geschichte der getrennten Reiche (1 Kön 12,1 - 2 Kön 17,41)
Rahmung: Rehabeam soll König über Israel werden; Was die Väter taten, tun auch die Kinder
3. Geschichte der Könige Judas (2 Kön 18,1 - 25,30)
Rahmung: Hiskija wurde König von Juda; Jojachin wird begnadigt.
Leitmotive: Er tat, was dem Herrn gefällt; Er tat, was dem Herrn missfiel.
Die sich auf das ungeteilte Reich und auf das Reich Juda beziehenden Teile weisen starke Parallelen zur ersten Hälfte des 2. Chronikbuches auf, inhaltlich sind sie aber merklich kritischer.
ungenannter Prophet (12,32-13,32) (tritt auf gegen den Altar von Bethel)
Zedekia (1 Kön 22; 2 Chr 18), der gegen einen weiteren Propheten, Micha ben Jimla, antritt
Elia
Erwähnung im Königsbuch: 1 Kön 17-19; 21 und 2 Kön 1,1-17; darüber hinaus in anderen biblischen Büchern (siehe Artikel: Elia).
Der Nordreichprophet Elia ist während der Zeit der Könige Ahab und Ahasja tätig gewesen, also etwa zwischen 870 und 850 v. Chr. Er gehört zu den Wanderpropheten, die weder mit einem Heiligtum verbunden sind, noch in einer Prophetengenossenschaft lebte. Es gibt vier Erzählungen mit geschichtlichem Hintergrund: (1) Die Erzählung von Dürre und Regenspenden, (2) vom Gottesurteil auf dem Karmel, (3) vom Justizmord an Nabot und (4) von der versuchten Einführung des absoluten Königtums. Dass Elia mit seinen Ansichten beim Königshaus nicht durchgedrungen ist, zeigt die Erzählung von der Orakelbefragung.
Botschaft
Elia verteidigte die grundlegenden Elemente des JHWH-Glaubens: Die Anerkennung des alleinigen Herrschaftsanspruchs JHWHs, die Bewahrung der Rechte des Untertanen (gegenüber dem König) und die Forderung, sich in Sorge um Gesundheit und Leben an JHWH zu wenden. Um den Glauben und das Staatwesen lebensfähig zu erhalten und zugleich Synkretismus zu vermeiden, führt er neue Elemente für den Glauben des Volkes Israel ein: (1) Es ist nicht der Gott Baal, der dem Land Regen und Fruchtbarkeit gewährt, sondern JHWH. (2) Gottes Handeln ereignet sich nicht in kriegerischen Ausbrüchen oder in Sturm und Feuer, sondern durch ein stilles Walten.
"11 Der Herr sprach: Geh heraus und tritt hin auf den Berg vor den HERRN! Und siehe, der HERR wird vorübergehen.
Und ein großer, starker Wind, der die Berge zerriß und die Felsen zerbrach, kam vor dem HERRN her; der HERR aber war nicht im Winde.
Nach dem Wind aber kam ein Erdbeben; aber der HERR war nicht im Erdbeben.
12 Und nach dem Erdbeben kam ein Feuer; aber der HERR war nicht im Feuer.
Und nach dem Feuer kam ein stilles, sanftes Sausen.
13 Als das Elia hörte, verhüllte er sein Antlitz mit seinem Mantel und ging hinaus und trat in den Eingang der Höhle." (zitiert nach der Lutherbibel)
....
Elisa
(siehe dazu auch Artikel Elisa. Überlieferung im Königsbuch: 2 Kön 2; 3,4-27; 4,1 - 8,15 und 13,14-21; zu berücksichtigen ist auch 9,1-10 - RevolutionJehus).
Der Nordreichprophet Elia hat im Unterschied zu Elia eine Prophetengenossenschaft um sich geschart, mit der er überwiegend an einem Ort wohnte. Er stand dem König sehr nahe und besaß politischen Einfluss, den er beispielsweise zur Hilfe für Notleidende geltend machen konnte.
....
Entstehung
Es gibt zahlreiche Hinweise darauf, dass das Buch der Könige unterschiedliche Entstehungsstadien durchgemacht hat.
Historischer Kontext
Der Zeitraum, in dem die Geschichten, Erzählungen etc. des 1. Buches der Könige historisch angesiedelt ist, bewegt sich in etwa zwischen den Jahren 960 v. Chr. und 840 v. Chr.. Dabei ist zu bedenken, dass den Historikern als Quelle etwa für die Datierung der Regierungszeiten der Könige selten außerbiblisches Vergleichsmaterial zur Verfügung steht. Einziges Quellenmaterial ist oftmals lediglich die Bibel selbst. Den Redaktoren des Königsbuches, dessen Entstehung ab etwa 550 v. Chr. anzusiedeln ist, ging es aber in erster Linie nicht um die Fixierung historische Wahrheiten, sondern um religiöse Inhalte. Die Aussagekraft von Zahlenangaben (Alter und Regierungsdaten) von Königen sind deshalb entsprechend kritisch zu betrachten.
König Salomo. Nach biblischen Überlieferungen herrschte Salomo von ca. 965 v. Chr. bis ca. 926 v. Chr. Er war der Sohn des Königs David und dessen Nebenfrau Batseba. Es gelang ihm, das von seinem Vater geschaffene Großreich in wesentlichen Punkten zu erhalten und zu modernisieren. Dazu teilte er das Reich in zwölf Verwaltungsbezirke (Gaue) ein. Seine Regierungszeit gilt in der Bibel als eine Zeit legendären Friedens und Wohlstandes. Zu Spannungen und der Reichsspaltung nach dem Tod Salomos 926 v. Chr. trug neben den alten Spannungen zwischen den Nord- und Südstämmen vor allem Salomos Politik der Unnachgiebigkeit auch gegenüber den Israeliten bei. So verpflichtete er nicht nur die unterworfenen Stämme zur Fronarbeit, sondern auch sein eigenes Volk. Ob Salomo wirklich eine historische Person ist bzw. was von den biblischen Überlieferungen tatsächlich wie berichtet stattgefunden hat, ist in der Forschung immer noch umstritten. Einige Theologen lesen die Überlieferungen kritisch, ebenso wie manche Historiker oder Archäologen.
Der Tempel SalomosTempel Salomos, Rekonstruktion Der erste feste Tempel (Salomonischer Tempel), von Salomo seit Baubeginn 957 v. Chr. - Weihe 951 v. Chr. auf dem Berg Moria in Jerusalem mit Hilfe phönizischer Baumeister errichtet, war ein steinernes Gebäude von 60 Ellen Länge, 20 Ellen Breite und 30 Ellen Höhe, an drei Seiten mit Seitenzimmern umgeben, welche, in drei Stockwerken übereinander, zur Bewahrung der Schätze und Gerätschaften des Tempels dienten.
Die Königin von Saba ist nach allgemeiner Auffassung eher eine legendäre, denn eine geschichtliche Figur. Sie soll im 10. Jahrhundert vor Christus eine Reise nach Jerusalem unternommen haben, deren älteste schriftliche Erwähnungen in der Bibel zu finden sind.
6. Ahasja (auch Jehoahas genannt) war König von Juda; seine nur wenige Monate dauernde Herrschaft wird auf das Jahr 842 v. Chr. oder 841 v. Chr. datiert.
Eugen Sitarz (Hg.), Höre Israel! Jahwe ist einzig. Bausteine für eine Theologie des Alten Testamentes (= Biblische Basisbücher 5), Stuttgart / Kevelaer 1987 (ISBN 3-460-27051-9)
Erich Zenger u.a., Einleitung in das Alte Testament, Stuttgart u.a. 3. Aufl. 1995 (3-17-012037-9)
Kommentare
Georg Hentschel, 1 Könige (= Die Neue Echter Bibel. Kommentar zum Alten Testament mit der Einheitsübersetzung 10), Würzburg 1984 (ISBN 3-429-00904-9)
Georg Hentschel, 2 Könige (= Die Neue Echter Bibel. Kommentar zum Alten Testament mit der Einheitsübersetzung 11), Würzburg 1985 (ISBN 3-429-00909-X)
Antonius H.J. Gunneweg, Geschichte Israels. Von den Anfängen bis Bar Kochba und von Theodor Herzl bis zur Gegenwart (= Theologische Wissenschaft, Bd. 2), Stuttgart u.a. 6. Auflage 1989 (ISBN 3-17-010511-6)
Herbert Donner, Geschichte des Volkes Israel und seiner Nachbarn in Grundzügen 1 (= ATD Ergänzungsreihe 4/1), Göttingen 2. Aufl. 1995 (ISBN 3-525-51679-7)
Herbert Donner, Geschichte des Volkes Israel und seiner Nachbarn in Grundzügen 2 (= ATD Ergänzungsreihe 4/2), Göttingen 2. Aufl. 1995 (ISBN 3-525-51680-0)
Walter Dietrich, Die frühe Königszeit in Israel. 10. Jahrhundert v. Chr. (= Biblische Enzyklopädie, Bd. 3), Stuttgart u.a. 1997
Manfred Oeming, Die Königreiche Israel und Juda im 9. Jahrhundert v. Chr. (= Biblische Enzyklopädie, Bd. 4), Stuttgart u.a. 1997 (ISBN 3-17-012333-5 )
Monographien
Susanne Otto, Jehu, Elia und Elisa. Die Erzählung von der Jehu-Revolution und die Komposition der Elia-Elisa-Erzählungen (= Beiträge zur Wissenschaft vom Alten und Neuen Testament, Bd. 152), Stuttgart u.a. 2001 (ISBN 978-3-17-016764-3)