Hans Delbrück
Hans Delbrück (* 11. November 1848 in Bergen auf Rügen, † 14. Juli 1929 in Berlin) war ein deutscher Historiker und Politiker.
Leben
frühes Wirken
Delbrück studierte ab 1868 Geschichte und promovierte 1873 bei Heinrich von Sybel. Zwischenzeitlich hatte er als Freiwilliger am Deutsch-Französischen Krieg teilgenommen. Von 1874 bis zu dessen Tod 1879 war er Erzieher des preußischen Prinzen Waldemar, sechstes Kind des damaligen Kronprinzen Friedrich Wilhelm. 1881 habilitierte sich Delbrück in allgemeiner Geschichte.
Historiker
Ab 1883 war Delbrück zusammen mit Heinrich von Treitschke Herausgeber der "Preußischen Jahrbücher", eine Arbeit, die er nach Treitschkes Tod bis ins Jahr 1919 allein fortsetzte. 1885 wurde er außerordentlicher, 1895 ordentlicher Professor an der Universität Berlin und Nachfolger auf Treitschkes Lehrstuhl. Wegweisend wurden vor allem seine Leistungen auf dem Gebiet der Militärgeschichte, die er als einer der ersten in den Rahmen der allgemeinen Geschichtswissenschaft einbeziehen will, was bei seinen Fachkollegen auf Widerstand stieß.
Nach seiner Emeritierung 1921 verfaßte er eine groß angelegte Weltgeschichte, die jedoch weniger Beachtung fand.
Politiker
Von 1882 bis 1885 war Delbrück Mitglied des Preußischen Abgeordnetenhauses, von 1884 bis 1890 Mitglied des Reichstags, jeweils für die Freikonservative Partei. Danach setzt er sein politisches Wirken als Publizist und Kommentator fort.
Obwohl ursprünglich liberal-konservativ, vertrat Delbrück mit der Zeit auch sozialdemokratische Positionen - zum Beispiel die Abschaffung des preußischen Dreiklassenwahlrechts - und stand dem Kathedersozialismus nahe.
Den immer aggressiveren Militarismus und Nationalismus unter Kaiser Wilhelm II. lehnte Delbrück ab. Nach Ausbruch des Ersten Weltkriegs attackierte er öffentlich die Machtbestrebungen des Alldeutschen Verbands und der deutschen Führung.
Nach Ende des Krieges wandte sich Delbrück energisch gegen die aufkommende Dolchstoßlegende.
Bedeutung
Sowohl auf dem Gebiet der Historie als auch in der Politik blieb Delbrück zeitlebens ein Außenseiter und wurde nie ganz anerkannt. Jedoch steht er mit seinem Schwanken zwischen Begeisterung für das Militärische und Warnung vor Machtstreben, zwischen Festhalten an Traditionen und progressiven Forderungen beispielhaft für die Widersprüche der Moderne am Ende des 19. und Anfang des 20. Jahrhunderts.
Familie
Seit 1884 war Delbrück mit Lina Thiersch verheiratet. Er selbst gehörte zu einer weit verzweigten Familie, die im 19. Jahrhundert in Preußen und Deutschland einige einflußreiche Positionen inne hatte. Sein Onkel war der langjährige Vertraute Bismarcks Rudolf von Delbrück. Einer seiner Söhne war der Genetiker Max Delbrück.
Hans' Bruder, Max Emil Julius Delbrück, war Agrikulturchemiker und Leiter des Instituts für Gärungsgewerbe in Berlin. Weitere entfernte Verwandte sind Johann Friedrich Gottlieb Delbrück und Adelbert Delbrück.
Werke
- Geschichte der Kriegskunst im Rahmen der politischen Geschichte