Kleine Astmantis
Kleine Astmantis | ||||||||||||||
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Wissenschaftlicher Name | ||||||||||||||
Popa spurca | ||||||||||||||
Stål, 1856 |
Popa spurca, umgangssprachlich auch "Kleine Astmantis" (Engl. Twig Mantis) genannt, gehört zur Ordnung Mantodea (Fangschrecken). Von dieser Art gibt es zwei Unterarten, neben der 1856 beschriebenen Nominatform noch die 1917 von Giglio-Tos beschriebene Popa spurca crassa. Es handelt sich, dem Namen entsprechend um eine kleine Astnachahmerin, die sich perfekt als kleinerer Ast tarnt.
Merkmale
Besonders auffällig sind der dreieckige Kopf mit den großen, seitlich angeordneten Augen (Abb.7), der stark verlängerte Prothorax und die Streifenfärbung (Mimikri) im verdeckten Bereich der Vorderhüfte. Der Kopf der Tiere ist sehr beweglich, sie können ihn um fast 180° Drehen. Die großen, versetzt angeordneten Augen ermöglichen stereoskopisches sehen und stellen das wichtigste Sinnesorgan zur Jagd und zum genauen Lokalisieren der Geschlechtspartner dar. Prothorax und Abdomen des Tieres sind fast gleich lang und die Cuticula ist sehr rauh und ungleichmäßig gestaltet. Durch die längliche, dünne Form des gesamten Körpers, gleicht das Aussehen einer kleinen Astgabel. Während die beiden hinteren Beinpaare, welche mit kleinen Anhängen versehen sind, als Schreitbeine gestaltet sind, sind die Vorderbeine, welche sich im vorderen Bereich des Prothorax befinden, zu Fangbeinen umgebildet, Femur und Tibia sind mit Dornen zum Festhalten der Beute besetzt. Die weit nach vorne verlagerten Fangbeine wirken bei diesen Tieren eher wie Arme, da sie frei beweglich sind und sehr weit von den Schreitbeinen entfernt sind. Als Imago besitzen die Tiere 2 Flügelpaare, die weiblichen Tiere sind allerdings nicht flugfähig, da ihre Flügel zu klein sind. Die Flügelansätze lassen sich bereits im subadulten Stadium erkennen (Abb.8).
Die Lebenserwartung beträgt bei weiblichen Tieren insgesamt etwa 11 Monate (5 als Larve und 6 als Adult) und bei männlichen Tieren insgesamt etwa 6,5 Monate (4,5 im Larven Stadium und ca. 2 im Adulten). In dieser Zeitspanne häutet sich das Weibchen etwa 9 mal und das Männchen ca. 8 mal, hierzu hängen sich die Tiere kopfüber an einen Ast oder ähnliches (Abb.3). Nach abgeschlossener Häutung ziehen sich die Tiere an der alten Haut hoch (Abb.4), und bleiben noch eine Weile in der Nähe hängen, damit ihre Außenhülle aushärten kann (Abb.5). Die Cuticula der Tiere ist nach der Häutung stets etwas heller und bekommt erst nach einigen Stunden ihre eigentliche Farbe. Nach der Imaginalhäutung, dies ist die letzte Häutung, bei der die Tiere Flügel bekommen, werden sie als Imago oder Adult bezeichnet (Abb.9+10). Frischgeschlüpfte Larven haben etwa die Größe von 6–7 mm. beim Weibchen und 5–6 mm. beim Männchen, die adulten weiblichen Tiere werden mit 7,5–8 cm etwas größer als die Männchen, welche nur 6,5–7 cm erreichen. Die Färbung der Cuticula reicht je nach lokaler Population und Umgebung von braun über grau bis fast schwarz, es sind auch gemusterte Tiere möglich.

Fortpflanzung
Das Geschlecht lässt sich bei dieser Fangschreckenart schon im Larven-stadium relativ einfach bestimmen, da das Abdomen des Weibchens Speerartig endet, während das des Männchens eher schlank verläuft. Außerdem besitzen die Männchen einen hellen Streifen am Ende des Abdomens der beim weiblichen Tier kaum zu erkennen ist, oder ganz fehlt. Im adulten Stadium sind weibliche Tiere meist größer und wesentlich kräftiger gebaut als die Männchen, außerdem überragen ihre Flügel, anders als beim Männchen, nicht das Abdomen. Auch unterscheiden sich die Geschlechter in jeden Larven-stadium durch die Anzahl der Sternite, sie beträgt bei den weiblichen Tieren 6 und bei den männlichen 8. Die Weibchen sind ca. 14 Tage nach der Imaginalhäutung Paarungsbereit, die Männchen bereits nach etwa 10 Tagen. 1 bis 5 Tage nach der etwa 6 Stunden dauernden Kopulation legt das Weibchen im Abstand von 3 bis 4 Wochen bis zu 8, ca. 2 cm. große, flache, graue Ootheken (Eierpakete), ab aus denen 4 - 5 Wochen später bis zu 135, durchschnittlich jedoch 90 - 110, Larven schlüpfen.
Verbreitung
Diese Mantidenart bevölkert Äthiopien, Kenia, Madagaskar, Malawi, Somalia, Tanzania, Uganda, wobei die Erstbeschreibung sich auf ein Tier aus Kenia bezieht, ihr Lebensraum sind Sträucher und Büsche in trockenen Gebieten.
Verhalten
Die Astmantis sitzt oft stundenlang mit weit nach vorne gestreckten Fangbeinen völlig regungslos auf Ästen und lauert auf Beute (Abb.1), welche vorwiegend aus Insekten besteht. Es wird allerdings alles als Nahrung betrachtet, was gleich groß oder kleiner ist, hier wird auch bei Artgenossen und Amphibien keine Ausnahme gemacht, teilweise fallen der Mantis sogar Tiere zum Opfer, welche größer als sie selbst sind. Wenn die Beute in Reichweite der Fangbeine kommt, wird sie gepackt und festgehalten. Allerdings wird die Nahrung auch aktiv gejagt, wobei die Mantis sich an das Beutetier heran pirscht bis es in Reichweite ist und dann blitzschnell mit den Fangbeinen zuschlägt. Schelle oder flüchtende Beutetiere werden zum Teil auch mit Hilfe von kurzen Sprints und Sprüngen gefangen. Die Nahrung wird lebend verspeist, da die Tiere keinerlei Gift oder ähnliches besitzen (Abb.6).
Bei Gefahr streckt die Astmantis die Fangbeine gerade nach vorne und presst sich an den Untergrund um noch besser mit ihm zu verschmelzen (Abb.2), sie verlässt sich so stark auf ihre Tarnung, dass sie oft sogar bei Berührung völlig regungslos verharrt. Sehr selten Drohen die Tiere auch bei Gefahr, um Fressfeinde zu erschrecken, dabei wird die sonst nicht sichtbare Streifenfärbung im Bereich der Vorderhüfte präsentiert und adulte Tiere stellen zusätzlich die Flügel auf. Dieses Verhalten lässt sich allerdings meist nur bei adulten Tieren beobachten, die Larven verlassen sich eher auf ihre Tarnung.
Popa spurca im Faunarium
Die Tiere unterliegen keinerlei Artenschutzbestimmungen, außerdem ist die Haltung dieser Art in Gefangenschaft einfach und daher weit verbreitet. Es ist daher relativ einfach auf Terraristik Börsen, bei lokalen Züchtern oder im Internet Tiere aller Altersstufen zu erwerben. Die Preise sind jedoch je nach Anbieter und Alter des Tieres sehr unterschiedlich. Sehr billige gewerbliche Anbieter bieten aufgrund des Umfangs ihrer Zucht manchmal schlecht ernährte oder schwache Tiere an, ältere Tiere sind gererell teurer.
Als Mindestmaß für Behältnisse zur Haltung von Fangschrecken wird das Verhältnis 2:2:3 (L:B:H), gemessen an der Körperlänge des Tieres, angesehen. Da Fangschecken sich zur Häutung kopfüber aufhängen und bei diesem Prozess viel Platz brauchen ist ein Faunarium für diese Tiere meist höher, als breit und lang. Bei Popa Spurca handelt es sich um eine Fangschreckenart welche aktiv jagt, daher sollte sie ein etwas größeres Behältnis zur Verfügung haben als die reinen Lauerjäger. In dem Faunarium sollte zumindest eine Wand Gaze bestehen, damit die Mantis an ihr beim klettern besseren Halt findet. Die Decke sollte ebenfalls aus Gaze oder Fliegengitter bestehen, oder damit beklebt sein, weil die Tiere sich beim Häuten oft daran aufhängen (Es gibt Quellen, die behaupten, dass Fangschrecken mit ihren kräftigen Kauwerkzeugen in der Lage sind Fliegengitter zu durchbeißen und das es daher nur zum Bekleben von festen Wänden im Faunarium geeignet ist.). Die großen Gazeflächen dienen außerdem der Belüftung, da Fangschrecken keine abgestandene oder gar moderige Luft mögen. Solange die Astmantis sehr klein ist, ist es besser sie in einem kleineren Behälter zu halten, da sie sonst unter Umständen die angebotene Nahrung nicht findet, es sollte aber immer darauf geachtet werden, dass sie genug Platz zum Häuten hat. Spätestens ab L4-L5 sollte sie jedoch in dem oben beschriebenen Behältnis gehalten werden, damit sie genug Platz zum klettern und Jagen hat. Da die Tiere sich fast nie am Boden aufhalten bedarf es keinem speziellen Bodengrund, oft wird nur Zellstoff emfohlen und verwendet. Es ist aber auch möglich einen beliebigen anderen Bodengrund zu verwenden, dabei sollte neben optischen und praktischen Belangen auch auf die naturnahe Haltung geachtet werden. In Ihrem Faunarium benötigt die Astmantis viele verzweigte Kletteräste und trockenes Laub. Auch hier sollte an das Tier gedacht werden, es sollten Zweige verschiedener Stärke vorhanden sein um ihm möglicht naturnahe Bedingungen zu bieten. Den Tieren reicht normales Tageslicht, da die sie jedoch aus Afrika stammen ist eine zusätzliche Halogen oder Neon Lampe emfehlenswert. Die Beleuchtung wird auch oft zur Regelung der Temperatur und zur Schaffung von Wärmezonen verwendet. Die Temperaturen sollten in dem Behältnis am Tage zwischen 25 - 30 °C und Nachts nicht unter 20 °C betragen, eine leichte Nachtabsenkung ist emfehlenswert. Je höher die Temperaturen sind, desto schneller entwickeln sich die Tiere (--->RGT-Regel). Für eine erfolgreche Haltung sollte die Luftfeuchtigkeit am Tage zwischen 50 - 60 % und Nachts zwischen 60 - 70 % betragen, die Tiere vertragen jedoch, auf Grund ihrer Herkunft auch sehr trockene Bedingungen.
Die Tiere fressen fast alles was sie bewältigen können, aber es muss sich bewegen. Es sollte darauf geachtet werden, dass nur "nicht wehrhafte" Tiere verfüttert werden. Im Faunarium sollte keine Vorratshaltung an Futtertieren betrieben werden, da die Mantis während der Häutung völlig schutzos ist. Die Futtermenge hat Einfluss auf die Entwicklung der Tiere, je mehr Nahrung zur Verfügung steht, desto schneller entwickeln sich die Tiere.
Bei dieser Fangschreckenart ist die Argessivität sehr stark ausgeprägt, sie neigt also zu Kannibalismus. Die Tiere können in den frühen Larvenstadien bei reichlichem Futterangebot zusammengehalten werden, sie sollten jedoch spätestens ab L5 getrennt werden, um Verluste zu vermeiden.
Bilder
- Weibliches Tier
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Abb.1 Popa Spurca Crassa ca. L5 mit weit nach vorne gestreckten Fangarmen
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Abb.2 Popa Spurca Crassa ca. L5 bei Gefahr
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Abb.3 Popa Spurca Crassa ca. L6 bei der Häutung
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Abb.4 Popa Spurca Crassa ca. L6 bei der Häutung 2
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Abb.5 Popa Spurca Crassa ca. L6 nach der Häutung
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Abb.6 Popa Spurca Crassa ca. L7 mit Falter
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Abb.7 Popa Spurca Crassa Subadult
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Abb.8 Popa Spurca Crassa Subadult
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Abb.9 Popa Spurca Crassa Adult
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Abb.10 Popa Spurca Crassa Adult
Literatur
- I. & R Bischoff, C. Hessler, M. Meyer: Mantiden Faszinierende Lauerjäger, Edition Chimaira, Erschienen September 2006, ISBN: 3-930612-45-3
- Reinhard Ehrmann: Mantodea Gottesanbeterinnen der Welt, NTV, Erschienen 2002 ISBN: 3-931587-60-6