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Tötungsanstalt Hartheim

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Das Schloss Hartheim

Die NS-Tötungsanstalt Hartheim war eine Euthanasie- und Tötungsanstalt im Rahmen der Aktion T4. Sie war im Schloss Hartheim in der Gemeinde Alkoven bei Linz angesiedelt.

Opferzahl der ersten Tötungsphase

Im Juni 1945 wurde bei Untersuchungen des amerikanischen Untersuchungsoffiziers Charles Dameron in der ehemaligen Vergasungsanstalt Hartheim ein Stahlschrank aufgebrochen, in dem sich die so genannte "Hartheimer Statistik" befand. Es handelte sich um eine für interne Zwecke der Aktion T4 gefertigte 39-seitige Broschüre mit monatlichen statistischen Angaben zu den in den sechs T4-Tötungsanstalten im damaligen Reichsgebiet erfolgten Vergasungen von Behinderten und Kranken (hier als "Desinfektionen" bezeichnet). Daraus wurden auch die angeblichen Einsparungen an Lebensmitteln, Mietkosten, Personalkosten usw. errechnet. Nach dieser Statistik wurden in der Tötungsanstalt Hartheim in 16 Monaten zwischen Mai 1940 und dem 1. September 1941 insgesamt 18 269 Menschen in einer Gaskammer ermordet:

1940 1941 Summe
Mai Juni Juli Aug. Sept. Okt. Nov. Dez. Jan. Febr. März April Mai Juni Juli Aug.
633 982 1.449 1.740 1.123 1.400 1.396 947 943 1.178 974 1.123 1.106 1.364 735 1.176 18.269

(Quelle: Hartheimer Statistik, gedr. in: Ernst Klee, Dokumente, Dok. 87, S. 232)

Diese Statistik umfasst lediglich die erste Mordphase der Aktion T4, die auf eine Anordnung Hitlers hin mit dem Datum 24. August 1941 abgeschlossen wurde.

Insgesamt wird die Anzahl der Ermordeten im Schloss Hartheim auf über 30000 geschätzt. Unter den Ermordeten waren Kranke, Behinderte sowie Häftlinge aus Konzentrationslagern.

Sonderbehandlung 14 f 13

Bis Dezember 1944 fanden weitere Mordaktionen unter der Tarnbezeichnung Sonderbehandlung 14 f 13 oder Aktion 14f13 statt, denen über 5000 Häftlinge aus den KZs Mauthausen, Gusen und Dachau zum Opfer fielen. Besonders aus den Steinbrüchen in Mauthausen wurden nicht mehr Arbeitsfähige, aber auch politisch Unliebsame nach Hartheim zu ihrer Ermordung gebracht. In den Papieren wurde die Verbringung mit Begriffen wie Erholungsurlaub getarnt. In den Angaben zur Krankheit stand u.a. Deutschenhasser, Kommunist, Polenfanatiker.

Literatur

  • Brigitte Kepplinger: Die Tötungsanstalt Hartheim 1940 – 1945. 21 Seiten. o. J., o. O. (online)
  • Ernst Klee (Hrsg.): Dokumente zur "Euthanasie". Frankfurt am Main, Fischer-Taschenbuch-Verlag. 1985, 4. Aufl. 1997. 342 Seiten. ISBN 3596243270
  • Ernst Klee: "Euthanasie" im NS-Staat: die "Vernichtung lebensunwerten Lebens". Frankfurt am Main: S. Fischer, 1983 , 11. Aufl. 1985. ISBN 3596243262
  • OÖ. Landesarchiv/Lern- und Gedenkort Schloss Hartheim: Tötungsanstalt Hartheim. Linz 2005.

Siehe auch