Zum Inhalt springen

Informationsgrafik

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Dies ist eine alte Version dieser Seite, zuletzt bearbeitet am 1. Februar 2007 um 13:30 Uhr durch 81.173.252.227 (Diskussion) (Literatur). Sie kann sich erheblich von der aktuellen Version unterscheiden.

Informationsgrafik (kurz: Infografik) ist die visuelle Repräsentation von Gesamtzusammenhängen in einer Abbildung.

Infografik des Metronetzes von Washington D.C.

Neben den beiden "klassischen" Disziplinen Text- und Bildjournalismus ist es eine eigenständige journalistische Darstellungsform, die Informationen visuell aufbereitet.

Infografiken kommen ausschließlich in visuellen Medien zum Einsatz, vornehmlich in Printmedien wie Zeitungen, Illustrierten oder Magazine sowie im Fernsehen. Sie spielen auch in Schul- und Lehrbüchern eine große Rolle.

Infografiken bemühen sich um eine möglichst effiziente Vermittlung von Fakten und legen dabei großen Wert auf Klarheit, Genauigkeit und Anschaulichkeit. Beim Menschen steht die visuelle Wahrnehmung an erster Stelle der Informationsaufnahme. Texte müssen erst verstanden und danach inhaltlich eingeordnet werden. Informationsgrafiken haben hier Vorteile, wenn sie dem menschlichen Gehirn die Sachinformationen in vorbereiteter Form servieren. Darin liegt die Stärke der Infografik und ihr Vorteil gegenüber den anderen journalistischen Disziplinen. Ein bekanntes Sprichwort fasst dieses sehr einprägsam zusammen: Ein Bild sagt mehr als tausend Worte. Meinungen, Bewertungen, Einordnungen haben in einer Infografik keinen Platz. Sie gehören in einen Text ebenso wie das Beschreiben von Gefühlen. Die Darstellung von Gesichtern oder Personen, Handlungen und komplexen Situationen werden in diesem Genre illustriert, Landschaften oder Kunstobjekte dagegen können auch fotografisch dargestellt werden.

Methoden

Inhalte sind immer klar abgrenzbare Sachinformationen wie Zahlenreihen, Größenverhältnisse, Ortslagen, Aufbau und Beteiligungen von Organisationen oder Konzernen, Entscheidungsabläufe, technische, biologische oder chemische Funktionsweisen, Anordnungen von Teilen oder Schichten u. ä. Die wichtigsten infografischen Elemente sind Diagramme wie Säulen-, Balken-, Kreis-, oder Kurvendiagramme, geografische thematische Karten bzw. Pläne aller Art (z. B. Straßenkarte oder Geschichtskarte), Organigramme und Struktogramme oder schematische Darstellungen wie Explosionszeichnung (z. B. Querschnitte zur Veranschaulichung der Funktionsweise eines Verbrennungsmotors oder zur Darstellung von Gesteinsschichten).

Geschichte

Minards Grafik über Napoleons Rußlandfeldzug

Als Stammland der Infografik gelten gemeinhin die USA, aber auch spanisch-sprachige Medien (z.B. spanische Tageszeitungen, die u.a. komplizierte Sachverhalte mit terroristischen Hintergrund darstellen). Infografiken erlebten dort z. B. während des ersten Golfkriegs einen Boom. Da so gut wie keine Bilder zu bekommen waren, wurden Truppenbewegungen, Frontverläufe, Geländegewinne bzw. -verluste oder die Wirkungsweise von Waffen mittels Infografiken den amerikanischen Lesern und Fernsehzuschauern vermittelt.

Diese graphische Verallgemeinerung qualitativer Sachverhalte und Inhalte hat sich historisch aus dem barocken Frontispiz bzw. Titelbild und der thematischen Kartografie entwickelt, also aus Panoramen und vergleichbaren karografischen Abbildungsverfahren, die den Inhalt einer Abhandlung oder eines Buches, eines Bild- oder Kartenwerkes in einer Gesamtschau zusammenfassen. Daher gehören auch sowohl Orientierungspläne für Parks, Gebäude und Ausstellungen wie die maschinell generierten Sitemaps von Internetseiten zu den Informationsgrafiken. [1]

Die systematische Erforschung der quantitativen Informationsgrafik [2] wurde vor allem von Edward Tufte [3] bewirkt.

Als bekannter Infografiker gilt in Fachkreisen allerdings der Franzose Charles Joseph Minard, der bereits im Jahre 1869 den Russlandfeldzug Napoleons 1812-1813 darstellte. Seine Infografik zeigt den schematischen Verlauf bis Moskau, die Abnahme der Truppenstärke sowie eine Abfolge der Temperaturen, denen die Soldaten während des Rückzugs im Winter ausgesetzt waren.

Noch weitgehend unerforscht ist die Frage, inwieweit z. B. frühzeitliche Höhlenzeichnungen wie die im spanischen Altamira als Keimzelle der Infografik gelten könnten. So könnten dort nicht nur verschiedene Tierarten abgebildet worden sein, sondern auch Jagdtechniken, Jagdzeiten, Standorte bestimmter Herden etc.

Berufsbild

Die ausführenden Personen bilden die Berufsgruppe der Infografiker, die Infografiken erstellen bzw. gestalten. Das Berufsbild eines Infografikers ist in Deutschland noch relativ jung. Infografiker kommen meist von Kunstuniversitäten oder Hochschulen für bildende Künste und haben dort ihren Abschluss gemacht. Auch Quereinsteiger haben bei entsprechender Kreativität eine Chance. Zeitungen, Illustrierte oder Magazine in Deutschland mit eigenem Infografik-Ressort sind z. B. Bild (Zeitung), Focus und Stern. Nachrichtenagenturen wie z. B. dpa haben ebenfalls eigene Infografiker.

Erstellung

Infografiken werden meist mit Vektorgrafikprogrammen wie z. B. Macromedia Freehand oder Adobe Illustrator erstellt. 3D-Computergrafik-Programme werden zunehmend eingesetzt. Diese haben aber das Manko, dass sie für tagesaktuelle Infografiken ungeeignet sind, da das Erstellen der Infografik erheblich zeitintensiver ist, als mit Vektorprogrammen. Dafür ist das optische Ergebnis dann aber auch entsprechend hochwertig. Pixel-Programme, wie z. B. Adobe Photoshop, werden innerhalb der Infografik meist nur als Zusatzinstrument benutzt, um die Infografik zusätzlich aufzuwerten.


Literatur

  • Knieper, Thomas: Infographiken. Das visuelle Informationspotential der Tageszeitung. München: Verlag Reinhard Fischer 1995 (= Reihe Medien-Skripten; Bd. 23)
  • Jansen, Angela; Scharfe, Wolfgang: Handbuch der Infografik. Berlin, Heidelberg: Springer-Verlag 1999
  • Liebig, Martin: "Die Infografik". Konstanz: UVK 1999.
  • Sprissler, Hanno: "Infografiken gestalten, Techniken, Tips und Tricks". Berlin, Heidelberg: Springer-Verlag 1999
  • Forster, Klaus; Stiemerling, Sabine; Knieper, Thomas: Wissensvermittlung durch animierte Infographiken: Ein Experiment. In: Thimm, Caja (Hg.): Netz-Bildung. Lehren und Lernen mit Onlinemedien in Wissenschaft und Wirtschaft. Frankfurt, New York: Peter Lang Verlag 2005, S. 75-100 (= Reihe Bonner Beiträge zur Medienwissenschaft, Bd. 4)

Galerie