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Quodlibet

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Ein Quodlibet (lateinisch: 'wie es beliebt') ist ein Musikstück, in dem Melodien kombiniert werden, die ursprünglich nichts miteinander zu tun haben. Im Gegensatz zu Potpourri und Medley liegt dabei der Schwerpunkt auf dem gleichzeitigen Erklingen; aus diesem Grunde sind Aspekte der Polyphonie und des Kontrapunkts betroffen.

Die ersten mehrstimmigen Vokalkompositionen, die mit absichtlich unzusammenhängender Aneinanderreihung von Text- und Melodiebruchstücken spaßhafte Wirkung hervorbringen wollten, datieren aus dem Jahr 1544 („Guter, selzamer, und künstlicher teutscher Gesang, sonderlich ettliche künstliche Quodlibet“). Die Satztechnik des Quodlibet ist jedoch älter, wie das Codex Montpellier (14. Jahrhundert) mit diversen quodlibet-artigen Werken belegt.

Im Glogauer Liederbuch sind drei Quodlibets über „O rosa bella“ von John Dunstable (1390-1453) überliefert, wobei der originale Cantus beibehalten und im Tenor mit Anfängen verschiedener deutscher Volkslieder kontrapunktiert wird. Im ersten Quodlibet werden nicht weniger als 22 Liebeslieder zitiert.

Als unterhaltsame Singform war das Quodlibet in Renaissance und Barock sehr beliebt. Erstmals wurde sie von Wolfgang Schmeltzl (ca. 1505–1564) als Quodlibet bezeichnet („Da trunken sie“).

Auch Johann Sebastian Bach komponierte einige Quodlibets, z. B. BWV 524 oder den Schlusssatz der Goldberg-Variationen. In der Familie Bach sollen bei Zusammenkünften Quodlibets auch improvisiert worden sein.

Mozart schrieb 1766 ein „Galimathias Musicum“ betiteltes Quodlibet mit 18 Nummern für Orchester (KV 32), worin er bekannte Lieder seiner Zeit nach Art der damals verbreiteten Suitenpraxis zusammenstellte und zudem mit Fugentechniken experimentierte. Er verwendet in der Schlussfuge des Stückes die Melodie des niederländischen Liedes „Willem van Nassau“ als Thema. Anlass war die Installation des Prinzen Wilhelm V. von Oranien im März in Den Haag, bei der die Familie Mozart anwesend war.

Carl Maria von Weber schrieb ein Quodlibet für Singstimme und Klavier (op. 54 Nr. 2, 1817)

Albert Lortzing schrieb Quodlibets zu Breitensteins „Der Kapellmeister von Venedig“, Karl Haffners Zauberposse „Der verkaufte Schlaf“ (1844) sowie Nestroys „Einen Jux will er sich machen“ („Freunde, kommt zu Tische“, 1842)

Auch von Kurt Weill gibt es ein Quodlibet (op. 9, 1923)