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Herborn

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Dieser Artikel beschäftigt sich mit der Stadt Herborn in Hessen. Die Gemeinde Herborn im Landkreis Birkenfeld in Rheinland-Pfalz siehe unter: Herborn bei Idar-Oberstein.


Herborn, 22.000 Einwohner, ist eine alte, pittoreske Fachwerkstadt an der Dill im Lahn-Dill-Kreis in Deutschland, die bereits vor dem Ersten Weltkrieg Eigenwerbung als "Nassauisches Rothenburg" betrieb.


Geschichte

Sie wurde 1048 erstmals urkundlich erwähnt und erhielt 1251 auf Betreiben der Grafen von Nassau Stadtrechte. 1584 erhielt Herborn eine Hohe Schule, eine Gründung Johanns VI. von Nassau-Dillenburg, eines jüngeren Bruders Wilhelms von Oranien und Namensgebers des heutigen Gymnasiums Johanneum. Von der Struktur her war sie eine Universität, der diese Rechte jedoch vom Kaiser nicht erteilt wurden, weil sie eine reformierte (calvinistische) Gründung, also keine katholische oder lutherische, war. Sie wurde bald eine der wichtigsten Bildungsstätten der Reformierten in Europa. Der bedeutendste Student war Johann Amos Comenius von 1611 bis 1613, ein bekannter Förderer der Pädagogik. Heute ist sie ein Theologisches Seminar der evangelischen Landeskirche.

In Herborn entstand ab 1602 die erste Bibelübersetzung der Reformierten durch Johannes Piscator, die in Deutschland, den Niederlanden, der Schweiz und den USA das kirchliche Leben der reformierten Gemeinden entscheidend geprägt hat. Sie ist in der akademischen Druckerei von Corvinus (heute Corvinsche Druckerei) gedruckt worden.

1626 verlor die Stadt durch ein Feuer, das durch einen Unfall bei der Einquartierung von Soldaten entstand, 214 Häuser. Wenig später erlebten Herborn und Umgebung eine Welle von Hexenprozessen.

Zum Ende des 30-jährigen Krieges pflegte die Bürgerschaft 50 schwedische Soldaten, was ihr den Schutz durch die schwedische Armee einbrachte und damit den Ruf einer "Lazarettstadt", der bis zum Ende des Zweiten Weltkriegs währte.

Nach dem Wiener Kongress geriet Herborn in eine Randlage zu Preußen und seine Wirtschaft litt unter den Einfuhrzöllen, erst 1836 trat Hessen-Nassau dem Zollverein bei und wurde 1866 sogar ganz von Preußen annektiert.

Im Zweiten Weltkrieg blieb Herborn vom Bombenkrieg weitgehend verschont, nicht jedoch von der Auslöschung der jüdischen Gemeinde in 1942 und der Deportation und Tötung zahlreicher Patienten der Psychiatrischen Kliniken.

Die Stadt wurde 1987 überregional bekannt durch ein Lastwagenunglück: Nach einer ungebremsten Schussfahrt raste ein Tanklast-LKW in ein voll besetztes Lokal und setzte einen ganzen Straßenzug in Brand.


Kultur und Sehenswürdigkeiten

Bauwerke

  • Das Rathaus vom 16. Jahrhundert, nach einem Brand im 17. Jh. wiederaufgebaut
  • Die Evangelische Pfarrkirche aus den Jahren 1598-1609
  • Die zahlreichen Fachwerkhäuser aus dem 17. und 18. Jh.
  • Der Marktbrunnen aus dem Jahre 1730
  • Der Paulshof aus dem Jahre 1606
  • Die Hohe Schule (mit dem Heimatmuseum) aus den Jahren 1591-1599, im Jahre 1645 umgebaute
  • Die Stadtmauer mit einigen erhaltenen Türmen
  • Das Schloß

Parks

Der Ortsteil Uckersdorf bildet mit seinem Vogelpark einen überregionalen Anziehungspunkt.

Naturdenkmäler

Touristisch ist nicht nur die Altstadt attraktiv, sondern auch die umgebende Mittelgebirgslandschaft des sich westlich anschließenden Westerwaldes.

Wirtschaft und Infrastruktur

Verkehr

Die Stadt liegt direkt an der Autobahn A 45 / (E 40/41) sowie an der Bahnstrecke SiegenHerbornWetzlarGießen und gehört dem Rhein-Main-Verkehrsverbund an.