Stolz
Stolz [von lat. stultitia = Torheit] ist das Gefühl einer großen Zufriedenheit mit sich selbst, einer Hochachtung seiner selbst - sei es der eigenen Person, sei es in ihrem Zusammenhang mit einem hoch geachteten/verehrten "Ganzen".
Er entspringt der (subjektiven) Gewissheit, etwas Besonderes, Anerkennenswertes oder Zukunftsträchtiges geleistet zu haben oder daran mitzuwirken. Dabei kann der Maßstab, aus dem sich diese Gewissheit ableitet, sowohl innerhalb eines eigenen differenzierten Wertehorizonts herausgebildet als auch gesellschaftlich tradiert sein. Im ersten Fall fühlt man sich selbst bestätigt und in seiner Weltanschauung bestärkt (Ich bin stolz auf mich), im anderen Fall sonnt man sich in der gesellschaftlichen Anerkennung (Ich bin stolz, etwas für meine Stadt geleistet zu haben).
Kritik
Die Charaktereigenschaft "Stolz" ist in der katholischen Theologie die Ursache für die Hauptsünde Superbia. Gegenbegriff zum "Stolz" ist hier die "Demut". Volkstümlich gilt auch die Kritik "Dummheit und Stolz wachsen auf einem Holz". Gegenbegriff zum "Stolz" ist hier eher die "Bescheidenheit".
In Anbetracht der Tatsache, dass die zugrundeliegenden Attribute (Stärke, Intelligenz, Aussehen usw.) kein Verdienst des jeweiligen Individuums sind (sondern sich in relativer Weise z. B. durch Vererbung oder umgebungsspezificher Beanspruchung entwickelt haben), hat dieses oftmals aus der entsprechend negativ behafteten Konträrerfahrung stammende Gefühl keine rationelle Grundlage, da es völlig aus dem Zusammenhang gerissen ist.
Wertung
Mitunter wird der Stolz in zwei Formen unterteilt: eine gesunde und eine kranke, d. h. neurotische Form (z. B. propagiert von Karen Horney in ihrem Buch "Neurose und menschliches Wachstum"). Neurotischer Stolz ist es, wenn man stolz auf etwas ist, was man nicht selber geschaffen hat, oder eine andere neurotische Form ist natürlich auch, Leistungen erbracht zu haben, die gegen die Menschen gerichtet sind, z. B. stolz zu sein, möglichst viele Leute betrogen zu haben. Gesunder Stolz liegt jedoch vor, wenn man etwas für sich (z. B. Ablegen einer Dissertation, Abitur) oder für die Gemeinschaft geleistet hat.
Hierbei ist jedoch zu beachten ob dieser eben erwähnte Stolz, auf gesellschaftliche Anerkennung abzielt oder ob man stolz auf sich selbst ist - sprich im Sinne einer persönlichen Eigenschaft oder das gestillt sein, des Drangs/Bedürfnis nach Zufriedenheit bzw. Anerkennung (was durchaus in Hochmut enden kann).
„Ich möchte gern, daß man Stolz als eine edle Eigenschaft der Seele ansähe; als ein Bewusstsein wahrer innerer Erhabenheit und Würde; als ein Gefühl der Unfähigkeit, niederträchtig zu handeln.“
Spieltheorie
Stolz kann auch da „gesund“ sein, wo er zu einem irrational scheinenden Verzicht auf die Maximierung einer Nutzfunktion in Spielen (z.B. in Verhandlungen) führt. In der Spieltheorie erweisen sich sogar „falscher Stolz“ und „Trotz“ als treibende Kraft rationaler Spielzüge, wenn sie zwar nicht die Nutzfunktion, um die gespielt wird, maximieren, aber - im Metaspiel - die Spielregeln selbst zu Gunsten des scheinbar irrationalen Spielers beeinflossen. (Es kann sich dabei auch um eine Veränderung der Spielregeln zu Gunsten des Clans dieses Spielers handeln.) Die Spieltheorie kann auch zeigen, dass das Zusammentreffen von Stolz und Schwäche kein Widerspruch ist. Stolz wird oft im Kontrast zu fehlenden Handlungsoptionen eines Spielers (eines Verhandlers) gesehen, aber gerade in einer schwachen Position hilft die Drohung mit scheinbar irrationalen Spielzügen. Darum ist Stolz auch in Verhandlungen zwischen Vertretern von Staaten eine rational einsetzbare Funktion.