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Einheitsschule

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Die deutsche Einheitsschule geht unter anderem auf Bestrebungen des Allgemeinen Deutschen Lehrervereins zurück, welcher schon in der 1848-Revolution wichtige Grundzüge eines künftigen Schulwesens entwickelte. In diesem Sinne versteht man unter der Einheitsschule den Schulaufbau von Kindergarten bis zur Universität für alle Kinder.

Damit steht die Einheitsschule dem dreigliedrigen Schulsystem in Deutschland gegenüber.

Vorteile

Aus Sicht der Befürworter ist sie sozial gerechter, da nicht der weitere Bildungs- und Berufsweg schon durch die Schulwahl größtenteils vorgezeichnet wäre. Diese Auffassung wurde durch die PISA-Studien eindrucksvoll bestätigt. Außerdem könne in einer Einheitschule das Kind mittels Leistungsgruppen gezielt gefördert werden. Dass die Einheitsschule auch gute Ergebnisse im Leistungsbereich bringen kann, zeigen die Ergebnisse der PISA-Studie, bei der Staaten mit einem Einheitsschulsystem wie beispielsweise Finnland Spitzenplätze erreicht haben. Obwohl davon ausgegangen werden kann, dass die guten Ergebnisse nicht ausschließlich auf das Einheits- oder Gesamtschulsystem zurückzuführen sind, sondern auch auf verstärkte Schulautonomie, Kurssystem und Projektarbeit im Gegensatz zu Frontalunterricht, zeigt das Ergebnis doch, dass mit dem Einheits- bzw. Gesamtschulsystem gute Erfolge erzielt werden können.

Nachteile

Aus Sicht der Gegner wäre eine Einheitsschule eine "Gleichmacherei" und der Schüler könne nicht entsprechend seiner Begabungen gefördert werden. So würden leistungsstärkere Schüler zu wenig gefordert und gefördert, wohingegen leistungsschwache Schüler durch die besseren Leistungen Ihrer Mitschüler gedemütigt würden. Untersuchungen, die diese Meinung bestätigen, liegen nicht vor. Wie sehr die Gesamtbildung durch ein Einheitschulmodell leidet, kann man eindrucksvoll am Beispiel der USA erkennen. Die dortigen Schüler hängen deutschen Standards um Jahre hinterher. Allerdings muss dabei auch in Betracht gezogen werden, dass in den USA die Qualität der einzelnen Schulen durch die kommunale Verantwortung und Finanzierung sehr schwankt und auch eine Teilung zwischen Privatschulen und öffentlichen Schulen erfolgt. Die große Verbreitung von Privatschulen in den USA ist aber vor allem auf die schlechten öffentlichen Schulen zurückzuführen. Dazu siehe auch: Probleme der Einheitsschule

Politik

Die achtjährige Einheitsschule sollte nach Ansicht der Alliierten nach dem Zweiten Weltkrieg in Deutschland eingeführt werden (Kontrollratsdirektive Nr. 53). Später waren die Befürworter der Einheitsschul eher im linken Bereich des politischen Spektrums zu finden und von Politikern aus der politischen Mitte und aus dem konservativen Bereich eher das dreigliedrige Schulsystem favorisiert wurde, mehren sich aktuell die Stimmen der Befürworter für ein längeres gemeinsames Lernen von Schülerinnen und Schülern über die Grundschule hinaus besonders seitens der Wirtschaft.


Geschichte

Mit den Stimmen von SPD, USPD und KPD wurde am 24. Februar 1922 das Einheitsschulgesetz vom Thüringer Landtag beschlossen. Es regelte unter anderem den stufenförmigen Aufbau der Thüringer Schule in Form von Unter-, Mittel- und Oberschule.

Die "Berliner Einheitsschule"

1948 wurde in Berlin mit den Stimmen der SPD, SED und LDPD das "Gesetz zur Einheitsschule" verabschiedet. Es galt für die gesamte Stadt, wurde aber nach der Teilung im Westteil 1951 durch die Berliner Schule abgelöst.

Konzipiert wurde die Berliner Einheitsschule größtenteils von Vertretern der Reformpädagogik, die schon in der Weimarer Zeit an Berliner Versuchsschulen, vor allem an der Fritz-Karsen-Schule in Berlin Neukölln tätig gewesen waren.

Kernstücke der Einheitsschule waren die 8-jährige Grundschule, eine Oberschule mit praktischem und wissenschaftlichem Zweig sowie eine elastische Mittelstufe mit Kern- und Kursunterricht. Außerdem wurde die allgemeine Koedukation eingeführt. Die strikte und frühe Trennung der Schülerinnen und Schülern in verschiedene Schulzweige war ein Hauptkritikpunkt am herkömmliche Schulsystem gewesen und dem sollte nun mit einer langen Grundschulzeit von 8 Jahren entgegen gewirkt werden.

Da das Gesetz zur Berliner Einheitsschule sein Zustandekommen vor allem der Zusammenarbeit von SPD und SED verdankte, war es spätestens 1948/49, nach der Teilung der Stadtverwaltung in West-Berlin mit dem Stigma eines sozialistischen, sowjetisch orientierten Schulsystems behaftet.

Von konservativen Kreisen des Bildungsbürgertums, den beiden christlichen Kirchen – insbesondere der katholischen Kirche – und fast der gesamten West-Berliner Presse wurde geradezu ein Schulkampf entfacht, der kurz vor den Wahlen im Dezember 1950 seinen Höhepunkt erreichte. Nach den Berliner Wahlen vom 03. Dezember 1950 gab es eine CDU-FDP-Mehrheit im West-Berliner Senat. Zwar wurde eine große Koalition aus CDU und SPD gebildet, da man der Auffassung war, die Stadt brauche in ihrer prekären Lage Stabilität und eine starke Regierung, doch eine Mehrheit für die Einheitsschule existierte somit nicht mehr. Die Revision des Gesetzes zur Einheitsschule wurde bereits im Dezember 1950 beschlossen und brachte eine deutliche Annäherung an das Schulsystem der westlichen Bundesländer.

In den 60er Jahren hatte die SPD wieder eine Mehrheit im Berliner Abgeordnetenhaus und unternahm mit der ersten Gesamtschule 1968 einen zweiten Versuch eine Vereinheitlichung im Bildungssystem zu erreichen.

Literatur: Marion Klewitz, Berliner Einheitsschule 1945-1951, Berlin 1971 Linktipp: staatlicher Bildungsklau in Berlin


Die Einheitsschule der DDR

Im Schulsystem der DDR wurde der Gedanke der Einheitsschule nach Vorgaben der Alliierten umgesetzt. Weder Kinderkrippe noch Kindergaten waren Pflicht. Kinder, die den Kindergarten nicht besuchten, mussten allerdings in die "Vorschule" gehen. Hier wurden im letzen Jahr vor der Einschulung ein Mal pro Woche Mengenlehre, Malen, Basteln und Singen in spielerischer Art und Weise mit den Kindern geübt. Alle Kinder besuchten die Polytechnische Oberschule (1. - 10. Klasse. Sehr viele Kinder erreichten auf diesem Bildungsweg die mittlere Reife. Lernschwache oder behinderte Kinder besuchten Hilfs- oder Förderschulen. Das Abitur (höhere Reife) wurde an der Erweiterten Oberschule (9. bis 12. Klasse, gegen Ende der DDR 11. bis 12.Klasse) abgelegt. Eine weitere Möglichkeit, die höhere Reife zu erwerben, war die Berufsausbildung mit Abitur. Bei diesem Bildungsgang absolvierte der Jugendliche innerhalb von 3 Jahren eine Berufsausbildung und die Abiturstufe. Spezielle Eliten wurden ab einem bestimmten Grad der Begabung außerhalb des Einheitsschulsystems an Spezialschulen gefördert. Am bekanntesten sind hier die KJS's (Kinder- und Jugendsportschule).

(Diese Links sind politisch einseitig und unwissenschaftlich)

Siehe auch