Egon Eiermann
Egon Eiermann (* 29. September 1904 in Neuendorf bei Berlin; † 19. Juli 1970 in Baden-Baden) war einer der bedeutendsten deutschen Architekten der Nachkriegzeit.
Nach dem Architekturstudium an der TH in Berlin unter Hans Poelzig 1923 bis 1927, ging Egon Eiermann in das Bauatelier des Warenhausunternehmens Karstadt in Hamburg und anschließend zu den Berliner E-Werken.
Ab 1931 entwarf er in einem, zusammen mit Fritz Jaenecke gegründeten, Büro zunächst diverse Wohnhäuser in Berlin und Umgebung. Die Auftragslage verbesserte sich dabei rapide. Jaenecke steigt 1934 wegen persönlicher Differenzen mit Eiermann aus. Ab 1938 plante sein Büro nun Fabrikgebäude (Auergesellschaft in Berlin (1938), Totalwerke Foerstner & Co. in Apolda (1939-1942), Märkischer Metallbau in Oranienburg (1939-1941), Rickmerswerft in Bremerhaven (1940-1941)). Zum Ende des Krieges entwirft Eiermann ein Ausweichkrankenhaus in Beelitz-Heilstätten.
Seinen guten Ruf, den er sich durch seine Industriebauten erworben hatte, wirkte auch im Nachkriegsdeutschland weiter und machte ihn schließlich zu einem der einflussreichsten Architekten seiner Zeit. 1947 folgte er einem Ruf an den Lehrstuhl für Architektur an der Technische Hochschule Karlsruhe. Seine in Stahlskelettbauweise ausgeführten Industriebauten erlangten in den Jahren des Wiederaufbaus Vorbildcharakter: 1949 bis 1951 zum Beispiel entstand die Taschentuchweberei in Blumberg, eine klar gefügte Fabrikanlage, für die er den Hugo-Häring-Preis erhielt.
Auf Studienreisen in die USA lernte er 1950 Walter Gropius, Marcel Breuer und Konrad Wachsmann kennen, 1956 auch Ludwig Mies van der Rohe.
Er realisierte 1958 mit Sep Ruf für die Brüsseler Weltausstellung eine Pavillongruppe aus acht eleganten, transparenten Glaskuben.
Für die Neckermann AG entwarf er ein 300 Meter langes, sechsstöckiges Versandhaus (1958-1961) in Frankfurt am Main.
Er gewann den für die Kaiser-Wilhelm-Gedächtniskirche in Berlin ausgeschriebenen Wettbewerb (1959-1963). Auf einer durch Stufen abgehobenen Plattform nehmen ein achteckiger Hauptbau und ein achteckiger, schlanker Turm die historische Turmruine in die Mitte.
Die deutsche Botschaft in Washington, D.C. (1959-1964) konzipierte er als terrassenförmige Anlage für 140 Angestellte, die der Geländeform Rechnung trägt.
1967 entsteht unter Eiermanns Leitung ein Anbau für das [Hotel Prinz Carl] in Buchen (Odenwald). Dieser Bau ist heute noch einschließlich der selbstentworfenen Zimmer und Einrichtungen erhalten und in Betrieb.
Das Abgeordneten-Hochhaus des Bundestags "Langer Eugen" in Bonn (1965-1969) zeigt die charakteristische filigrane Struktur Eiermanns Architektur.
Markante Verwaltungsbauten der letzten Schaffensperiode sind die Büropavillons für IBM in Stuttgart (1967-1972) sowie die auf trichterartigen Betonpfeilern erhobenen Hochhaustürme der Firma Olivetti in Frankfurt am Main (1968-1972), die erst zwei Jahre nach seinem Tod fertiggestellt wurden.
In Baden-Baden kann man zwei Häuser von ihm sehen: Sein eigenes Wohnhaus (Krippenhof 16-18) und das Haus von Graf Hardenberg (Herrmann-Sielcken-Str. 47).
Anlässlich seines 100. Geburtstags erschien im September 2004 eine Sonderbriefmarke der Bundesrepublik Deutschland (Nennwert 100 Eurocent).