Zum Inhalt springen

Entführung von Ursula Herrmann

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Dies ist eine alte Version dieser Seite, zuletzt bearbeitet am 30. Januar 2007 um 17:21 Uhr durch 77.176.13.83 (Diskussion) (Weblinks). Sie kann sich erheblich von der aktuellen Version unterscheiden.

Die Entführung von Ursula Herrmann, welche tödlich endete, gilt als besonders grausamer und mysteriöser Fall der bundesrepublikanischen Kriminalgeschichte. Der Fall ist bisher ungelöst.

Die Schülerin Ursula Herrmann aus Eching am Ammersee / Bayern wurde im Alter von 10 Jahren am 15. September 1981 entführt.

Ursula Herrmann wurde auf dem Heimweg von der Turnstunde entführt und im Gebiet zwischen Eching am Ammersee und Schondorf am Ammersee in eine präparierte Kiste gesperrt, die man im Waldboden versenkt hatte. Diese war ca. 1,60 Meter hoch, war beleuchtet, enthielt einen Toiletteneimer, Essensvorräte und einige Comic-Hefte sowie eine Belüftungsrohr. Da die Luftzufuhr jedoch durch nasses Laub verstopft wurde, erstickte das Mädchen schon nach wenigen Stunden qualvoll.

Obwohl dies den Kidnappern bekannt sein musste, forderten sie dennoch ein Lösegeld von zwei Millionen DM. Die Kiste mit der Leiche des Kindes wurde dann 19 Tage später gefunden.

Die Polizei verfolgte hartnäckig mehrere Spuren und zahlreiche Hinweise aus der Bevölkerung, die jedoch alle ins Leere führten. Der Fall ist bis heute ungelöst. Da es sich juristisch gesehen nicht um Mord handelt, droht die Verjährung.

2005 wurde der Fall wieder aufgenommen, indem mehrere Haare, die seinerzeit in der Kiste gefunden worden waren und die nicht von Ursula Herrmann stammten, mittels DNA-Analyse untersucht wurden. Dabei konnte ein genetischer Fingerabdruck erstellt werden, der jedoch einem Kriminaltechniker zugeordnet wurde, der selbst mit dem Fall befasst war. Nach wie vor liegt den Ermittlern also kein genetischer Fingerabdruck eines Täters vor.

2006 verfolgten die Ermittler konkret einen der vielen Hinweise aus der Bevölkerung. Er bezog sich auf einen 47-jährigen Mann, der seit dem Jahr 2002 in Taiwan wegen Drogenhandels im Gefängnis sitzt. Er leugnete eine Beteiligung an der Tat, gab jedoch freiwillig eine Speichelprobe. Ein Abgleich seiner DNA ist allerdings erst dann möglich, wenn es die fortschreitende Kriminaltechnik ermöglicht, 1981 gesicherte DNA-Fragmente zu entschlüsseln, die einem Täter zugeordnet werden können.

Hauptverdächtigter Harald Wilhelm

In einem Fall gibt es Vorwürfe, der hohe Fahndungsdruck der Polizei habe einen unschuldig Verdächtigten in den Alkoholismus und letztlich frühzeitigen Tod getrieben.

Dabei geriet ein wegen einer schweren Schussverletzung frühverrenteter, ehemaliger Polizist namens Harald Wilhelm ab Mai 1984 als Hauptverdächtigter in das Visier der Ermittler:

  • man traute ihm Kaltblütigkeit und als ehemaligem Polizisten die nötige Sachkunde zu
  • er arbeitete gelegentlich als Jagdhelfer im fraglichen Gebiet
  • ein Zeuge gab an, im fraglichen Zeitraum Wilhelms Ford Transit in Tatortnähe gesehen zu haben
  • Wilhelm besaß einen Hund, und in der "Erdkiste" waren Tierhaare gefunden worden

Außerdem verdächtigte man noch Wilhelms Bruder Jürgen – dieser habe als damaliger Medizinstudent geholfen, das Opfer zu betäuben – und Wilhelms ehemaligen Vorgesetzten und Streifenführer. Gegen Letztere wurden die Ermittlungen – u. a. nach Eingaben beim damaligen Chef der Bayerischen Staatskanzlei, Edmund Stoiber – am 23. September 1987 eingestellt, gegen den Hauptverdächtigten erst zwei Jahre später. In dieser Zeit hatte er einen erheblichen Fahndungsdruck zu erleiden, einschließlich Personenobservationen und Telefonüberwachungen; außerdem habe er sein Antiquitätengeschäft wegen häufiger Polizeibefragungen vor Kunden aufgeben müssen. Deswegen sei er Alkoholiker geworden, was letztlich zu seinem frühen Tod am 15. Juli 1995 wegen Magenblutungen geführt habe.

Quellen

  • Abendzeitung vom 8. November 2005, Titel und Seite 7: "Mordverdacht trieb Polizisten in den Tod"
  • Gemeinsame Pressemitteilung 41/2006 der Staatsanwaltschaft Augsburg und des Bayerischen Landeskriminalamts