TGV
Der TGV ist der französische Hochgeschwindigkeitszug, vergleichbar mit dem deutschen ICE. Die Abkürzung steht für train à grande vitesse, was man mit Hochgeschwindigkeitszug übersetzen kann.
Die durchschnittliche Reisegeschwindigkeit beträgt 320 km/h. 1990 wurde bei einem Test eine Höchstgeschwindigkeit von 515 km/h gemessen. Damit ist der TGV der schnellste Zug der Welt.
Strecken
Die französische Staatsbahn SNCF fährt mit dem TGV seit 1983 regulären Hochgeschwindigkeitsverkehr, 2003 auf folgenden Strecken:
- TGV Paris Sud-Est (PSE)
Eröffnung 1983, 538 km, Streckengeschwindigkeit 270 km/h; Paris Combs la Ville — Lyon Sathonay; schon 1981 wurde das Teilstück St. Florentin — Lyon Sathonay eingeweiht - TGV Atlantique (AT)
Eröffnung 1989, 282 km, 300 km/h; Paris Bagneux — Le Mans Connerré; 1990 wurde der Seitenast Courtalain — Tours Monts Junction eingeweiht - Linie Nord-Europe (NE)
Eröffnung 1993, 333 km, 300 km/h; Paris — Lille — Calais, die dort direkt an den Kanaltunnel anschließt. 1995 wurde diese Strecke um einen Anschluss an den Flughafen Charles de Gaulle und Eurodisney erweitert - TGV Rhône-Alpes (RA)
Eröffnung 1994, 115 km, 300 km/h; Montanay (bei Lyon) — Valence St. Marcel lès Valence, schon 1992 wurde ein Teilstück Montanay — Satolas eröffnet - TGV Méditerranée (MED)
Eröffnung 2001, 251 km, 300 km/h; Valence St. Marcel lès Valence — Nimes — Avignon — Marseille
Mit der Entwicklung neuer Züge wurde das Hochgeschwindigkeitsnetz auch ins Ausland erweitert:
- Linie Belgien I
Eröffnung 1997, 84 km (davon 71 km in Belgien), 300 km/h; Lille — Lembeek (bei Brüssel)
Diese Erweiterungen des Hochgeschwindigkeitsnetzes sind im Bau:
- Linie Belgien II
63 km, 300 km/h, Eröffnung geplant für 2004; Leuven — Bierset, zwischen Brüssel — Leuven sowie zwischen Bierset — Liège verkehren die Züge auf bestehenden Gleisen - HSL Zuid
Niederlande, 100 km, 300 km/h, Eröffnung geplant für 2005; Antwerpen — Amsterdam - Channel Tunnel Rail Link (CTRL)
Großbritannien, 109 km, 290 km/h, Eröffnung geplant: Kanaltunnel — Fawkham Junction für 2003 und Southfleet — London St. Pancras für 2007 - TGV Est (Ost)
450 km, 300 km/h, Eröffnung geplant: Paris Vaires — Beaudrecourt (an der Strecke bei Metz-Sarrebourg) für 2006, später Erweiterung Beaudrecourt — Strasbourg vorgesehen und Anschluss an das Deutsche ICE-Netz bei Saarbrücken oder Karlsruhe
Diese Hochgeschwindigkeitsstrecken sind geplant:
- TGV Aquitaine
361 km, geplante Eröffnung nach 2006; Tours — Poitiers — Bordeaux - TGV Rhin-Rhône
425 km, geplante Eröffnung nach 2006; Lyon — Strasbourg - Pyrenäenstrecke nach Spanien, 340 km, geplante Eröffnung nach 2006; Perpignan — Barcelona
- Alpenstrecke nach Italien, 251 km, 300 km/h, geplante Eröffnung nach 2010; Lyon — Turin
Fahrzeuge
Der ursprüngliche TGV wurde von der SNCF und dem Hersteller Bombardier Transportation kontinuierlich weiterentwickelt und fährt heute international in verschiedenen Variationen. Besonderes Merkmal sind die Jakobsdrehgestelle (zwei aneinander stoßende Wagenenden liegen gemeinsam auf einem Drehgestell auf), die ihm eine besondere Laufruhe und die Fahrt bei hoher Geschwindigkeit ermöglichen, wodurch der Zug aber nicht getrennt werden kann. Im Gegensatz zum ICE bietet der TGV keinen besonderen Service.
- TGV PSE ist der ursprüngliche und älteste TGV und vor allem auf der Linie PSE eingesetzt, mit der markanten orangen Farbe
- TGV Réseau, eine Weiterentwicklung des TGV PSE, wird auf dem gesamten Netz eingesetzt, diese Züge sind in silber-blau gehalten
- TGV Atlantique, für die Atlantikstrecke mit etwas größerer Leistung zum Erzielen höherer Geschwindigkeiten gebaut (bis 320 km/h). Die TGV Atlantique sind blau-silber-farben
- Auch die Eurostar Züge, die den Kanaltunnel durchqueren sind nur leicht modifizierte TGV-Abkömmlinge. Größter Unterschied ist das Halbzugkonzept - der Zug muss aus Sicherheitsgründen in zwei separat angetriebenen Hälften aus dem Kanaltunnel fahren können. Die Eurostar-Züge sind etwas stromlinienförmiger gestaltet und gelb-weiß-silbern gehalten.
- Für Strecken mit hoher Auslastung wurde ein zweistöckiger TGV, der TGV Duplex entwickelt.
- Zum Einsatz auf internationalen Strecken (v.a. Benelux) wurde der Thalys gebaut, der unter verschiedenen Strom- und Sicherungssystemen fahren kann. Es gibt zwei Thalys-Typen, den Thalys PBA (Paris-Brüssel-Amsterdam), der auf dem französischen, belgischen und holländischen Netz verkehren kann und den Thalys PBKA (Paris, Brüssel, Köln, Amsterdam) der auch eine entsprechende Ausrüstung für das deutsche Netz hat.
- Auch der Acela Express, Amtrak's Hochgeschwindigkeits-Pendlerzug basiert auf der Technik des TGV, wird aber zu großen Teilen in den USA gefertigt, ist also nur ein entfernter Verwandter. 20 Züge verkehren auf der Strecke Washington — Boston — New York mit einer Geschwindigkeit von max. 240 km/h.
- Ebenso basiert der spanische AVE auf der Technik des TGV, die spanische Eisenbahn RENFE wollte aber, dass er einen eigenen Charakter bekommt und ließ Außen- und Innendesign von einem spanischen Büro überarbeiten. Die 18 AVE-Züge verkehren mit einer Höchstgeschwindigkeit von 300 km/h auf der neuen Strecke Madrid — Sevilla.
- Für die erste koreanische Hochgeschwindigkeitsstrecke Seoul — Chonan — Taegu — Pusan wurde der KTX ebenfalls aus dem TGV Atlantique entwickelt. 46 dieser Züge werden ab Dezember 2003 die 412 km lange Strecke befahren.
Siehe auch: Thalys, AVE, Acela, Eurostar, KTX