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Amiga

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Hintergrund

Der Commodore Amiga war ein beliebter und bis Mitte der 1990er weit verbreiteter Heimcomputer. Er hatte für seine Zeit erstaunliche Multimedia-Fähigkeiten und ein echtes Multitasking-Betriebssystem.


Modelle

Das erste Modell war der Amiga 1000, der 1985/1986 auf den Markt gebracht wurde. Er besaß eine optionale Erweiterungsbox namens Sideboard, die zur Aufrüstung diente. Er glich sehr dem Commodore 128D - allerdings nur vom Aussehen.

Später folgten die Modelle Amiga 500 (als Nachfolger des legenderen C64) und der Amiga 2000, der den damals modernen Desktop-PCs glich. Für professionelle Anwender wurde auch ein Rechner namens Amiga 2500/UX angeboten, auf dem parallel ein UNIX-Betriebssystem verfügbar war. Als Bindeglied zwischen Amiga und der PC-Welt besaß der Amiga 2000 sowohl die Amiga-eigenen Zorro-2-Slots als auch PC-typische ISA-Steckplätze. Diese konnten mit einer Brückenkarte erweitert werden. Damit besaß man dann einen vollwertigen PC im Amiga, auf den man von Amiga Seite zugreifen konnte. Auch dieses Konzept war seiner Zeit weit voraus.

Dem Amiga 2000 folgte der Amiga 3000 sowie dessen Tower-Variante, die zum ersten Mal ein neues Betriebssystem in einem modernen 3D-Look mit sich brachten. Dieses hatte zahlreiche Neuerungen und Optimierungen, die noch heute in modernen Betriebssystemen wiederzufinden sind (AmigaOS 2.0). Auch der Amiga 3000 wurde, nicht zuletzt dank des innovativen Betriebssystems, ein Erfolg.

Mit dem Amiga 600 wurde dem Amiga 500 ein Nachfolger geschaffen, der später durch den Amiga 1200 abgelöst wurde. Beide konnten nicht der Erfolg des Amiga 500 fortsetzen. Zum Zeitpunkt der Einführung des Amiga 1200 wurde auch dessen großer Bruder, der Amiga 4000 (sowie Tower-Variante) als Nachfolger des Amiga 3000 auf den Markt gebracht.

Die Modelle Amiga 500/600/1200 waren eine kostengünstige Variante. Tastatur, Floppy (Diskettenlaufwerk) und das Mainboard bildeten eine Einheit. Beim A600 und A1200 war unter anderem auch noch Platz für eine 2.5" ATA Festplatte.

Die Modelle Amiga 2000/3000/4000 waren erweiterbare Systeme, in denen zusätzliche Laufwerke und Erweiterungskarten integriert werden konnten. Die Modelle 3000 und 4000 wurden auch als Tower-Versionen angeboten und waren im oberen Preissegment angesiedelt - vergleichbar mit heutigen High-End-Rechnern.

Kurz vor dem Niedergang des Herstellers Commodore, wurde versucht, mit dem CDTV (einem Amiga im Design eines CD-Players), den Amiga als Multimedia-Plattform zu positionieren und in die Wohnzimmer zu bringen. Zu dieser Zeit entstand auch das Autorensystem AmigaVision. Wenig später folgte dann das CD/32, das verblüffende Ähnlickeit mit modernen Spielekonsolen des Herstellers Sony hatte. Allerdings mehr als zehn Jahre vor dessen Vorstellung.


Hardware

Das Bussystem des Amiga war der so genannte Zorro Bus mit 24 Bit Adressraum (A500/1000 seitlich durch einen 86poligen Anschluss), (A2000 Zorro 2 intern durch mehrere 100polige Anschlüsse), (A3000/A4000 Zorro 3 mit 32 Bit Adressraum, mehrere 100polige Anschlüsse, 32 Bit wurde durch multiplexen der Signalleitungen erreicht). Durch einen Adapter konnte man Zorro 2 Karten an einem Amiga 500/1000 betreiben. Selbstverständlich liefen auch alle Zorro 2 Karten noch am Zorro 3 Bus, da am Bus selbstständig erkannt wurde ob es sich bei der Karte um eine 16 oder 32 Bit Karte handelte. Es konnten keine handelsüblichen IBM-kompatiblen Steckkarten eingebaut werden.

Der Amiga hatte aber schon eine Autokonfiguration (ähnlich dem Plug-and-Play), die es dem Betriebssystem ermöglichte, Adressen und Interrupts den Karten zuweisen zu können. Daher gab es keine Konflikte wie bei den ISA-Slots des IBM-kompatiblen Systems.

Eine weitere herausragenden Möglichkeit des Amiga war die Genlock-Fähigkeit. Dies ermöglichte beispielsweise (Chroma-) Keying - das Ersetzen einer bestimmen Farbe im Computerbild in Echtzeit durch ein Videobild. Deshalb wurde der Amiga oft zum Videoschnitt, zur Vertitelung oder für aufwändige Blenden benutzt. Auch professionelle Bluebox-Anwendungen waren verfügbar.

Später wurden für den Amiga Grafikkarten angeboten, welche die beim Original vorhandenen Videofähigkeiten um "flimmerfreie" Darstellungen für im Büro notwendiges Arbeiten liefern sollten. Leider wurde diese Entwicklung nicht von der Herstellerfirma selber unterstützt. Zu dieser Zeit machte der IBM-kompatible Computer zusammen mit Windows seinen Siegeszug in die Büros der Welt.

Die wohl bekannteste Hardwareerweiterung für den Amiga war der so genannte Flickerfixer. Mit diesem war es möglich, die Amiga Computer an VGA-Monitore anzuschließen. Normalerweise lieferte der Amiga ein Video-Signal (PAL oder NTSC, welches Interlaced (also mit Zeilensprung) war, weshalb vorallem Festfrequenzmonitore zum Einsatz kamen (z. B. der 1084S).

Vorrangig in den USA benutzten Filmstudios und Fernsehsender den Amiga zusammen mit einer "Toaster" genannten Hardwareerweiterung für die tägliche Arbeit. Die 3D-Computerprogramme Cinema 4D (Software) und Lightwave (Software) standen ursprünglich nur auf diesem Rechner zur Verfügung.

Die ersten Festplatten für den Amiga waren schon XT, später dann SCSI 2- und ATA-Festplatten.

(Anmerkung: Meine erste Harddisk war 20 MB groß und hat fast 1000,- DM gekostet. 4 MB 32 Bit RAM (PS/2) haben damals mal knapp 250,- DM gekostet --OderWat?),


Software

Technisch war der Amiga vielen Computern seiner Zeit voraus. Neben den herausragenden technischen Eigenschaften (z. B. PnP in Form der Autoconfiguration), unterstützte das Betriebssystem bereits preemptives Multitasking im sogenannten "round robin" Verfahren - fast zehn Jahre vor der Einführung von Windows 95.

AmigaOS, das Betriebssystem des Amiga, war "modular" aufgebaut und benutzte ein System, was seinen Ursprung unter UNIX hat. Der Amiga besaß Geräte-Treiber (Suffix: .device) sowie Shared Libraries (Suffix: .library) und unterstütze Konzepte moderner heutiger Betriebssysteme (Streams, Pipelining, Signals, Message-Queues, usw.). Selbst die von Unix und Linux her bekannte Shell war dem Amiga nicht fremd.

Als Dateisystem verwendete der Amiga das Amiga Fast File System (FFS). Anfangs, als Festplatten im Heimcomputer-Bereich noch teuer waren und eher eine Ausnahme bildeten, wurden Daten auf 3,5" (Zoll) Disketten mit einer Speicherkapazität von 880kB (Kilobyte) gespeichert. Unter späteren Versionen des FFS konnten auch sog. Double Density Disketten beschrieben werden und das Dateisystem wurde um Journaling-Eigenschaften erweitert.

Selbst mit heutigen Rechnern ist es schwer, einen Amiga vollständig zu emulieren. Seine video- und soundfähigkeiten benötigen aufwändige Software zur Nachahmung. Viele Programmierer, die mit dem Amiga gearbeitet haben, profitieren noch heute von der Nähe zu echten Multitasking-Systemen wie UNIX bzw. Linux.

Bekannt war die so genannte "Guru Meditation". Diese bezeichnet den Zustand eines durch das Amiga Betriebssystem abgefangenen schweren Programmfehlers. Sie ist vergleichbar mit dem "Blue Screen Of Death"/BSOD der auf Windows-NT basierenden Systeme seine Heimat hat. Der Name "Guru Meditation" soll entstanden sein, weil einer der Amiga Entwickler bei Programmfehlern im Schneidersitz darüber nachgesonnen hat. In diesem Zustand konnte (über den Serial Port) ein Debugger angesprochen werden. Die genannten Code Nummern wissen wahrscheinlich immer noch ein paar Programmierer auswendig (8000003 'Division by Zero' oder wie war das?)...

Mit der "translator.library" und dem "narrator.device" wurden bei diesem Rechner die Möglichkeit integriert, von höheren Programmiersprachen aus Sprachausgabe zu verwirklichen. Der Amiga war der erste Rechner, der mit Software zur Sprachsynthese ausgeliefert wurde. Dies wurde möglich, weil die Audioausgabe des Amiga auf 8 Bit Digital/Analog-Wandlern basiert.

Der Amiga wurde, außer zum Spielen (was beim Amiga 500 eher der Fall war), hauptsächlich zum Bearbeiten von Videos benutzt. Weitere wichtige Anwendungen waren 3D-Animation, Musik (Tracker wie Soundtracker, Futuretracker u.ä. sind heute noch Kult). In den letzten Jahren kamen auch noch Anwendungen wie das Authoring zur langen Liste der Anwendungen hinzu. Bekanntester Vertreter: AmigaVision. Eine Autorensoftware für die Erstellung von interaktiven CDs, zur Wiedergabe von Laserdisks und für Karaoke-Anwendungen. Dies war lange, bevor Hersteller wie Macromedia mit Director den Markt eroberten.

Bekannte Spiele waren:

Sehr bekannt wurden auch "Musiker", die mit dem Amiga Musik machten:

Die direkte Konkurrenz des Amigas war damals der Atari ST und ein wenig später der Macintosh von Apple.


Der Amiga heute

Obwohl die Mutterfirma Commodore bereits 1994 in Konkurs ging, wurde die Entwicklung dieses Computers nie ganz beendet. Im Jahr 2003 soll ein offizieller Nachfolger erscheinen, der statt der veralteten 680x0-CPUs von Motorola moderne PowerPC-CPUs enthält.

Siehe auch:


  • Homepage von Amiga Inc.
  • Homepage von Genesi (Herstellers von kompatiblen Systemen auf PPC-Basis)
  • Screenshots, technische Daten u.v.m. der verschiedenen Amiga-Modelle und der verschiedenen Versionen des Amiga-Betriebssystems vom Commodore Computer Online Museum