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Melanismus

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Datei:Panthers.jpg
Schwarzer Panther
Schwarze Mongolische Rennmaus

Unter Melanismus (aus dem Griechischen: "Schwarzfärbung") versteht man im Tierreich eine übermäßige Pigmentierung bzw. die zum Teil massenhafte Ablagerung von Melaninen. Ein melanistisches Tier (auch Schwärzling genannt) ist im Gegensatz zur üblichen Farbgebung seiner Art komplett schwarz gefärbt. Mit die bekanntesten Schwärzlinge sind die schwarzen Panther.

Man unterscheidet dabei:

  • Abundismus: hier tauchen neue dunkle Zeichnungselemente auf.
  • Nigrismus: hier werden nur vorhandene dunkle Zeichnungselemente größer.
  • Skotasmus: hier besteht völlige Verdunkelung.

Melanismus findet man im Tierreich nicht nur bei Raubkatzen. Man findet sie auch beispielsweise bei Schlangen oder Vögeln wie Goldbrüstchen, Tigerfinken oder Bandfinken. Bei Vögeln scheint der Melanismus jedoch eine Reaktion auf Stress, einseitige Ernährung und Lichtmangel zu sein, die nach der nächsten Mauser wieder rückgängig gemacht werden kann. Es ist hier auch nicht vererbbar. Bei Schildkröten kennt man den sogenannten Altersmelanismus, die Schwarzfärbung im höheren Alter des Tieres.

Dem Melanismus entgegengesetzt ist der Albinismus, wobei die Farbpigmente in der Haut bzw. im Fell komplett fehlen, wodurch der Albino völlig weiß erscheint.

Genetische Grundlagen

Melanismus entsteht gewöhnlich durch die Mutation eines der Gen-Loci, die Für die Fellmusterung zuständig sind. Dazu zählen der Agouti-Locus (A) und der Extension-Locus (E).

Extension-Locus (E)

Es gibt ein dominantes Allel ED des Extension-Locus (E) durch das die betroffenen Tiere unabhängig vom Agouti-Locus vollständig dunkel werden (Melanismus). Durch das rezessive Allel e wird das Fell am ganzen Körper rotgelb, so daß auch der Agoutilocus keine Schwarzfärbung mehr erzeugen kann. Dazwischen gibt es einige Allele, die den Einfluß des Agouti-Locus zulassen. (1)

Agouti-Locus (A)

Das heißt durch Mutationen des Agouti-Locus können die schwarzen Bereiche in der Fellzeichnung vergrößert werden (Nigrismus) bis im Extremfall der gesamte Körper schwarz ist (Skotasmus), es entsteht also "Melanismus" im unterschiedlichem Ausmaß. Durch den Agoutilocus hervorgerufener Melanismus wird rezessiv vererbt.

Beispiele für die Genetik schwarzer Tiere bei verschiedenen Haustierrassen

Bei der Erklärung von Melanismus hat man die Schwierigkeit, daß traditionell nur Schwärzlinge von Wildtieren als melanistisch bezeichnet wurden, daß aber bisher überwiegend an Haustieren erforscht wurde, wie die Farbgenetik funktioniert, so daß unser Wissen über die Entstehung von schwarzer Farbe sich überwiegend auf Haustiere bezieht.

Pferd: Rappe

Ein Rappe, also ein schwarzes Pferd (Rappe) unterscheidet sich von einem wildfarbenen Pferd durch folgende Mutationen:

  • Im Extension-Locus (E) hat es dasselbe dominante Allel wie ein Wildpferd mindestens einmal (EE oder Ee) - ein Pferd das reinerbig für die Fuchsfärbung ist (ee) kann nicht zu einem Rappen verdunkelt werden.
  • Im Agouti-Locus (A) ist es reinerbig für das Allel des Gens, das das Eumelanin über den ganzen Körper verbreitet. Wildtyp: AA, Aa sieht wie Wildtyp aus, aa ist schwarz
  • Im Dun oder Dilution-Locus (D) fällt die für wildfarbene Pferde typische Aufhellung des Körpers zur Falbfarbe weg

Bei Arabern gibt es auch ein dominantes Allel für schwarze Farbe, das jedoch nicht

Schwarze Farbmäuse

Schwarze Farbmäuse können auf verschiedene Weise entstehen.

Mutationen des Agouti-Locus:
Zum einen gibt es die rezessive Mutation "extrem Nonagouti" (ae), die unabhängig von Mutationen des Extension-Locus zu kompletter Schwarzfärbung führt. Außerdem gibt es die gegenüber der Wildfärbung ebenfalls rezessive Mutation Nonagouti (a), bei der hinter den Ohren und um die Geschlechtorgane herum noch hellere Haare existieren. Das Gen Agouti-Supressor As verdunkelt diverse Allele zu schwarz.

Mutationen des Extension-Locus:
Die Mutation Extension-Sombre (Eso) führt wenn sie heterozygot (EsoE) vorliegt zu Mäusen die nicht von homozygoten (aa) der Mutation Nonagouti (a) zu unterscheiden sind. Liegt das Allel homozygot vor (EsoEso), sind die Mäuse völlig schwarz. Ein weiteres Verdunklungsgen ist das Allel "Tobacco Darkening" (Etob).

Siehe auch

Quellen

  • (1) Krista Siebel; Juli 2001; Analyse genetischer Varianten von Loci für die Fellfarbe und ihre Beziehungen zum Farbphänotyp und zu quantitativen Leistungsmerkmalen beim Schwein Inaugural-Dissertation zur Erlangung des Grades eines Doktors der Veterinärmedizin; Institut für Nutztierwissenschaften der Humboldt-Universität zu Berlin
  • (2) Willys K. Silvers; The Coat Colors of Mice; New York, Heidelberg, Berlin: Springer-Verlag; ISBN 3-540-90367-4