Politische Korrektheit
Politische Korrektheit ist ein aus dem angelsächsischen Raum (engl.: Political Correctness) stammender politischer Kampfbegriff. Es ist die meist abwertend verwendete Bezeichnung für bestimmte sprachliche Konventionen, die den Abbau von Diskriminierung nach dem Geschlecht oder gegenüber sozialen, religiösen oder nationalen Minderheiten zum Ziel haben.
Begriffsentwicklung
Der Begriff „politisch korrekt“ wurde zum ersten Mal von jugoslawischen Partisanen im Zweiten Weltkrieg verwendet. Die Neue Linke in Nordamerika griff ihn auf,[1] um gegen die rigidisten Formen der Sprachpolitik innerhalb der Linken zu protestieren. Seit Beginn der 1990er Jahre wandelte sich der Begriff jedoch von einer ironischen Eigenbeschreibung zu einer Kampfformel der politischen Rechten.[2]
In den 1960er Jahren wurde der Begriff im Zuge der Bürgerrechtsbewegung, der Anti-Vietnamkriegsbewegung und der zweiten Welle der feministischen Bewegung zur moralpolitischen Beurteilung von Sprache und Verhaltensweisen geprägt. Linke, Schwarze und Feministinnen in den USA kämpften damals mit einer Kampagne für Political Correctness für die Veränderung von Sprache, von der sie sich ein Zurückdrängen der Diskriminierung von Minderheiten erhofften.
Mitte der 1980er Jahre wandten sich Studenten vor allen der University of California gegen Pflichtkurse zur „Western Civilization“, in denen nach ihrer Auffassung die Werke „toter, weißer europäischer Männer“ („dead white European males“, gemeint waren vor allem Philosophen der Aufklärung) im Vordergrund standen. Sie verlangten eine Ausweitung des Lehrstoffs in Richtung weiblicher und außereuropäischer Autoren.
Im Zuge dieser Entwicklung entstanden Sprachkodizes (Speech codes), die auf die gerechte Einbeziehung sozialer Minderheiten abzielten. Mit zunehmender Rigidität dieser Sprachregelungen entstand zunächst innerhalb der Linken der ironisch verwendete Begriff politically correct.
Später übernahmen konservative Studierende, Akademiker und Journalisten den Ausdruck und wandelten ihn in eine Chiffre zur Ablehnung linker Antidiskriminierungsbemühungen. Den Charakter eines politischen Kampfbegriffs zur Auseinandersetzung mit dem politischen Gegner bekam der nun substantivierte Begriff political correctness im Verlauf der 1990er Jahre durch den Einfluss von US-Konservativen.
Ariane Manske beschreibt das „Konzept“ der „Political Correctness“ als eine der „Strategien“ konservativen Verteidigung traditioneller Werte im „culture wars“. „Political Correctness“ äußert sich hierbei als „vehement betriebene Diffamierungskampagne gegen die Liberals.“ Sie „setzten damit eine Strategie der politischen Diffamierung aus den 80er Jahren direkt fort. An die Stelle des L-words (ein in der Wahlkampfkampagne 1988 von Konservativen geprägter negativ konnotierter Begriff für den Liberalismus) trat nun „Political Correctness“ , um gegen den liberalen ‚Feind’ ins Feld zu ziehen.“ [3]
Die sprachliche Veränderung des Sinns von PC
Manske macht darauf aufmerksam, dass diese Kampagne der Neokonservativen die "ironische Konnotation" verändert habe. Nach Roland Barthes ist die ideologisch motivierte Veränderung der Konnotation ein Grundprinzip des Mythos, der dadruch zwar eine scheinbare "Wahrheit" aufschimmern läßt, aber den ursprünglichen Sinn entleert und deformiert, um eine eigene neue Bedeutung in die Aussage hineinzulegen. Durch diese Umwandlung sind rhetorische Figuren wie der Code [4] "PC" nur von sehr infomierten Lesern des Mythos tatsächliche lesbar in dem Sinne, dass erkannt wird, wie hier ein geschichtlich zu betrachtender Sinn in eine sinnverstellte Aussage verwandelt wird. Will man sich dem Mythos nicht ausliefern, muss auch erkannt werden, aus welchen Motiven er gebildet wird. [5] Das bedeutet, dass mit dem Begiff "PC" zwei in ihrem Sinn völlig von einander verschiedene Aussagen getroffen werden, wobei die von der Kampagne initiierte und weitaus bekanntere und wirksamere Aussage ihre Botschaft auf den nach Barthes formulierten mythologsierten Verformungsprinzip eines ursprünglichen Sinns aufbauen möchte und muss, ohne dass dieser ursprüngliche Sinn in seiner Geschichte verstanden wird. Dazu reichen dem Mythos auch Bruckstücke und Halbheiten des "gestohlenen Sinns" (Bartehs). Tatsächlich können die - wie hier mit dem Vorwurf des PC - Angesprochenen, sich auch nicht gegen die mythische Aufladung wehren. Im Gegenteil, desto heftiger sie sich dagegen wehren, so Barthes, desto größer sind die Möglichkeiten des Mythos seine Wirksamkeit zu erzielen. Es kommt also darauf an, auf welche Art und Weise eine metasprachliche Aussage (Barthes) wie PC gelesen wird, deren Konnotation verändert wurde.
Entwicklung des Begriffes in den deutschen Printmedien
1996 wurde von Brigitta Huhnke und dem Duisburger Institut für Sprach- und Sozialforschung die Entstehungsgeschichte des Begriffes in den deutschen Print-Medien nachvollzogen. [6]
Danach wurde in Deutschland der Begriff vor allem karikierend in den Medien ab 1993 merkbar "importiert" und konnte an einer Sprachkritik gegen Linke Begriffe wie „Demokratisierung“ und vermeintliche „Denkverbote“ anknüpfen, die ihren Ursprung bereits in den 1970er Jahren hatte: So in einer programmatischen Rede Kurt Biedenkopfs auf dem CSU-Parteitag 1973: „Statt der Gebäude der Regierungen werden die Begriffe besetzt, mit denen sie regiert, Begriffe, mit denen wir unsere staatliche Ordnung, unsere Rechte und Pflichten und unsere Institutionen beschreiben. Die moderne Revolution besetzt sie mit Inhalten, die es uns unmöglich machen, eine freie Gesellschaft zu beschreiben und – auf Dauer – in ihr zu leben“.
Einer der ersten Artikel zu dem Begriff „political correctness“ stammte aus der FAZ aus dem Jahre 1991: am 6. März 1991 berichtet Jörg v. Uthmann über einige „Blühten“ der „political correctness“ aus dem US-Medien. Der Artikel handelt im Wesentlichen von „verfolgte Professoren, unverschämten Minderheiten und aus dem Ruder laufende Frauen“ (Huhnke). Der Artikel ist noch recht anekdotenhaft. Am 12.6.91 folgt ein zweiter Artikel von Jeffrey Herf, der erstmals durchgehend die deutsche Form „politisch korrekt“ bzw. „Politisch Korrekt“ verwendet und erstmals einen deutschen Bezug herstellt. Ohne Namen zu nennen, berichtet er zunächst von Professoren in den USA, die keine Stelle mehr bekämen. Die „Politische Korrektheit“ habe sich ein „ausgefeiltes begriffliches Instrumentarium“ angeeignet, „um Intoleranz zu rechtfertigen“. Mit dieser Feststellung leitet er auf Deutschland über und spielt mit auf den von der FAZ und Nolte inszenierten Historikerstreit an: „Angesichts der moralischen Empörung, die im Historikerstreik aufflammte.“ Das „Klima der Intoleranz und des Konformismus“ grenze hier an diktatorischen Zuständen: „Die Wahrheitssuche wird preisgegeben, wenn aus Furcht vor politischer Rache und Verweigerung der Anstellung Kontroversen unterbleiben.“ In dem Artikel, der ohne Recherchen auskommt, bleibt die „Politische Korrektheit“ ein anonymes Feinbild. „Lediglich zwei Namen fallen: Herbert Marcuse und Jürgen Habermas. Mit Anspielungen versehen, werden sie zu einer Art geistiger Urväter des „pc“ inszeniert.“ (Hunke) Nach Hunke gilt Habermas der FAZ als der „prominenteste Buhmann“ im Historikerstreit und als „Anti-Nationaler“.
In den liberalen Medien war es die SZ, die mit einem Beitrag von Christine Brink am 3.11.1991 titelte: „Muli-kultureller Joghurt. In amerikanischen Universitäten greift ein neuer Sprach-Terror um sich.“ Strukturell und von der Intension ist der Artikel vergleichbar mit dem von Richard Bernstein in der New York Times, „der Ende 1990 das inter-media-agenda setting in den amerikanischen Medien in Gang gesetzt hatte“ (Huhnke 1997). Auch dieser Artikel besteht wie die FAZ Artikel vor allem aus Anekdoten und Geschichten „ohne klare Orts-, Raum- oder Personenbezeichnungen. Eigenständige Recherchen, die auch Befragungen der Gegenseite enthalten müssten, kann die Leserin nicht erkennen. … der SZ-Leser (wird) systematisch - wie in der New York Times ein Jahr zuvor mit den Hyponymen von PC, dem Kanon der Schreckensmetaphorik, vertraut gemacht, mit der ganzen Palette paramilitärischer und martialischer Bezeichnungen: Die „Pc-Brigaden“ nutzen die Universitäten als „Hauptschlachtfeld“. Diese "Sprachpolizisten" würden wie "McCarthy’s Kommunistenjäger" agieren. Zu lesen ist von „PC-Verbot“, „PC-Gespenst“, „PC -Schützen“, „Thought-Police“, „Gedankenpolizei“, „Orwell’sche Sprachauswüchse“, „Unrechtsregime“, „PC-Schützen“, „PC-Hohepriester“, „PC -Polizei“, „Kultur-Separatismus“, „akademische Ayatollas“. Nach Meinung von Brinck habe „pc“ auch schon die Kindergärten „infiltriert“. Brink erklärt auch die „Ideologie des PC“, sie lebe aus Theorien der Literaturwissenschaft, von dem Dekonstruktivismus Jaques Derridas.
Der Spiegel reagiert auf das Thema erst 1993. Matthias Matussek sieht in einer New Yorker Ausstellung der Fotografin Nan Goldin einen „Schauprozeß“. Der Artikel ist durch gehend antifeministisch und „martialisch“ (Huhnke) gehalten: „Ein Kampfbegriff der Black-Power-Bewegung aus den sechziger Jahren macht erneut Karriere „political correctness“. Die politisch Korrekten, eine Sprach- und Denkpolizei radikaler Minderheiten, kontrollieren nicht nur Vorlesungsverzeichnisse oder Feuilletons- sie beherrschen jetzt eine New-Yoker-Museeumsschau.“(Spiegel) Huhnke: Wie die ‚Feministinnen“, denen Spiegel-Männer mit Verve und Haß beharrlich seit den Anfängen der zweiten Frauenbewegung nachstellen, werden auch andere imaginierte „pc“-Befürworter als lust- und lebensfeindlich vorgeführt: „Allerdings: Lust, Witz und Ironie sind den politisch Korrekten ohnehin fremd. Im Whitney Museum an der Madison Avenue, dem Trendsetter-Tempel, ist eine Sammlung von verbiesterten Rechthabern und larmoyanten Dilettant/Innen zu besichtigen, ein Sammelsurium von feministischen und ethnozentristischen Bekenntnissen …“ (Spiegel) Die Ausstellung kommt 1997 nach Deutschland. Über ihr wird in fast allen Medien – außer dem Spiegel – „positiv berichtet“.
Der erste Artikel, der „pc“ in der Zeit thematisiert, stammte von Dieter E. Zimmer: „PC oder: Da hört die Gemütlichkeit auf“. Die Redaktion schickt dem Artikel die Bemerkung voraus, dass die Zimmer-„Thesen“ in der Redaktion sehr umstritten seien.
Eine Ausnahme in der Berichterstattung über gesellschaftliche Prozesse in den USA sei, so Huhnke, in der taz bei der US-Korrespondentin Andrea Böhm für diese Zeit zu beobachten: „Ihre analytische Schärfe, mit der sie auch komplexeste Themen behandelt, ist ungewohnt. Fakten und fundierte Recherchen machen sie für Sprachmoden unempfindlich.“
Das Duisburger Institut für Sprach- und Sozialforschung schrieb 1996 über die Entwicklung des PC-Begriffs:
- Auch in der Bundesrepublik wird PC gleichgesetzt mit Indoktrination, Kontrolle sowie Zwang. PC ist zu einem emotional aufgeladenen ultrarechten Kampfbegriff geworden zur Verleumdung linker und liberaler politischer, sozialer und kultureller Reformbemühungen und Absichten, die in den sechziger Jahren ihren Ausgang nahmen. In einem Satz: Mißliebige Entwicklungen und Reformbemühungen sollen durch das Schlagwort PC diskriminiert und abgeschafft werden. Der Begriff PC hat sich seit Beginn der 90er Jahre von der ultrarechten bis zur rechtsextremen Gemeinde in der Bundesrepublik wie ein Lauffeuer verbreitet. [7]
Antidiskriminierung als Grundlage des Begriffs
Die amerikanische Linke warf der amerikanischen Mehrheitsgesellschaft andro- und eurozentrisch geprägte Wahrnehmungsmuster vor. Die allgemeine Ausdrucksweise vernachlässige durch abwertenden oder gedankenlosen Sprachgebrauch Personen mit abweichenden Merkmalen (weibliches Geschlecht) oder diskriminiere soziale Minderheiten (nach Abstammung, Herkunft, körperlicher oder geistiger Fähigkeiten, sexueller Veranlagung, religiösen Bekenntnisses, sozialer Stellung usw.). Dieses Gesellschaftsbild sollte über den Weg der Sprachnormierung korrigiert werden. Deshalb wurde gefordert, dass an die Stelle beanstandeter Formulierungen vorzugsweise solche Ausdrücke treten, die von den zu schützenden Gruppen selbst verwendet werden.
Art und Intensität der Maßnahmen zur Veränderung der öffentlichen Wahrnehmung von Belangen sozialer Minderheiten sind sehr unterschiedlich und reichen von der Ablehnung bestimmter Begriffe über Formulierungsvorschläge bis zu rechtlich verbindlichen, auch sanktionsbewehrten, Vorgaben. Dort, wo letzteres der Fall ist, kann die Durchsetzung von Diskriminierungsverboten zu schwerwiegenden Folgen wie der Entlassung aus dem Arbeitsverhältnis oder hohen Schadensersatzforderungen führen, besonders in den USA, wo die als political correctness bezeichnete Antidiskriminierung am weitesten Verbreitung fand.
Vertreter einer nicht diskriminierenden Sprachverwendung betonen auch die Wichtigkeit der Diskussion. Das Ziel ist die Entwicklung sprachlicher Sensibilität, damit einhergehend eine erhöhte soziale Kompetenz und Aufmerksamkeit sowohl gegenüber sprachlichen Stereotypen wie auch gegenüber den benachteiligten gesellschaftlichen Gruppen selbst.
Beispiele für antidiskriminatorisch intendierten Sprachgebrauch
Geschlecht
Die feministische Sprachforschung hat unter anderem die Verwendung des Binnen-I („ArbeitnehmerInnen“) oder genus-neutraler Worte vorgeschlagen, um Frauen sprachlich stärker sichtbar zu machen.
Gegner einer solchen Sprachpolitik weisen auf die Bedeutung des generischen Maskulinums und die Unterscheidung zwischen Genus und Sexus hin.
Abstammung/Ethnie/Herkunft
Bezüglich der Benennung Angehöriger bestimmter Ethnien werden bevorzugt die populärsten Eigenbezeichnungen genannt. So werden etwa in Kanada die indigenen Völker in die Gruppen First Nations, Métis und Inuit (statt Eskimo) unterteilt. Im Deutschen ist die Verwendung des Begriffs Sinti und Roma statt Zigeuner ein typisches Beispiel.
Körperliche/geistige Fähigkeiten
Statt als abwertend empfundener Formulierungen wie „Krüppel“ werden neutralere Ausdrücke wie „Menschen mit Behinderung“ benutzt. Vor allem in den USA, wo die meisten dieser Prägungen entstanden sind, werden Begriffe ins Positive verschoben, um den Fokus nicht auf den Mangel zu lenken; etwa: „anders begabt“ bzw. „mental herausgefordert“ für „geistig behindert“ oder „vertikal herausgefordert“ (vertically challenged) für kleinwüchsig. Allgemein hat hier das "challenged" (herausgefordert) den Begriff "handicapped" (behindert) ersetzt.
Inzwischen wird oft auch der Begriff „Behinderter“ als kränkend empfunden und teilweise durch Begriffe wie „Benachteiligter“ ersetzt.
Kritik
Die Kritik an der mit „politischer Korrektheit“ bezeichneten Sprachpolitiken kann man im wesentlichen einen primär linguistisch und einen dezidiert sprachpolitischen Zweig unterteilen.
Aus linguistischer Sicht weist etwa der Schriftsteller Max Goldt auf sprachliche Komplikationen bei der Verwendung einiger einschlägiger Stilfiguren hin; zum Beispiel sei die Formulierung „sterbende Studierende“ (im Falle eines Massakers an einer Universität) sprachlich widersinnig, da man nicht "gleichzeitig sterben und studieren" könne.[8]
Des weiteren wird durch eine besonders ungewöhnliche Formulierung für den Leser/ Hörer der Sinn entweder nicht mehr ohne weiteres (z.B. „sterbende Studierende“) oder überhaupt nicht mehr (z.B. "mental herausgefordert") zugänglich, oder es werden (da "politisch korrekte" Begriffe oft für Missstände verwendet werden) gezielt Fakten bis zur Sinnentstellung verharmlost.
Bei der Bezeichnung diskriminierter Personengruppen kollidieren aus Sicht der Kritiker die Ansprüche der "Politischen Korrektheit" bisweilen mit sich selbst: Zum Beispiel werde die weibliche Form fast ausschließlich bei positiv besetzten Gruppen ausdrücklich genannt; trotz der Existenz von Terroristinnen werde zum Beispiel bei „Terroristen“ oft ohne Widerspruch auf das Binnen-I verzichtet. Bei gemischt-geschlechtlichen Opfergruppen würden bei Nachrichten dagegen Frauen oft extra hervorgehoben, in Tätergruppen jedoch nicht erwähnt. [9]
Der Philosoph Slavoj Žižek weist darauf hin, dass sich „politisch korrekte“ Begriffe abnutzten (die Ersatzbegriffe erben mit der Zeit die Bedeutung des Wortes, das sie ersetzen sollten), wenn sie nicht mit einer Veränderung der sozialen Wirklichkeit einhergingen. So sei allein durch eine fortwährende Neuschöpfung von Ersatzbegriffen (wie in dem US-amerikanischen Beispiel Negro – black people – coloured people – African-Americans) noch keine Veränderung erzielt, wenn nicht den Worten eine tatsächliche soziale Integration folge. Die rein sprachliche Prägung immer neuer Begriffe enthülle die Unfähigkeit, die tatsächlichen Ursachen von Rassismus und Sexismus allein durch Sprachpolitik zu überwinden. Zudem entstehe durch die laufende Neuschaffung von Begriffen eine exzessive Struktur, da jeder Begriff durch den folgenden seinerseits unter Diskriminierungsverdacht gestellt und entwertet werde. Laut Žižek versuche die Geisteshaltung der „politischen Korrektheit“ durch ihre zirkuläre Selbstbezogenheit alle Spuren der Begegnung mit „dem Realen“ (Lacan) zu beseitigen (vgl. Sexuelle Belästigung, Abschnitt Kritik).
Siehe auch
Quellen
- ↑ Sally Johnson, Stephanie Suhr: From `Political Correctness' to `Politische Korrektheit': Discourses of `PC' in the German Newspaper, Die Welt. In: Discourse & Society 14, Nr. 1, 2003, S. 49-68 (S.49)
- ↑ Stuart Hall: Some 'Politically Incorrect' Pathways Through PC. In: S. Dunant (ed.): The War of the Words: The Political Correctness Debate. Virago Press, London 1994´, S. 164–84
- ↑ Ariane Manske (2002): „Political Correctness“ und Normalität. Die amerikanische PC-Kontroverse im kulturgeschichtlichen Kontext. Synchron Wissenschaftsverlag der Autoren, Heidelberg 2002. ISBN 3935025335
- ↑ Katrin Auer: „Political Correctness“ – Ideologischer Code, Feindbild und Stigmawort der Rechten. In: Österreichische Zeitschrift für Politikwissenschaft 30 (3) 2002
- ↑ vgl. Roland Barthes: Mythen des Alltags; Zum Code des PC: Katrin Auer: „Political Correctness“ – Ideologischer Code, Feindbild und Stigmawort der Rechten. Siehe Literatur
- ↑ Brigitta Huhnke: „pc“ - Das neue Mantra der Neokonservativen. In: Andreas Disselnkötter, Siegfried Jäger, Helmut Kellershohn, Susanne Slobodzian (Hg.) : Evidenzen im Fluss. Demokratieverluste in Deutschland. Siehe Literatur.
- ↑ Martin Dietzsch / Anton Maegerle: Kampfbegriff aller Rechten: "Political Correctness". Duisburger Institut für Sprach- und Sozialforschung [1],
- ↑ Max Goldt: Wenn man einen weißen Anzug anhat. Rowohlt Verlag 2002, ISBN 3-498-02493-0, S. 56
- ↑ 'Das große I verführt zu inkonsequenter ideologischer Anwendung. „Mörder“, „Täter“, „Verbrecher“ und „Aggressoren“ gibt es fast nie mit großem I. Oder hat schon mal jemand den Spruch „SoldatInnen sind MörderInnen“ gelesen?' "Sprachmächtig - 20 Jahre nach dem Binnen-I"; Ute Scheub, taz-Gründungsmitglied
Literatur
- Katrin Auer: „Political Correctness“ – Ideologischer Code, Feindbild und Stigmawort der Rechten. In: Österreichische Zeitschrift für Politikwissenschaft 30 (3) 2002, S. 294.
- Sebastian Barsch, Tim Bendokat: Political Correctness in der Heilpädagogik. In: Zeitschrift für Heilpädagogik Jg. 52 (Nr. 11/2002) Seite 451–455
- Diedrich Diederichsen: Politische Korrekturen. Kiepenheuer & Witsch, 1996. ISBN 3-462-02551-1
- Marc Fabian Erdl: Die Legende von der Politischen Korrektheit. Zur Erfolgsgeschichte eines importierten Mythos. Transcript Verlag, Bielefeld 2004
- Norman Fairclough et al.: Re-visiting 'PC' , Spezialausgabe von Discourse and Society [2], Heft 14/1 (2003).
- Robert Hughes: Political Correctness oder die Kunst, sich selbst das Denken zu verbieten (OT: Culture of Complaint). Droemer-Knaur, München 1995, ISBN 3-426-77203-5
- Frigga Haug: pc-Diskurs und neuer Antifeminismus in der Bundesrepublik. In: Das Argument 213, (1996).
- Wolfgang Fritz Haug: Politisch richtig oder Richtig politisch. Argument Verlag, Hamburg 1999, ISBN 3886193179
- Brigitta Huhnke: „pc“ - Das neue Mantra der Neokonservativen. In: Andreas Disselnkötter, Siegfried Jäger, Helmut Kellershohn, Susanne Slobodzian (Hg.) : Evidenzen im Fluss. Demokratieverluste in Deutschland. ISBN 3-927388-60-2
- Jörg Kilian: Sprachpolitik im Alltag: Political Correctness. In: Der Deutschunterricht 55, 2003, H. 2, 52-63. ISSN 0340-2258
- Ariane Manske (2002): „Political Correctness“ und Normalität. Die amerikanische PC-Kontroverse im kulturgeschichtlichen Kontext. Synchron Wissenschaftsverlag der Autoren, Heidelberg 2002. ISBN 3935025335
- Rainer Wimmer: „Political Correctness“ - ein Fall für die Sprachkritik. In: Andreas Disselnkötter, Siegfried Jäger, Helmut Kellershohn, Susanne Slobodzian (Hg.) : Evidenzen im Fluss. Demokratieverluste in Deutschland ISBN 3-927388-60-2
- Dieter E. Zimmer: Die Berichtigung. Über die Sprachreform im Zeichen der Politischen Korrektheit. In: D.E.Zimmer, Deutsch und anders. Die Sprache im Modernisierungsfieber, Reinbek 1997, S.105,180
- Uwe Pörksen: Plastikwörter. Die Sprache einer internationalen Diktatur. Stuttgart 1988.
- Martin Wengeler: „1968“, öffentliche Sprachsensibilität und political correctness. Sprachgeschichtliche und sprachkritische Anmerkungen. In: Muttersprache 2002. Heft 1. Gesellschaft für deutsche Sprache e.V., Wiesbaden.
- Sabine Wierlemann: Political Correctness in den USA und in Deutschland. Erich Schmidt Verlag, Berlin 2002
Weblinks
- Martin Dietzsch/Anton Maegerle: Kampfbegriff aller Rechten: „Political Correctness“, Duisburger Institut für Sprach- und Sozialforschung, Mai 1996
- Susanne Nies (Hg.): Political Correctness in der (inter)nationalen Politik. Zu Genese und Verbreitung eines Konzepts. ,Arbeitspapier des Osteuropa-Insituts der Freien Universität Berlin, 36/2001, pdf
- Slavoj Žižek: : Über virtuellen Sex und den Verlust des Begehrens , Ars Electronica, 1995
- Dieter E. Zimmer: Leuchtbojen auf einem Ozean der Gutwilligkeit – Wie die deutsche Sprache unter die Betroffenen fiel, Die Zeit/Themen der Zeit, Nr.11, S.56, 23.Februar 1996
- Gesa von Leesen: "Das sagt man nicht!". Political Correctness zwischen Moral und Kampfbegriff. In Das Parlament [Eingesehen: 29.01.2007] (Vorabdruck)