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Seele

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Der Begriff Seele, nach der altgriechischen Sprache psyche oder auch pneuma, lateinisch anima, wird abhängig vom Kontext in verschiedenen Bedeutungen verwendet. Der englische Begriff soul z.B. deckt sich der Bedeutung nach nicht völlig mit dem deutschen Begriff Seele. Der Begriff soul versteht sich praktisch nur als religiöse Vorstellung einer von Gott geschenkten und nach dem Tod weiterlebenden Seele. Im Deutschen hat der Begriff Seele zwar ebenfalls einen religiösen Hintergrund, wird jedoch häufig auch durch den Begriff Psyche oder Geist ersetzt.

Das Gefühlsleben wird im altgriechischen Sinn als thymos von der antiken Vorstellung der Seele, psyche, unterschieden.

Seele in verschiedenen Kontexten

  • Die religiösen Auffassungen der Seele, mit der persönliche Charaktermerkmale des Menschen verbunden sind wie Geist und Gedächtnis für die Erinnerung an gute wie böse Taten, und die den Zerfall des Leibes überleben könne, um im Jenseits belohnt oder bestraft oder auch zur Strafe wiedergeboren werden können (s. u.a. Hinduismus).
  • Die ur-animistischen Seelenauffassungen, denen die strafangstfreie Projektion eigener Ansichten und Empfindungen auf Himmel und Erde entstammt. (Siehe u.a. die Belebung der griechischen Unterwelt im Sinne von Sokrates, wie in Platons Dialog "Kriton" zu lesen: als Aufenthaltsort der Seele für die 'körperlose' Fortsetzung philosophischer Gespräche nach dem Tode.)
  • Und die naturwissenschaftlichen Auffassungen der Seele, wie sie u.a. in der Psychologie verwendet werden, um angeborene Bedürfnisse, Bewusstsein und Prägung in ihr zu verankern (Seele als Keim oder Ideal der synthetischen Einheit von Geist und Körper), sowie Krankheitszustände zu erörtern, für die keine körperlichen Ursachen vorzuliegen scheinen, zwecks deren Heilung

Begriff

Das deutsche Wort Seele stammt vom althochdeutschen se(u)la ab, was die zum See Gehörende bedeutet. Nach germanischer Vorstellung waren die Seelen der Ungeborenen und der Verstorbenen Teil eines Mediums ähnlich dem Wasser [1]. - "eines der vorsokratischen 4 Elemente. Nach Heraklit (Satz 31) handelt es sich bei diesem Element oder Archetyp um jenen, in dem die beiden analytisch nicht weiter zerlegbaren Elemente Luft (Geist; Vernunft; anima) und Erde (Körper; Verstand; animus) vereinigt blieben. ("Analyse" im Sinne von erkenntnismäßiger Zerlegung, zwecks isolierter Betrachtung der beiden Seelenteile. So gesehen handelt es sich bei der Seele um das "synthetische" der antiken 4 Elemente.) Des Wassers "Umwende" ist bei Heraklit das Feuer.

Philosophie

Einige klassische Philosophen (insbesondere Platon, Descartes sowie Thomas von Aquin) lehren die Unsterblichkeit der Seele. Diese folge aus der Tatsache, dass die Seele eine immaterielle, nicht zusammengesetzte Substanz ist. Da sie nicht aus Teilen bestehe, könne sie auch nicht in solche zerfallen und vergehen.

Eine Antithese der modernen Philosophie besagt, dass das Wesen der Seele einem Computerprogramms gleiche. Schaltet man den Computer aus (entsprechend dem körperlichen Tod), so bleibe auch das Programm nicht erhalten (die Existenz der Seele erlischt). Diese Vorstellung ist mit der modernen naturwissenschaftlichen Sichtweise vereinbar.

Platon und Aristoteles

Platon unterteilt die Seele in drei Teile, von denen nur die Vernunftseele unsterblich sei:

  • Vernunftseele (logistikon) wie Denken, Erkenntnis, Vernunft
  • Affektseele (thymoeides) wie Vertrauen, Zuneigung, Liebe, Angst, Hass, Neid
  • Triebseele (epithymetikon) wie Nahrungs-, Sex-, Schlaftrieb

Für Aristoteles bedeutet Psychologie die Untersuchung der Seele (Vgl. De Anima). Seinem Grundsatz treu bleibend, dass Form und Stoff bei endlichen Wesen immer als Einheit existieren, definierte Aristoteles die Seele als "Funktionsweise eines Körpers, die so organisiert ist, dass sie Träger vitaler Funktionen sein kann". d.h. lebendig zu sein heißt beseelt zu sein. Dabei unterscheidet er vor allem drei Stufen: Alles Lebendige hat das Ernährungs- und Fortpflanzungsvermögen, das schließt die Pflanzen mit ein. Alle Tiere (Aristoteles spricht hier von zôon, d.h. Lebewesen) besitzen das Wahrnehmungsvermögen. Der Mensch (und möglicherweise noch ein "ehrwürdigeres Wesen"; De. an. II 3, 414b18f.) besitzt das Denken.

Seele und Körper verhalten sich wie Form und Materie. Damit widerspricht er der Pythagoreischen Lehre von der Seele als einer spirituellen, im Körper gefangenen Einheit. Aristoteles Lehre ist eine Synthese der früheren Vorstellung, dass die Seele nicht unabhängig vom Körper existieren kann, und der platonischen Idee von der Seele als einer gesonderten, nichtkörperlichen Ganzheit. Im Gegensatz zu Platon ist die Seele nach Aristoteles vergänglich. (In der Überlieferung wurde nur darüber diskutiert, ob nach Aristoteles ein bestimmter Teil des Verstandes unsterblich ist.)

Aufgrund der Funktionsweise der Seele werden die moralischen und intellektuellen Seiten der Menschheit entwickelt. Nach Aristoteles ist das menschliche Denken in seiner höchsten Form (griechisch: nous poetickos, "aktives Denken") nicht auf einen bloßen mechanisch-physischen Vorgang reduzierbar. Jedoch setzt ein solches Denken auch ein individuelles "passives Denken" voraus, welches über die physische Natur der Dinge nicht hinausgehen kann. Somit hat Aristoteles die Beziehung zwischen dem menschlichen Verständnis und den Sinnen, entsprechend der späteren empirischen Auffassung, dass sich Wissen i.a. auf Sinneserfahrung stützt, klar dargelegt. Er schrieb: "Nichts existiert im Denken, was nicht schon vorher in den Sinnen existiert hätte". Siehe auch Empirismus.

Julien de La Mettrie

Julien de La Mettrie(1709-1751) vertritt eine materialistische und monistische Position. Nach seiner Auffassung ist die Seele lediglich ein empfindlicher materieller Teil des Gehirns. Die Seele als eine vom Körper unabhängige Instanz im Sinne Descartes' wird von ihm verworfen. De la Mettrie betrachtet die Seele als die Haupttriebfeder des Körpers, welche die restlichen Teile des Körpers steuert. Die verschiedenen Zustände der Seele stehen immer in einer Wechselbeziehung mit dem Zustand des Körpers und andersherum, so beeinflussen sie sich gegenseitig.

Plotin

Der Neuplatoniker Plotin lehrt, dass die menschlichen Seelen durch den Geist aus dem transzendenten unbeschreiblichen Einen(griech. hén) entstehen und diesem wesensgleich sind. Der Mensch hat durch den Eigensinn der Seelen die Freiheit zwischen Gut und Böse zu wählen. Das Böse verursacht die Trennung vieler Seelen von dem Einen, welches sie nicht mehr erkennen können. Plotin geht von einem übergeordneten Weltgeist (griech. noûs) aus, eine Ebene tiefer liegt die Weltseele (griech. psyché), die die physischen Welt (griech. kosmos) ausströmt.

Epikur

Epikurs materialistische Weltanschauung besagt, dass das All aus Körpern und Leerem besteht. Weiterhin gibt es solche Körper, die zusammengesetzt sind und solche, aus denen die Zusammensetzungen gebildet sind. Letztere überdauern die Auflösung der Zusammensetzungen, da sie von Natur aus voll und nicht auflösbar sind. Wenn sich nicht alles zum Nichtseienden wandeln soll, dann können sie weder zerteilbar, noch veränderlich sein. Wenn etwas die Auflösung des Zusammengesetzten überdauert, dann müssen die Ursprünge unzerteilbare körperliche Naturen sein. Diese müssen in ihrer Gestalt sehr verschieden sein, da es nicht möglich ist, dass die Zusammensetzungen so unterschiedlich sind, obwohl sie aus den gleichen Körpern entstehen. Die Atome bewegen sich nun in einem fort. So ist auch die Seele, in der das Wahrnehmungsvermögen sitzt, nach Epikur ein feinteiliger Körper, vergleichbar mit einem warmen Hauch. Sie ist der Gesamtzusammensetzung beigestreut und wenn sich diese auflöst, so zerstreut sich auch die Seele, hat damit nicht mehr dieselben Fähigkeiten und besitzt auch kein Wahrnehmungsvermögen mehr

Lukrez

Lukrez unterstützt die materialistische Theorie Epikurs. Er beschreibt die Seele als Lebensluft und Wärme, die den Körper beim Tod merklich verlassen. Er spricht auch von Wärmeatomen und dem letzten Odem (Atem). Lukrez trennt Seele, Geist und Verstand voneinander doch betont, dass sie so eng verbunden sind, als wären sie ein Wesen. Zusammen lenken und regieren Seele, Geist und Verstand den Körper. Lukrez sagt hier, dass eine Wirkung (Lenkung des Körpers) nur durch eine Ursache oder "Berührung" ausgelöst werden kann und die Seele als Materie somit bewiesen ist. Der Geist und der Verstand sitzen in der Brust. Die Seele fließt in den Adern und Sehnen. Die Seele ist laut Lukrez zusammengesetzt aus sehr kleinen und runden Atomen, da nur sie so flink wie Gefühle sein können. Nach dem Tod entweichen Seele, Geist und Verstand aus dem Körper. Aufgrund der Kleinheit derer Atome kann man den Verlust nicht messen.

Schopenhauer

Schopenhauer vertritt den Standpunkt, dass das unverwechselbar Eigene eines Menschen sich im Willen seinen Weg schafft, und vollständig mit ihm durchsetzt ist. Daher ist für ihn der Begriff Seele mit Wille gleichgesetzt, da die Seele im Willen zum Ausdruck kommt.

"Der Mensch kann zwar tun, was er will, aber er kann nicht wollen, was er will." Arthur Schopenhauer

Dabei wird hier der ursächliche Grund des Willensaktes selbst offen gelassen. Das bedeutet: die Ursache des Willens bleibt für den Menschen, rein rational betrachtet, unergründlich.

Kant

Nach der Philosophie von Immanuel Kant ist die Existenz und Unsterblichkeit der Seele durch die Vernunft nicht beweisbar, sondern wie jede Frage nach dem Absoluten eine Glaubensfrage. Konsequentes moralisches Handeln ist laut Kant jedoch ohne einen Glauben an Gott und die Unsterblichkeit nicht möglich.

Religionen

Judentum

Laut der Bibel ist die Seele entstanden, nachdem Gott Lebensodem (Geist) in den Körper, der aus Erdreich geformt war, gehaucht hat (1. Mose 2,7). Daher ist die Seele nach dem Tod nicht mehr vorhanden, da der Geist zu Gott zurück (Kohelet 12,7) und der Körper zurück ins Erdreich (1. Mose 3,19; Kohelet 12,9) geht und keine Empfindung mehr möglich ist. Sie ist nicht mehr wahrnehmbar, im "Unwahrnehmbaren" (so die wörtliche Übertragung des griechischen "Hades" bzw. des hebräischen "Scheol", oft mit "Totenreich" übersetzt).

"Der HERR tötet und macht lebendig; er führt in den Scheol hinab und führt herauf" (1. Samuel 2,6). In den Hades gehen die Seelen aller Menschen, ob gläubig oder nicht (Johannes 5,28-29; Ijob 3,11-19, 14,13; Ezechiel 32,18-32; Psalm 31,17; Daniel 12,2).

Als Redefigur (Synekdoche) beschreibt es ein Wesen vom Blickpunkt seiner Empfindungen aus. Sie bezeichnet die Genüsse, sowohl die geringeren, die der Mensch abgibt, als auch die besseren, die er dafür erhält (Seele verlieren und erhalten). Es gibt zahlreiche Schriftstellen, welche die Beziehung zwischen der Seele und den Sinnen erläutern (5. Mose 12,20; 23,25; Psalm 107,18; Jesaja 32,6 u. a.). Die Seele ist also auch die Empfindung, die erst durch die Verbindung eines organischen Körpers mit Odem oder Geist (Lebenskraft) entsteht.

Christentum

Die Vorstellung einer "unsterblichen Seele" als eigentlicher Identitätsträger des Menschen gegenüber einer sekundären Leiblichkeit (wie im Platonismus) ist in den biblischen Texten an folgender Stelle direkt ableitbar (Matthäusevangelium 10,28 [2]). Das semitische Menschenbild, wie es sich auch in den alttestamentlichen Texten widerspiegelt, ist nicht analytisch (wie das platonische), sondern synthetisch: Die Wirklichkeit ist komponiert aus verschiedenen Aspekten. "Fleisch" ist der Organismus des Menschen im Blick auf seine Sterblichkeit, "Seele" ist zunächst die "Kehle", der "Atem", der einen lebendigen Organismus von einem toten unterscheidet. Das "Herz" ist nicht - wie bei uns - Sitz der Gefühle, sondern der Gedanken und Entscheidungen. Sitz der Gefühle sind die Eingeweide: die "Nieren", vor allem aber die "Gebärmutter" - im Blick auf das Gefühlsleben ist dann auch vom Mutterschoßgefühl von Männern die Rede! Was den Menschen besonders belebt, ist der "Geist", wörtlich der "Windhauch", der von außen kommt und dem Menschen eingeblasen wird - entweder als göttliche Inspiration oder als dämonische Besessenheit. So kann Paulus im Neuen Testament davon sprechen, dass wir jetzt einen "irdischen, natürlichen Leib" haben, in der Auferstehung aber einen "himmlischen, geistigen Leib" erhalten werden.[3] Erst die Rezeption des Platonismus, zunächst durch das hellenistische Judentum (mit seinem Zentrum im ägyptischen Alexandria, dem Harvard-Yale-Princeton der antiken Welt), dann im Christentum macht die Idee einer unsterblichen Seele als nachtodlichem Identitätsträger in den biblischen Religionen heimisch. In den mystischen Strömungen des Judentums wurde diese Seelelehre weiter entfaltet, im orthodoxen und katholischen Christentum ist sie Teil der traditionellen Lehre, im zeitgenössischen Protestantismus wurde sie zum Teil aufgegeben zugunsten einer Ganztod-Hypothese (der ganze Mensch, Leib und Seele, stirbt im Tod; der ganze Mensch wird von Gott aus Gnade vollendet.)

Hinduismus

Alle Lebewesen bestehen nach hinduistischer Auffassung aus drei unterschiedlichen Wirklichkeiten:

  • der sterblichen, physischen Hülle (der stoffliche Körper)
  • dem Atman (das Selbst, die ewige, unzerstörbare, innere Gestalt jedes Wesens)
  • dem feinstofflichen Körper mit den folgenden vier Aspekten
    • Ahankara - Das sich als eine Einheit, eine Person wissen, fühlen, erleben. Das Ahankara ermöglicht es, dass sich die Atman-Seele mit den unterschiedlichsten psychischen und physischen Zuständen identifizieren kann.
    • Citta - Das rezeptive, passive Bewusstsein und Unterbewusstsein.
    • Buddhi - Intelligenz, Vernunft.
    • Manas - Denken, Fühlen, Wollen. Wird oft mit 'Geist' oder 'Verstand' übersetzt.

Der feinstoffliche Körper begleitet den Atman durch all seine Geburten und wird erst abgelegt, wenn der Atman die veränderliche Welt und den Kreislauf der Wiedergeburt verlässt. Die hinduistische Reinkarnationslehre besagt, dass beim Tode lediglich der Atman, gemeinsam mit der feinstofflichen Hülle den physischen Körper verlässt. In vielen deutschsprachigen Übersetzungen indischer Texte wird Seele daher oft synonym zur Definition des Atman verwendet. Atman bezieht aber genauer auf die ewige und unveränderliche Identität. Es ist dieses innerste unzerstörbare Ich, das der fein- und grobstofflichen Hülle ein scheinbares Leben verleiht.

Buddhismus

Im Gegensatz zu hinduistischen Anschauungen kennt der Buddhismus, basierend auf den überlieferten Lehrreden des Siddhartha Gautama, des historischen Buddha, keinen unwandelbaren und unsterblichen überpersonalen Wesenskern. Ausdrücklich im Kontrast zum hinduistischen Atman, prägt er den Begriff des Anatman, des „Nicht-Selbst“.

Die Vorstellung es gäbe ein Ich, eine abgegrenzte Person oder ein Selbst ist demnach bereits eine grundlegende Täuschung über das Wesen der Wirklichkeit. Was Menschen als ihr „Selbst“ bezeichnen ist vielmehr ein ständig im Wandel begriffenes Zusammenspiel der fünf Daseins- oder Aneignungsgruppen (Sanskrit: Skandhas): des materiellen Körpers mit seinen Sinnesorganen, der Empfindungen, der Wahrnehmung der Welt, der Geistesformationen (Interessen, Willensregungen, Sehnsüchte und Tatabsichten) und letztlich des Bewußtseins. Wie ein Wagen eine zusammengesetzte Wirklichkeit, bestehend aus seinen Einzelteilen, ist, entsteht die Vorstellung eines Selbst aus dem Zusammenwirken dieser Daseins- oder Aneignungsgruppen.

Der buddhistischen Überlieferungen zufolge wird der Kreislauf der Geburten dadurch aufrechterhalten, dass ein karmisch geprägtes Bewusstsein im Augenblick der Zeugung eine neue Person mit verursache: Ein aus guten Tatabsichten erwachsenes Bewusstsein suche sich nach dem Tod seines bisherigen Besitzers einen ihm entsprechenden guten Mutterschoß mit günstigen Erbanlagen und veranlasse die Entwicklung eines neuen Wesens, ohne selbst in dieses überzugehen. Das neue Wesen entspreche in der Qualität seiner Existenzform genau der Qualität der Tatabsichten des ihr voraufgehenden Bewusstseins. Das neu entstandene Wesen sei aber keine völlig andere Person als die ihr voraufgehende, weil jede Existenzform von ihrer voraufgehenden geprägt sei und aus ihr hervorgehe wie eine Flamme, die an einer anderen entzündet wird. Trotz des Fehlens einer Substanz zwischen den Existenzformen einer Wiedergeburtenkette gilt es als möglich, sich der vielen Existenzen zu erinnern, die der derzeitigen vorausgingen.

In älteren Pali-Texten liegt der Fokus auf dem letztendlichen Verfall des Selbst. Das zu erfassen, ist ein Ziel der in der Mahásatipatthána Sutta beschriebenen Achtsamkeitsmeditation[4]. Das Erlöschen des Buddha selbst ist Thema der Maháparinibbána Sutta[5]: Alles Zusammengesetzte sei dem Verfall unterworfen. Das Selbst ist also nicht eine Substanz oder Energie, die erhalten bleibt, sondern eine vergängliche Struktur. Wunder sind im Prinzip immer Überwindungen dieser Bedingung. Der frühe Buddismus kannte keine Wunder, die einen Erhalt des Selbst ermöglichen würde. Tatsächlich wird das "Ich" selbst schon als konstruiertes "Gedankenobjekt" dargestellt, das ohnehin keine Substanz hat.

Psychoanalyse

Nach Ansicht der von Sigmund Freud geprägten Psychoanalyse liegen sämtlichen Handlungen des Menschen Motive aus unserer Seele (Psyche) zu Grunde. Als Motiv werden in diesem Zusammenhang Antriebsgründe und Beweggründe bezeichnet, die den Handlungen psychisch letztlich zugrunde liegen.

Als Psyche wird hier das System bezeichnet, welches Wahrnehmen und Denken begründet und die affektiven und rationalen Motive unserer Handlungen begründet. Das System des Organismus bezeichnet hierbei ein Gebilde, dessen wesentliche Elemente (Teile) so aufeinander bezogen sind, dass sie eine Einheit (ein Ganzes) bilden.

Wissenschaftlicher Diskurs

Im Wissenschaftsbetrieb ist der Begriff der Seele meist synonym zu dem aus dem Griechischen abgeleiteten Wort Psyche. Der Begriff der Seele wird allerdings heute kaum noch verwendet, sondern es wird fast ausschließlich von Psyche gesprochen. Die Seele ist nach vorherrschender wissenschaftlicher Auffassung an ein funktionierendes Nervensystem gebunden. Sie sterbe zusammen mit dem Körper oder - beim Hirntod - auch schon vor dem Körper. Stark kontrovers diskutiert wird indes, ob die Seele das Nervensystem selbst ist oder ob die Seele eine wie auch immer geartete eigenständige Größe ist, die mit dem Nervensystem lediglich assoziiert ist.

Mit der Seele (Psyche) befassen sich folgende Disziplinen: Die Psychologie, die Psychoanalyse, die Verhaltensforschung, die Kognitionswissenschaft, die Neurowissenschaften, die Anthropologie und die Endokrinologie. Die Philosophie befasst sich ebenfalls mit der Seele (Leib-Seele-Problem).

Die Forschungen zum Nahtodeserlebnis (engl. near-death experience, NDE) oder die Reinkarnationsforschung werden oft als Pseudowissenschaften abgelehnt.

Siehe auch

Literatur

  • Hans-Dieter Klein (Hrsg.): Der Begriff der Seele in der Philosophiegeschichte. Königshausen & Neumann, Würzburg 2005, ISBN 3-8260-2796-5
  • Simon L. Frank: Über die Seele des Menschen. Einführung in die philosophische Psychologie. Alber, Freiburg im Breisgau 2003, ISBN 3-495-47936-8
  • Johann Figl, Hans-Dieter Klein (Hrsg.): Der Begriff der Seele in der Religionswissenschaft. Königshausen & Neumann, Würzburg 2002, ISBN 3-8260-2377-3
  • Caspar Söling: Das Gehirn-Seele-Problem. Neurobiologie und theologische Anthropologie. Schöningh, Paderborn u.a. 1995, ISBN 3-506-78586-9
  • Friedrich Niewöhner (Hrsg.): Die Seele der Tiere. Harrassowitz, Wiesbaden 2001, ISBN 3-447-04475-6 (Wolfenbütteler Forschungen Bd. 94)
  • Klaus Kremer (Hrsg.): Seele. Ihre Wirklichkeit, ihr Verhältnis zum Leib und zur menschlichen Person. Brill, Leiden u.a. 1984, ISBN 90-04-06965-8 (Studien zur Problemgeschichte der antiken und mittelalterlichen Philosophie Bd. 10)
  • Hermann Levinson, Anna Levinson: Vögel und Schmetterlinge als Erscheinungsform der menschlichen Seele. In: Naturwissenschaftliche Rundschau 58 (10), S. 531-536, 2005, ISSN 0028-1050

Quellen

  1. Duden-Universalwörterbuch, Mannheim, 2003
  2. bibel-online.de: Matthäus 22: An jenem Tage kamen Sadducäer zu ihm (Jesus), die da sagen, es gebe keine Auferstehung; und sie fragten ihn 24 und sprachen: Lehrer, Moses hat gesagt: Wenn jemand stirbt und keine Kinder hat, so soll sein Bruder sein Weib heiraten und soll seinem Bruder Samen erwecken. 25 Es waren aber bei uns sieben Brüder. Und der erste verheiratete sich und starb; und weil er keinen Samen hatte, hinterließ er sein Weib seinem Bruder. 26 Gleicherweise auch der zweite und der dritte, bis auf den siebten. 27 Zuletzt aber von allen starb auch das Weib. 28 In der Auferstehung nun, wessen Weib von den sieben wird sie sein? denn alle hatten sie. 29 Jesus aber antwortete und sprach zu ihnen: Ihr irret, indem ihr die Schriften nicht kennet, noch die Kraft Gottes; 30 denn in der Auferstehung heiraten sie nicht, noch werden sie verheiratet, sondern sie sind wie Engel Gottes im Himmel. 31 Was aber die Auferstehung der Toten betrifft - habt ihr nicht gelesen, was zu euch geredet ist von Gott, der da spricht: 32 "Ich bin der Gott Abrahams und der Gott Isaaks und der Gott Jakobs"? Gott ist nicht ein Gott der Toten, sondern der Lebendigen. 33 Und als die Volksmenge es hörte, erstaunte sie über seine Lehre.
  3. bibel-online.net: 1. Korinther 15: 12 Wenn aber Christus gepredigt wird, daß er von den Toten auferstanden ist, wie sagen dann einige unter euch: Es gibt keine Auferstehung der Toten? 13 Gibt es keine Auferstehung der Toten, so ist auch Christus nicht auferstanden. 14 Ist aber Christus nicht auferstanden, so ist unsre Predigt vergeblich, so ist auch euer Glaube vergeblich. 15 Wir würden dann auch als falsche Zeugen Gottes befunden, weil wir gegen Gott bezeugt hätten, er habe Christus auferweckt, den er nicht auferweckt hätte, wenn doch die Toten nicht auferstehen. 16 Denn wenn die Toten nicht auferstehen, so ist Christus auch nicht auferstanden. 17 Ist Christus aber nicht auferstanden, so ist euer Glaube nichtig, so seid ihr noch in euren Sünden; 18 so sind auch die, die in Christus entschlafen sind, verloren. 19 Hoffen wir allein in diesem Leben auf Christus, so sind wir die elendesten unter allen Menschen. (...) 29 Was soll es sonst, daß sich einige für die Toten taufen lassen? Wenn die Toten gar nicht auferstehen, was lassen sie sich dann für sie taufen? 30 Und was stehen wir dann jede Stunde in Gefahr? 31 So wahr ihr, liebe Brüder, mein Ruhm seid, den ich in Christus Jesus, unserm Herrn, habe: ich sterbe täglich. 32 Habe ich nur im Blick auf dieses Leben in Ephesus mit wilden Tieren gekämpft, was hilft's mir? Wenn die Toten nicht auferstehen, dann «laßt uns essen und trinken; denn morgen sind wir tot!» (Jesaja 22,13) (...) 35 Es könnte aber jemand fragen: Wie werden die Toten auferstehen, und mit was für einem Leib werden sie kommen? 36 Du Narr: Was du säst, wird nicht lebendig, wenn es nicht stirbt. 37 Und was du säst, ist ja nicht der Leib, der werden soll, sondern ein bloßes Korn, sei es von Weizen oder etwas anderem. 38 Gott aber gibt ihm einen Leib, wie er will, einem jeden Samen seinen eigenen Leib. 39 Nicht alles Fleisch ist das gleiche Fleisch, sondern ein anderes Fleisch haben die Menschen, ein anderes das Vieh, ein anderes die Vögel, ein anderes die Fische. 40 Und es gibt himmlische Körper und irdische Körper; aber eine andere Herrlichkeit haben die himmlischen und eine andere die irdischen. 41(...) 42 So auch die Auferstehung der Toten. Es wird gesät verweslich und wird auferstehen unverweslich. 43 Es wird gesät in Niedrigkeit und wird auferstehen in Herrlichkeit. Es wird gesät in Armseligkeit und wird auferstehen in Kraft. 44 Es wird gesät ein natürlicher Leib und wird auferstehen ein geistlicher Leib. Gibt es einen natürlichen Leib, so gibt es auch einen geistlichen Leib. 45(...) 47 Der erste Mensch ist von der Erde und irdisch; der zweite Mensch ist vom Himmel. 48 Wie der irdische ist, so sind auch die irdischen; und wie der himmlische ist, so sind auch die himmlischen. 49 Und wie wir getragen haben das Bild des irdischen, so werden wir auch tragen das Bild des himmlischen.
  4. Dígha Nikáya (DN 22), Mahásatipatthána Sutta
  5. Dígha Nikáya (DN 16.6.3), Maháparinibbána Sutta
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