Sudetenland
Sudetenland ist seit 1918 die Bezeichnung für das geschlossene Siedlungsgebiet von Sudetendeutschen im heutigen Tschechien.
Dies betraf v.a. die Grenzgebiete in den Sudeten, dem Erzgebirge, dem Egerland, dem Böhmerwald und an der Grenze zu Österreich. Hinzu kamen verschiedene Sprachinseln. Insgesamt lebten in der damaligen Tschechoslowakei etwa 3,5 Mio. Deutsche. In Prag, der Hauptstadt Böhmens, waren 1900 5-6% der Einwohner deutsch.
Nach der Unabhängigkeit der Tschechoslowakei von Österreich-Ungarn wuchsen die schon vorher starken Gegensätze zwischen den nun tonangebenden Tschechen und den sich zunehmend benachteiligt fühlenden Deutschen. Der Versuch eines Anschlusses des Sudetenlandes an die Republik Österreich wurde von den Alliierten des 1. Weltkrieges verboten.
Mit der Zeit formierte sich die sog. Sudetendeutsche Partei um Konrad Henlein, die sich anfangs nur für mehr Autonomie einsetzte. Mit dem Erstarken der NSDAP im benachbarten Deutschland orientierte sich Henlein zunehmend am Nationalsozialismus. Mit dem Münchener Abkommen wurde das Sudetenland schließlich dem Deutschen Reich zugeschlagen, das wenig später das übrige Böhmen und Mähren besetzte.
Nach dem 2. Weltkrieg kam es zu ersten Racheaktionen von Tschechen an Sudetendeutschen. Eduard Benes verkündete die so genannten Benes-Dekrete, die die Enteignung und Vertreibung der Sudetendeutschen zur Folge hatte. Deutsche wurden mit einem "N" (Nemec = Deutscher) gekennzeichnet und wurden außer Landes gebracht. Bei Massakern kamen viele Menschen um, über genaue Zahlen wird bis heute spekuliert.
In den verlassenen Regionen wurden Tschechen aus dem Landesinneren, Slowaken, Sinti und Roma angesiedelt. Bis heute sorgt auf politischer Ebene dieses Thema für Spannungen zwischen der deutschen und der tschechischen Regierung, bei der das Thema weitgehend ein Tabuthema geblieben ist. Man hat versucht, diese Spannungen mit einer gemeinsamen Erklärung zu entschärfen.
Auf privater Ebene haben sich aber inzwischen viele freundschaftliche Kontakte zwischen ehemaligen und jetzigen Bewohnern ergeben.