Zum Inhalt springen

Edvard Beneš

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Dies ist eine alte Version dieser Seite, zuletzt bearbeitet am 3. September 2003 um 13:34 Uhr durch Ilja Lorek (Diskussion | Beiträge). Sie kann sich erheblich von der aktuellen Version unterscheiden.

Eduard Beneš (deutsch auch: Edvard Benesch) (*28. Mai 1884 in Kozlany/Westböhmen, †3. September 1948 in Sezimovo Ústí bei Tábor in Südböhmen) war Mitbegründer, Außenminister und Präsident der Tschechoslowakei.

Nach seinem Studium in Prag und in Frankreich (Paris, Dijon) arbeitete Benes zunächst als Dozent für Soziologie an der Karluniversität in Prag.

Während des Ersten Weltkriegs gründete Beneš zusammen mit Anderen die tschechisch-nationalistische Widerstandsbewegung "Maffia". Ab 1915 kümmerte er sich von Paris aus um die tschechischen Belange: Er hielt Vorlesungen zum Slawentum an der Sorbonne und war Mitbegründer und Generalsekretär des 1916 gegründeten Tschechischen Nationalrats.
Mit seinem Engagement für die tschechische Sache erwirkte er schließlich die Einsetzung eigener tschechischer Truppen in den letzten Kriegsjahren, und konnte erreichen, dass der tschechische Nationalrat 1918 von Frankreich als Vertreter des neuen tschechoslowakischen Staates anerkannt wurde und ein Recht auf Mitsprache bei den Verhandlungen zum Vertrag von Versailles bekam.

In der Zwischenkriegszeit war Beneš ab 1918 Außenminister unter Präsident Masaryk und wurde 1935 dessen Nachfolger.

Als Hitler nach dem Anschluss Österreichs im März 1938 auch die Sudetengebiete forderte, rüstete Beneš gegen ihn auf und hoffte auf die Unterstützung von England und Frankreich. Diese zogen sich aber nach anfänglichen Zusagen zurück und traten Hitler im Münchner Abkommen das Sudetenland ab, um einen Krieg zu vermeiden. Am 5. Oktover 1938 trat Beneš zurück, ging nach London und gründete dort ein Exilregierung.

Beneš hatte schon vor dem Krieg gute Beziehungen zur UdSSR gehabt, obwohl er als Sozialist den Marxismus ablehnte. Nach der Enttäuschung des Münchner Abkommens sah er in der Sowjetunion einen Garanten des tschechoslowakischen Staates. Im Vertrauen darauf, mit sowjetischer Hilfe seine politischen Ideale durchsetzen zu können, unterzeichnete er im Dezember 1943 mit Stalin einen Beistandspakt.

Nach dem Krieg verkündete Beneš durch die s. g. Benesch-Dekrete, dass die Sudetendeutschen das Land zu verlassen haben und enteignet werden sollten. Die Folge war eine Vertreibungswelle, die über 3 Millionen Menschen, deren Familien seit Jahrhunderten in Böhmen, Mähren und Schlesien wohnten, unter brutalsten Umständen außer Landes brachte. Im Verlauf dieser Vertreibung kam es auch immer wieder zu Massakern (Brünner Todesmarsch).