Liste deutscher Wörter aus dem Hebräischen und Jiddischen
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Die deutsche Sprache hat viele Ausdrücke aus dem Hebräischen ("Hebraismen") bzw. aus dem Jiddischen ("Jiddismen") entlehnt. Viele Begriffe wurden aus dem Rotwelschen übernommen.
Wörter aus dem Jiddischen
Deutsch | Hebräisch/Jiddisch | Anmerkungen |
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Hals- und Beinbruch | הצלחה וברכה(Hazlacha we Bracha) | Hals- und Beinbruch ist eine Verballhornung und stammt aus dem hebräischen hazlacha uwracha (= "Erfolg und Segen"). Dieser Glückwunsch wurde von Juden beim Abschluss eines Geschäfts in der jiddischen Form hazloche und broche ausgesprochen und von deutschsprachigen Zuhören als Hals- und Beinbruch verstanden. |
Betucht | Altertümlich für viele Tücher besitzen und nicht frieren müssen
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Bammel | über das Jiddische (furchtsamer Mensch) aus dem Hebräischen baal = Herr und ema = Angst. | |
Beisel, Beize | Kneipe; über das Jiddische bajis (Haus) ins Deutsche, insbesondere in den österreichischen Sprachgebrauch, übernommen. Schweizerdeutsch: Beiz | |
Chuzpe | חוצפּה (Chuzp`a) | Frechheit, Dreistigkeit |
Ganove | גנב (Ganaw) | Dieb, vom Hebräischen gannav |
Guten Rutsch | ראש השנה טוב (Rosch ha-Schana) | einen guten Anfang – wörtlich Kopf – des Jahres; also etwa: „Gutes Neujahr“ |
Haberer | Das - besonders in Österreich um Wien - gebräuchliche Wort "Haberer" (dt. Kumpel) kommt über das Jiddische aus dem Hebräischen vom Wort chaver (=Freund, Kumpel) plural: chaverim (=Freunde). | |
Hechtsuppe | "Es zieht wie Hechtsuppe" kommt möglicherweise aus dem jiddischen hech supha und bedeutet "starker Wind". Allerdings ist diese Etymologie noch unglaubwürdiger als "Guter Rutsch": a) Es gibt keinen einzigen Textbeleg in der (älteren wie modernen) jiddischen Literatur (für "Hechtsuppe" ebensowenig wie für hech supha). b) Es kann einen solchen Beleg nicht geben, denn "hech supha" ist mit vollem Endvokal im Jiddischen nicht möglich; dort herrscht - der germanischen Entwicklung angeglichene - Endsilbenabschwächung nach Penultimabetonung. Bereits die Transkription mit /ph/ statt /f/ zeit, dass "supha" ein Wort nichtjiddischer Provenienz ist. | |
Kaff | Das im Deutschen in manchen Regionen gebräuchliche Wort für "unbedeutendes, kleines Dorf, in dem nichts los ist" kommt über das Jiddische vom hebräischen Wort kafar bzw. kefar (= "Dorf"). | |
kapores (gehen, sein) | hebräisch kaparoth , jiddisch kapores bzw. als Wendung shluggen kapores. Nach einem jüdischen Brauch zu Jom Kippur, bei dem Hühner als "Sühneopfer" stellvertretend für die Sünden einer Person dargebracht werden. Möglicherweise leitet sich das deutsche Wort kaputt davon ab. | |
Kies | כּיס (kiss) | Kies im Sinne von Geld geht auf das Wort kis (= "Geldbeutel") zurück. |
koscher | כּשר (Kascher) | Koscher bedeutet ursprünglich rein. Damit bezeichnen die Juden Speisen, die nach der Tora erlaubt sind. |
Maloche | melā(')ḵā(h) | Schwerstarbeit. Das hebräische Ausgangswort hat die Bedeutung "Arbeit". Gebräuchlich vor allem im Ruhrdeutschen. |
Massel | mazel (= Glück). | |
meschugge | משוגע (meschugga) | Das jiddische Wort für "verrückt" geht auf das hebräische meshuga zurück, das hin und her schwankend bedeutet. |
mies | miuss (= Ekel). | |
Mischpoke | Familie, Gesellschaft, Bande hebräisch mischpacha | |
Pleitegeier | פליט (Plitt) | Der Pleitegeher leitete sich vom hebräischen Wort pleta (Flucht) und dem deutschstämmigen Wort "gehen" ab; in der westjiddischen Form wird das hebräischstämmige Wort lautlich systemhaft verändert zu plajte (Diphthongierung und Endsilbenabschwächung) und das deutschstämmige Wort "gehen" erscheint in der westjiddischen Form als gajen. Die feststehende jiddische Wendung plajte gajen bedeutete ursprünglich 'auf die Flucht gehen/fliehen"; der plajte-gajer war derjenige, der auf die Flucht ging, also floh. Durch volksetymologische Umdeutung wurde aus dem - in der westjiddischen Lautung - homophonenen "Geher" der Aasvogel "Geier". |
Reibach | רווח (Ruach) | Das Wort Reibach kommt von rewah und bedeutet "Gewinn". |
Schlamassel | שלימזל (Schlimasel) | Unglück; Gegenstück zu "Massel"; "Schlamassel ham" - bedrückende Sorgen haben; "innen Schlamassel stecken" - sich in einer recht aussichtslosen Situation befinden. |
Schleppen | שלעפּן | Etwas Schweres mühsam tragen. |
Schamass | Schund, wertloser Kram. | |
Schmock | Dummer oder unbeliebter Mensch; abgeleitet aus Schmoo (also jemand der „Mist baut/macht“). | |
Schmonzes | Unsinn, abgeleitet aus Schmoo. | |
Schmonzette | Rührseliges, dramatisch wertloses Stück; aus Schmonzes | |
Schmoo | Begriff für Schmuck im Sinne von Tand bzw. Tinnef. (z.B. auch in Variante: „′Schmuh‘ machen“ = „′Mist‘ bauen“) | |
Schmiere | 1. זמרה .2 שמרה (Schmira) | Schmiere wird in zwei Zusammenhängen verwendet: 1. Schmiere (=Wache) stehen von shamrah (= Wache). 2. Schmiere(-ntheater, -nkomödie) im Sinn einer Schauspielbühne kommt von zimrah (= Gesang). |
Schickse | שיקסע | Schickse stammt vom hebräischen schik(s), was "Christ" bedeutet. Im Jiddischen hieß Schickse oder Shiksa dann "Christenmädchen" und wurde oft als Schimpfwort verwendet. |
Schnorrer | שנאָרער | Da Bettelmusikanten oft mit Lärminstrumenten wie der Schnarre durch die Lande zogen, wurde der Name des Instrumentes auf die Musikanten übertragen. |
Stuss | Unsinn. Aus dem Hebräischen schtus (Dummheit) | |
Tacheles (reden) | Die Redewendung "Tacheles reden" stammt von hebräischen taklî = "Ziel, Zweck" und heißt so viel wie "direkt die unverblümte Wahrheit sagen; jemandem ohne Zurückhaltung ungeschminkt die Meinung sagen; Klartext reden; ein heikles Thema ansprechen; offen und deutlich reden". | |
Techtelmechtel | Techtelmechtel ist ein Reimwort, indem das Wort tachti (= "heimlich") um ein l erweitert (techtl) in leichter Variation (mechtl) wiederholt wird. | |
Tinnef | Tinnef im Sinne von "nutzlose Ware" kam im 19. Jahrhundert aus dem hebräischen tinnuf (jiddisch tinnef), das "Schmutz" bedeutet. | |
unbetamt | ungeschickt, zu taam „Geschmack, Nuance, Charme, Schliff“ | |
Zores | (v. hebr. zarä = Kummer; aus jidd. zores = Sorgen): Ärger, Streit, Durcheinander; auch Gesindel |
Wörter aus dem Hebräischen
Deutsch | Hebräisch | Anmerkungen |
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Amen | אמן (amen) | Das Schlusswort beim Gebet kommt über die griechische Sprache aus dem Hebräischen und drückt das Einverständnis des Betenden mit dem soeben Gesprochenen aus. Das Wort ist verwandt mit emunah = "Vertrauen". Etwa: "So sei es". |
Tohuwabohu | תהו ובהו (tohu vabohu) | Übernommen aus dem 1. Buch Mose 1,2 tohu wa bohu (= wüst und leer) |
Messias | משיח (meshiach) | Messias bedeutet ursprünglich "Gesalbter", abgeleitet vom Verb masah (= salben). Das Wort wurde im Griechischen (Lateinischen) mit Christus übersetzt. |
Rabbi/Rabbiner | רב (rebbe) | Abgeleitet vom hebräischen rabbi (= mein Lehrer) |
Schibboleth | שִבלֶת (shibboleth) | Schibboleth (= Getreideähre). Aus dem Buch der Richter Kapitel 12 Vers 5ff.: :Und wenn ephraimitische Flüchtlinge (kamen und) sagten: Ich möchte hinüber! fragten ihn die Männer aus Gilead: Bist du ein Ephraimiter? Wenn er nein sagte, forderten sie ihn auf: Sag doch einmal „Schibboleth". Sagte er dann „Sibboleth", weil er es nicht richtig aussprechen konnte, ergriffen sie ihn und machten ihn dort an den Fluten des Jordan nieder. So fielen damals zweiundvierzigtausend Mann aus Ephraim. |
Heirat | הרי את מקודשת לי ( | |
Jubel | יובל (jobel) | Jobel ist das alle 50 Jahre eintretende Jubeljahr, in dem die Schulden erlassen wurden. |
Halleluja | הַלְּלוּיָהּ (hallelu jah) | Preiset Jah(we)! |
Sabbat | שבת (shabbath) | Aus dem hebräischen Schabbat wurde über das volksgriechische Sambaton der deutsche Samstag. |
Literatur
- Salcia Landmann: Jiddisch. Das Abenteuer einer Sprache. Walter-Verlag Olten, Freiburg 1962. ISBN 3-548-35240-5
- Ronald Lötzsch: Duden Taschenbücher, Bd.24, Jiddisches Wörterbuch. Bibliographisches Institut, Mannheim; 2. Aufl. 1992. ISBN 3-411-06241-X
- Hans P. Althaus: Kleines Lexikon deutscher Wörter jiddischer Herkunft. Beck, München, 2. Aufl. 2003. ISBN 3-406-49437-4
- Stern, Heidi: Wörterbuch zum jiddischen Lehnwortschatz in den deutschen Dialekten. – Tübingen: Niemeyer, 2000. – ISBN 3-48439-102-2
Siehe auch
- Jiddisch, mit Links zum Thema
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