Skisprung-Weltcup 2006/07
Der Skisprung-Weltcup 2006/2007 (offizieller Sponsorname: e-on Ruhrgas FIS Weltcup Skispringen 2006/07) ist eine Reihe von 28 Einzel- und zwei Teamwettbewerben im Skispringen.
Reglement-Änderungen
- Seit dieser Saison trägt der Führende des Gesamtweltcups das Rote Trikot anstelle des bisher üblichen Gelben Trikots.
- Ebenfalls seit dieser Saison nehmen statt sechs Skispringern, nur drei an der Siegerehrung teil.
- Seit dem Weltcupspringen in Obersdorf am 27. Januar 2007 wird auch der sog. Man of the day geehrt.
Teilnehmende Nationen
Am Weltcup nehmen Springer aus 21 Ländern teil, die von folgenden Cheftrainern betreut werden:
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*Am 26. Januar 2006 zurückgetreten.
Saison-Verlauf
Der Weltcup begann am 24.November 2006 im finnischen Kuusamo. Der erste Abschnitt der Saison war von instabilen Wetterverhältnissen geprägt. Beim Auftaktspringen auf der Rukatunturi-Schanze in Kuusamo konnte nur ein Wertungsdurchgang abgehalten werden. Dieser wurde von drehenden Winden und von beständigem Schneefall, der die Anlaufspur ausbremste, geprägt. Dies führte zu Verzerrungen im Klassement und das Springen wurde in den Medien einstimmig als Chaosspringen bezeichnet. Das Springen am zweiten Tag wurde während des ersten Durchgangs wegen gefährlichen, drehenden Winden abgebrochen.
Die für die folgende Woche geplanten Springen in Trondheim mussten wegen dort herrschendem Schneemangel nach Lillehammer verlegt werden. Während am Samstag ein geordnetes Springen möglich war, welches mit dem ersten schweizer Doppelsieg durch Simon Ammann und Andreas Küttel seit Beginn des Weltcups endete, wurde der Wettbewerb am Sonntag durch Nebel und Regen beeinflusst. Der Deutsche Michael Neumayer, der in Kuusamo den fünften Platz belegt hatte, verletzte sich im Training und musste die Saison bereits zu diesem frühen Zeitpunkt beenden.
Der fünfte und sechste Weltcupwettbewerb, die im tschechischen Harrachov hätten stattfinden sollen, mussten ebenfalls wegen Schneemangels ersatzlos abgesagt werden, da in Mitteleuropa noch kein Schnee gefallen war.
Erst am vierten Weltcupwochenende in Engelberg waren zwei reguläre Springen bei schönem Wetter möglich, nachdem es in der Woche davor endlich auch in den Alpen geschneit hatte. Während dieser ersten Phase machten sportlich zwei Newcomer im Weltcup auf sich aufmerksam, der erst 16 jährige Österreicher Gregor Schlierenzauer und der 21-jährige Norweger Anders Jacobsen. Bis auf den Schweizer Ammann, der seit dem ersten Springen von Lillehammer das Rote Trikot des Weltcupführenden innehatte, konnte keiner der Etablierten mit den beiden Youngsters mithalten, die beide je einen der Wettbewerbe auf der Gross-Titlis-Schanze für sich entscheiden konnten.
Bei den Springen zwischen Kuusamo und Engelberg ließ sich generell eine Dominanz des österreichischen Teams feststellen, das nach fünf tatsächlich gewerteten Weltcups, am Vorabend der Vierschanzentournee, sechs Springer unter den Top-15 des Gesamtweltcups hatte und deshalb einen zusätzlichen Startplatz zugesprochen bekam. Das Deutsche Team hingegen zeigte bis dahin nur mäßige Leistungen, weshalb, vor allem nach den Springen in Engelberg, Bundestrainer Peter Rohwein stark kritisiert wurde.[1] [2]
Bei der 55. Vierschanzentournee (offizieller Sponsorname: 55. Internationale Jack Wolfskin Vierschanzentournee) wurden Schlierenzauer und Jacobsen im Vorfeld als die großen Favoriten gehandelt. Beim Tournee-Auftaktspringen in Oberstdorf schaffte es Schlierenzauer dem Druck durch die Öffentlichkeit zu widerstehen und gewann das Springen mit souveränem Vorsprung, während Jacobsen nur vierter wurde. Das österreichische Team konnte auch bei diesem Springen überzeugen und sechs Springer unter den besten 15 platzieren. Der deutsche Georg Späth war bereits vor dem Springen, nach einer schlechten Leistung in der Qualifikation, für die gesamte Tournee aus dem Kader genommen worden. Michael Uhrmann und vor allem der nach langer Verletzungspause ins Team zurückgekehrte Jörg Ritzerfeld gelangen im ersten Durchgang gute Sprünge, beide konnten ihre Leistungen im Finale nicht wiederholen, weshalb nur ein zölfter und ein fünfzehnter Platz für das Deutsche Tem zu erreichen war.
Das zweiten Tournee-Springen in Garmisch-Partenkirchen war wie schon viele Springen in dieser Saison von wiedrigen Wetter-Bedingungen geprägt. Bei der am Vortag ausgetragenen Qualifikation konnten sich zwar nur drei deutsche Athleten qualifizieren, dafür konnte Martin Schmitt sowohl in der Quali als auch in den Trainingsdurchgängen so weite Sprünge zeigen, dass ihm einige optimistische Fans bereits einen Sprung unter die drei Besten zutrauten. Der ständig drehende Wind und der anhaltende Regen, durch den die Anlauspur auftaute, ließen das Neujahrsspringen zu einem Lotteriespiel werden. Beispielsweise wurde der Japaner Noriaki Kasai, der in Oberstdorf nicht einmal qualifiziert war, von einer plötzlich aufkommenden Böe Aufwind auf 128 Meter hinabgetragen, während sein Gegner im K.O.-Duell, der Österreicher Andreas Widhölzl mit Rückenwind zu kämpfen hatte. Auch der Finne Matti Hautamäki und der Norweger Bjørn Einar Romøren erhielten bei eigentlich nur mäßigen Sprüngen Unterstützung durch den Aufwind und konnten sich vorne festsetzen. Trotz Rückenwindes schaffte Schmitt einen Sprung auf 122 Meter, der ihm am Ende einen achten Platz einbrachte, vor dem gemeinsam mit dem Österreicher Andreas Kofler auf Rang neun liegenden Uhrmann. Aufgrund der immer weicher werdenden Anlaufspur und des stärker werdenden Windes entschied die Jury keinen zweiten Wertungsdurchgang abzuhalten. Profiteur dieser Entwicklung war der zu diesem Zeitpunkt führende Küttel, der dadurch vorzeitig zum Sieger erklärt wurde. Küttel, der bereits in Oberstdorf den zweiten Platz belegt hatte, konnte sich, gemeinsam mit dem 3 Punkte vor ihm liegenden Schlierenzauer, in der Tournee-Gesamtwertung absetzen, so das zur Halbzeit der Tournee alles nach einem Duell der Beiden um den Gesamtsieg aussah.
Bei der Qualifikation zum Springen auf der Bergiselschanze in Innsbruck konnte Schmitt nicht an seine Sprünge von Garmisch-Partenkirchen anknüpfen und sich lediglich im gesicherten Mittelfeld plazieren. Dafür sprang sein Teamkollege Uhrmann in die Bresche und gewann mit einem Flug auf 125,0m den ersten Platz. Auch alle anderen Deutschen Starter, darunter auch der für Späth im Team nachgerückte Felix Schoft überstanden die Qualifikation. Das Österreichische Team, das hier mit der Nationalen Gruppe antrat, überzeugte voll und ganz, so dass sich bis auf den glücklosen Mathias Hafele 13 von 14 Startern qualifizieren konnten. Der Wettkampf wirbelte die Gesamtwertung der Tournee durcheinander. Die beiden bisher führenden Schlierenzauer und Küttel lagen nach dem ersten durchgang nur auf Rang neun und zwölf. Auch der zuletzt vom Bakken gegangene Uhrmann enttäuschte und erreichte als 29. das Finale nur knapp. Während dieser sich im zweiten Durchgang aber mit einem Extrem weiten Sprung noch bis auf den zehnten Platz vorkämpfen konnte, gelang den beiden Favoriten nur eine leichte Verbesserung. Während Schlierenzauer in der Gesamtwertung dadurch auf den 7 Rang zurückfiel, konnte Küttel immerhin einen 3 Platz, punktgleich mit seinem Landsmann Ammann halten. Die Führung konnte Jacobsen, der Sieger des Bergiselspringens, übernehmen, gefolgt von dem Finnen Arttu Lappi, den nach einem fünften und einem vierten Platz eigentlich niemand auf der Rechnung hatte.
Es war also eine spannende Ausgangslage vor dem Abschussspringen in Bischofshofen, das in diesem Jahr nicht wie traditionell üblich am Dreikönigstag sondern einen Tag später veranstaltet wurde, da die Fernsehsender aufgrund des Sonntagstermins auf höhere Einschaltquoten spekulierten. [3] Die Qualifikation verlief unspektakulär und alle angetretenen Springer aus Deutschland, Österreich und der Schweiz schafften den Sprung in den Wettbewerb. Im ersten Durchgang gewannen 13 von 14 angetretenen Österreichern ihr Duell, wodurch erstmals 13 Österreicher in einem Wettbewerb in die Punkterängen sprangen. Schlierenzauer gelang es sich an die Spitze zu setzen, doch seine Weite reichte nur aus um dem hinter ihm zweitplazierten Jacobsen 3 Punkte in der Gesamtwertung abzunehmen. Zu wenig um ihn ernsthaft unter Druck zu setzen, hatte Jacobsen vor dem Springen doch 20 Punkte Vorsprung. Auch die anderen Verfolger konnten mit ihren Sprüngen nicht an den Norweger herankommen. Auch im zweiten Durchgang konnte keiner der Kontrahenten aufschließen, Küttel fiel auf den fünften, Lappi sogar auf den sechsten Platz der Tournee zurück. Am Ende blieb der Tagessieg für Schlierenzauer, während Jacobsen die Tournee gewinnen konnte. Damit ist er nach Risto Laakkonen und Toni Nieminen erst der dritte Springer, der bei seinem Debüt den Sieg der Vierschanzentournee errang.
Beim Skifliegen in Vikersund pausierten viele Springer, darunter auch prominente Vertreter wie Schlierenzauer, Martin Höllwarth und Jakub Janda, um sich von den Strapazen der Tournee zu erholen. Auch dieser Wettbewerb wurde von wechselhaften Windverhältnissen beeinflusst. So musste die für Freitag geplante Qualifikation nach wenigen Springern abgebrochen werden, weshalb alle der 42 angetretenen Springer im Wettkampf starteten (Beim Skifliegen gibt es laut Reglement nur 40 und nicht 50 Starter im ersten Durchgang). Der Wettbewerb wurde vor einem durch Jacobsens Sieg bei der Tournee euphorisierten Publikum ausgetragen, so dass im Auslauf eine ausgezeichnete Stimmung herrschte. Zu Beginn des ersten Durchgangs herrschte starker Rückenwind, weshalb nach 17 Springern mit verlängertem Anlauf neu gestartet werden musste. Der Rückenwind wurde mit der Zeit immer schwächer, und drehte schließlich zu leichtem Aufwind, so dass die letzten Springer sehr günstige Bedingungen hatten. Davon benachteiligt wurden vor allem die kurz nach der Anlaufverlängerung, noch bei starkem Rückenwind gesprungenen Athleten. So konnten beispielsweise der Amerikaner Alan Alborn oder Schmitt, der im Probedurchgang noch den elftweitesten Sprung gezeigt hatte, trotz solider Sprünge nicht das Finale erreichen. Am meißten von dieser Entwicklung konnte Widhölzl profitieren, der mit einem Flug auf 212,5 Meter den ersten Durchgang für sich entscheiden konnte. Der zweite Durchgang fand bei konstantem Rückenwind statt, und der Lokalmatador Jacobsen konnte sich mit einem 193 Meter-Flug vom dritten auf den ersten Platz vorkämpfen und damit seine Führung im Gesamt-Weltcup ausbauen. Das Fliegen am Sonntag musste wegen starkem Wind komplett abgesagt werden.
In Zakopane war es wieder der Wind, der das Springen komplett verblies. So führte nach einem bei ständig wechselnden Winden ausgetragenen ersten Durchgang, der eigentlich eher die Bezeichnung Lotterie verdient hatte, der bis dahin kaum in Erscheinung getretene Slowene Rok Urbanc vor dem völlig außer Form springenden Roar Ljøkelsøy, während einige der besten Springer, wie Amann, Uhrmann, Höllwarth oder Martin Koch auf den letzten Plätzen landeten. Größtes Opfer des Windes wurde aber der Tscheche Jan Mazoch. Dieser wurde im zweiten Durchgang von einer Sturmböe erfasst und stürzte schwer. Vier Springer nach ihm wurde der Wettkampf abgebrochen und das Ergebnis des ersten Durchganges als Gesamtergebnis übernommen. Erste Meldungen, nach denen die Verletzungen Mazochs lebensbedrohlich seien [4] [5] bestätigten sich glücklicherweise nicht [6]. Nachdem der Wind am Sontag nicht nachließ, musste auch hier das zweite Springen komplett abgesagt werden.
Am 26. Januar, kurz vor der Qualifikation zum Springen in Oberstdorf, dass wegen zu wenig Schnee von der Heini-Klopfer-Skiflugschanze auf die Schattenbergschanze verlegt worden war, erklärte der slowenische Trainer Vasja Bajc seinen Rücktritt.
Ergebnisse und Wertungen
Weltcup-Übersicht
*= Ersatzaustragungsort für Trondheim, wo wegen Schneemangels kein Springen möglich war.
**=Ersatzschanze anstelle der Heini-Klopfer-Skiflugschanze, auf der wegen Schneemangels kein Springen möglich ist.
***Wird vom tschechischen Skiverband ausgerichtet.
Gesamtstand (Einzel)
Nach 17 von 28 Wettbewerben
Gesamtstand (Team)
Nach 16 von 30 Wettbewerben
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