Pharao
Systematische Namensdarstellung in den Pharaonenartikeln | |||||||||
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Horusname |
(Transkription) Übersetzung | ||||||||
Nebtiname |
(Transkription) Übersetzung | ||||||||
Goldname |
(Transkription) Übersetzung | ||||||||
Thronname |
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Eigenname |
(Transkription) Übersetzung | ||||||||
Griechisch nach Herodot nach Manetho |
Herodot-Bezeichnung Manetho-Bezeichnung |
Mit dem Wort Pharao wird in der Bibel der Herrscher Ägyptens bezeichnet.
Ursprung und Verwendung
Der Begriff Pharao geht auf das ägyptische Wort "Per aa" (pr-Vorlage:Unicode)
Die Bezeichnung Pharao für die Person des Königs kam erst im Neuen Reich ab Thutmosis III. auf, dennoch war diese Bezeichnung auch danach kaum jemals Teil des offiziellen Protokolls. Als Titel vor dem Herrschernamen ist der Ausdruck erst in der Dritten Zwischenzeit ab Scheschonq I., dem Begründer der 22. Dynastie, belegt. Im Koptischen - der letzten Sprachstufe des Ägyptischen - ist es dann das normale Wort für König. Eindeutigster Beleg dafür, dass ein Herrscher sich selbst als Pharao sah, ist, dass er seinen Namen in eine Kartusche schrieb, die nur königlichen Namen vorbehalten war. Auch die Lokalkönige aller altägyptischen Kleinstaaten während der Zweiten - (16. Dynastie) und der Dritten Zwischenzeit können zu recht als Pharaonen bezeichnet werden, da sie alle meist eine volle königliche Titulatur trugen. Einigen dieser Herrscher - auch libysche Lokalfürsten, Hohepriester und Gottesgemahlinnen - lassen sich sogar Thronnamen zuweisen, was zeigt, dass sie sich durchaus in der Tradition größerer Herrscher sahen.[1] Außerdem sind die Ptolemäer nicht die letzten Pharaonen, auch die römischen Kaiser gehören im Grunde zu den ägyptischen Pharaonen gezählt, da dieses Gebiet zu ihrem Herrschaftbereich gehörte und sie zumindest teilweise im alten Ägypten auch hieroglyphisch belegt sind. In der Ägyptologie hat es sich daher eingebürgert, alle ägyptischen Herrscher als Pharao zu bezeichnen.[1] Deshalb wird heute auch bei WP jeder Regent derart benannt, der während der gesamten pharaonischen Zeit (Frühzeit bis zum 4. Jahrhundert n. Chr. der Spätantike) über Ägypten oder einen Teil davon geherrscht hat. |
Kartuschenform
Die Kartuschenform, ursprünglich wohl entstanden durch den "Schen-Ring", eine Seilschleife mit überlappenden Enden, dem altägyptischen Symbol für Ewigkeit beziehungsweise Unendlichkeit und Schutz, entwickelte sich mit der Länge des jeweiligen Königsnamens bis zur einer mehr langgezogenen, elliptischen Form.
Aus besonders detaillierten Darstellungen wird deutlich, dass die Kartuschenlinie eigentlich aus einer doppelten Schnur besteht, die als Seilschleife um den Königsnamen gelegt und am Ende mit einem Knoten versehen ist. In eher schematischer Darstellung erscheint der Knoten wie ein im Winkel von 90° zur Kartuschenlängsachse platzierter Balken, der in seiner Länge etwa der Kartuschenbreite entspricht. Die Namenshieroglyphen im Inneren der Kartusche begannen stets auf der diesem Balken gegenüberliegenden Seite. Die gesamte Kartusche konnte sowohl vertikal (senkrecht) wie auch horizontal (waagerecht) dargestellt werden, wobei sich bei letzterer Art der Kartuschenanfang entweder auf der rechten oder auch auf der linken Seite befinden konnte. Siehe auch Hieroglyphenkartusche.
Namensschreibweise
Men-cheper-Re in Hieroglyphen | ||||||||
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Bleibend/Beständig ist die Erscheinung(sform) des Re |
Innerhalb der Königskartuschen folgt die Namensschreibweise in der Regel den allgemeinen Gesetzmäßigkeiten der Hieroglyphenschreibung. So wird beispielsweise das Zeichen einer im Namen oder Namensteil enthaltenen ägyptischen Gottheit aus Respekt gegenüber dieser Gottheit dem gesamten Namen beziehungsweise dem entsprechenden Namensteil stets vorangestellt.
Der Thronname von Thutmosis III. lautet „Men-cheper-Re“ und wird in der Transliteration als „Mn-xpr-Ra“ gelesen, in der deutschen Übersetzung etwa „Bleibend/Beständig ist die Erscheinung(sform) des Re“. Die Namensschreibung innerhalb der Kartusche beginnt jedoch aus den schon erläuterten Gründen mit der Hieroglyphe der Gottheit Re.
Namen und Titel
Geburtsname/Eigenname in Hieroglyphen | |||||||||
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(z3 Rˁ / sa ra) Sohn des Re |
Ein ägyptischer König hatte neben seinem Geburtsnamen, auch Eigenname, welcher seit der 5. Dynastie durch die Bezeichnung "Sa Ra", Sohn des Re, verdeutlicht wird, noch insgesamt vier weitere Titel und zusätzlich eine später entstandene Bezeichnung:
Thronname in Hieroglyphen | |||||||||
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(nswt bjtj) Der von der Binse, der von der Biene |
dem Thronnamen beigestellt ist am häufigsten die Bezeichnung "Nesut" oder "Nisut", wenn auf den König als weltlichen Herrscher verwiesen wird. Das bedeutet: Der von der Binse, bezeichnete allerdings nur den Herrscher Oberägyptens, also Südägyptens. Der Titel des Pharaos von Unterägypten war "Biti", das heißt: Der von der Biene. Die beiden Titel wurden in offiziellen Inschriften verbunden zu "Nesut Biti". War der Thronnamenskartusche die Bezeichnung "Nesut Biti" vorangestellt, war der Pharao sowohl Herrscher von Ober- wie auch Unterägypten.
Trotz alle dem hielt sich die Bezeichnung "Pharao" in den meisten Sprachen bis heute für die Bezeichnung des altägyptischen Herrschers.
Nicht immer wurden den Pharaonenkartuschen die Zusatzbezeichnungen "Sa Ra" oder "Nesut Biti" vorangestellt. Sehr oft sind auf Statuen, Stelen, Tempel- oder Grabinschriften und Papyrustexten allein die Kartuschen zu finden.
Horusname in Hieroglyphen | ||||||
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(ḥr.w) Horus |
Der Horusname ist der älteste bezeugte Titel des Königs und kommt schon kurz vor der 1. Dynastie auf. Geschrieben wird der Name in einem Serech, ein Rechteck, auf dem ein Falke thront. Der untere Teil des Rechtecks ist mit der Fassade des Königspalastes dekoriert ("Palastfassade"), der obere Teil symbolisiert den Hof/das Haus. In dieser freien Fläche steht der Name des Königs in Hieroglyphen.
Ab der 4. Dynastie kann der Titel ohne Serech geschrieben werden. Die Titelschreibung erfolgt dann in waagerechtem Text mit dem Horusfalken am Anfang.
Nebtiname in Hieroglyphen | ||||
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Nebti Die beiden Herrinnen Göttersymbole von Ober- und Unterägypten |
Der Nebtiname, auch Herrinnenname, kommt am Anfang der 1. Dynastie auf. Mit den beiden Herrinnen werden die Kronengöttinen Uto (Wadjet) und Nechbet von Ober- und Unterägypten gemeint.
Goldname in Hieroglyphen | ||||
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Horus (Neb-Tauy) (ḥr.w nbw) Horus (Herr der Zwei Länder) |
Als fünfter Titel ist oft der Goldname beziehungsweise Goldhorusname bekannt.
Der Horus-, Thron- und Eigenname erscheinen immer wieder auf Denkmälern des Königs. In der Frühzeit ist der Horusname der wichtigste Name, während später der Thronname gebräuchlicher wird. Der Nebti- und Goldname sind dagegen seltener und deshalb von vielen Herrschern nicht bekannt.
Andere Bezeichnungen
In Texten oder Beamtentiteln (z. B. Schreiber des Königs - sesch-nisut), in denen der König nicht mit Namen genannt wird, wird meist das Wort nisut gebraucht, ganz selten biti (Siegler des Königs - chetemty-biti). In religiösen Texten oder biographischen Inschriften von Beamten wird auf den ägyptischen König oft auch nur als Horus verwiesen, ohne den Namen des Herrschers zu benennen. In eher weltlichem Kontext kommt auch die Bezeichnung "Neb", der Herr oder als "Neb-Tauy", Herr der Zwei Länder vor. Die letztere Bezeichnung leitet auch oft einen Namen des Herrschers ein. Hier findet sich auch als weitere Zusatzvariante "Hem", was immer wieder als Majestät übersetzt wird. Eigentlich bedeutet es nur Diener, obwohl die Übersetzung Person in neuerer Literatur immer mehr vorgezogen wird. Diese Zusatzbezeichnung erscheint meist in Formulierungen wie "hem-ef" (Transliteration: Hm=f), seine Majestät, und taucht auch in der Form "Hemef n neb-tauy", (hm n nwbty), Diener des Herrn der Zwei Länder auf.
Spätere Bezeichnung nach Manetho
Manetho war ein Tempelschreiber aus Sebennytos in Theben, Ägypten. Er schrieb um die Mitte des 3. Jahrhundert v. Chr. unter der Regierung von Ptolemaios I. auf Grund der Schriften der Ägypter in griechischer Sprache die Geschichte Ägyptens von den ältesten Zeiten an bis zur makedonischen Eroberung in drei Büchern (Aegyptiaca). Dieses Werk ist frühzeitig untergegangen, nur das Verzeichnis der Dynastien, ein Drittel der Königsnamen (Manetho-Namen) und einige Fragmente sind erhalten geblieben.
Ein Teil der Manetho-Namen (z. B. Amenophis aus Amenhotep - das letztere ist die ägyptologische Vokalisation) wird heute noch gebraucht [2]; daneben auch die von Herodot (z. B. Cheops) überlieferten Namensformen.
Viele Forscher verwenden lieber diese gräzisierten Namen, da sie der Aussprache vielleicht näher kommen als die ägyptologische Vokalisation.
Verständnis
In der Frühzeit und im frühen Alten Reich besaß der Pharao vermutlich göttlichen Status; in der 5. Dynastie tritt hier ein offensichtlicher Ideologiewandel ein: Der Pharao galt nur noch als Sohn der Götter, zum Gott wurde er erst wieder nach seinem Tod. Erst viel später versuchten einzelne Pharaonen (Amenophis III., Ramses II.), sich wieder bereits zu Lebzeiten als Gott verehren zu lassen.
Pharaonische Insignien

- die Rote und die Weiße Krone, zusammen getragen die Doppelkrone "Pschent" (vor der Reichsvereinigung nur rote oder weiße Krone)
- andere Kronen, wie der Chepresch oder das Nemes-Kopftuch
- Uräus und Geier, meist zusammen, z. B. auf Totenmasken, die bekannteste ist die des Tutanchamun
- Krummstab und Wedel (oft auch Geißel genannt); sie stehen für Unter- und Oberägypten und geben einen Hinweis auf die Anfänge der Hochkultur.
- der Zeremonialbart: Pharaonen tragen auf allen Reliefs und Malereien einen langen, gebogenen Bart. Dieser Bart war nie gewachsen, sondern künstlich hergestellt und wurde - ebenso wie die Kronen etc. - zu offiziellen Anlässen angelegt.
Die bekanntesten Pharaonen
Frauen als Pharao?

Es gibt vier Frauen, die nachgewiesenermaßen die Alleinherrschaft ausübten. Die bekannteste von ihnen ist Hatschepsut. Sie begann als Vormund für ihren Stiefsohn und übte an seiner statt die Regentschaft aus. Weitere Beispiele hierfür sind die berühmte Kleopatra sowie die Mutter des Pepi II.
Es ist gesichert, dass die Große Königsgemahlin Teje Regierungsaufgaben wahr nahm, zuerst für ihren kranken Mann Amenophis III., später möglicherweise ebenfalls für ihren Sohn Echnaton. Für die 18. Dynastie wird in weiteren Fällen angenommen, dass Ehefrauen ihre Männer bei der Regierung unterstützten. Allerdings ist diese Annahme nicht gesichert.
Es besteht außerdem die Theorie, dass der mysteriöse Amarna-König Semenchkare in Wirklichkeit Nofretete ist, die diesen Namen als Thronnamen annahm. Diese These unterstützen z. B. die Ägyptologen Nicholas Reeves, Christine El-Mahdy und Cyril Aldred.
Siehe auch
- Liste der Pharaonen
- WP-Schreibkonvention der Pharaonennamen
- Liste der Pyramiden
- Liste der römischen Kaiser
- Pyramide (Bauwerk)
- Fluch des Pharao
Quellen
- ↑ a b Schneider: Lexikon der Pharaonen
- ↑ A. H. Gardiner: Egyptian Grammar, Oxford 1957, S. 75-76, ISBN 0900416351
Literatur
- Alan H. Gardiner: Egyptian Grammar, 3rd Edition, University Press, Oxford, ISBN 0-900416-35-1 (enthält eine ausführliche Zeichenliste, sowie eine Liste Ägyptisch-Englisch und Englisch-Ägyptisch, dazu die umfangreichste Referenzgrammatik des Mittelägyptischen. Um die Bedeutung einzelner Zeichen nachzuschlagen, ist der Gardiner ein Muss. Auf Seite 71-76 (Excurus A) wird die Titulatur der Pharaos erklärt.)
- Jürgen von Beckerath: Handbuch der ägyptischen Königsnamen. Münchner Ägyptologische Studien. Bd. 49. Philipp von Zabern, Mainz 1999, ISBN 3-8053-2591-6 (Das Verzeichnis umfasst alle vorkommenden Königsnamen in hieroglyphischen und hieratischen Texten in Zeichnung und Umschrift sowie Informationen zum Königstutular).
- Rainer Hannig: Die Sprache der Pharaonen. Großes Handwörterbuch Ägyptisch-Deutsch. Kulturgeschichte der antiken Welt. Bd. 64. (Hannig-Lexika Band 1) Philipp von Zabern, Mainz 1995, ISBN 3-8053-1771-9 (enthält neben einem Wörterbuchteil und einigen anderen Listen pharaonische Namen (Horus., Nebti- und Goldhorusnname nur in Transliteration, nicht in Hieroglyphen, und keiner übersetzt).)
Weblinks
- Chronologische Übersicht der ägyptischen Pharaonen
- Semataui.de - weitere Übersicht
- Pharaonenliste und ausführliches Material über Pharao Chufu (Cheops)
- Pharaonen.info - weitere Infos über Ägypten
- Der Pharao
- Désir d'Égypte - Definition der Rolle des Pharao (französisch)
- Titulaturen (Kartuschen) bekannter Pharaonen (italienisch)
- Das zahnlose Lächeln der Pharaonen: Alte Ägypter hatten keine Zahnärzte