Palermo
Vorlage:Infobox Ort in Italien Palermo ist die Hauptstadt der italienischen Region Sizilien und die Hauptstadt der Provinz Palermo.
Geografie

Die Stadt liegt an einer Bucht an der Nordküste Siziliens. Begrenzt wird die Bucht im Norden vom Monte Pellegrino, im Osten vom Monte Catalfano. Die Ebene zwischen den Bergen wird italienisch Conca d'oro (Goldene Muschel) genannt, vermutlich wegen der Orangenhaine, die Palermo zur Zeit der arabischen Herrschaft umgaben. Heute dehnt sich das Stadtgebiet über fast die ganze Conca d'oro aus.
Palermo bildet eine Agglomeration. Mit rund 670.206 Einwohnern in der Kernstadt (Stand am 31. Januar 2006) und insgesamt über 1,2 Millionen Einwohnern ist es die größte Stadt Siziliens.
Die Nachbargemeinden Palermos sind: Altofonte, Belmonte Mezzagno, Ficarazzi, Isola delle Femmine, Misilmeri, Monreale, Torretta und Villabate.
Geschichte
Die Phönizier gründeten die Stadt als Handelsstützpunkt im 8. Jahrhundert v. Chr. Der ursprüngliche Name der Stadt war Ziz (die Blume). Die Griechen nannten sie wegen der großen Hafenbucht Panormos (Allhafen). Im Gegensatz zu anderen großen Städten Siziliens gelangte Palermo nie unter griechische Herrschaft, lag aber an der Grenze zum griechischsprachigen Ostteil der Insel.
Während des Ersten Punischen Krieges war Palermo ein wichtiges Bollwerk der Karthager, bis es 254 v. Chr. von den Römern erobert wurde und den Namen Panormus erhielt. Unter Augustus siedelten sich ehemalige römische Legionäre an und Panormus entwickelte sich zu einer der bedeutendsten Städte auf Sizilien.

Nachdem die Vandalen im Jahr 429 ihr Reich in Nordafrika mit dem heutigen Tunesien als Zentrum gegründet hatten, fielen sie mehrfach in Sizilien ein und eroberten die Stadt. Palermo verlor an Bedeutung und fiel schließlich 535 an Ostrom.
Ein Aufschwung setzte erst wieder unter islamischer Herrschaft ein. Arabisch Balerm genannt, wurde Palermo 831 zur Hauptstadt der Emire von Sizilien und entwickelte sich durch den Anbau von Orangen- und Zitrusbäumen zu einem blühenden Wirtschaftszentrum. Der Hafen wurde ausgebaut und es entstanden neue Stadtviertel. Die damalige Einwohnerzahl wird auf etwa 100.000 geschätzt. Unter den europäischen Städten hatte damals nur Konstantinopel mehr Einwohner. Bis heute ist Palermo ein Zentrum des Islam in Italien.
1072 eroberten die Normannen Palermo. Anfang des 12. Jahrhunderts wurde es Hauptstadt der Grafschaft, ab 1130 des Königreichs Sizilien. Unter Roger I. entstanden zahlreiche Kirchen und Paläste mit deutlich arabischen Stileinflüssen. Diese Bauten sind Zeugnis einer arabisch-byzantinisch-normannischen Symbiose in der Kunst. Beispiele dafür sind die Sommerresidenz Zisa im Stil eines arabischen Wüstenschlosses oder die Kirchen San Giovanni degli Eremiti und San Cataldo mit ihren rot getönten Kuppeln. Am Normannenpalast und an der Kathedrale von Palermo sind die arabischen Stilelemente ebenfalls zu erkennen, aber der Gesamteindruck ging durch spätere An- und Umbauten verloren.

Die kulturelle Blütezeit unter den Normannen dauerte an, als 1194 die Staufer die Macht übernahmen. Friedrich II. baute die Stadt zur glanzvollen Residenz aus und gründete die Sizilianische Dichterschule.
Nach der Hinrichtung des letzten Staufers Konradin geriet Sizilien unter die Herrschaft von Karl von Anjou, der die Hauptstadt seines Reichs nach Neapel verlegte. Palermo verfiel immer mehr und die Armut der Bevölkerung führte 1282 zur Sizilianischen Vesper. Mit diesem Aufstand endete die Herrschaft Anjous auf Sizilien. Tausende Franzosen wurden dabei von der einheimischen Bevölkerung getötet. Allein in Palermo starben 2000 Menschen.
In der Folgezeit nahmen die Aragonier, Österreicher und Bourbonen die Stadt in Besitz und sie verlor weiter an Bedeutung. 1860 zog Giuseppe Garibaldi in Palermo ein und ein Jahr später kam Sizilien zum neuen Königreich Italien.
Während des Zweiten Weltkriegs wurde Palermo schwer beschädigt und bis gegen Ende des 20. Jahrhunderts war die Stadt fest in der Hand der Mafia. Sie war Zentrum zweier großer Mafiakriege und zählte zu den gefährlichsten Städten Europas. Vor allem die Staatsanwälte Giovanni Falcone und Paolo Borsellino kämpften dagegen an. 1992 wurden beide in der Nähe Palermos von der Mafia umgebracht.
Erst unter dem "Antimafia"-Bürgermeister Leoluca Orlando blühte das öffentliche, wirtschaftliche und kulturelle Leben der Stadt wieder auf. Unterstützt von anderen Politikern, von Künstlern und von der Bevölkerung setzte er den Kampf gegen die Mafia fort. Die Kriminalität sank und heute liegt Palermo in der Verbrechensstatistik nicht mehr unter den fünfzehn ersten Städten Italiens. Orlando veranlasste auch, durch umfangreiche Sanierungsmaßnahmen die verfallenen Gebäude der Altstadt wieder in Stand zu setzen. So wurde z.B. dank seiner Bemühungen 1998 das Teatro Massimo, eines der größten Opernhäuser Europas, wiedereröffnet.
Wirtschaft
Wichtigster Wirtschaftssektor ist der Dienstleistungssektor. Hierzu trägt auch der zunehmende Tourismus bei. Des weiteren ist Palermo Standort verschiedener Industriebetriebe aus den Bereichen chemische Industrie, Fahrzeug- und Schiffbau, Metall- und Textilindustrie. Die Landwirtschaft spielt mit dem Anbau von Zitrusfrüchten und Gemüse im Vergleich zu früher eine untergeordnete Rolle. Trotz des Aufschwungs Ende des 20. Jahrhunderts hat Palermo unter den Provinzhauptstädten Italiens das niedrigste Pro-Kopf-Einkommen und leidet an einer hohen Jugendarbeitslosigkeit.
Sehenswürdigkeiten










Kirchen
- der Dom (ital. Cattedrale) mit dem Grab Friedrich II., der Krypta und dem Domschatz,
- San Giovanni dei Lebbrosi ist die älteste Kirche Palermos im arabisch-normannischen Stil. Roger I. ließ sie 1071 noch vor der Eroberung der Stadt außerhalb der damaligen Mauern arrichten. Die Kirche wurde an ein arabisches Kastell, das Castello Giovanni, angegliedert, von dem heute nur noch wenige Überreste erhalten sind. Im 12. Jh. wurde hier ein Spital für Leprakranke errichtet, das der Kirche ihren Beinamen gab. 1934 wurde die Kirche gründlich restauriert, bei dieser Gelegenheit wurde auch ein Glockenturm hinzugefügt.
- San Giovanni degli Eremiti wurde von Roger II. kurz nach seiner Bestätigung als König von Sizilien 1130 als Teil des ersten römisch-katholischen Klosters auf Sizilien errichtet.
- La Martorana (Santa Maria dell'Ammiraglio), errichtet ab1143 durch Georg von Antiochia, den Admiral Rogers II., hat im Lauf der Geschichte zahlreiche bauliche Veränderungen erfahren. Im 14. Jh. erhielt der Turm seinen oberen teil im Stil der katalanischen Gotik, im 17. Jh. wurde eine Barockfassade zur Piazza Bellini hin errichtet.
- San Cataldo, errichtet 1154-1160 durch Maio von Bari, den Admiral Wilhelms I., ist eine der letzten Kirchen auf Sizilien im arabisch-normannischen Stil. Auf dem kubusförmigen Bau, dessen Fassaden mit Blendbögen geschmückt sind und nur in ihrem oberen Teil kleine Fenster haben, sitzen drei halbkugelförmige Kuppeln jeweils auf einem zylindrischen Tambour mit Fenstern. Das innere wir durch antike Säulen in drei Schiffe geteilt, die Innenwände zeigen den bloßen Stein.
- La Magione
- Santa Maria della Catena
- Santa Maria dello Spasimo
- Santo Spirito
- Chiesa del Gesù (Casa Professa)
- Sant’Agostino
- Santa Caterina
- San Francesco d'Assisi
- Oratorio di San Lorenzo
- Oratorio del Rosario di San Domenico
Paläste
- Der Normannenpalast (Palazzo Reale oder Palazzo dei Normanni) war früher Sitz der Könige und Vizekönige Siziliens und ist heute Sitz des Sizilianischen Parlaments. Besonders sehenswert in dem Normannenpalast sind die Cappella Palatina und das Zimmer des Roger, beide mit Mosaiken aus normannischer Zeit. An den Normannenpalast angebaut ist die Porta Nuova an der Stelle eines früheren Stadttors.
- La Zisa und La Cuba sind Schlösser aus normannischer Zeit, die unter arabischen Baumeistern erstellt wurden.
- Palazzo Chiaramonte
- Palazzo Sclafani
- Palazzo Abatellis
- Der Palazzo Senatorio (oder Palazzo Pretorio) an der Piazza Pretoria ist das Rathaus Palermos. Das Gebäude stammt ursprünglich aus dem 15. Jh., wurde aber mehrmals baulich verändert und vergrößert. Seine jetzige Form erhielt er im 19. Jh..
- Der Erzbischöfliche Palast mit dem Diözesanmuseum
Plätze
- Quattro Canti ist ein kleiner Platz an der Kreuzung der Hauptstraßen der alten Stadt (heute: Corso Vittorio Emanuele und Via Maqueda), die die Stadt in ihre vier Viertel teilten. Die Palazzi an den Ecken haben schräge geschwungenene Barockfassaden, so dass der Platz eine etwa achteckige Form erhält. An den Fassaden stehen Brunnen mit Allegorien der vier Jahreszeiten. In Nischen im 1. Stockwerk stehen Statuen spanischer Könige und im 2. Stockwerk Statuen der Schutzheiligen der Stadtviertel.
- Die Piazza Pretoria wurde im 16. Jh. in der Nähe der Quattro Canti angelegt, um dort einen manieristischen Brunnen von Francesco Camilliani aufzustellen, die Fontana Pretoria. An der Piazza Pretoria liegt auch der Palazzo Senatorio, das Rathaus von Palermo.
- Piazza Rivoluzione mit der Fontana del Genio
- Piazza Indipendenza südlich des Normannenpalasts
- Piazza Verdi vor dem Teatro Massimo
- Piazza Castelnuovo und Piazza Ruggero Settimo vor dem Teatro Politeama
Museen
- Das Archäologische Regionalmuseum (Museo Archeologico Regionale "Antonio Salinas") zeigt eine Sammlung einzigartiger Exponate von der Vorgeschichte Siziliens bis zur spätrömischen Zeit.
- die Regionalgalerie (Galleria Regionale della Sicilia) im Palazzo Abatellis
- das Diözesanmuseum (Museo Diocesano) im Erzbischöflichen Palais mit religiöser Kunst aus dem 12. Jh. bis zum 19. Jh., im Untergeschoss Ausgrabungsexponate und Darstellungen der Stadtentwicklung
- Das Museo Internazionale delle Marionette Antonio Pasqualino und das Museo Etnografico Siciliano Giuseppe Pitrè stellen traditionelle, handgefertigte Puppen des Sizilianischen Marionettentheaters aus.
Theater
- Das neoklassizistische Teatro Massimo wurde von 1864 bis 1897 unter G.B. Basile erbaut und ist eines der größten und schönsten Opernhäuser der Welt. Hier wurden auch Uraufführungen von Verdis Opern aufgeführt
- Teatro Politeama
Parks
- Parco d'Orleans zwischen Normannenpalast und dem Campus der Universität
- Villa Bonnanno zwischen Normannenpalast und Dom
- der Botanische Garten, in dem einst Goethe nach der "Urpflanze" suchte.
- Villa Giulia, ein geometrisch angelegter Park neben dem botanischen Garten.
- Villa Garibaldi, ein kleiner Park vor dem Palazzo Chiaramonte
- Giardino Inglese im Westen der Stadt
Umgebung
- Der Dom von Monreale liegt etwa 8 km vom Stadtzentrum entfernt. Seine Wände haben mit über 6000 m² Gold-Mosaiken die Geschichten des Alten und Neuen Testaments für die Analphabeten des Mittelalters anschaulich gemacht. Sehenswert ist auch der quadratische Kreuzgang mit über 200 Doppelsäulen.
- der Monte Pellegrino mit dem Heiligtum der heiligen Rosalia und Grotten mit steinzeitlichen Malereien.
- Solunto, eine ursprünglich phönizische Siedlung auf dem östlichen Vorgebirge von Palermo
- die Barockvillen von Bagheria
Giudecca
Die Giudecca ist das jüdische Stadtviertel in Palermo, zu dem man vom Cassara aus, über die porta di Ferro oder porta Judaica gelangt.
Verkehr
Palermo hat Anschluss zu den Autobahnen A19 nach Catania an der Südostküste und A29 nach Mazara del Vallo an der Südwestküste.
Der Hauptbahnhof von Palermo ist Endstation für Züge aus Rom. Von hier aus gibt es direkte Bahnverbindungen nach Messina, Agrigent und Trapani.
Etwa 35 km westlich der Stadt liegt der internationale Flughafen Palermo.
Vom Hafen aus verkehren Autofähren u.a. nach Genua, Livorno und Neapel. Weiter gibt es Schiffsverbindungen nach Tunis, Cagliari, Ustica und entlang der Nordküste Siziliens nach Cefalù, Messina und zu den Liparischen Inseln.
Söhne und Töchter der Stadt
- Bino, Schlagersänger
- Stefano Bontade, Mafiaboss
- Paolo Borsellino, Richter und Mafia-Jäger
- Alessandro Cagliostro, Alchemist und Hochstapler
- Francesco Cantelli, Mathematiker
- Frank Capra, US-amerikanischer Filmregisseur
- Michele Cipolla, Mathematiker
- Giovanni Falcone, Jurist und Mafia-Jäger
- Ferdinand II. (Sizilien), König Neapels und beider Sizilien
- Friedrich Franz IV. (Mecklenburg), Großherzog zu Mecklenburg-Schwerin von 1897 bis 1918
- Giuseppe Furino, Fußballspieler
- Natalia Ginzburg, Autorin des 20. Jahrhunderts
- Vincenzo Lapuma, Kardinal der römisch-katholischen Kirche
- Maria-Carolina von Bourbon-Sizilien, älteste Tochter König Franz I. von Neapel
- Leoluca Orlando, Bürgermeister von Palermo
- Antonio Pasculli, Oboist
- Salvatore Schillaci, Fußballspieler
- Salvatore Sciarrino, Komponist
- Giovanni Tedesco, Fußballspieler
- Giuseppe Tomasi di Lampedusa, Schriftsteller
- Ettore Ximenes, Bildhauer von religiösen und mythologischen Motiven
Zu den bedeutenden Personen, die in Palermo gelebt und gewirkt haben, zählen der Maler Pietro Novelli und der Erzbischof Alessandro Lualdi.
Sport
Palermos erfolgreichster Fußballklub ist der US Palermo. Der Verein spielt in der höchsten italienischen Liga der Serie A. Das Vereinsstadion Stadio Renzo Barbera bietet Platz für 39.000 Zuschauer.
Literatur