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Mike Tyson

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Mike Tyson
Daten
Geburtsname Michael Gerard Tyson
Geburtstag 30. Juni 1966
Geburtsort New York
Nationalität US-Amerikanisch
Gewichtsklasse Schwergewicht
Stil Linksauslage
Größe 1,80 m
Kampfstatistik als Profiboxer
Kämpfe 58
Siege 50
K.-o.-Siege 44
Niederlagen 6
Keine Wertung 2

Michael Gerard Tyson (Kampfname Iron Mike, neuer Name „Malik Abdul Aziz“; * 30. Juni 1966 in Brooklyn, New York) gilt als einer der besten Boxer aller Zeiten. Er ist der jüngste Schwergewichts-Boxweltmeister. Tyson vereinigte 1987 erstmalig die Titel der Boxverbände WBC, WBA und IBF.

Kindheit

Mike Tyson wuchs in Brooklyn auf und machte bereits in jungen Jahren Erfahrungen mit Gewalt, Kriminalität, Jugendbanden und Arrestzellen. Sein Ziehvater Cus D'Amato, der Tysons Talent im Alter von 13 Jahren erkannte und ihn aus einer Erziehungsanstalt holte, verstand es als einziger, Mike Tyson zu führen. In dieser Phase war Tyson vor jedem seiner Kämpfe ängstlich und nervös.

Amateur

Im Internet kursiert via ESPN und Co. eine Bilanz von 24 Siegen bei drei Niederlagen. Wahrscheinlich handelt es sich dabei aber nur um die Bilanz bei den Senioren, in Boxzeitschriften war von über 200 Kämpfen die Rede. Er war 1984 „National Golden Gloves Champion“. Eine Teilnahme an den Olympischen Spielen 1984 in Los Angeles verhinderten jedoch zwei Niederlagen in der Qualifikation gegen den späteren Olympiasieger Henry Tillman, den er als Profi im Juni 1990 in der ersten Runde KO schlagen sollte.

Profi

Als Tyson im März 1985 in das Profilager wechselte, war er 18 Jahre alt. Sein Adoptivvater und Mentor Cus D'Amato sah in Tyson schon früh den kommenden jüngsten Schwergewichtsweltmeister aller Zeiten und demenstprechend wurde Tyson mit immer mehr erfahrerenen Gegnern in den Ring gestellt, um rasch an Erfahrung gewinnen und sich in den Ranglisten hocharbeiten zu können.

Cus D'Amato verstarb am 05.11.1985, Mike Tyson nannte diesen Zeitpunkt deshalb den schlimmsten seines Lebens. Zu diesem Zeitpunkt war nicht klar, wie der Boxer Tyson diesen Verlust verkraften würde. Doch bereits 8 Tage später knockte er Eddie Richardson in Runde 1 aus.

Sein Fernsehdebut bestritt Tyson im Kampf gegen Jesse Ferguson am 16.02.1986 und gewann durch Abbruch in Runde 6.

Vom März des Jahres 1985 bis zum März des Jahres 1986 hatte Tyson 19 Kämpfe bestritten. Seine Bilanz von 19 Siegen in 19 Kämpfen, alle durch KO gewonnen, war ziemlich beeindruckend, besonders wenn man noch anmerkt, dass 11 dieser 19 vorzeitigen Siege bereits in der ersten Runde zustande kamen. Diese Kampfbilanz ließ sich sehr gut vermarkten und trug auch dazu bei, dass der junge Tyson rasch in der Gunst der Fachwelt aufstieg und dass die Gegner schon vor dem Kampf gehörigen Respekt, wenn nicht sogar Angst vor diesem jungen Mann hatten.

James Tillis, genannt Quick Tillis, ist der erste Boxer, dem es gelang, über die Runden mit Tyson zu gehen. Tyson gewann unumstritten nach Punkten.

Im Zeitraum von Juni bis September 1986 schlug Tyson alle seine 6 kommenden Gegner KO. Darunter war auch ein schwerer KO nach nur 30 Sekunden gegen den Sohn des ehemaligen Weltmeisters Joe Frazier, Marvis Frazier.

Am 22. November 1986 wurde er im Alter von 20 Jahren und 144 Tagen mit einem TKO-Sieg in der zweiten Runde über WBC-Weltmeister Trevor Berbick der jüngste Schwergewichtsweltmeister aller Zeiten, wenn man diesen Titel als Messlatte nimmt. Er war nach dem Berbick-Kampf bereits die Nummer Eins der Rangliste des Ring Magazine; der 21jährige Floyd Patterson war 1956 aber bereits allgemein anerkannter Champion, da es damals nur einen Weltmeistertitel gab. Der TKO gegen Berbick ist einer der berühmtesten der Boxgeschichte, weil Berbick, der nach einem einzigen Volltreffer zu Boden gegangen war, mehrfach aufzustehen versuchte, aber immer wieder hinfiel, als stände er auf Glatteis.

Diesem Sieg folgte nur drei Monate später der Titelgewinn der WBA durch einen Punktsieg gegen James „Bonecrusher“ Smith. Die Vereinigung aller Titel vollzog er am 1. August 1987, als er gegen Tony Tucker auch den IBF-Titel errang, von nun an war er unumstrittener Schwergewichtsweltmeister - der erste, der die Titel der drei großen Verbände WBA, WBC und IBF im Ring vereinigte.

In den späten 1980er Jahren verteidigte er mehrmals die WM-Titel aller Boxverbände immer durch KO. Zu diesem Zeitpunkt hieß es, er bräuchte keinen Trainer, sondern nur jemanden, der ihm die Boxhandschuhe schnürt. Die Frage, die man sich vor seinen Kämpfen stellte, war nicht mehr ob, sondern wann der Gegner ausgeknockt werden würde.

Mitte des Jahres 1988 hatte sich Tyson bereits aller ernsthaften Gegner im Ring entledigt. Der einzige Boxer, dem man es noch am ehesten zutraute, Tyson besiegen zu können, war Ex-IBF-Champion Michael Spinks. Er verlor den IBF-Gürtel nicht im Ring, sondern am grünen Tisch, da er sich geweigert hatte, gegen den IBF-Pflichtherausforderer zu boxen. Für viele (u.a. Ring Magazine) war Spinks immer noch der rechtmäßige Besitzer dieses Titels. Am 27.06.1988 kam es zum Kampf, bei dem Tyson über 20 Mio. US-Dollar als Gage bekam, was zu dem Zeitpunkt keinem anderen Sportler je gezahlt worden war. Nach einigen Verzögerungen unmittelbar vor dem Kampf (Disput um die Reihenfolge des Einmarsches der Boxer) schlug Tyson Spinks in Runde 1 nach nur 91 Sekunden schwer KO .

Der Douglas-Kampf

Für den Kampf gegen James „Buster“ Douglas, der 10. Titelverteidigung, wurden bei einigen Wettbüros keine Wetten auf Tysons Sieg angenommen, da der als sicher galt. Schon im Vorfeld dieses Kampfes wurde über die möglichen nächsten Gegner von Tysons spekuliert: Evander Holyfield, der gegen den Sieger dieses Kampfes kämpfen sollte und der wieder boxende George Foreman.

Sein turbulentes Privatleben beeinträchtigte jedoch zunehmend die sportlichen Leistungen. Vor dem Kampf gab es Meldungen, dass Tyson im Sparring von Ex-WBA-Champ Greg Page zu Boden geschlagen wurde und einen Cut über dem Auge erhielt. Auch sah er gegen andere Sparringspartner wie Trevor Berbick und Oliver McCall sehr schlecht aus.

Schlusspunkt einer stetig absteigenden Entwicklung war die sensationelle Niederlage gegen Douglas am 10. Februar 1990 in Tokio. Douglas ging 6 Sekunden vor Ende der achten Runde zu Boden, doch der Gong rettete ihn. In der zehnten Runde ging Tyson nach einer 5-Schlag-Kombination zu Boden; im Gegensatz zu Douglas wurde Tyson nicht vom Rundenende gerettet. Als der Referee bei 10 angelangt war, war Tyson immer noch nicht bei vollem Bewußtsein: erst versuchte er wie in Trance nach seinem Mundschutz zu greifen, um ihn dann halbwegs in seinen Mund zu tun und dann hilflos nach den Seilen zu greifen, um sich aufrichten zu können. Dieser Kampfausgang war ein Schock für die Boxszene, das Bild des hilflos krabbelnden Ex-Weltmeisters ging um die Welt. Auch Tysons neuer Trainer Aaron Snowell, der zum ersten Mal mit Tyson zusammenarbeitete, gab kein gutes Bild ab: Tyson schwere Schwellung über dem linken Auge wurde erst spät und dann nur mit einer Plastiktütte gefüllt mit Eiswürfeln gekühlt statt mit dem Kühleisen.

Promoter Don King bezichtigte den Referee Meyran Douglas zu langsam angezählt zu haben - tatsächlich war Douglas länger als 10 Sekunden am Boden, doch dies lang darin, dass der Zeitnehmer zu spät mit dem Anzählen began und Meyran diesen Count übernehmen musste - und wollte den Kampf als No Contest werten lassen, so dass Tyson immer noch Weltmeister geblieben wäre. Die WBC wollte anfangs diesem Vorschlag zustimmen, doch als die Verbände WBA und IBF darauf beharrten, Douglas als neuen Champ anzuerkennen, musste die WBC von einer No Contest-Wertung Abstand nehmen.


Doch in Nichttitelkämpfen schien er sich gefangen zu haben. Henry Tillman und Alex Stewart schlug er in Runde eins KO, gegen Donovan „Razor“ Ruddock machte er eine gute Figur und besiegte ihn zwei Mal, auch wenn der Abbruch im ersten Kampf nach Ansicht vieler Beobachter zu früh kam.

Vor einem für November 1991 angesetzten erneuten Titelkampf gegen Evander Holyfield, der Douglas in dessen erster Titelverteidigung besiegt hatte, wurde Tyson von einer Kandidatin einer Misswahl der Vergewaltigung bezichtigt und dafür 1992 zu sechs Jahren Haft verurteilt. Der Schuldspruch basierte auf Indizien und der Aussage des Opfers, die die Richter für glaubwürdiger befanden als diejenigen des mehrfach vorbestraften Tyson und der Eltern des Opfers.

Comeback nach Haftstrafe

Im Gefängnis konvertierte Tyson zum Islam. Auch seinen Namen änderte er in „Abdul Aziz“; dieser verschwand jedoch bald wieder aus dem öffentlichen Bewusstsein, da er sich nicht vermarkten ließ.

Nach dreijähriger Haft wurde Tyson am 25. März 1995 wegen guter Führung aus dem Gefängnis in Plainfield im Bundesstaat Indiana entlassen. Nach seiner Haftzeit erlangte er eine sogar noch höhere Popularität als zuvor, kam aber nie wieder in die Nähe früherer Leistungen. Ein Grund hierfür liegt für viele Beobachter in Tysons Beziehung zu Boxpromoter Don King.

Mit den Jahren hatte sich die Schwergewichtsszene spürbar verändert. War zu Tysons Glanzzeiten der Weltmeister-Titel von allen drei wichtigen Verbänden anerkannt, so führte seit 1993 die WBC wieder ihren eigenen Weltmeister, seit Anfang 1995 auch wieder IBF und WBA. Zudem hatte sich die neue, 1989 gegründete WBO inzwischen relativ etabliert und war als vierter allgemein anerkannter Weltverband hinzugekommen. Durch diese regelrechte Inflation des Weltmeistertitels begann das Interesse am Schwergewicht merklich nachzulassen. Ähnlich wie schon zehn Jahre zuvor und auch heute wieder erlebten dadurch die mittleren Gewichtsklassen einen deutlichen Imagegewinn. Waren es damals Boxer wie Thomas Hearns oder Marvin Hagler, welche für ihre Auftritte Rekordgagen kassierten, so waren nun vor allem Roy Jones Jr. und James Toney bekannter als die Schwergewichtsweltmeister. Die Öffentlichkeit sehnte sich nach den Zeiten zurück, als es in der Königsklasse nur einen Weltmeister gab, daher kam ein Mike Tyson gerade recht. Don King witterte das Geschäft, als er spürte, dass die Leute sich aufgrund der anhaltenden Flaute im Schwergewicht wieder nach den spektakulären Auftritten von „Iron Mike“ sehnten. Deshalb war er bestrebt, Tyson so schnell wie möglich wieder auf den Weltmeister-Thron zu setzen und sein Image als „bösester Mensch des Planeten“ wieder aufleben zu lassen. Die sportlichen Leistungen waren dabei zweitrangig.

Als Tyson am 19. August gegen Peter McNeely seinen Comebackfight bestritt und ihn in nur 89 Sekunden KO schlug - der Kampf wurde mit einem DQ-Sieg für Tyson gewertet, da McNeelys Betreuer-Stab während des Anzählens beim 2. Niederschlag in den Ring stürmte-, wurde er von den Verbänden WBA und WBC bereits wieder an die Nummer eins ihrer Ranglisten gesetzt, obwohl McNeely trotz optisch eindrucksvoller Bilanz von 36-1 ein vollkommen unbeschriebenes Blatt war. Seinen zweiten Aufbaukampf bestritt er am 16. Dezember gegen Buster Mathis Jr. und gewann nach großen boxerischen Problemen durch KO in der dritten Runde.

Am 16. März 1996 wurde Tyson dann erneut Titelträger des WBC, als er Frank Bruno, den er bereits 1989 besiegt hatte, in der dritten Runde KO schlug. Bezeichnend für den hohen Marktwert Tysons war seine Rekordgage von 30 Millionen Dollar, womit er das fünffache der Gage des Titelverteidigers einstrich. Andere große Schwergewichtsboxer wie Lennox Lewis oder Riddick Bowe konnten auch zu ihrer Zeit als Weltmeister von solchen Börsen nur träumen.

Im September 1996 forderte Tyson den WBA-Titelträger Bruce Seldon und gewann durch Erstrunden-KO. Hatte sich schon Bruno nicht gerade mit Ruhm bekleckert, was die Kampfmoral betraf, so kam die Vorstellung Seldons einer Arbeitsverweigerung gleich: er ging gleich nach dem ersten Angriff von Tyson zu Boden und wurde nach dem zweiten Niederschlag wegen anhaltender Kampfunfähigkeit von Ringrichter Richard Steele aus dem Kampf genommen, obwohl in der Zeitlupenwiederholung gar keine Volltreffer zu erkennen waren. Unmittelbar nach dem Kampf wurde in Las Vegas auf dem Weg zur Siegerfeier der Rapper Tupac Shakur erschossen, welcher ein enger Freund von Mike Tyson war.

Vor dem Kampf hatte Tyson den WBC-Titel abgegeben, da Don King mit ihm zunächst weitere lukrative Kämpfe veranstalten wollte, bevor Tyson die Titel wiedervereinigen sollte.

Die Holyfield-Kämpfe

Zwei Monate später, am 9. November 1996, verlor Tyson seinen Titel sensationell durch technischen KO in der elften Runde gegen Evander Holyfield. Die Wettquoten hatten mit 25 zu 1 eröffnet, gingen etwas runter auf 16 zu 1 zugunsten Tysons.[1] Bei einer Umfrage des „Las Vegas Review Journal“ setzten 47 von 48 Journalisten auf Mike Tyson. Im Kampf selbst zeigte sich Holyfield deutlich fitter als nach seiner KO-Niederlage gegen Riddick Bowe ein Jahr zuvor allgemein angenommen, blieb von Tyson weg und konterte ihn aus. Tyson hingegen musste nun der Tatsache Tribut zollen, dass er seit seiner Haftentlassung lediglich acht Runden im Ring gestanden hatte. Er konnte Holyfield zwar in der fünften Runde etwas in Schwierigkeiten bringen, aber nach einem Niederschlag in Runde sechs wurde er immer unkonzentrierter und statischer. Von seinen früheren gefürchteten Kombinationen aus Jab und Haken zu Kopf und Körper war nichts mehr zu sehen; im Gegenteil, er suchte sein Heil fast nur noch in Einzelschlägen. Holyfield, ein in vielen zwölfrundigen „Ringschlachten“ erprobter Mann, setzte Tyson weiter zu, bis dieser in der 11. Runde nach schweren Wirkungstreffern vom Ringrichter stehend aus dem Kampf genommen wurde. Zur Zeit des Abbruchs lag Tyson bei allen drei Punktrichtern aussichtslos zurück.

Der Rückkampf am 28. Juni 1997 erlangte, obwohl in sportlicher Hinsicht dem ersten Duell nicht ebenbürtig, noch weitaus größere Berühmtheit. Er endete nach drei Runden, als Tyson seinem Gegner, nach Punkten wieder zurückliegend, ein Stück des rechten Ohres abbiss. Einige Sportreporter versuchten diesen Vorfall wie folgt zu erklären: Tyson habe sich zu der Bissattacke entschlossen, um sich bewusst disqualifizieren zu lassen, da er seinem Gegner sportlich unterlegen gewesen sei. Eine weitere sportliche Niederlage habe er um jeden Preis vermeiden wollen. Diese Interpretation bezweifeln wiederum andere, die Tyson einen solchen "Plan" aufgrund seines als eher kindlich eingeschätzten Intellektes nicht zutrauen. Es wird hier eher ein verzweifelter Akt der Hilflosigkeit gesehen. Fakt ist, dass Tyson im ersten Kampf gegen Holyfield in der siebten Runde einen schweren Kopfstoß erhielt, der ungeahndet blieb. Er war nach eigenen Angaben überzeugt, nur deshalb den Kampf verloren zu haben. Im zweiten Kampf kam es dann in der zweiten Runde wiederum zu einem Kopfstoß, jedoch hier eher unabsichtlich, so dass er nach Ansicht verschiedener Experten angesichts der schweren Platzwunde, den er hierdurch erlitt, seine Nerven verlor und schließlich mehrfach zubiss. Er meinte hinterher bei Larry King, dass er schon in seiner Jugend bei Straßenschlägereien gebissen habe („I had to“). Zum Kampf selber sagte Tyson achselzuckend: „I just snapped.“ (etwa: Es ist einfach mit mir durchgegangen.)

Zweiter Gefängnisaufenthalt

Nach diesem Vorfall musste Tyson drei Millionen Dollar Schmerzensgeld an Holyfield zahlen. Er verließ Promoter Don King, blieb aber bei Showtime. Zusätzlich wurde ihm für ein Jahr die Boxlizenz abgenommen. Kurz nach seinem Comeback im Januar 1999, bei dem er Francois Botha nach enttäuschender Vorstellung in der 5. Runde KO schlug, wurde er wegen einer 1998 nach einem Verkehrsunfall begangenen Körperverletzung erneut inhaftiert; er wurde aber nach wenigen Monaten wieder entlassen. Danach kehrte er wieder zurück in den Ring. Anfang 2000 schlug er nach seinem Gegner Lou Savarese auch noch den Ringrichter John Coyle zu Boden. Am 20. Oktober 2000 besiegte Tyson im sogenannten „Duell der Bad Boys“ den Polen Andrzej Gołota durch technischen KO in der dritten Runde, doch wurde das Resultat nachträglich zu einem „No Contest“ (einem nicht gewerteten Kampf) umgewandelt, da ihm die Einnahme von Marihuana nachgewiesen wurde.

WM-Kampf gegen Lewis

Nach dem Sieg über Brian Nielsen durch KO in Runde sieben im Oktober 2001 in Dänemark wurde der Vertrag für einen Kampf gegen WBC/IBF- Weltmeister Lennox Lewis, der durch den Punktsieg gegen Holyfield Ende 1999 zur allgemein anerkannten Nummer eins im Schwergewicht geworden war, unterzeichnet. Tyson wollte Anfang Januar noch einen Aufbaukampf gegen Ray Mercer bestreiten, was aber von Lewis und seinem Management verhindert wurde. Viele Experten waren der Meinung, dass Tyson, der 2001 nur einmal im Ring gestanden hatte, noch ein bis zwei Kämpfe bräuchte. Die Pressekonferenz, die für den Kampf am 22. Januar stattfand, wurde ein einziges Fiasko. Lewis, der Tyson heftig kritisierte, wurde von Tyson während der Konferenz attackiert und während der folgenden Massenschlägerei in den Oberschenkel gebissen.

Die Begegnung fand schließlich am 8. Juni 2002 in Memphis, Tennessee statt. Durch die Vorfälle auf der Pressekonferenz sensibilisiert, wurden unmittelbar vor dem Kampf bisher nie dagewesene Sicherheitsvorkehrungen getroffen, um eine erneute Eskalation zu verhindern. Dabei wurden beide Boxer samt Begleitung beim Einmarsch in die Halle nach unerlaubten Waffen durchsucht, was den Beginn des Kampfes erheblich verzögerte. Dieses schon reichlich groteske Schauspiel gipfelte schließlich darin, dass sich mitten im Ring ein Dutzend Sicherheitsleute als menschliche Mauer aufstellten, um beide Kontrahenten bis zum Gong voneinander zu trennen. Selbst das traditionelle Berühren der Handschuhe vor dem Kampf als Äquivalent eines Händeschüttelns entfiel, da der Ringrichter die obligatorische Einweisung bei jedem der Boxer einzeln in der Ecke durchführte.

Der Kampf selbst erfüllte dagegen nicht die Erwartungen der Zuschauer. In der ersten Runde präsentierte sich Tyson sehr aggressiv und beweglich, doch schon ab Runde zwei begann er konditionell abzubauen, wurde immer statischer und infolgedessen immer wieder von Lewis harter linken Führhand getroffen. Er wirkte behäbig und einfallslos, was Lewis gnadenlos ausnutzte. Analog zum ersten Kampf gegen Holyfield bewies Tyson allerdings Nehmerfähigkeiten, bis die schiere Akkumulation der Treffer in der achten Runde schließlich doch dazu führte, dass er zu Boden ging und ausgezählt wurde. Tysons Gage für diesen WM-Kampf belief sich auf 17 Millionen US-Dollar, doch seine sportliche Reputation war nun endgültig ramponiert; Lewis hatte sich als bester Schwergewichtler der späten 1990er und frühen 2000er Jahre bewiesen, obgleich die Frage offen blieb, ob er auch gegen einen Mike Tyson in Bestform gewonnen hätte.

Tyson, der vor dem Kampf getönt hatte, er werde Lewis das Herz herausreißen und seine Kinder fressen, gab sich nach dem Kampf wieder mäßiger. „Ich gratuliere Lennox, er hat tapfer gekämpft, ich ziehe meinen Hut. Alles andere was ich davor gesagt und getan habe, habe ich gemacht, um den Kampf zu promoten“.

Nach der Niederlage gegen Lewis bestritt Tyson einen Aufbaukampf gegen Clifford Etienne, den er bereits in der ersten Runde durch KO gewann. Auf die Frage, ob man weitere Kämpfe von ihm sehen werde, meinte er nur trocken, er würde nur gegen eine entsprechende Bezahlung zurückkehren; eine solche hielt er nur durch einen zweiten Kampf gegen Lewis für möglich. Dieser zeigte zwar trotz seines überzeugenden Sieges im ersten Kampf zunächst durchaus Interesse, erklärte dann jedoch nach seinem umstrittenen Abbruchsieg gegen Vitali Klitschko im Juni 2003 seinen Rücktritt. Im September desselben Jahres erklärte Tyson seinen Bankrott.

Comebackversuche

Von Geldsorgen getrieben, ließ sich Tyson im Juli 2004 auf ein neuerliches Comeback ein. Gegen den bis dahin recht unbekannten Danny Williams ging er in der vierten Runde nach über zwanzig Volltreffern zu Boden und der Ringrichter beendete den Kampf, obwohl Tyson in den Runden zuvor klar überlegen gewesen war. Der Grund dafür, dass Tyson verlor, war wohl eine Knieverletzung, die er sich gegen Ende der ersten Runde zuzog. Kurz nach dem Kampf folgte eine Operation des Meniskus. Er bekam für den Kampf eine geschätzte Prämie von acht Millionen US-Dollar, der größte Teil der Börse ging allerdings an seine Gläubiger und an seine Ex-Frau.

Seinen letzten Kampf als aktiver Boxer mit einer Prämie von fünf Millionen US-Dollar bestritt er bei seinem Comeback am 11. Juni 2005 gegen den Iren und eher mittelmäßigen Boxer Kevin McBride. Nach Punkten führend, geriet er in der sechsten Runde in Schwierigkeiten. Als er daraufhin versuchte, seinem Gegner den Arm zu brechen, und ihm gleich im Anschluß mit einem vorsätzlichen Kopfstoß einen schweren Cut verpasste, wurden ihm 2 Punkte abgezogen und für weitere Unsportlichkeiten die Disqualifikation angekündigt. Kurz vor Ende der Runde ging er dann nach einem rechten Haken zu Boden. Dies wurde freilich nicht als Niederschlag gezählt, da ihn der Gegner zu Boden gedrückt hatte. Dennoch trat er nicht mehr zur siebten Runde an und gab somit den Kampf auf. Dieser technische KO war seine sechste Niederlage in 58 Profikämpfen. Nach diesem Kampf erklärte er seinen endgültigen Rücktritt und versprach, „den Boxsport, dem er soviel zu verdanken“ habe, „nicht mehr durch solche Auftritte lachhaft zu machen“.

Eine erneute Rückkehr ist jedoch nicht auszuschließen, denn durch Missmanagement gelang es Tyson nicht, seine mit dem Boxen verdienten über 100 Millionen Dollar als Rente zu hinterlegen. Einige Fans sind der Meinung, dass er mit einem seriösen Management und Trainerstab sogar noch einmal Weltmeister werden könnte, da die Schwergewichtsszene nach den Abgängen von Lennox Lewis und Vitali Klitschko gegenwärtig eher schwach besetzt ist.

Tysons Boxstil

Tysons Defensivverhalten zu seiner ruhmreichen Zeit, die meisten sehen den KO-Sieg im Kampf gegen Michael Spinks im Juni 1988 als Höhepunkt seiner Karriere, gilt unter Experten als das am meisten unterschätzte. Unter Cus D'Amato lernte der sehr muskulöse, aber für einen Schwergewichtler mit 1,80 m kleine Tyson nach dem Grundsatz „Defence first“ zu boxen: Das Wichtigste ist hiernach, nicht getroffen zu werden. Aufgrund seiner geringen Größe und der daraus erwachsenden Reichweitennachteile war das beste Rezept, Tyson zu besiegen, dass man ihn durch stetige Arbeit der Führhand auf Distanz hielt. Doch durch die Pendelbewegungen seines Oberkörpers, was für einen Schwergewichtler bis dato einmalig war, schien es in der Regel für seine Gegner unmöglich, dies umzusetzen und Treffer zu landen, geschweige denn Wirkungstreffer anzubringen. Tyson selbst „tauchte“ so immer wieder unter den Schlägen seiner größeren Kontrahenten hindurch, um dann am Mann förmlich zu explodieren. Durch seine große Beweglichkeit und die relativ kurzen Arme war Tyson beim Schlagabtausch aufgrund der höheren Schlagfrequenz der überlegene Mann. An diesem Stil des jungen Tyson verzweifelten die meisten, da sie nicht trafen, ermüdeten und selbst hart getroffen wurden.

Diesen Stil erfand D'Amato selbst und taufte ihn "Peek-a-boo". Die Hände wurden direkt vor dem Körper gehalten, meist bis zum Kinn oder auch bis zu den Augen. Dies machte es leicht, einen Jab zu schlagen und die Hände mussten nicht wie sonst üblich andauernd angespannt sein. Gepaart wurde diese Armstellung mit der kontinuierlichen Bewegung von Kopf und Oberkörper. Boxer, die diesen Stil boxten sind allesamt D'Amato-Schützlinge wie Floyd Patterson, Kevin Rooney und eben Tyson.

Tysons Schlaghärte ist den meisten ein Begriff und brachte ihm den Namen „Iron Mike“ ein, doch mit roher Kraft allein ist seine Effektivität nicht erklärbar. Es gab im Schwergewicht zwar Boxer wie Rocky Marciano, Sonny Liston oder George Foreman, die sehr stark waren, aber relativ langsam zuschlugen und andererseits Boxer wie Floyd Patterson und Muhammad Ali, die sehr schnell, aber weniger kraftvoll trafen, doch Tyson ist bislang der einzige, der diese beiden Qualitäten in starker Ausprägung in sich vereinte. Dazu kommt noch, dass Tysons Schläge meist aus der Hüfte und nicht nur, wie bei den meisten Boxern aus der Schulter, kamen, so dass er mehr Gewicht in jeden einzelnen Schlag legen konnte. Auch spielte die psychologische Komponente eine große Rolle; seit Beginn der Profikarriere wurde das Image des „Bad Boys“ gepflegt, welcher seine Gegner nicht nur besiegte, sondern regelrecht zerstörte. Auch als Tyson nach seinem Gefängnisaufenthalt an Explosivität eingebüßt hatte, war bei einigen seiner Gegner der Urglaube an seine Unbesiegbarkeit tief verwurzelt.

Tyson selber fühlte sich als eine Art Gladiator, so lief er stets mit freiem Oberkörper in den Ring ein, zog also keinen Mantel an - später, gegen Ende seiner Karriere, mit einem aufgeschnittenen Handtuch. Desweiteren zog er keine Socken an.

Ein Markenzeichen Tysons ist es gewesen, zu Beginn der ersten Runde jedes Kampfes sofort auf den Gegner zuzugehen und harte Treffer mittels Kombinationen, denen meist eine aggressiv geschlagene Führhand vorausging, anzubringen, in der Hoffnung den Gegner unerwartet zu treffen; seine 22 KOs in der ersten Runde verdeutlichen dies. Tyson arbeitete auch sehr effektiv mit Körpertreffern. Aus seinem Schlagrepertoire sind vor allem sein linker Haken und sein rechter Aufwärtshaken zu nennen, mit denen er viele seiner 44 bzw. 47 (die beiden annullierten Kämpfe gegen Gołota und Orlin Norris sowie den formal als Disqualifikationssieg gewerteten Kampf gegen McNeely inhaltlich mitgezählt) KOs einleitete bzw. vollzog.

Zusammenfassung

Aufgrund seiner Defensiv- und Offensivstärke sowie der Tatsache, mit 20 Jahren jüngster Weltmeister im Schwergewicht aller Zeiten geworden zu sein, sahen viele in ihm den kommenden größten Boxer aller Zeiten. Doch D`Amatos Tod (der Verlust der Vaterfigur und der einzigen Person, die Tyson unter Kontrolle hatte), private Probleme (angefangen bei seiner ersten Ehefrau Robin Givens), der Wechsel zu Boxpromoter Don King und die daraus resultierende Entlassung seines Trainers Kevin Rooney sowie seine Undiszipliniertheiten innerhalb und außerhalb des Rings standen dem immer entgegen. Nach der Entlassung Rooneys entwickelte Tyson seinen Stil nicht weiter, ließ ihn verkümmern: Er vernachlässigte seine Defensivarbeit, arbeite weniger mit der Führhand und brachte immer seltener seine Kombinationen; stattdessen versuchte er fast nur noch, mit einem einzelnen Schlag zum KO zu kommen. Er wurde behäbig, trainierte nicht mit letzter Konsequenz, unterschätzte seine Gegner und überschätzte sich selbst. Ferner ist Tysons Karriere wohl ein trauriges Beispiel für falsche Freunde, Berater und Missmanagement: Der von den Einkünften her reichste Sportler der Welt ist pleite und hat Schulden in Millionenhöhe. Im Jahre 2005, noch vor seinem letzten Kampf, meinte er in einem Interview, sein ganzes Leben sei eine Verschwendung gewesen.

Quellen

  1. Boxing Monthly: „The oddsmakers installed Tyson as a 25-1 on favourite but money coming in for Holyfield brought the odds down to 16-1 by the day of the fight.“)

http://www.boxing-monthly.co.uk/content/0106/one.htm