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Alfred Toepfer Stiftung F. V. S.

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Die Alfred Toepfer Stiftung F.V.S. ist eine gemeinnützige Stiftung, die sich um die Förderung der europäischen Einheit unter Wahrung der kulturellen Vielfalt und die Verständigung zwischen den Völkern Europas bemüht. Sie gilt als größte private Stiftung Deutschlands.

Zu den hauptsächlichen Aktivitäten der Stiftung gehört die Vergabe von Auszeichnungen und Stipendien.

Die Alfred Toepfer Stiftung F.V.S. wurde 1931 von dem Hamburger Kaufmann Dr. h.c. Alfred Toepfer (1894-1993) als „Stiftung F.V.S. zu Hamburg" gegründet. Ob das Kürzel F.V.S. für Friedrich von Schiller oder Freiherr vom Stein stehen soll, ließ der Stifter zeitlebens offen. Nach dem Tod des Stifters wurde die Stiftung in "Alfred Toepfer Stiftung F.V.S." umbenannt.

Geschichte

Die Stiftung war lange Zeit wegen des schwierig einzuordnenden Verhältnisses des Gründers Alfred Toepfer zum Nationalsozialismus umstritten. So musste 1996 der 1962 geschaffene Straßburg-Preis für Beiträge zur deutschfranzösischen Verständigung wegen anhaltender Proteste gegen den Stifter eingestellt werden. Dies nahm die Stiftung zum Anlass, das Wirken der Stiftung und des Stifters durch eine unabhängige Kommission untersuchen zu lassen. Die am 11. Dezember 2000 vorgestellten Ergebnisse stellten zwar eine personelle Kontinuität der Stiftung von der Zeit des Nationalsozialismus bis in die jüngere Vergangenheit fest und kritisierten auch die Vermeidung "selbstkritische(r) Vergangenheitsanalysen" des Stifters selbst, attestierten ihm jedoch auch Lernfähigkeit und eine Abkehr vom extremen Nationalismus.(Lit.: Kreis et.al.)

Dennoch verhinderte diese Aufarbeitung nicht, dass das Verhältnis Alfred Toepfers zum Nationalsozialismus auch danach noch der Stiftung zum Vorwurf gemacht wurde. So verweigerte 2005 die französische Theaterleiterin Ariane Mnouchkine die Annahme des Hansischen Goethe-Preis.

Nach dem Ausscheiden von Birte Toepfer als letzter Familienangehörigen des Gründers aus dem Vorstand leitete die Stiftung im Jahr 2004 eine Umstrukturierung des Stiftungsprogramms ein. Eines der Ziele ist es, die Vielzahl von Preisen und Stipendien, die historisch gewachsen ist, zu straffen. Diese soll 2007 abgeschlossen werden.

Aufgaben

Gemäß der 2004 eingeleiteten Reform orientiert sich die Stiftung seit dem Geschäftsjahr 2005/2006 in ihrer Arbeit an drei Schwerpunkten sowie zwei Sonderbereichen, die sie fördert.

Schwerpunktbereiche

In Menschen investieren

Im Schwerpunktbereich In Menschen investieren fördert die Stiftung direkt Personen durch Stipendien, Preise und das Europäische Fördernetzwerk:

  • Alfred-Toepfer-Stipendienprogramm
    • Alfred-Toepfer-Stipendium - für Studierende aus Mittel- und Osteuropa, die ihr Studium an einer deutschsprachigen Hochschule abschließen
    • Masefield-Studienpreis - für junge Nachwuchsmusiker an der Hamburger Hochschule für Musik
    • Alfred-Toepfer-Auszeichnung Humanities Certificate - für die jahrgangsbesten Absolventen des Humanities Certificate der TU Hamburg-Harburg
    • Hanseatic Scholarship for Britons - für Studierende der Universitäten in Oxford und Cambridge, die ihr Studium ein bis zwei Jahre an einer deutschen Hochschule fortsetzen
    • Stipendium für Europäisches Schulwandern - für Schulklassen ab Klasse 9
    • Alfred-Toepfer-Stipendien für Naturschutz - Vergabe auf Vorschlag der Europarc Federation
  • Der mit 75.000 Euro dotierte große Kulturpreis der Stiftung wird erstmals im Jahr 2007 an junge Künstlerinnen und Künstler aus den Bereichen der bildenden und darstellenden Kunst, Musik, Architektur, Film, Fotografie, Literatur und Publizistik vergeben. Die Auswahl der Preisträgerin/ des Preisträgers trifft das Kuratorium des Akzente-Preises für Kultur, dessen Vorsitzender Christoph Stölzl sein wird.
  • Regelmäßige Treffen mit den Stipendiaten sind der Stiftung sehr wichtig. Während der Treffen innerhalb des Europäischen Fördernetzwerk können sich die Geförderten untereinander kennen lernen, ihre Projekte vorstellen und Kontakte schließen. Über die Website der Stiftung sowie ein Magazin für die Alumni soll zudem die kontinuierliche Vernetzung möglich sein.

WerteDialog

Der Schwerpunktbereich WerteDialog ist ab 2006 auf fünf Jahre zeitlich beschränkt und soll den Diskurs sowohl über die aktuelle Bedeutung von Werten in der europäischen Kultur als auch zwischen den Kulturen fördern.

  • Europäische Reflexionen schickt drei junge europäische Fotografen auf eine fotografische Recherchereise durch Europa.
  • Im Wettbewerb zu Werteerziehung werden unter dem Motto „Was ist wichtig?“ Projekte und vorbildliche Beispiele zur Werteerziehung an deutschen Hauptschulen gesucht.
  • Monatlich finden im Elbehaus die Elbehaus-Gespräche mit wissenschaftlichen und kulturellen Vertretern Hamburgs statt.

Gesellschaftliche Innovation

  • Deutsche Hochschulen bekommen durch das Eurolecture-Gastdozentenprogramm die Gelegenheit, junge europäische Wissenschaftler/innen als Dozenten in ihre Hochschule einzuladen.
  • Der Freiherr-vom-Stein-Preis wird im Jahr 2006 ein letztes Mal an Bürger der neuen Bundesländer vergeben, die Engagement für das Gemeinwohl zeigen. 2007 wird der Preis in Freiherr-vom-Stein-Preis für gesellschaftliches Unternehmertum umbenannt und über die neuen Bundesländer hinaus für gesellschaftliches Unternehmertum vergeben.
  • Europäische Kulturinstitutionen können mit neuartigen und besonders ungewöhnlichen Projekten junge Absolventen einstellen, die mit dem Alfred-Toepfer-Fellowship für Innovation in der Kultur gefördert werden.
  • Die Studie zur Realität und Innovation in der europäischen Begegnung ist bis 2007 angelegt. Aus einer kritischen Bestandsaufnahme von Praxis und Forschung heraus möchten die Mitglieder des Fachbeirats aussichtsweisende Impulse für Projekte mit dem Hintergrund der europäischen Integration geben.

Sonderbereiche

Hamburger Momente

  • Persönlichkeiten und Einrichtungen, die sich besonders verdient um das kulturelle, geistige oder wissenschaftliche Leben der Stadt Hamburg gemacht haben, werden mit dem Max-Brauer-Preis ausgezeichnet. Preisträger in den vergangenen Jahren waren u.a. die Hamburger Straßenzeitung Hinz & Kunzt, Dunkelziffer e.V. und die freie Akademie der Künste Hamburg.
  • Mit dem Masefield-Stipendium werden junge Nachwuchsmusiker der Hamburger Hochschule für Musik und Kunst gefördert. In diesem Rahmen finden zweimal jährlich die Masefield-Konzerte statt, bei denen die jeweils drei Stipendiaten das Abendprogramm selbst gestalten.
  • In Zusammenarbeit mit der TUHH Humanities AG vergibt die Alfred Toepfer Stiftung F.V.S. jährlich die Alfred-Toepfer-Auszeichnung Humanities Certificate. Die Jahrgangsbesten des Humanities Certificate der TUHH erhalten diese Auszeichnung.
  • Begabte und sozial engagierte Zuwandererkinder werden mit dem START-Programm gefördert.
  • Musikerziehung in Hamburger Schulen wird mit dem Modellprojekt Musikerziehung unterstützt.

Naturschutz, Land- und Forstwirtschaft

Alfred Toepfer war ein begeisterter Wanderer und setzte sich besonders für die Förderung des Naturschutzes und den Naturschutzgedanken ein. In dem Sonderbereich „natur@toepfer-fvs“ wird die Stiftung die Ideen ihres Stifters zeitgemäß fortsetzen und weiterentwickeln.

  • Der Alfred-Toepfer-Preis für Naturschutz, Land- und Forstwirtschaft wird erstmals im Jahr 2007 vergeben. Junge europäische Praktiker und Wissenschaftler können für Forschung und Arbeit in Naturschutz, Landwirtschaft, agrarwissenschaftlicher Forschung und Forstwirtschaft ausgezeichnet werden.

Preise

Die oben erwähnte Reform der Stiftung führte auch zu einer Straffung des Preisprogramms. Viele Preise wurden eingestellt oder werden 2006 letztmals verliehen. Danach reduziert sich die Zahl der durch die Stiftung verliehenen Preise auf fünf.


  • Zwischen 1935 und 1945 vergebene Preise

Gremien

Stiftungsrat

Dem Stiftungsrat gehören Jürgen Schrader, Hamburg (Vorsitzender), Birte Toepfer, Hamburg (Stellvertretende Vorsitzende), Dr. Ulrich Bopp, Berlin, Rolf Kirchfeld, Hamburg, Jürgen Stephan, Hamburg, Prof. Dr. h.c. Marie-Paule Stintzi, Basel , Prof. Dr. Christoph Stölzl, Berlin, und Dr. Claus Liesner, Hamburg (beratend) an.

Vorstand

Ansgar Wimmer ist Vorstandsvorsitzender, Andreas Holz ist Mitglied des Vorstands und Geschäftsführer der Alfred Toepfer Stiftung F.V.S.

Literatur

  • Georg Kreis, Gerd Krumeich, Henri Ménudier, Hans Mommsen, Arnold Sywottek (Hrsg): Alfred Toepfer. Stifter und Kaufmann. Bausteine einer Biographie – Kritische Bestandsaufnahme. Christians Verlag, Hamburg 2000, ISBN 3-7672-1373-7
  • Jan Zimmermann: Die Kulturpreise der Stiftung F.V.S. 1935-1945. Darstellung und Dokumentation. Hrsg. von der Alfred Toepfer Stiftung F.V.S. Hamburg: Christians 2000.