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John Atanasoff

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John Vincent Atanasoff (* 4. Oktober 1903 bei Hamilton, New York; † 15. Juni 1995) war ein US-amerikanischer Computerpionier bulgarischer Abstammung. Atanasoff entwarf und implementierte den ersten elektronischen, digitalen Rechner, den Atanasoff-Berry-Computer (ABC).

Biographie

Sein Großvater war nach dem misslungenеn Bulgarischen Aprilaufstand 1876 ermordet worden, in dem Jahr, in dem sein Vater Ivan Atanasov in dem Dorf Boiadzik, Kreis Jambol, geboren wurde. Als 13-jähriger Waise, im Jahr 1889, emigrierte sein Vater in die USA.

1926 erhielt Atanasoff seinen Mastertitel in Mathematik vom Iowa State College in Ames, Iowa, USA. 1930 promovierte er mit der Arbeit "The Dielectric Constant of Helium" an der University of Wisconsin. Anschließend kehrte er an das Iowa State College zurück.

1936 entwickelte er den "Laplaciometer", einen kleinen Analogrechner für Berechnungen im Bereich der Geometrie. 1937 baute er zusammen mit dem Doktoranden Clifford Berry einen der ersten Digitalrechner, den Atanasoff-Berry-Computer. Dieser Rechner verwendete Binärmathematik und Boolesche Logik, um bis zu 29 lineare Gleichungen gleichzeitig zu lösen. Der Rechner hatte keine Zentraleinheit (CPU) aber verwendete Elektronenröhren, um Geschwindigkeit zu erlangen. Weiterhin wurde ein dynamischer Arbeitsspeicher verwendet, der nach dem gleichen Prinzip arbeitete, wie die heutigen DRAM-Speicher, indem er Bits in Kondensatoren speicherte.

Er formulierte vier Prinzipien für seinen digitalen Computer:

  • Er wird Elektrizität und Elektronik als Medium benutzen
  • Trotz bisherigen Verfahren, wird er nur binäres System verwenden
  • Er wird Kondensatoren als Speicher benutzen und wird einen regenerativen ("jogging") Prozess verwenden, um Fehler bei Stromausfällen zu vermeiden
  • Er wird "Rechnen durch direkte logische Handlungen und nicht durch Aufzählungen wie bei analogen Rechnern" (Mollenhoff, 34)

1940 traf John Atanasoff John Mauchly bei einer Vorstellung von Mauchlys "harmonic analyzer", einem Analogrechner für die Analyse von Wetterdaten. Atanasoff erzählte Mauchly von seinem neuen Digitalrechner und lud ihn ein, um ihm die Maschine zu zeigen. 1941 folgte Mauchly der Einladung, besuchte Atanasoff, wohnte auch bei ihm und ließ sich den Rechner eingehend vorführen. Bereits zuvor hatten Atanasoff und Berry sich beim Patentamt in Washington davon überzeugt, dass ihre Maschine patentierbar war.

Atanasoff musste in September 1942 nach Washington D. C. umziehen, um für das US-amerikanische Militär im Naval Ordonance Laboratory zu arbeiten. Seinen Patentantrag überließ er der Universitätsverwaltung des Iowa State College, die ihn allerdings nie einreichte. Mauchly hat Atanasoff viele Male in Washington besucht, wollte aber nicht über seine eigene Arbeit sprechen. Er war dabei, zusammen mit J. Presper Eckert den ersten Turing-vollständigen Rechner, den ENIAC, zu konstruieren, den sie 1946 fertigstellten.

In der Folge kam es zu Auseinandersetzungen darüber, wer von beiden tatsächlich den Digitalrechner erfunden hatte. Dieser Streit wurde 1967 vor Gericht ausgetragen. Honeywell Inc. verklagte Sperry Rand, der das Patent von Mauchly und Eckert hielt. Das Gerichtsverfahren begann 1971 und dauerte neun Monate. 77 Zeugen wurden gehört, 80 Briefe und 30.000 Gegenstände vorgelegt. 1973 stellte das Gericht fest, dass das Patent zu Unrecht an Mauchly und Eckert erteilt worden war. Die Begründung war so klar, dass keine Revision beantragt wurde. Atanasoff konnte kein Patent für seinen ABC erlangen (was ihn zum vermutlich reichsten Mann der Welt gemacht hätte). Er besitzt jedoch die Rechte für andere 32 Patente.

Als Anerkennung für seine Verdienste überreichte ihm 1990 der damalige US-Präsident, George Bush Sr., das National Medal of Technology.