Bundesautobahn 17
Die Bundesautobahn 17 (Abkürzung: BAB 17) – Kurzform: Autobahn 17 (Abkürzung: A 17) – literarisch auch Via Porta Bohemica genannt − führt von Dresden in südlicher Richtung zur tschechischen Grenze und ist seit 21. Dezember 2006 durchgängig befahrbar. Baubeginn der A17 war 1998. Als D 8 soll die Verlängerung auf tschechischer Seite weiter bis Prag führen, wobei ein kurzes Teilstück der D8 noch auf Jahre unvollendet bleiben wird. Wann die Autobahn von Dresden bis Prag A17(D)-D8(CZ) durchgängig befahrbar ist, ist zur Zeit nicht absehbar. Derzeit fehlt in Tschechien noch ein etwa 20 km langer Abschnitt zwischen Řehlovice (südwestlich von Ústí nad Labem) und Lovosice. Zwischen Ústí nad Labem-Trmice und Lovosice befindet sich aber eine gut ausgebaute Landstraße.
Da sie in einem Paneuropäischen Korridor (Europastraße 55) das Osterzgebirge auf Höhen bis etwa 600 Metern überquert und im Ballungsraum Dresden am Südrand des Elbtalkessels dem regionalen Verkehr dienen soll, ist ihr Verlauf sehr aufwendig und schon in der Nähe Dresdens durch Tunnel und Brücken geprägt.
Um die europäische Dimension der Verbindung Prag-Dresden zu unterstreichen wird die A17/D8 in offiziellen Publikationen als Via Porta Bohemica (Latein: Straße der böhmischen Pforte) bezeichnet. Ob sich dieser Name durchsetzt, bleibt abzuwarten. Sinnvoller wäre, dass die während der Bauzeit gelegentlich verwendete Formulierung der Erzgebirgsautobahn übernommen wird.
Geschichte

Erste Planungen für diese Trasse stammen aus dem Jahr 1938. Anfang der 1980-er Jahre wurden erneut Planungen ausgeführt. Aus Kostengründen wurde damals eine Trassenführung vom Autobahndreieck Dresden ausgehend durch die Dresdner Heide in Richtung Pirna favorisiert. Bürgerproteste und fehlende finanzielle Mittel führten jedoch zu einem weiteren Aufschub des Baubeginns. Erst ab 1990 wurde der Bau wegen des sprunghaft angestiegenen LKW-Verkehrs auf der Bundesstraße 170 dringend. Anknüpfend an die Planungen der 1930-er Jahre wurde eine stadtnahe Trasse bei Dresden konzipiert. Der Abschnitt von Pirna bis zur Staatsgrenze wurde aus Gründen des Landschaftsschutzes weiter westlich geplant, da die ursprüngliche Trassenführung die Nationalparkregion Sächsische Schweiz berührt hätte.
Die Bundesautobahn 17 verläuft parallel zu einem historischen Erzgebirgspass. Sieht man davon ab, dass sie durch moderne Betonbrücken die Kerbtäler ohne enorme Höhenunterschiede quert, folgt sie dem Verlauf der Dresden-Teplitzer Poststraße bzw. dem Kulmer Steig unmittelbar nach Überbrückung des Müglitztals in Dohna. Neben der Wirkung für den regionalen Straßenverkehr im Ballungsraum Dresden zwischen Pirna und Dresden, wählte man durch diese Trasse mit dem Nollendorfer Pass auch die niedrigste Erzgebirgsquerung in etwa 600 Meter Höhe.
Bau
Die Autobahn ist durchgehend mindestens vierspurig (plus Standstreifen) und hat einen Regelquerschnitt von 29,5 m, auf Großbrücken von 29,0 m. Die Gesamtstrecke von 44,75 km soll 646,2 Millionen Euro kosten. Damit würde ein Kilometer Autobahn im Schnitt 14,44 Mio. Euro kosten.
Erster Bauabschnitt
Der erste Teil des 1. Bauabschnittes geht vom Autobahndreieck Dresden-West (A 4) bis zur Anschlussstelle Dresden-Gorbitz. Diese 3,6 Kilometer lange Strecke wurde ab August 1998 gebaut, am 8. Oktober 2001 freigegeben und kostete 53,6 Millionen Euro. Da der Zubringer nach Dresden, die Kesselsdorfer Straße (B 173), bisher nicht vierspurig ausgebaut wurde, kommt es dort häufig zu Staus. Der Ausbau sollte 2005 beginnen. Als Zubringer nach Freital wurde die Staatsstraße S 36 verlegt. Der Wilsdruffer Ortsteil Kesselsdorf soll eine Ortsumfahrung bekommen.
Der zweite Teil des 1. Bauabschnittes geht von der Anschlussstelle Dresden-Gorbitz bis Dresden-Südvorstadt. Diese 8,8 km lange Strecke hat 286,8 Millionen Euro gekostet. 87 % der Kosten entfielen auf die Tunnel-Brücke-Tunnel-Konstruktion zwischen Dölzschen (Dölzschener Tunnel) und Coschütz (Coschützer Tunnel) über den Plauenschen Grund und die Weißeritz. Hier kostete ein Meter Tunnelröhre ca. 40.000 Euro. Mit dem Bau dieses Teils wurde im Frühjahr 2000 begonnen. Die Sicherheitsstandards in den Tunneln sollen die höchsten in Deutschland sein. Ebenfalls auf diesem Streckenteil befindet sich der Tunnel Altfranken. Die Eröffnung dieses zweiten Teilstückes verschob sich nach einem Kabelbrand im Coschützer Tunnel von Oktober 2004 zum 22. Dezember 2004 hin. Bereits ab Herbst 2005 waren umfangreiche Reparaturarbeiten in den Tunnels notwendig, um Baumängel zu beseitigen (Die Kosten dafür sollen durch eine entsprechende Versicherung gedeckt worden sein).
Zweiter Bauabschnitt
Der erste Teil des 2. Bauabschnittes geht von der Anschlussstelle Dresden-Südvorstadt bis Dresden-Prohlis. Die 3 Kilometer lange Strecke kostete 45 Millionen Euro und wurde bereits am 25. Oktober 2004 freigegeben, noch bevor der 1. Bauabschnitt vollständig fertig war.
Das restliche Teilstück des 2. Bauabschnittes von der Anschlussstelle Dresden-Prohlis bis Pirna ist 9,9 Kilometer lang und wurde am 22. Juli 2005 freigegeben. Die Baukosten waren mit 112,7 Millionen Euro veranschlagt. Zum Eröffnungtermin war nur die nördliche Seite der Lockwitztalbrücke fertiggestellt. Sie wurde am 13. Dezember 2005 beidseitig freigegeben.
Dritter Bauabschnitt
Von der Anschlussstelle Pirna bis zur tschechischen Grenze sind es 19,3 Kilometer. Der Bau wurde am 8. Dezember 2004 offiziell begonnen, wobei die Arbeiten an den Brücken schon seit dem Frühjahr 2004 liefen. Er kostete etwa 154,2 Millionen Euro. Am 21. Dezember 2006 wurde die Autobahn von Dresden bis zur Grenze und auf tschechischer Seite die Fortsetzung als Autobahn D8 bis Ústí nad Labem für den Verkehr freigegeben.
Bauwerke
Tunnel Altfranken
Der Tunnel Altfranken befindet sich in Höhe von Dresden-Altfranken. Er unterquert den Schlosspark ("Luckner-Park") und wurde zwischen 2000 und 2004 in offener Bauweise hergestellt. Er ist 345 m lang, hat zwei Röhren mit zwei Fahrspuren in westliche Richtung und drei Fahrspuren in der Gegenrichtung.
Tunnel Dölzschen
Der Tunnel Dölzschen besteht aus zwei Röhren und unterquert den Dresdner Stadtteil Dölzschen auf 1070 m Länge. Da er in westliche Richtung leicht ansteigt, ist die nördliche Fahrbahn dreispurig ausgelegt, besitzt aber keinen Standstreifen. Der Tunnel wurde im bergmännischen Vortrieb nach der "Neuen Österreichischen Tunnelbauweise" gebaut.
Tunnel Coschütz
Der Coschützer Tunnel ist der längste Tunnel der A17 und unterquert den Dresdner Stadtteil Coschütz. Die zwei Röhren des Tunnels mit je zwei Fahrstreifen und einem Standstreifen sind 2332 m lang. Auch er wurde nach der "Neuen Österreichischen Tunnelbauweise" gebaut. Der Tunnel Coschütz ist mit dem Tunnel Dölzschen über die Weißeritztalbrücke im Plauenschen Grund verbunden.
Lockwitztalbrücke

Die Lockwitztalbrücke ist das höchste und längste Brückenbauwerk der A17. Sie ist 723 Meter lang und überspannt den Talgrund in bis zu 64 Metern Höhe am südlichen Stadtrand von Dresden. Die Brücke hat Spannweiten von bis zu 125 Metern und ist gekennzeichnet durch eine neuartige Konstruktionsform mit bogenförmigen Schrägstreben aus Stahlbeton. Damit wurde erreicht, dass aus Rücksicht auf ein Flora-Fauna-Habitat im Tal die Anzahl der Pfeiler auf acht begrenzt werden konnte. Zudem besitzt die Brücke einen Kurvenradius von 2500 Metern; der Kreismittelpunkt liegt nördlich der Brücke. Sie wurde im Dezember 2005 fertiggestellt.
Seidewitztalbrücke
Die Seidewitztalbrücke überspannt das gleichnamige Tal bei Pirna auf einer Länge von 568 Metern. Sie ist mit 154 Metern Bogenspannweite die größte Bogenbrücke in Sachsen und hat eine Höhe von bis zu 55 Metern über Grund. Der massive Bogen mit der Form einer Parabel wurde im abgespannten Freivorbau errichtet. Die Brücke wurde 2006 fertiggestellt.
Grenzübergang
Der neue Autobahn-Grenzübergang der A17 nach Tschechien heißt Breitenau-Schönwald.
Erstes Bauwerk in unmittelbarer Grenznähe ist die 280 Meter lange Nasenbachtalbrücke, an die unmittelbar der „Landschaftstunnel Harthe“ angrenzt.
Die „Grenzbrücke über den Schönwalder Bach“ überquert die deutsch-tschechische Grenze. Der Bauherr dieser 409 Meter langen Brücke ist die Tschechische Republik. Die Straße erreicht kurz dahinter am 723 Meter hohen Špičák u Krásného Lesa (Sattelberg) den höchsten Punkt der Autobahnverbindung.
Konflikte
Vor dem Bau der Zschonergrundbrücke musste erst eine illegale Bauwagensiedlung von der Polizei geräumt werden, in der sich Gegner zum Protest gegen den Bau der Autobahn niedergelassen hatten.
Konflikte gibt es bei der Streckenführung der anschließenden Autobahn D8 in Tschechien, da der geplante Streckenverlauf im Bereich des Böhmischen Mittelgebirges durch ein Naturschutzgebiet führt.
Literatur
- Reintjes, Karl-Heinz: Die Bogenbrücken der A17 - Entwurf und Ausführung. Bautechnik 82 (2005), Heft 11.
Weblinks/Quellen
- Offizielle Informationen der DEGES GmbH zur A17
- Neubau der Autobahn A17 Dresden - Prag
- Foto-Dokumentation zum Bau der Autobahn 17
- Pflichtangabe
Typ
und/oderID
fehlt, siehe Doku