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Zwölf-Schritte-Programm

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Das Zwölf-Schritte-Programm ist das spirituelle Abstinenz-Unterstützungsprogramm der Anonymen Alkoholiker (AA). Es wurde in den 1930ern von den Alkoholikern William Griffith Wilson und Robert Holbrook Smith entwickelt und im Buch Alcoholics Anonymous festgehalten und erläutert.

Zwölf-Schritte-Gruppen, Anonyme Gruppen oder A-Gruppen sind Selbsthilfegruppen, die sich nach dem Zwölf-Schritte-Programm richten. Nach dem Vorbild der Anonymen Alkoholiker haben sich auch Gruppen zu anderen Problemen gebildet und das Programm inhaltlich entsprechend angepasst. Die Anonymen Programme oder A-Programme tragen in ihren Namen das Wort „Anonym“ (Betroffenengruppen) oder „Anon“ (Angehörigengruppen).

Die Zwölf Schritte

Mitgliedern in Zwölf-Schritte-Gruppen wird empfohlen, auf freiwilliger Basis die Zwölf Schritte durchzuarbeiten, eine Bedingung für die Teilnahme an den Treffen ist das nicht.

Die Zwölf Schritte sind im Originalwortlaut urheberrechtlich geschützt, deshalb kann Wikipedia nur eine textliche Abwandlung anbringen. Der Originalwortlaut ist in der Vergangenheitsform geschrieben und wurde von den Urhebern als rückblickender Leitfaden ihrer eigenen Genesung/Gesundung verfasst.

Es folgt eine sinngemäße Abwandlung des Textes des Zwölf-Schritte-Programms, wie er in den Zwölf-Schritte-Gruppen genutzt wird. Der Wortlaut unterscheidet sich häufig bei den einzelnen Grupen. Siehe beispielsweise EA:[1], AA:[2] und NA [3]

  1. Es geht darum zuzugeben, seinem Problem gegenüber machtlos zu sein. Das können beispielsweise der Alkohol, andere Drogen, Sexsucht, die eigenen Gefühle usw. sein, je nach Thematik der Gruppe.
  2. Zu dem Glauben kommen, dass nur eine Macht höher als man selbst die eigene psychische Gesundheit wiederherstellen kann.
  3. Den Entschluss fassen, seinen Willen und sein Leben der Sorge Gottes, wie ihn jeder für sich versteht, anzuvertrauen.
  4. Eine gründliche und furchtlose Inventur von sich selbst zu machen.
  5. Vor sich selbst und einem anderen Menschen gegenüber seine Fehler eingestehen.
  6. Die Bereitschaft, „Charakterfehler“ von Gott entfernen zu lassen.
  7. Demütig darum bitten, dass Gott sämtliche persönliche „Fehler“ beseitigt.
  8. Auflistung aller Personen, denen Schaden widerfahren ist und Bereitschaft/Willen zur Wiedergutmachung entwickeln.
  9. Wo immer möglich, die Menschen entschädigen, außer, wenn sie oder andere dadurch verletzt werden.
  10. Innere Inventur fortsetzen und zugeben, wenn man im Unrecht ist.
  11. Durch „Gebet und Besinnung“ versuchen (bzw. die Verbindung suchen), eine tiefe bewusste Beziehung zu Gott, wie ihn jeder für sich selbst versteht, zu verbessern und um die Erkenntnis beten, seinen Willen zu sehen und die Kraft, das umzusetzen.
  12. Nach der nun erfahrenen spirituellen Erweckung versuchen, die Botschaft an andere Betroffene weiterzugeben und seinen Alltag nach den Grundsätzen der jeweiligen 12 Schritte Gruppe auszurichten.

Zwölf-Schritte-Gruppen

Verbreitung

Die überwiegende Mehrzahl der Zwölf-Schritte-Gruppen beschäftigt sich mit Drogenabhängigkeit. Es treffen sich in über 180 Ländern mehr als 100.000 Anonyme Alkoholiker-Gruppen, 33.000 Narcotics Anonymous-Gruppen, 550 Nicotine Anonymous-Gruppen. Dazu kommen noch über 27.000 Al-Anon-Familiengruppen für Angehörige von Alkoholikern. Die geografische Verteilung häuft sich im Ursprungsland USA.

Mit anderen Themen beschäftigen sich weltweit mehr als 1.200 EA-Gruppen, 500 CoDA-Gruppen und eine Vielzahl kleinerer Zwölf-Schritte-Programme.

Siehe auch: Liste der 12-Schritte-Gruppen

Mitgliedschaft

Eine Besonderheit von Zwölf-Schritte-Gruppen ist ihre Inklusivität. Grundsätzlich stehen sie jedem offen, unabhängig von Geschlecht, Alter, Nationalität, Sprache, Glaubenszugehörigkeit oder Rasse.

Die einzige Voraussetzung für die Gruppenzugehörigkeit wird in der 3. Tradition der jeweiligen Gruppe festgelegt. Zum Beispiel ist die Voraussetzung bei...

Es gibt keine formalen Eintritts- oder Austrittskriterien. Mitglied ist, wer an Meetings teilnimmt und sich zugehörig fühlt.

Eine weitere Besonderheit der Anonymen Gruppen ist das Anonymitätsprinzip. Die Teilnehmer bleiben untereinander anonym, sie nennen nur ihre Vornamen. Die Identität wird nicht geprüft, es werden keine Mitgliederverzeichnisse oder Anwesenheitslisten geführt. Außerdem ist auch im Außenkontakt Vertraulichkeit über die Inhalte und Teilnehmer der Meetings zu wahren. So können Betroffene in Meetings offen über ihre Probleme sprechen, ohne spätere Bloßstellungen in der Öffentlichkeit befürchten zu müssen. Auch für die Gruppe selbst ist die Anonymität ein Schutz. Dies schützt sie vor Schädigung ihres Ansehens, insbesondere wenn prominente Mitglieder auffällig werden.

Meetings

Die Gruppen dienen der Selbsthilfe. Alkoholiker helfen Alkoholikern, Angehörige Angehörigen. Sie treffen sich regelmäßig, meist wöchentlich, zu Meetings. Es bleibt jedem Teilnehmer überlassen, ob und wie häufig er ein Meeting besucht.

Die Meetings werden ausschließlich von den Betroffenen selbst organisiert. Ein Chair (von engl. chair person, Vorsitzender) moderiert. Dieser Dienst wird entweder durch Wahl oder nach Rotationsprinzip besetzt und kann von jedem Teilnehmer übernommen werden. Weder der Chair noch andere Dienste haben eine hierarchische Sonderstellung.

Es gibt kein Therapeuten-Klienten-Verhältnis. Viele Teilnehmer suchen sich aber einen erfahrenen Sponsor. Dieser sollte schon längere Zeit „trocken“ sein, viel Erfahrung mit dem Programm haben und insbesondere in Notlagen (wie akutem Suchtdruck) erreichbar sein.

An geschlossenen Meetings nehmen nur Mitglieder selbst teil. Offene Meetings beziehen auch Angehörige ein. Manche Gruppen veranstalten auch öffentliche Informationsmeetings.

Die Gruppen bestimmen den Meetingablauf selbst. Der typische Meetingablauf enthält folgende Elemente: Vorstellungsrunde („Ich heiße Bill, ich bin Alkoholiker.“ – „Hi, Bill!“); Vorlesen von Präambel, Zwölf Schritten und Zwölf Traditionen; gemeinsames Sprechen des Gelassenheitsgebets. Häufig werden auch Texte aus der Literatur vorgelesen. Je nach Gruppe kommen weitere Elemente hinzu.

Den größten Raum im Meeting nimmt das „Teilen von Erfahrung, Kraft und Hoffnung“ ein. Die Teilnehmer sprechen über ihre Erfahrungen. Sie können frei über alles sprechen, was sie bewegt. Die anderen Teilnehmer dürfen weder Feedback noch ungefragte Ratschläge geben. Manche Gruppen begrenzen die Redezeit und haben weitere Regeln, um einen konstruktiven Meetingablauf zu gewährleisten.

Literatur

Literatur spielt bei den Zwölf-Schritte-Gruppen eine wichtige Rolle. Den Kern bilden die „Zwölf Schritte“ und „Zwölf Traditionen“, entweder in der ursprünglichen Fassung der AA oder in einer angepassten Variante, die alle Bezüge auf „Alkohol“ und „Alkoholismus“ durch das entsprechende Gruppenthema ersetzt. Fast alle Gemeinschaften fassen ihr Programm in einer kurzen „Präambel“ zusammen.

Neben den AA selbst verwenden auch viele abgeleitete Zwölf-Schritte-Gruppen das „Blaue Buch“ (engl. Originaltitel The Big Book) der AA. Es enthält die Zwölf Schritte, Zwölf Traditionen, Zwölf Versprechen, einige Slogans, die Gründungsgeschichte der AA und zahlreiche Lebensgeschichten.

Einige Gemeinschaften haben diesem Vorbild entsprechende eigene Bücher herausgebracht, etwa „Basic Text“ (NA), „Al-Anon Familiengruppen“ (Al-Anon) oder das „CoDA Buch“ (CoDA). Die meisten Gemeinschaften geben zahlreiche weitere Literatur heraus, wie Informationsbroschüren, Meditationsbücher, Lebensgeschichten. Diese werden für Öffentlichkeitsarbeit, Selbststudium und auch während der Meetings genutzt.

Die meisten Gruppen legen Wert darauf, dass sie nur „konferenzgeprüfte“ Literatur verwenden. Neue Literatur muss bei überregionalen Konferenzen von einer Mehrheit angenommen worden sein. Außerdem wird nur selbstverfasste Literatur genutzt, da Zwölf-Schritte-Gruppen von externen Einrichtungen, wie einzelne Autoren oder Institutionen unabhängig bleiben wollen (6. Tradition).

Spiritualität

Das Zwölf-Schritte-Programm ist nach dem Selbstverständnis der Gründer ein spirituelles Programm.

Dass Spiritualität für manche Alkoholiker die letzte Rettung sein kann, fasste der Psychiater C. G. Jung 1961 in einem Brief [10] an den Mitgründer der AA Bill W. mit „spiritus contra spiritum“ (Heiliger Geist gegen Weingeist) zusammen.

Zwölf Schritte

Die Zwölf Schritte sind in der Vergangenheitsform geschrieben, weil sie Erfahrungen dokumentieren. Sie zeichnen den Weg nach, der bei den Berichtenden zu spirituellem Erwachen und Genesung führte.

Die Arbeit mit den Schritten ist eine Empfehlung. Sie ist keine Bedingung für die Mitgliedschaft. Die Teilnahme an Meetings steht auch Menschen offen, die sich nicht nach den Schritten richten wollen.

Organisation

Die Zwölf-Schritte-Gemeinschaften sind basisdemokratisch organisierte Graswurzelbewegungen. Der Aufbau richtet sich nach den Zwölf Traditionen.

Gruppe

Organisatorische Grundlage sind die einzelnen Gruppen. Neue Gruppen können jederzeit gegründet werden. Wenn sich zwei oder drei Personen über ihre Genesung unterhalten, können sie sich A-Gruppe nennen, vorausgesetzt, dass sie als Gruppe keine andere Bindung eingehen (3. Tradition).

In ihren eigenen Angelegenheiten sind die Gruppen selbstständig und nur ihrem Gruppengewissen gegenüber verantwortlich (2. und 4. Tradition), solange die Angelegenheit nicht andere Gruppen oder die Gemeinschaft als Ganzes betreffen.

Die Gruppen sind finanziell unabhängig. Sie finanzieren sich ausschließlich über die Spenden ihrer Mitglieder. Es werden keine Gelder von Außen angenommen, um nicht in Abhängigkeiten zu geraten (7. Tradition). Die Gruppen sind auch unabhängig von Religionen, Sekten, Parteien usw.

Intergruppe

Alle Angelegenheiten, die andere Gruppen betreffen, sollten mit diesen gemeinsam beraten werden. Diese Beratungen finden gelegentlich auf gemeinsamen Zusammenkünften aller Beteiligten, meist aber durch Gruppenvertreter in Intergruppen-Komitees statt. Diese werden je nach Bedarf auf Stadt-, Bezirks-, Staats-, nationaler und internationaler Ebene eingerichtet.

Die Gruppensprecher werden von den Gruppenmitgliedern gewählt. Sie haben keine Entscheidungsbefugnisse gegenüber der Gruppe. Ihre Aufgabe ist lediglich, den Willen der Gruppe nach außen zu vertreten.

Nach Möglichkeit werden Beschlüsse im Konsens gefasst. Nur in Ausnahmefällen werden Mehrheitsbeschlüsse gefasst, um die manchmal Jahre dauernden Konsensfindungsprozesse abzukürzen.

Kein Intergruppen-Dienstinhaber hat irgend einem Mitglied gegenüber Macht oder Weisungsbefugnis. Alle Ausschüsse können ihren Mitgliedern lediglich Empfehlungen aussprechen.

Verein

Schematische Darstellung der Organisations-Struktur von 12-Schritte-Gruppen

Die einzelnen Gruppen haben keine rechtliche Struktur. Sie sind ein formloser Zusammenschluss von Menschen, die an den Meetings teilnehmen. Die Teilnehmer bleiben anonym. Für überregionale Arbeit, wie die Bereitstellung von Literatur und den Abschluss von Verträgen, ist dagegen eine juristische Person von Vorteil.

Zu diesem Zweck haben einige Zwölf-Schritte-Gemeinschaften eingetragene Vereine gegründet. Die Aktiven werden in den Jahresversammlungen der Intergruppen gewählt. Dann werden sie durch eine zweite Wahl in den Verein aufgenommen. Mit diesem Schritt verlieren die Mitglieder ihre Anonymität. Nach Außen erscheinen sie als "Angehörige von Betroffenen". Laut Satzung haben die Vereine die Interessen ihrer jeweiligen 12-Schritte-Gruppe zu vertreten. Formal ist die Jahresversammlung dem Verein nicht weisungsbefugt.

Gemeinsamer Dienstausschuss

Die Integrität der Gemeinschaft als ganzem stellt der Gemeinsame Dienstausschuss der jeweiligen Programme sicher. Er koordiniert die Öffentlichkeitsarbeit der gesamten Gemeinschaft. Eine Sonderstellung hat dabei Alcoholics Anonymous World Services, Inc. als Inhaber des Urheberrechts an den Zwölf Schritten.

Weitere „Zwölf-Schritte“ Einrichtungen

Kliniken

Viele psychosomatische Fachkliniken beziehen das Zwölf-Schritte-Programm in ihr Therapiekonzept ein. Im Bad Herrenalber Modell von Dr. Walther H. Lechler bildet es die geistige und spirituelle Grundlage des therapeutischen Prozesses. Viele Patienten nennen diese Kliniken vereinfachend „Zwölf-Schritte-Kliniken“, zur Abgrenzung von anderen Therapiekonzepten. Da Zwölf-Schritte-Gruppen außenstehende Einrichtungen weder gutheißen (6. Tradition), noch von ihnen finanzielle Unterstützung annehmen (7. Tradition) können, sind Kliniken und Gruppen organisatorisch getrennt. In der Praxis stellen solche Kliniken Räume für Meetings bereit und empfehlen zusätzlich die längerfristige Teilnahme an Zwölf-Schritte-Gruppen im Rahmen der Nachsorge.

Selbsthilfegruppen

Es gibt weitere Selbsthilfegruppen und Organisationen, die Teile des Zwölf-Schritte-Programms oder der Organisationsstruktur übernehmen. Einige beziehen sich direkt auf die Zwölf Schritte der AA, manchmal deuten nur der Name oder einzelne Begrifflichkeiten eine mutmaßliche Nähe zu den AA an.

Zwölf-Schritte-Gruppen im engeren Sinne orientieren sich an den Zwölf Schritten und den Zwölf Traditionen der AA, sie ändern an diesen Texten nur das jeweilige Problem und sie beachten das Copyright des Alcoholics Anonymous World Services, Inc. an den Texten.

Synanon und Narconon haben, trotz der Endsilbe „-non“ im Namen, keine Verbindung mit dem Zwölf-Schritte-Programm, weder inhaltlich noch organisatorisch.

Die Endlich-Leben-Gruppen verwenden die Zwölf Schritte, ergänzen und verändern sie aber im christlichen Sinne. Organisatorisch sind sie an Kirchengemeinden gebunden. Recovery Anonymous übernimmt die Zwölf Schritte und Traditionen, verwendet die ursprüngliche, christlich orientierte Literatur der AA-Gründer und ergänzt sie um detaillierte Leitfäden zur Meetingorganisation. Messies Anonymous sind kaum von der Gründerin und Autorin Sandra Felton zu trennen.

Kritik

Kritik an den 12 Schrittegruppen kommt vor allem von einer Reihe einzelner Personen. Die Kritiker haben (bisher) keiner Verband oder Organisation der sie als ganzes vertritt oder in dem sie organisiert sind. Somit hat man es mit einer Reihe von Einzelmeinungen von einzelnen Personen zu tun, die sich z.T. inhaltlich und logisch widersprechen können. Folgende Punkte werden dabei angeführt.

Monopolisierung

Insbesondere in den USA und zunehmend auch in Deutschland wird das Zwölf-Schritte-Programm als wichtigste, oft einzige, Selbsthilfegruppe für Abhängige und ihre Angehörige empfohlen. Dieser Umstand ist allerdings vor allem auf individuelle Entscheidungen derjenigen zurückzuführen, die (z.B. Ärzte), die die Empfehlung aussprechen.

Teilnahme als gerichtliche Auflage

Gegen den Grundgedanken der freiwilligen Teilnahme an Meetings steht, wenn jemand aufgrund externen Drucks gegen seinen Willen an Meetings teilnimmt, z.B als gerichtliche Auflage. Viele Gefängnisinsassen bekommen Freigang für die Teilnahme an 12 Schritte Meetings. Entweder ist der einzelne Betroffene nicht mit dem spirituellen Charakters des Zwölf-Schritte-Programms einverstanden und empfindet die Zwangsteilnahme als Einschränkung der Religionsfreiheit. Oder er verspürt einfach nicht den „Wunsch, mit dem Trinken bzw. seiner Sucht aufzuhören“ (3. Tradition). Die erzwungene und anwesenheitskontrollierte Meetingteilnahme gefährdet mehrere Grundprinzipien der Zwölf-Schritte-Gruppen: Einigkeit (1. Tradition), verbindender Genesungswunsch (3. Tradition) und eventull die spirituelle Grundlage der Anonymität (12. Tradition). Es gibt Meetings, die Zwangsteilnehmer aufnehmen und ihnen die geforderten Teilnahmenachweise ausstellen.

Medizinische Wirksamkeit

Die medizinische Wirksamkeit des Zwölf-Schritte-Programms bei der Genesung von Suchtkrankheiten ist schwer zu belegen. Aussagen der Mitglieder und ihrer Kritiker weichen stark voneinander ab. Unabhängige, wissenschaftlich tragfähige Untersuchungen sind rar.

Auffällig ist der Mangel medizinischer Erkenntnisse in Literatur und Alltag der Zwölf-Schritte-Gruppen. Einzige Arbeitsgrundlage sind die eigenen Erfahrungen, die mutmaßlich erfahrungsbasierte Gruppenliteratur und der Kanon aus Zwölf Schritten, Zwölf Traditionen und Blauem Buch. Spiritualität wird als ein Genesungsmerkaml hervorgehoben.

Selbstorganisation

Zwölf-Schritte-Gruppen sind selbstorganisierte Gruppen von Betroffenen, ohne Begleitung durch fachkundige Therapeuten. Sie unterliegen damit keiner Qualitätssicherung oder Supervision.

Gottesglaube

Die Empfehlung, nach eigenem Ermessen eine Beziehung zur „Höheren Macht“ aufzubauen, steht im Zentrum der Zwölf Schritte und Zwölf Traditionen. Im Meetingsablauf ist der Gottesbezug ständig präsent. Zu Beginn des Meetings werden meist die Zwölf Schritte und Zwölf Traditionen vorgelesen, dazu kommt noch weitere Literatur, zum Abschluss der Gelassenheitsspruch, an dem niemand Teilnehmen muss.

Verhältnis zu den abrahamitischen Religionen

Genesung von der Sucht ist im Zwölf-Schritte-Programm für die, die Interesse an der freiwilligen Schrittearbeit haben, mit der religiösen Fragestellung verbunden, also mit dem selbstgewählten Gottesbild. Obwohl in verschiedenen Veröffentlichungen der AA und anderer Zwölf-Schritte-Gruppen immer wieder betont wird, dass diese Vorstellung die Sache jedes Einzelnen sei, sind nach Auffassung einiger Kritiker die Zwölf Schritte und Traditionen deutliche von einer abrahamitischen Vorstellung geprägt.

Die Nähe zur christlichen Religion wird nach Meinung einiger Kritiker insbesondere in den USA deutlich, wo während vieler Meetings das Vaterunser gesprochen wird. In den Fallgeschichten des Blauen Buchs der AA ist häufig ein Zusammenhang zwischen spirituellen Erwachen und Bibellektüre oder Kontakt zu christlichen Einrichtungen zu lesen.

Alternativen

Es gibt viele andere Selbsthilfegruppen, die nicht nach dem 12 Schritte Programm arbeiten. Es gibt zahlreiche Selbsthilfeangebote für viele verschiedene Krankheiten und Problembereiche mit den unterschiedlichsten inhaltlichen Ausrichtungen und Methoden. Qualifizierte therapeutische und soziale Hilfen gibt es für alle Themen, zu denen es auch Zwölf-Schritte-Gruppen gibt. Anlaufstellen sind etwa Ärzte, Psychotherapeuten, Wohlfahrtsverbände und Selbsthilfekontaktstellen.

Es gibt auch Selbsthilfegruppen und Genesungsprogramme, die sich eindeutig zu einer bestimmten religiösen Tradition oder Weltanschauung bekennen.

Spiritualität ist eng mit Religion verknüpft. Wer Spiritualität sucht, könnte bei Religionsgemeinschaften fündig werden.

Literatur

Kritsche Betrachtung