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Hans-Gert Roloff

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Hans-Gert Roloff (* 11. September 1932) ist emeritierter Professor für Mittlere Deutsche Literatur und Neu-Latein an der Freien Universität Berlin.

Nach einem Studium der Germanistik, der Latinistik, Theaterwissenschaft, Geschichte und Philosophie unter anderem bei Richard Alewyn, Richard Newald, Helmut de Boor und Wolfgang Baumgart legte er 1958 sein Staatsexamen ab und wurden 1965 promoviert. Seine Habilitation erfolgte 1969 bzw. 1979, einen Lehrstuhl hatte er seit 1970 an der TU Berlin inne und wechselte 1984 an die FU Berlin, wo er 1979 pensioniert wurde, aber weiterhin seinem Fach und früheren Institut aktiv verbunden blieb.

Während seiner Zeit als Professor an der TU Berlin bzw. der FU Berlin nahm er verschiedene Gastprofessuren wahr, so 1981 an der University of Melbourne, 1988 war er Gastprofessor an der Sorbonne, 1995 an der University of Kansas at Lawrence und schließlich 1997 an der Universität Wroclaw.

Roloff ist der Entdecker des Tugent Spyls, eines von Sebastian Brant verfaßten und 1512/13 von ihm in Straßburg aufgeführten deutschsprachigen Zweitagespiels mit einer Rahmenhandlung nach der Prodikos-Fabel von Herkules am Scheidewege. Das Tugent Spiel, das, wie man heute weiß, nach dem Narrenschiff das bedeutendste deutschsprachige Werk Sebastian Brants ist, war in seiner Existenz und Aufführung lange Zeit nur durch beiläufige Aussagen Jakob Wimphelings bezeugt und wurde von Roloff in dem einzigen erhaltenen Druck, einer postumen Straßburger Ausgabe von 1554, in der Herzog August Bibliothek in Wolfenbüttel entdeckt und 1968 neu herausgegeben.

Roloffs hauptsächliches Forschungsgebiet ist die deutsche und neulateinische Literatur des 14. bis 18. Jahrhunderts, um deren deren Kenntnis und philologische Erschließung er sich besonders als Herausgeber mehrerer Veröffentlichungsreihen verdient gemacht hat. In kritischer Auseinandersetzung mit herkömmlichen Periodisierungsprinzipien setzte er sich in der deutschen und internationalen Germanistik dafür ein, die spätmittelalterliche und frühneuzeitliche deutsche Literatur bis zum 18. Jahrhundert unter dem Begriff "mittlere deutsche Literatur" als ein eigenständiges und zusammenhängendes Forschungsgebiet zu begreifen, was an der FU Berlin zur Einrichtung eines eigenen Instituts (später Forschungsstelle) für Mittlere Deutsche Literatur führte.

Literatur

  • Susanne Wendt / Jörg Jungmayr: Bibliographie der Publikationen Hans-Gert Roloffs seit 1961. In: James Hardin / Jörg Jungmayr: "Der Buchstab tödt - der Geist macht lebendig". Festschrift zum 60. Geburtstag für Hans-Gert Roloff von Freunden, Schülern und Kollegen, Peter Lang, Bern u.a. 1992, ISBN 3-261-04522-1, Bd. II, S. 1263-1282