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Georges Bataille

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Georges Bataille (* 10. September 1897 in Billom, Département Puy-de-Dôme; † 9. Juli 1962 in Paris) war ein französischer Schriftsteller, vielseitig tätiger Wissenschaftler: Soziologe, Anthropologe und Philosoph.

Geboren in Billom, Puy-de-Dôme, zog er mit seiner Familie 1900 nach Reims. Er besuchte ab 1917 die "Ecole des Chartes" in Paris und arbeitete nach seiner Ausbildung zum Bibliothekar in der Bibliothèque nationale de France. 1942 wurde er aufgrund einer Tuberkulose aus dem Bibliotheksdienst entlassen, 1949 nahm er die Arbeit als Bibliothekar zunächst in Carpentras und später in Orléans wieder auf. Er starb 1962 in Paris.

Wirken

Bataille bewegte sich von 1923-28 in den Kreisen der Pariser Surrealisten. Ab 1930 wird er Mitherausgeber der Zeitschrift Documents. Gemeinsam mit André Breton und Roger Caillois gründete er 1935 die antifaschistische Gruppe Contre-Attaque. 1936 gründete Bataille zusammen mit Roger Caillois, Michel Leiris und Jules Monnerot das "Collège de Sociologie", dessen Aufgabe es sein sollte, eine „Soziologie des Heiligen“ zu entwickeln. 1946 gründete er die einflussreiche Zeitschrift Critique, in der er unter anderem die frühen Arbeiten von Roland Barthes, Maurice Blanchot, Jacques Derrida und Michel Foucault veröffentlichte. Bataille wurde stark von Georg Wilhelm Friedrich Hegel, Sigmund Freud, Karl Marx, Marcel Mauss, dem Marquis de Sade und Friedrich Nietzsche beeinflusst.

Werk

Er ist Autor eines vielfältigen Werks: Vorlesungen, Gedichte, Essays über zahllose Themen wie die Mystik der Wirtschaft, über Poesie, Philosophie, Kunst, Erotismus und Tod. Bataille interessiert sich für das Opfer, die Transgression (Grenzüberschreitung, die eine innere Erfahrung evoziert) und die Verschwendung, den Rausch, die Tabu- und Grenzbereiche menschlichen Denkens, Fühlens, Handelns.

Gilles de Rais, Leben und Prozeß eines Kindermörders

Gilles de Rais war ein Waffengefährte der Jeanne d'Arc, Marschall von Frankreich und zugleich ein monströser Massenmörder. Unzählige Kinder wurden von seinen Vertrauensleuten unter verlockenden Versprechungen in seine Schlösser gebracht, wo sie als Opfer schwarzer Magie im Verlauf orgiastischer Gelage auf grauenhafte Weise geschändet und verstümmelt wurden. George Bataille schildert in seinem Buch das entsetzliche Geschehen anhand der Protokolle des weltlichen und des kirchlichen Prozesses. Darüber hinaus bemüht er sich um einepsychologisch fundierte Philosophie des Verbrechens.

Schlüsselbegriffe

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  • Acéphale
  • Chance
  • Documents
  • Eros
  • das Heilige
  • die Marter
  • Potlatsch/Potlach (übernommen aus Marcel Mauss' einflussreicher Untersuchung über die Gabe)
  • Souveränität
  • Überschreitung
  • Verschwendung
  • Opfer
  • Tod
  • Transgression
  • der verfemte Teil
  • Verwerfung
  • Ekstase (siehe dazu Susan Sontag "Regarding the pain of others": dort wird berichtet, G. Bataille habe sich intensiv mit der Photographie einer grausamen Folterszene befasst, wohl weil ihn die Ekstase des Geschundenen fasziniert habe

Werke in deutschen Ausgaben

  • Lascaux oder die Geburt der Kunst (Skira, 1955)
  • Abbé C.
  • Das Blau des Himmels
  • Die Geschichte des Auges
  • Der heilige Eros
  • Die Tränen des Eros
  • Madame Edwarda
  • Die Erotik (Matthes&Seitz 1994).
  • Das obszöne Werk. Die Geschichte des Auges. Madame Edwarda. Meine Mutter. Der Kleine. Der Tote.
  • Theorie der Religion
  • Die psychologische Struktur des Faschismus. Die Souveränität
  • Wiedergutmachung an Nietzsche. Das Nietzsche- Memorandum und andere Texte
  • Die Literatur und das Böse. Emily Bronte - Baudelaire - Michelet Blake - Sade - Proust - Kafka - Genet
  • Die Aufhebung der Ökonomie
  • Die Souveränität
  • Die innere Erfahrung nebst Methode der Meditation und Postskriptum 1953 (Atheologische Summe I) (Paris, Gallimard 1943, 1954; München, Matthes&Seitz 1999)
  • Die Freundschaft. Das Halleluja (Atheologische Summe II) (Paris, Gallimard 1944, 1961; München, Matthes&Seitz 2002)
  • Nietzsche und der Wille zur Chance (Atheologische Summe III) (Paris, Gallimard 1945; München, Matthes&Seitz 2005)
  • Gilles de Rais. Leben und Prozeß eines Kindermörders, (Gifkendorf: Merlin Verlag)

Literatur

  • Elisabeth Bange: An den Grenzen der Sprache : Studien zu Bataille. Lang, Frankfurt a.M. 1982
  • Gerd Bergfleth: Theorie der Verschwendung : Einführung in Georges Batailles Antiökonomie. Matthes & Seitz, München 1985
  • Rita Bischof: Souveränität und Subversion : Batailles Theorie der Moderne. Matthes & Seitz, München 1984
  • Jacques DERRIDA: "Von der beschränkten zur rückhaltlosen Ökonomie. Ein rückhaltloser Hegelianismus". In: ders.: Die Schrift und die Differenz. Suhrkamp, Frankfurt/Main 1972, S. 380-421
  • Rodolphe Gasché: System und Metaphorik in der Philosophie von Bataille. Lang, Frankfurt a.M. 1978
  • Gregor Häfliger: Autonomie oder Souveränität. Zur Gegenwartskritik von Georges Bataille. Mäander, Mittenwald 1981
  • Hans-Jürgen Heinrichs: Der Wunsch nach einer souveränen Existenz : Georges Bataille. Droschl, Graz 1999
  • Michel FOUCAULT: "Vorrede zur Überschreitung". In: ders.: Dits et Ecrits. Schriften. Erster Band . Suhrkamp: Frankfurt/Main 2001, S. 320-342 (13. Stück der Schriften)
  • Bernd Mattheus: Georges Bataille: eine Thanatographie München: Matthes & Seitz, 1.1984 - 2. 1992
  • Stephan Moebius: DIE ZAUBERLEHRLINGE. Soziologiegeschichte des COLLÈGE DE SOCIOLOGIE 1937-1939 (Georges Bataille, Michel Leiris, Roger Caillois und die Wirkungen auf Foucault, Emmanuel Lévinas, Jean-Luc Nancy, Michel Maffesoli, Baudrillard und Derrida) Konstanz: UVK, 2006 ISBN 3-89669-532-0
  • Stephan Moebius: Homme de la science, homme de l'action, homme du mythe. Die internen Krisen des Collège de Sociologie (1937-1939) und die Tage danach. In „Lendemains. Études comparées sur la France / Vergleichende Frankreichforschung“, hrsg. von Wolfgang Asholt, Hans Manfred Bock et al., "Phantastische Literatur sowie Pour les Sciences Humaines", Heft 110/111, 28. Jhrg., Tübingen 2003, S. 162-179.
  • Stephan Moebius: Contre-Attaque – eine politische Initiative französischer Intellektueller in den 30er Jahren. In: „Sozial.Geschichte. Zeitschrift für historische Analyse des 20. und 21. Jahrhunderts“ (neue Folge von „1999“), hrsg. von der Stiftung für Sozialgeschichte des 20. Jahrhunderts, Heft 2, 18. Jhrg., Bern, Juni 2003, S. 85-100.
  • Lars Steinmann: Rezension zu Artur R. Boelderl: Georges Bataille. Über GottesVerschwendung und andere Kopflosigkeiten. In: Marburger Forum. Beiträge zur geistigen Situation der Gegenwart 6 (2005) Online-Version
  • Lars Steinmann: Eine Buchsprechung zu "Die Tränen des Eros" - In: Marburger Forum. Beiträge zur geistigen Situation der Gegenwart Jg. 7 (2006), Heft 3 Online-Version
  • Peter Wiechens: Bataille zur Einführung. 1. Aufl. Junius Verlag, Hamburg 1995, ISBN 3885069075