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Quastenflosser

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Quastenflosser (Crossopterygiformes) stellen eine Ordnung der Knochenfische dar. Ihre nächsten Verwandten sind die Lungenfische. Ein wesentliches Kennzeichen beider Gruppen ist das teilweise verknöcherte und mit Muskulatur versehene Skelett der Brust- und Bauchflossen. Daher fasst man sie auch zur Unterklasse der Muskelflosser bzw. Fleischflosser (Sarcopterygia) zusammen. Der Name Quastenflosser leitet sich davon ab, dass sich an der Spitze der Schwanzflosse eine pinsel- bzw. quastenförmige Verlängerung befindet.

Körperbau

Der Bau der Brust- und Bauchflossen ähnelt also dem Bau der Gliedmaßen der Landwirbeltiere (Tetrapoden). Vermutlich haben die fossilen Quastenflosser-Arten ihre Flossen zur Fortbewegung am Meeresboden, möglicherweise auch an Land benutzt. Darauf weist ein rudimentäres Organ am Darm hin, das homolog zur Schwimmblase ist und den Überrest einer Lunge darstellen kann, die bei den Lungenfischen noch vorhanden und funktionsfähig ist.

Evolution

Quastenflosser - hier aber eher ihre Vorfahren, speziell die Rhipidistia - werden in der Evolutionsforschung vielfach als Vorfahren der ersten Landwirbeltiere angesehen. Der Aufbau des Skelettes ähnelt Ichthyostega, einem Fossil, das als erstes Amphibium und damit Landwirbeltier angesehen wird. Diese morphologische Ähnlichkeit wird allerdings durch genetische Vergleiche in Frage gestellt, wonach die die nächsten Verwandten der Landwirbeltiere wären. Der Quastenflosser verwendet seine Flossen in einer Art Kreuz"gang", aber er bewegt sich nur schwimmend, die Evolution hatte somit eine Art des Gehens entwickelt, die erst später verwendet wurde.

Quastenflosser sind seit langem fossil bekannt. Die ältesten Fossilien stammen aus dem Devon, die jüngsten aus der Kreide. Die Blütezeit lag in der Trias. Daher glaubte man lange, dass die Quastenflosser mit den Dinosauriern ausgestorben seien.

Wiederentdeckung eines lebenden Fossils

1938 wurde ein 1,50 m langer und 52 kg schwerer unbekannter Fisch im Indischen Ozean in der Gegend östlich von East London (Südafrika) aus knapp 70 m Tiefe gefangen. Das Exemplar war durch die Druckverringerung bereits tot.

Als Marjorie Courtenay-Latimer, die Kuratorin des Naturhistorischen Museums von East London an der Südostküste Südafrikas das Tier entdeckte, das ganz offensichtlich ein Vertreter der Unterordnung Coelacanthini aus der Ordnung der Quastenflosser war, einer Fischgruppe, welche den Zoologen und Paläontologen bisher nur aus versteinerten Abdrücken bekannt war und von denen man daher zu wissen glaubte, dass sie im Devon, vor über 350 Millionen Jahren, entstanden und gegen Ende der Kreidezeit, vor rund 70 Millionen Jahren, vollständig ausgestorben wären, schaltete sie Prof. Smith aus Grahamstown in Südafrika ein. Dieser identifizierte den Fisch eindeutig als Nachfahren der fossilen Quastenflosser und benannte das Tier nach seiner Entdeckerin und dem Fluss Chalumna, in dessen Nähe er ins Schleppnetz gegangen war, taxonomisch Latimeria chalumnae (heute: Komoren-Quastenflosser). Erst 15 Jahre später gelang der nächste Fang in der Gegend der Komoren. Es konnten dann noch weitere Exemplare gefangen werden, einmal sogar ein lebendes.

Seit 1989 wird mit Unterstützung der Zoologischen Gesellschaft Frankfurt ein Projekt zur Erforschung der Quastenflosser durchgeführt. Inzwischen wurden von Prof. Hans Fricke auch Filmaufnahmen von lebenden Quastenflossern bei den Komoren gemacht werden.

Eine erneute Sensation gab es, als 1997 und 1998 tote Quastenflosser auf dem Fischmarkt von Manado Tua (Sulawesi) in Indonesien entdeckt wurden, rund 10.000 Kilometer von den Komoren entfernt. Inzwischen fand Prof. Fricke auch dort lebende Quastenflosser.

Verbreitung

Latimeria chalumnae kommt in dem Gebiet zwischen den Komoren und Madagaskar in einer Tiefe von 150-400 m vor. Eine getrennte Population von Quastenflossern gibt es den indonesischen Meeresgebieten zwischen Borneo und Celebes. Diese Tiere unterscheiden sich morphologisch kaum von den Tieren von den Komoren. molekulargenetische Untersuchungen der Mitochondrien zeigen jedoch Unterschiede. Diese lassen darauf schließen, dass die beiden Populationen seit etwa 1 Million Jahren getrennt sind.

Lebensweise

Durch die beinartigen Brust- und Bauchflossen kann sich der Fisch in einer Art "Kreuzgang" bewegen, aber er geht nicht am Meeresboden herum, ja er berührt mit seinen Flossen nicht mal den Boden, etwa beim Beschleichen seiner Beute, wobei die Brustflossen um 180° um die eigene Achse gedreht werden können. Wenn der Quastenflosser schnell schwimmen will, benutzt er seine mächtige Schwanzflosse.