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Im Westen nichts Neues

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Im Westen nichts Neues ist ein Roman von Erich Maria Remarque über den Schrecken und die Sinnlosigkeit des Krieges.

Im Westen nichts Neues erschien in Deutschland erstmals im Januar 1929 und wurde noch im Erscheinungsjahr in 26 Sprachen übersetzt. Bis heute gibt es Ausgaben in über 50 Sprachen und die geschätzten Verkaufszahlen weltweit liegen zwischen 15 und 20 Millionen.

Den nationalsozialistischen Bücherverbrennungen 1933 fiel auch Im Westen nichts Neues zum Opfer.

Allgemeines

In dem Antikriegs-Roman werden die Kriegserlebnisse des jungen Paul Bäumer und seiner Frontkameraden im Ersten Weltkrieg eindrucksvoll geschildert. Im Westen nichts Neues steht im selben literarischen Kontext wie In einem andern Land von Ernest Hemingway, Jahrgang 1902 von Ernst Glaeser und Krieg von Ludwig Renn. Wie Hemingway benutzt Remarque den Begriff der „verlorenen Generation“ für die jungen Männer, die aufgrund ihrer in jungen Jahren erfahrenen Kriegstraumata nach dem Krieg Mühe haben, im zivilen Leben Fuß zu fassen.

Remarques Werk steht damit im Gegensatz zur rechtskonservativen, apologetischen Kriegsliteratur zur Zeit der Weimarer Republik, die sich bemühte, den verlorenen Krieg zu deuten und zu rechtfertigen oder die Kriegserlebnisse der Frontsoldaten zu heroisieren.

Remarque schildert in Im Westen nichts Neues den Krieg aus der Sicht eines einfachen Soldaten und weist selbst darauf hin, dass sein Roman deshalb durchaus kein objektives Bild des ersten Weltkrieges vermittelt, sondern eben nur die Erlebnisse der normalen Soldaten schildert.

1930/31 schrieb Remarque eine Fortsetzung mit dem Titel "Der Weg zurück", wo beschrieben wird, wie die Überlebenden versuchen, nach dem Krieg wieder im Zivilleben Fuß zu fassen.

Inhalt

Der Roman handelt von Paul Bäumer, einem jungen deutschen Soldaten, der sich bei Ausbruch des Ersten Weltkriegs - angetrieben von den patriotischen Reden des Lehrers Kantorek - zusammen mit seiner ganzen Schulklasse freiwillig für den Kriegsdienst meldet. Bevor es an die Front geht, absolvieren sie unter dem sadistisch veranlagten Unteroffizier Himmelstoß ihre Grundausbildung und merken schnell, dass beim Militär andere Werte zählen, als sie es gewohnt sind.

An der Westfront kümmert sich eine Gruppe erfahrener Frontsoldaten um die "Frischlinge" und zu einem von ihnen, Katczinsky, genannt Kat, baut Paul ein enges Vater-Sohn-Verhältnis auf. Paul und seine Kameraden lernen schnell, was es wirklich heißt, im Krieg zu sein, zu kämpfen, zu töten, zu überleben.

Bei einem Aufenthalt zu Hause erkennt Paul, dass an der "Heimatfront" niemand versteht, was er und seine Freunde an der Front täglich erleben und so ist er beinahe erleichtert, endlich zurückzukehren zu den Menschen, die ihn verstehen.

Langsam aber sicher löst sich die kleine Gruppe aber auf, nachdem einer nach dem anderen entweder verwundet oder getötet wird und schließlich wird auch Paul getroffen und muss für einige Wochen in ein Lazarett. Wieder zurück in den Schützengräben muss er erleben, wie es schließlich auch Kat 'erwischt' und als kein anderer mehr übrig ist, fällt schließlich auch Paul selber, kurz vor Kriegsende, "an einem Tag, der so ruhig und so still war, daß der Heeresbericht sich auf den Satz beschränkte, im Westen sei nichts Neues zu melden".

Titel

Das Hauptthema des Buches ist sicherlich Sinnlosigkeit des Krieges , worüber sich auch einige der Charaktere Gedanken machen, indem sie sich fragen, wie und warum der Krieg anfing, was er überhaupt bringen soll und wer am Ende einen Nutzen aus ihm zieht. Antworten finden sie keine.

Der Schrecken des Krieges

Im Westen nichts Neues zeichnet ein realistisches Bild des Krieges, der durch neue Erfindungen wie Chemische Waffen(Giftgas),Maschinengewehre und Panzer noch weitaus tödlicher und grausamer geworden ist. Remarque beschreibt den Alltag an der Front erschreckend lebhaft: Die Schützengräben werden ständig durch Artillerie beschossen, die Schlachtfelder sind bedeckt mit Leichen, Giftgas und Scharfschützen bedrohen das Leben der Soldaten. Auch werden die unzähligen Verwundungsmöglichkeiten aufgezählt und der furchtbare Alltag im Lazarett beschrieben.

Der Effekt auf die Soldaten

Ein weiteres zentrales Thema im Roman ist, wie der Krieg sich auf die Soldaten auswirkt und sie schließlich zerstört. Nicht nur schweben sie konstant in der Gefahr, jederzeit erschossen, vergast oder zerbombt zu werden, sondern müssen auch noch diverse psychische Schocks ertragen. Ständige Angriffe und Gegenangriffe reiben ihre Nerven auf, niemals mehr verlässt sie ihre Angst und zudem sind sie gezwungen, unter unmenschlichen Bedingungen zu leben. Ihre matschigen Schützengräben teilen sie mit Unmengen an Ratten und Leichen, oft reichen Wasser und Nahrung hinten und vorne nicht. Diese Unmenschlichkeiten bringen die Soldaten dazu, sich - metaphorisch gesehen - von Menschen in Tiere zu verwandeln, die nur noch auf die Erfüllungen ihrer primitivsten Bedürfnisse aus sind. Und selbst wenn sie das Glück haben, zu überleben und nicht wie ihre Freunde und Kameraden einen grausamen Tod erleiden, zerstört der Krieg die Soldaten am Ende doch, wie Paul erfahren muss, als er nach Hause zurückkehrt und nicht einmal mehr Freude an den einfachsten Dingen haben kann.

Kapitelübersicht

Kapitel 1

Die Kompanie freut sich über nahezu doppelte Rationen, da von 150 nur 80 Mann von der Front zurückgekehrt sind. Der junge Erzähler Paul Bäumer beschreibt, wie sie an den letzten Tagen in der Schule überredet wurden, sich zur Armee zu melden. Die Kameraden besuchen im Lazarett einen Schulkollegen von Paul.

Kapitel 2

Paul macht sich Gedanken, wie es nach dem Krieg sein wird und wie ihn das harte Kasernenleben auf den Krieg vorbereitet hat. Ohne Ausbildung wäre er im Schützengraben verrückt geworden. Paul trauert um den im Lazarett gestorbenen Freund Kemmerich.

Kapitel 3

Der unentbehrliche Katcinsky (Kat genannt) wird beschrieben, der das Soldatenleben immer wieder mit den „wichtigsten“ Dingen verschönert und erleichtert. Es folgt ein Gespräch zwischen den Kameraden, dass aus Disziplinausbildungen keine Schikane werden darf.

Kapitel 4

Pauls Kompanie wird mit jungen Rekruten aufgefüllt und muss wieder an die Front. Der Instinkt des Tieres hält sie dort am Leben. Bei einem Jägerfriedhof werden sie von Artilleriefeuer überrascht, einige sterben.

Kapitel 5

Paul und seine Freunde überlegen, was sie machen würden, wenn plötzlich Frieden wäre. Unterbrochen werden sie von Himmelstoß, ihrem früheren gehassten Ausbilder während der Grundausbildung, der jetzt auch an die Front eingezogen wurde. Später beschert ein genialer Plan des unentbehrlichen Kat den drei Freunden einen Gänsebraten, den sie hungrig verschlingen.

Kapitel 6

Wieder geht es zur Front. Drei Tage lang muss die Kompanie im Graben ausharren, da das Artilleriefeuer zu stark ist. Endlich können sich die Soldaten gegen die Franzosen wehren und töten so viele Feinde wie möglich. Am nächsten Tag folgt wieder ein massiver Angriff der Franzosen, der besonders unter den unerfahrenen Rekruten viele Opfer fordert. Von 150 Mann kehren nur 32 ins Lager zurück.

Kapitel 7

Nach dem Fronteinsatz suchen die Soldaten Entspannung und Ablenkung. Paul und seine Freunde lernen einige Französinnen kennen, die sie des Nachts heimlich besuchen. Wenig später fährt Paul für zwei Wochen Urlaub nach Hause und besucht seine kranke Mutter. Er hat Probleme sich einzuordnen und zurechtzufinden, denn die Front hat ihn und sein Denken schon zu stark geprägt. Am Ende des Urlaubs berichtet er Kemmerichs Mutter von dessen Tod und er denkt über sich, seine Rolle im Leben und seine Mutter nach.

Kapitel 8

Nach dem Urlaub muss Paul für einige Wochen ins "Heidelager", wo er russische Gefangene bewacht, und von dem elenden Zustand der Russen berichtet. Am Ende seines Aufenthalts wird er von seinem Vater und seiner Schwester besucht und bekommt von ihnen ein wenig Essen.

Kapitel 9

Paul fährt zurück zu seiner Kompanie. Nach einem kurzen Besuch des Kaisers zur Inspektion der Truppen gehen sie wieder an die Front. Bei einem Patrouillengang werden die Soldaten von einem gegnerischen Angriff überrascht, worauf Paul zwangsmäßig in einen Trichter kriecht und sich tot stellt. Als ein Franzose in seinen Trichter geschleudert wird, sticht er diesen aus Todesangst kurzerhand ab. In den folgenden Stunden kann er nicht aus dem Trichter heraus, da das Trommelfeuer ihn zerlöchern würde. Er verspricht dem sterbenden Franzosen aus schweren Schuldgefühlen heraus, dass er sich um dessen Familie kümmern wird, obwohl er weiß, dass er dies nicht einhalten kann. Wegen andauernder Gefahr muss er einen ganzen Tag warten, bis er zurück in den deutschen Graben kriechen kann. Dort erzählt er seinen Freunden von dem Erlebnis mit dem Franzosen und von seinen Gewissensbissen, doch Kat und Albert beruhigen ihn und sagen, dass dies ganz normal sei.

Kapitel 10

Zunächst bewachen die Soldaten ein verlassenes Dorf, wo sie es sich gut gehen lassen, doch bei einer gegnerischen Offensive verletzen sich Paul und Albert und kommen erst ins Lazarett, wo Paul operiert wird, und dann in ein katholisches Hospital. Dort wird Albert das Bein amputiert. Nach einigen Wochen im Hospital erhält Paul kurzen Erholungsurlaub und muss sich endgültig von Albert verabschieden, was ihm schwer fällt.

Kapitel 11

Paul erlebt viele Fronteinsätze, seine Freunde Müller und Kat sterben, besonders der Tod Katczinskys geht Paul sehr nahe, da er eine gewisse führende Tätigkeit inne hatte. Detering desertiert. Einige bekommen Front-Anfälle; Paul denkt viel über den Krieg und seine Wirkung auf den Charakter der Soldaten nach. Der Wunsch nach Frieden wird immer größer. Paul kann die Grausamkeit des Krieges kaum noch ertragen.

Kapitel 12

Paul macht sich noch einmal Gedanken über die Probleme, die er und seine Generation haben werden, falls es wirklich Frieden gibt und wie sie sich im Zivilleben zurechtzufinden sollen. Er stirbt schließlich an einem Tag kurz vor Kriegsende, als er von einem Scharfschützen erschossen wird. Im Kriegsbericht steht nur: "Im Westen nichts Neues", da an diesem Tag nichts Nennenswertes passiert ist.

Verfilmungen und andere Interpretationen

Der Roman wurde zwei Mal erfolgreich verfilmt. Die erste Verfilmung, eine US-Produktion aus dem Jahr 1930 von Lewis Milestone, gilt als einer der 100 besten Filme der US-amerikanischen Filmgeschichte (vgl. Im Westen nichts Neues (Film)). Der Produzent Carl Laemmle erhielt für den Film einen Oscar in der Kategorie "Bester Film".

Bei der Uraufführung des Films in Berlin kam es zu einem Skandal. Auf Anweisung von Joseph Goebbels besetzten die Nazis den Saal und hinderten andere Kinogäste am Besuch; die Vorführung musste abgebrochen werden. Nach mehrfacher Wiederholung der gewaltsamen Störaktionen durch Schlägertrupps der SA wurde der Film abgesetzt. Die NSDAP verbuchte dies als ihren Sieg.

Weniger populär, jedoch auch mit positiven Kritiken wurde 1979 unter Regie von Delbert Mann ein Remake des Antikriegsfilms als US-amerikanisch-britische Koproduktion für das Fernsehen gedreht. Diese Neuverfilmung wurde 1980 mit einem Golden Globe als bester TV-Film ausgezeichnet.

Unter dem Titel All Quiet on the Western Front schrieb Elton John 1983 einen kriegskritischen Song, der sich auch auf den Film bezieht.

Ebenso erschien 1929 Im Osten nichts Neues des Autors Carl August Gottlob Otto, das nicht nur dem Namen nach starke Parallelen zu Remarques Werk aufweist.

1930 erschien beim Brunnen-Verlag in Berlin anonym Vor Troja nichts Neues von Requark (In Wirklichkeit Emil Marius) als Parodie. (Eigenbeschreibung: "Requarks Buch ist das Denkmal des seit dreitausend Jahren unbekannten Soldaten. Von einem Lebendigen geschrieben" Das ist eine Parodie auf den Untertitel der Ullsteinausgabe von Im Westen nicht Neues: "Remarques Buch ist das Denkmal unseres unbekannten Soldaten. Von allen Toten geschrieben.")